Montag, 5. August 2013

Abgebrochener Versuch, Fahrt nach Khorog und Afghanistan-Vorbereitungen

Der Morgen startete uneindeutig, in den Bergen drohten immer noch Wolken und es war kühl. Wir hofften auf Besserung hinter dem Koizetekpass, der der letzte Pass vor Khorog ist und in umgekehrter Richtung die Hauptsteigungin den Pamir bedeutet. Wir hatten heute vor möglichst schneel nach Bachor zu kommen, da wir von dort ein paar Tage wandern gehen wollten. Daher hatten wir schon gestern vorwärtsgemacht, um noch heute eventuell einen Esel zu erwischen und auf eine Seenrunde zu gehen. Nach den 300 Metern auf den Pass sollte es ja nur noch runter gehen und dann noch eine 15 km Stichstrasse nach Bachor führen, sofern es gleich eine Brücke über den Gunt gäbe. Leider lässt uns der Asphalt schon bald im Stich, so dass es auf den flachen Pass länger dauert und auch auf der anderen Seite können wir es anfangs nicht sausen lassen. Erst ab einer Strassenmeisterei (am Pass hat es auch traurige Überreste eines einst herrschaftlichen Gebäudes) setzt Asphalt ein und davor schon Gegenwind. Das Tal wird nun interessanter und wir machen an einer Brücke Znüni. Ein Blick in die Karte zeigt uns, dass es hier in unser bekanntes Shoqdaratal abgeht, der Abzweig ist entsprechend gross, nur die darauffolgende Piste klein und wenig benutzt. In Jelondy schauen wir in den Ort und lassen uns von Kindern zum Laden führen, nicht grösser als eine Garage hat es doch Wurst und Cola. Auf Nachfrage wird ein Junge geschickt und bringt einen Laib Brot, eine andere Frau hat es auch mitbekommen und steckt uns einen weiteren Fladen zu, Bezahlung erwarten sie nicht, doch zumindest dem Jungen geben wir etwas.
Die Strecke ist heute stärker befahren als gestern, viele LKW sind unterwegs. Durch den Gegenwind sind wir viel später dran als gedacht, dafür nehmen wir die nächstbeste Brücke über den Fluss, nun gilt es noch eine Brücke über den Gunt zu finden. Ein älterer Einheimischer führt uns die Pfade entlang zur nicht mehr taufrischen Brücke. Mit dem Rad drüberschieben geht einigermassen, doch sie schaukelt recht stark. Drüben geht es sehr steil den Hang hinauf. Dina bekommt Schiebeunterstützung von Einheimischen. Sie fragen uns noch ob wir ein Taxi nach Bachor wollen, doch wir schlagen aus. Einer von ihnen meint es seien 18 km und mit dem Rad machbar.

Unweit unseres Schlafplatzes - das Wetter ist noch trüb
Abzweigung nach Roshtkala

Nostalgischer Seitenwagen
Nur nicht dem Teer folgen
Das war einmal
Schöne Brücke nach Miyonakuh vom der Hauptstrasse
Weniger stabiel - die Brücke von Miyonakuh nach Shadzud
Dina auf wackeligen Beinen
Nach einer Mittagspause im Schatten gehen wir die Strecke an, doch der Belag ist furchtbar, es hat vor allem Steine, eingebettet in Sand. Dina schiebt und flucht viel, doch wir hoffen auf Wegbesserung. Das Gunttal ist hier recht steil und felsig-geröllig. Auch nach zwei Kuren ist keine Besserung Sicht und die Aussicht die gleiche Strecke zurückzufahren lässt uns zur Umkehr entscheiden. Ein bisschen spielt auch eine Rolle dass wir am Donnerstag in Khorog sein wollen, um unsere nächste Etappe anzustossen. Dafür braucht es noch ein Visum und das Konsulat stellt dieses wohl am selben Tag oder einen Tag darauf aus. Schon etwas geschafft vom frühen Aufstehen, Gegenwind und der üblen Schotterpiste bleiben wir im Tal und ruhen den Rest vom Nachmittag auf der einzigen grünen Wiese hier aus. Zu unserer Verwunderung kommen am Nachmittag noch Fahrzeuge nach Bachor durch und zwar nicht Geländewagen, sondern die chinesischen Kleinbusse, die hier gerne als Taxi verwendet werden. Die Stossdämpfer und Reifen danken es. Nachdem wir gedöst haben wird Essen zubereitet und im Anschluss schon einmal Essen kalkuliert.

Bewässerung bringt Grün in Shadzud
Nicht meine Strasse!
Blick ins Tal Richtung Bachor
Der Ghund
Die Autos kommen besser voran, aber haben leider keinen Platz
Nochmals der Ghund
Zwar hatten wir schon in Bishkek an einen Abstecher in den Wakhan gedacht und daher ein double-entry Visum für Tadschikistan geholt, definitiver wurde es aber erst am Akbaital, wo wir 5 Seiten zum Wakhan in die Hand gedrückt bekamen. Man merkt, dass sich viele Reisende dafür interessieren, doch vielen reicht die Zeit nicht. In der Brochure eher abschreckend sind die genannten Preise, Guesthouses welche über 20$ verlangen, über das Doppelte von tadschikischen Preisenund die Jeepfahrt in den hintersten Ort, 450 $ für 210km.
Unser Plan ist es eine Strecke mit dem Rad zu fahren und die andere per Jeep, hinten soll eine Trekkingtour zum "Little Pamir" gehen. Dafür bräuchten wir für mindestens 14 Tage Essen. So stellen wir uns eine Liste zusammen, mit Lebensmitteln, die wir in Khorog kaufen wollen. Laut Internetinformationen gibt es nach afghanischen Grenzort kein Essen mehr zu kaufen. Wir kalkulieren auf ca. 20kg, die wir auf die verschiedenen Mahlzeiten verteilen. Nachdem eine grobe Liste erstellt ist, geht es endlich Schlafen. In der Früh stehen wir sehr zeitigauf um in der Dämmerung loszufahren. Wir wollen zumindest am Anfang dem Gegenwind entkommen, der hier mit grosser Regelmässigkeit talauf bläst. Die Schotterstrecke bewältigen wir besser als gestern und überqueren den Gunt auf einer anderen Brücke, die für Fahrzeuge gebaut ist. Wir haben den Morgen noch für uns, die Läden sind noch nicht offen und kaum Verkehr. Etwas später treffen wir auf ein spanisches Radlerpärchen, das gerade seinen Kaffee bereitet. Sie fahren nach Osh, waren aber von dort her auch schon nach Khorog mit dem Taxi unterwegs, und sehen die Strecke somit doppelt. Ursprünglich hatten sie auch an das afghanische Wakhan gedacht, doch die Botschaft in Spanien stellte kein Visum aus. Der Wind setzt leider schon recht früh ein und ist in bestimmten Talwindungen besonders stark. Das Gunttal ist eindrucksvoll auf seine Weise, kommt aber an das Bartang natürlich nicht heran. Viele steile abweisend aussehende Berge säumen die Strasse, wohingegen im Tal mit Bewässerung grüne Oasen entstehen. Es geht oft stufenweise hinab, darauf folgt eine Stillwasserstrecke. In den Steilstücken ist die gewaltige Wucht des Wassers zu sehen. Einige einfache Hängebrücken führen über den Fluss, diese werden von den Bewohnern nur einzeln begangen. Als wir eine Pause machen, sehen wir, dass die Pamiris doch nicht so friedlich sind, wahrscheinlich geht es um eine Trennungsgeschichte, jedenfalls wird eifrig aufeinander eingehauen. Als Reisende sind wir erstaunt, dass man selbst auf der Hauptroute noch oft zum Tee eingeladen wird. Die Spanier hatten ebenfalls kein Problem am Abend unterzukommen, bevorzugen allerdings Kaffee. Nachdem das eingezeichnete Restaurant nicht kommt, setzen wir uns in den Schatten eines Alleebaumes. Ein Junge kommt noch vorbei und nutzt Gelegenheit für eine englische Konversation. Wir sind kurz vor dem LKW-Terminal, als wir daran vorbeifahren ist eine Menge los, viele der LKW haben uns überholt. Kurz vor Khorog werden wir an einem Polizeiposten angehalten, als Einzige, alle Einheimischen werden durchgewunken. Die Passdaten werden aufgenommen, dann get es zur letzten Gegensteigung, die in eine Gallerie mündet.
Morgenstimmung beim Zusammenfluss der Flüsse  Ghund und Toguzbulok
Die Brücke über den Ghund ist wäsentlich stabiler
Noch ist es angehnehm kühl
Brücke über den Ghund
Sprudelnder Ghund
Viele Zweige ergeben auch eine Brücke
Berge vor Khorog I
Berge vor Khorog II
Berge vor Khorog III
Berge vor Khorog IV
Wasser bringt Leben
Hier dückt Quellwasser hoch in den Ghund
Beim LKW Terminal ausserhalb Khorog
Der König der Strasse
Erstes Auto, dass über den Pamir Highway fuhr

In Khorog müssen wir uns noch für ein Nachtlager entscheiden, entweder das teurere Homestay oder die leicht günstigere, aber anscheineind wenig saubere Pamir Lodge, in der ein Haufen anderer Radler und Backpacker absteigen. Letztendlich schauen wir in die Pamir-Lodge, wohl die richtige Entscheidung, denn unter den Lauben sitzt schon Franz, den wir am ersten Tajikistantag getroffen hatten, er war schnell gewesen in Bishkek und hatte dort beide Visa bekommen (Tajikistan und Afghanistan). Morgen sollte es schon nach Ishkashim gehen und am Tag darauf nach Afghanistan. Wir sind froh ihn zu sehen, da er schon einige Informationen und Kontakte zusammengetragen hatte. Eine gemeinsame Einreise wäre uns noch lieber gewesen, aber wir müssen erst einmal das Visum besorgen, morgen Montag ist die Botschaft offen. Da wir gehört hatten, dass die Formalitäten in Sultan Ishkashim nur bis Donnerstag früh erledigt werden können, dann ist Wochenende, mussten wir uns aber spurten. Am Samstag wäre in Khorog aber sowieso nicht zu erledigen gewesen. Der Abend wir noch lang, nachdem wir noch essen gingen, ergaben sich noch einige Gespräche. Ineressanter Weise waren auch 3 Kirgisen aus Bishkek in der Lodge, welche ihre Stammesbrüder im Little Pamir besuchen wollten und die sehr aktiv für diese arbeiteten, u.a. versuchen sie einen permanenten Grenzbasar zu ermöglichen, die Kirgisen können sonst nur an wenigen Tagen im Jahr bei Kyzylrabot Waren tauschen und Angehörige sehen. Zudem haben sie keinen eigenen Pass, so dass sie sonst nirgendwo hinreisen können. Sie sollen, wenn alles klappt kirgisische Pässe bekommen. Anscheinend haben sie noch viel der ursprünglichen Lebensweise beibehalten. Mit dem Einfall der Sowjets in Afghanistan hatte sich ihre Zahl stark reduziert da ein Grossteil von ihnen nach Pakistan flüchtete und später in der Türkei aufgenommen wurde.Ausserdem ist heute ein Franzose angekomen, der 6 Tage im Wakhan war. Von ihm gibt es viele Reiseinformationen, allerdings scheint er sehr enttäuscht von der Reise gewesen zu sein, der Wakhan, bzw. eine Reise dorthin wird von ihm durchwegs negativ beschrieben. Er hat vor allem viel blechen dürfen, ohne Kontakt mit der Bevölkerung zu bekommen, was sein eigentliches Ziel war. Nach seinen Schilderungen macht sich Christian die Nacht noch ernsthaft Gedanken, ob wir morgen wirklich das teure Visum beantragen sollen. Von einem anderen Reisenden in der Lodge hatten wir gehört, dass die Strecke in den "Little Pamir" unterbrochen sein soll, das hätten Einwohner von Langar, d.h. auf der tajikischen Seite gesagt. Der Franzose präzisiert die Information ein wenig, die Problemstelle scheint hinter Sargaz zu liegen, zumindest hätten sie dort ein paar Amerikaner abgeholt, die es zu Fuss herausgeschafft hätten.
Am nächsten Morgen macht sich Christian schon früh auf, um nach Dollars Ausschau zu halten, man kann diese zum Glück auch in Khorog beziehen und diese wären ja in Afghanistan nötig. Zudem werden noch weitere Passphotos ausgedruckt und Kopien gemacht. Am Basarist noch nicht so viel los, aer ein paar Treffer werden schon gelandet. Die Haferflocken kosten hier nur ein Drittel von den Murghabpreisen und Milchpulver die Hälfte. Auf dem Rückweg zur Pamir Lodge wird noch am afghanischen Konsulat gefragt, ob schon offen ist. Wir haben die Zeit hier nicht so im Griff, da wir Murghabzeit gewohnt sind und sie hier auch für praktischer halten. Die Wärter am Konsulat meinen, wir könnten jetzt gleich kommen, die Putzfrau, die beim Runterfahren befragt wurde, meinte eine Stunde später. So sind wir doch so früh da und schauen daher noch einmal zu den Banken runter.

Garten der Pamir Lodge
Leider funktioniert Dinas Karte hier nicht, so dass wir noch einmal direkt bei der Bank Dollar beziehen. Das sollte reichen. Am Afghanischen Konsulat geht es nur zäh weiter, anscheinend fehlt noch die Sachbearbeiterin. Dieweil wird der Konsul imer für 10 Minuten durch die Gegendchauffiert. Als die Dame endlich da ist, müssen wir noch einen Brief aufsetzen, in dem beschrieben ist, warum wir ins Land wollen und was wir dort machen. Nachdem alle Unterlagen durch das klein Fenster gereicht sind, heisst es warten. Über eine halbe Stunde passiert nichts. Wenigstens können wir uns mit dem Biologieprofessor von Khorog unterhalten, der ein Fahrzeugdokument beantragt, um heute noch mit russischen Gästen zum Shewasee zu fahren. Zwischendurch fahren sie noch zur Bank und meinen uns blüht Ähnliches. Doch nach einiger Zeit kommt die Sachbearbeiterin heraus und faselt etwas von registrieren und das brauche Zeit. Wir wissen schon auf was sie hinaus will, im Internet hiess es das Visum koste 100 $ und nochmals 10 $ für schnelle Bearbeitung. So fragen wir was es für same day kostet und bekommen als Antwort 100 $ auf die Hand. Das ist schnell erledigt, 10 $ gespart. Der Biologieprofessor verdreht die Auten und ruft laut aus: Korruption. Aber die hat es auch in Tajikistan. Für Tajiken kostet das Visum nur einen Bruchteil und wir sind uns nicht sicher, ob die Gebühr für langsame Bearbeitung nicht niedriger gewesen wäre. Auf jeden Fall haben wir kurze Zeit später das Visum und machen uns gleich an den Einkauf für den Rest der über 20 kg Essen. Ausserdem werden einige Kopien von Pass und Visum angefertigt, die sich aber als nutzlos erweisen, die Afghanen wollen auch den Einreisestempel darauf haben. Im Basar verbringen wir über 2 Stunden, bzw. Christian, was für Verstimmung bei Dina sorgt, da sie dachte es werden nur ein paar Kräuter gekauft, die sich aber sowieso nicht finden lassen. Nicht alles von unserer Liste finden wir, Trockentomaten oder Trockenfleisch zum Beispiel. Vor dem Basar wurde noch die Touristinfo besucht, die eine ältere Brochure zum Wakhan hat, aber auch noch drei gute Ausdrucke von Russenkarten. Da wir diesen Abstecher eigentlich nicht im Reiseplan hatten, fehlten uns diese Regionen auf dem Tablet. Die Dame von der Touristinfo gibt uns weitere Informationen, die natürlich wiedersprüchlich zu vorherigen Infos sind. U.a. heisst es nun, dass es doch auch Läden hinter Ishkashim gäbe und dass beim Ausleihen der Pferde der Pferdeführer im Preis inbegriffen ist. Auch muss er wohl sich selbst verpflegen. Nur das ganze Prozedere in Ishkashim wird auch im Touristinfo nicht klarer. Im Internet hat es verschiedene Beschreibungen dazu, der Konsens ist, dass es ein längeres Prozedere ist, welches ohne gute Dari-Sprachkenntnisse nicht zu bewältigen ist, weshalb unbedingt ein Schleuser eingeschaltet werden soll, der 40 $ kostet. Die Dame von der Touristinfo meint leider auch, dass wir am Nachmittag nicht mehr nach Ishkashim kommen, da keine Taxis mehr fahren. Nach dem Einkauf schauen wir noch beim Taxistand vorbei, wo es zunächst heisst, dass die Autos nun in einer halben bis ganzen Stunde abfahren. Doch es findet sich noch eines, welches um 18.00 fährt, so handeln wir noch einen Preis aus, da die Velos ja mitkommen. Nach dem späten Mittagessen müssen wir noch schnell unser ganzes Essen und die Ausrüstung unterbringen. Trotz der fehlenden Lowrider von Dina hat alles Platz, nur sind die Räder nun sehr schwer. Christian kann sein Rad wegen des schweren Rucksacks im Stehen nicht immer ausbalancieren. Mit dem Taxi klappt es dann, es steht tatsächlich noch da und bringt uns bis kurz nach 21 Uhr nach Ishkashim, wo wir ncoh halbprivat ein Essen bekommen. Beim Taxi, einem Pajero ist wohl der Anlasser kaputt, es muss immer an einem Abhang stehen um angelassen zu werden. Das Essen in Ishkashim ist reichtlich, zum ersten Mal bekommen wir Kurtob, ein Nationalgericht, allerdings mit vielen Fliegen drinnen, da mundet der Kebab besser. Im Dunklen fahren wir zum Guesthouse raus, wo Franz untergekommen ist und einige holländische Motorradfahrer, die auf einer geführten Tour durch den Pamir sind. Zudem sind ein paar Ausralier auf Charitytour da, welche die Norweger in Dushanbe getroffen haben, sie haben es also geschafft. Ein polnisches Pärchen will auch rüber in den Wakhan und eine kurze Trekkingtour zum Noshaq-Basecamp machen. Mit Franz unterhalten wir uns eine Weile, noch ist uns für morgen nicht alles klar und so beschliessen wir gemeinsam die Grenzformalitäten zu erledigen und ebenfalls in Ishkashim die Permitgeschichten.

Unsere Räder werden aufgebunden
Hotel in Ishkashim mit den Motorrädern einer geführten Tour

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