Samstag, 27. April 2013

Tigersprung-Runde

Der blaue Himmel motivierte uns rasch zusammenzupacken und das touristische Shangri La zu verlassen. Schon kurz nach dem Ort meldete sich der Hunger und wir waren froh noch ein Restaurant am Strassenrand zu finden. Leider waren die Tomaten die wir bestellen wollten arg verfault und als das auch die Köchin bemerkte, welche nicht sonderlich motiviert schien, schickte sie uns zurück Richtung Shangri La, dort bekämen wir etwas zu essen. So fuhren wir mit knurrendem Magen noch einige Kilometer weiter und die chinesischen Radler die entgegenkamen meinten, dass es wohl noch 16 km zum nächsten Restaurant ginge. Zudem scheinen wir mit unserem Gepäck recht auffällig zu sein, sie kündigten uns gleich noch drei andere Radler an, die mit ebensoviel Gepäck unterwegs seien, in China sind Lowrider unüblich. Noch vor dem ersehnten Ort überholen wir einen Radfahrer, der mit grossem Rucksack bepackt eher Schlangenlinien fuhr. Bei unserem Anblick ergriff er die Gelegenheit und bat um eine Pumpe. Bereitwillig pumpten wir seine Reifen noch weiter auf, wenngleich sie an sich schon einen ordentlichen Eindruck machten. Entweder lag es tatsächlich am Luftdruck oder an unserer Anwesenheit, nach unserem Zusammentreffen radelte der Einheimische deutlich schneller und lieferte sich fast ein Wettrennen. Wir wichen einmal auf die alte Strasse aus, die durch einen kleinen etwas verfallenen Ort ging aus, kamen aber zeitgleich mit dem Radler wieder an der grossen Strasse an. Sogar nach dem Mittagessen trafen wir ihn wieder, als er gerade ein Auto stoppte und mit diesem weiter fuhr. Kurz darauf verschwanden wir aber sowieso von der Hauptstrasse, für gut 30 km konnte man die alte Hauptstrasse entlangfahren, die eine deutlich andere Routenwahl hatte. Wir wunderten uns, dass plötzlich überhaupt kein Verkehr mehr war, die Lösung folgte auf dem Fuss, der Belag der alten Strasse hatte stellenweise etwas gelitten. Der Weg führte schliesslich in ein schönes waldiges Tal, an dessen Flanken die Bäume schon in Blüten standen. Von Shangri La zum Yangtse geht es ordentlich runter, von über 3200 m auf knapp 1800 m, einen Grossteil der Höhenmeter verbraten wir auf der kleinen Strasse, die am Schluss noch zusätzlich durch eine Vermurung gelitten hat. Schliesslich gelangen wir wieder auf die grosse Strasse, auf welcher man es besser sausen lassen kann und sind so noch vor 19 Uhr am Ort vor dem Eingang der Tiger Leaping Gorge, dabei waren wir ziemlich spät aufgebrochen. Zugegeben auch der Wind hatte neben den Abfahrtsmetern mitgeholfen. Die Herbergsfindung war etwas umständlich, die In-Location des Lonely Planets war gerade nicht offen und so schauten wir im Ort nach einer Bleibe, beim zweiten Hotel passte dann auch der Preis und auch das Zimmer war nett eingerichtet.

Blick in die Berge unweit von Shangri-La
Leichtes Gefälle, so rollt es sich gut
Im Schatten zwei Chinesische Tourrenradler auf dem Weg nach Lhasa
Kommt aus Hongkong, vielleicht desshalb das für Chinesische Radler unübliche viele Gepäck
Könnte auch bei uns im Engadin sein
Kleine Passhöhe auf der alten Hauptstrasse
Was man nicht sieht, Links geht es kräftig runter
Die Bäume haben Frühling

Unten Kraftwerk, Links die neue Hauptstrasse auf die wir wieder kommen
Berge bei der Tiger Leaping Gorge
Und noch mit dem Zoom
Am nächsten Morgen konnten wir gleich die Schranke passieren nachdem wir die 65 Yuan schon am Vortag gezahlt hatten um zur einen Herberge zu gelangen, in China kostet fast alles seinen Eintritt. Die Tiger Leaping Gorge ist eine sehr bekannte Schlucht, welche durch den Yangtse gebildet wird, da Chinesen gerne Superlative mögen, bezeichnen sie sie als tiefste Schlucht der Welt, aber das scheint Definitionssache zu sein. Wir sind noch früh dran und so ist nicht so viel los als wir am ersten Viewpoint eintreffen, dort wird erst zigmal das Ticket kontrolliert, dann darf man die Stege hinunter an die erste Engstelle der Schlucht. Der Name Tiger Leaping kommt von der Sage, dass einstmals ein Tiger über einen grossen Felsbrocken in der Mitte des tosenden Flusses den Yangtse springend überquerte. Die Stelle ist eindrucksvoll, noch eindrucksvoller sind die Bilder an denen die Stelle bei Hochwasser zu sehen ist, dann ist die Schlucht wohl durch ein ohrenbetäubendes Getöse gefüllt. Am grossen Parkplatz warten auch einige Träger auf Kunden. Diese werden in einer Sänfte die 100 Höhenmeter zur Schlucht hinuntergetragen. Als wir mit Anschauen fertig sind, kommen gerade die ersten Reisebusse und die Träger bekommen tatsächlich Kundschaft. Zum Glück fahren die meisten Busse nur bis zu diesem ersten Aussichtspunkt, so ist der Rest der Schlucht relativ ruhig. An der mittleren Schlucht kommt der Wanderweg von oben dazu und endet hier am Walnussgarten. Das gibt uns die Gelegenheit für ein zünftiges Mittagsessen in einer der Herbergen. Es gibt Yakpizza, Naxi-Sandwich und Apfelkuchen. Zudem können wir noch kurz ins Internet, welches uns schlechte Nachrichten bringt, der Yading-Nationalpark ist bis Ende Juli wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Dabei wollten wir im Anschluss dort vorbeifahren. Genaue Informationen haben wir allerdings nicht, insbesondere ist fraglich welche Zugangswege offen sind.
Die 15 Kilometer zum Ende der Schlucht sind schnell zurückgelegt und so befinden wir uns bald im ersten längeren Anstieg. Auf diesem werden wir glatt von zwei chinesischen Tourenradlern überholt, ein Taxi mit zwei Touren-MTB's am Dach braust an uns vorbei. Diese Strecke nach Shangri La ist bedeutend bergiger als die Hauptstrasse zum Eingang der Schlucht. Wir schaffen am Nachmittag dennoch den ersten Pass und gelangen am Abend in Haba an, welches am Fusse des Haba Snowmountain liegt und wo Unterkünfte angeboten werden. Da das Einzelzimmer in der ersten Unterkunft mit 100 Yuan teuer erscheint, nehmen wir die Massenunterkunft für 40 Yuan. Wir haben das Zimmer trotzdem für uns alleine. Nur bei der Dusche gibt es Abstriche, das Wasser kommt eiskalt. Das liegt daran, dass keine Gasflasche angeschlossen ist. Nachdem dieser Mangel behoben ist, bleibt das Wasser ganz aus, so dass wir ohne Dusche bleiben. Auch das WLAN ist nur von kurzer Dauer. Die Herberge sieht sehr neu aus, allerdings ist sie wohl etwas eilig zusammengezimmert worden, durch alle Ritzen und Spalten zieht es bei jedem Windzug. Der Besitzer ist Bergführer und bietet Touren an auf die nahen hohen Berge.

Zackige Berge, leider im Gegenlicht
Noch müde dafür ziemlich einsam geht es Richtung Schlucht
Die Schlucht beginnt

Die Strasse ist sehr spektakulär geführt
Auch schauen, dass du auf der Strasse bleibst
Fussweg auf der Gegenseite, wer nicht gehen will, kann sich von einem Menschen auf kleinen Wagen ziehen lassen

Die Sonne braucht lange bis sie die Schlucht erreicht
Jetzt ist sie bei uns da
Es soll nur nichts runterfallen
Hier soll der Tieger den Yangze überquert haben
Die drei Flüsse, die unsere ersten Wochen in China prägten
Der Tieger
Da müssen sie ab und zu Steine wegräumen
Auch mal auf die andere Seite schauen - schöner Wasserfall
Blick zurück zur Schlucht

Christian kanns nicht lassen und muss näher ran

Die ersten Ortschaften nach der Schlucht, es gibt Essen und Unterkünfte
Es geht wieder hoch nach Jangbian
Schön sind hier wieder einmal die bewässerten Felder
Noch einmal der Yangze
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Agavenpflanze mit ihren Kindern

Fruchtbare Zwischenebene
Schwemmland ist versandet
Die Nacht verbringen wir trotzdem angenehm und werden wieder von einem Traumtag geweckt, wie die letzten beiden Tage auch herrscht strahlend blauer Himmel, üblicher Weise entwickeln sich im Laufe des Tages dann Wolken aus denen der ein oder andere Schauer fallen kann. Heute sind wir gespannt auf die Kalksinterterassen, welche im Reiseführer mit Pamukale verglichen werden. Doch zunächst geht es noch über einen kleinen Pass. Die Strasse ist weiter super asphaltiert und verkehrsarm, also perfekt zu radeln. Den Ort mit den Terrassen kann man dann doch nicht verfehlen, gleich am Ortseingang wird man darauf angesprochen ob man nicht übernachten will, dabei ist noch nicht einmal Mittag. Der Eintritt ist wohl der Einzige in China der gegenüber den 2009er Angaben des Reiseführers gleich geblieben ist, so machen wir noch die Fussrunde an die Terrassen. Die Bezeichnung "eine der grossflächigsten Sinterterassen weltweit" ist vielleicht übertrieben, dennoch ist es nett die verschiedenfarbigen Terrassen anzuschauen, an Pamukale reichen sie wohl nicht heran.
Nach der Runde ist es fast Mittag, so dass wir uns noch einen Reis mit zwei Gemüsebeilagen gönnen. Als wir fast fertig sind, kommen noch zwei westliche Touristen ins Restaurant, die einzigen Touristen, die sich neben uns die Terrassen angeschaut haben. Es stellt sich heraus, dass sie auch Schweizer sind, Jan und Adrian sind auf dreiwöchiger Yunnanrundreise und hatten gerade den oberen Trail der Tiger Leaping Gorge gemacht, der Strassenneubau hatte ihnen die weitere Tour bis Haba allerings vermasselt, da man wohl nun einfach der Strasse entlang laufen muss, wie ein paar Chinesen, welche wir gestern abend getroffen hatten. Vom Walnussgarten hat es wohl nur einen täglichen Bus nach Shangri La, so dass sie sich ein Taxi gegönnt haben um unterwegs auch noch etwas anschauen zu können. Mit ihren beiden Beilagen scheinen sie den Jackpot geknackt zu haben, sie zahlen drei Mal so viel wie wir. Das liegt neben dem Fleisch wohl auch daran, dass der Ort so touristisch ist. In China muss man allerdings auch oft verhandeln, im Restaurant ist das problematisch, da der Preis meist erst nach dem Menu offenbart wird.
Wir machen uns auf zum nächsten Pass, der endlich wieder auf über 3000 geht. Gleich beim Pass steht ein Taxi und schon sehen wir unsere Schweizer wieder, sie hatten einen Spaziergang unternommen. Auch nach dem nächsten kleinen Pass treffen wir sie wieder, ein LKW blockiert die Strasse, da ihm ein Wassertank abgefallen ist. Wir können einfach daran vorbeifahren. Als es auf dem Abend zugeht müssen wir an einen Schlafplatz denken, Stefan hatte uns schon mitgegeben, dass es nach den Sinterterrassen weder Restaurants noch Hotels gibt. Unsere Wahl fiel auf den nächsten Pass, mit 3600 m Höhe war ein guter Nebeneffekt die Akklimatisation. Ein bisschen versteckt fand sich ein Plätzchen und so hatten wir endlich mal wieder eine Zeltnacht.
Kohleherstellung
Mist wird als Dünger verladen
Weiss ist es nur noch hoch oben
Persönliche Kuhbetreuung
Aussicht!
Schön beladen
Die Sinterterassen
Sehen irgendwie unnatürlich aus

Fast möchte man Baden


Es gibt sie dank Algen auch noch in Grün
Dieser Zugangspfad müssen sie wieder mal neu machen
Das Licht und die Wolken sind wieder wunderschön
Juppi......, sehen wir doch noch blühende Rhododendren
Und es hat ganz viele
Auf diesem Pass haben wir unweit der Strasse übernachtet
Diese war recht angenehm, nur der Morgen ist kühl und so ist unser Zelt innen und aussen mit Reif überzogen. Entsprechend kalt war auch die Abfahrt ins nächste Tal, auf der wieder ordentlich Höhenmeter vernichtet wurden, diese mussten wir auf den nächsten Pass wieder gut machen, der mit 3700 m der höchste auf dem Weg nach Shangri La ist. Der heutige Tag ist ein Samstag und es ist erstaunlich viel Verkehr unterwegs, zumindest für die Strecke hier. Die Frühlingsferien haben begonnen und wenn auch nicht alle 1.3 Milliarden Chinesen in den Urlaub fahren, diejenigen die fahren reichen um es an beliebten Orten eng werden zu lassen. Eigentlich fangen die Ferien wohl erst am Sonntag oder Montag an, da die Chinesen offiziell zwei freie Tage am Wochenende vorholen sollen, aber natürlich versuchen auch einige eine ganze lange Woche rauszuschlagen. Wir sind zumindest froh als wir endlich auf dem letzten Pass sind, ein bisschen Gegenwind macht uns heute das Leben schwerer. Während uns an vielen Pässen auf den letzten Tagen blühende Rhododendren begleitet haben, wird es nun karger, die Abfahrt geht in ein fast winterliches Hochtal, dem wir bis zum Eingang eines Nationalparks folgen. Eigentlich hätte unsere Route zum Yading hier abgehen sollen, aber nachdem wir noch nicht wissen ob wir dorthin sollen, wählen wir lieber den Weg über Shangri La. Zudem haben wir erst vor kurzem erfahren, dass dieser Weg durch einen Nationalpark geht, so dass im Zweifel Eintritt zu zahlen wäre. Rein Interesse halber schauen wir im Infozentrum vorbei, wo man die Tickets kauft. Der Eintrittspreis ist wahrlich lächerlich, denn der Park bietet als Attraktion nur zwei Seen, an denen man mit Bussen vorbeikutschiert wird. Dennoch muss man 258 Yuan bezahlen, über 40 Euro, bei den Eintritten spinnen sie wahrlich, die Chinesen. So ist die Routenwahl erst einmal einfach und wenig später sind wir in Shangri La, wo es ein gutes Mittagessen gibt. Nach ein paar Einkäufen geht es weiter, es ist zwar Nachmittag, aber eine Übernachtung jetzt zur Hochsaisonwoche sparen wir uns. Eigentlich wollten wir noch kurz noch einen Blogeintrag absetzen, aber in Shangri La ist der Strom ausgefallen, so dass auch die Free Wifis in den Cafes nicht funktionieren.

Die Farbtupfer machen die Landschaft noch schöner
Auch wenn die Sonne schon scheint ist es noch sehr kühl
Es wird gebaut, interessant sind die dicken Stämme die für ein typisches Haus hier benötigt werden
Geier
See kurz vor Shangri-La
Gemüsemarkt in Shangri-La