Viel Schlaf bleibt leider nicht, da wir noch nach Dushanbe wollen. Eigentlich hatten wir für in der Früh mit James abgemacht, den Organisator der Reise, welche Moritz nun im Wakhan leitet. Er hatte es dann doch nicht riskieren wollen, in den Wakhan zu reisen und nicht wieder herauszukommen, er wäre sowieso nur 2 Tage drüben gewesen, sozusagen als Übergabe. Erst später bemerken wir jedoch, dass geraten wird früh am Taxistand für Dushanbe zu sein. Doch selbst um 7 Uhr ist es wohl zu spät. Als wir gerade rausfahren, schimpft die Gastgeberin noch mit ein paar Tschechen, welche ohne zahlen gehen wollten. Wir treffen sie gleich darauf wieder am Taxistand, da sie auch nach Dushanbe wollen. Mit James haben wir uns zwischenzeitlich auch am Taxistand verabredet, so muss der Café aber leider ausfallen. Am Parkplatz ist schon jede Menge los, doch scheinen schon alle Taxis besetzt zu sein, auch wenn sie leer sind. Auch die Tschechen finden keinen Platz und so warten wir einige Zeit. Für unsere Räder können wir leider nur wenige Fahrzeuge als Taxi verwenden, sie müssen aufs Dach, weshalb es einen Dachgepäckträger braucht. Nun verstehen wir die Österreicher, die gleich ein eigenes Fahrzeug gechartert haben. Auch nach einer Stunde haben wir kein Fahrzeug, doch irgendwann taucht ein Sprinter auf, der jedoch kaum Gepäckraum hat. Die Tschechen entern ihn sofort und wir fragen auch mal an. Der Boy, der den Bus voll kriegen soll, ist nicht abgeneigt und verhandelt mit dem Fahrer. Allerdings müssen wir noch einiges extra zahlen, da unsere Räder auf der hintersten Sitzreihe Platz finden sollen. Zähneknirschrend beissen wir in den sauren Apfel. Es dauert selbstverständlich noch eine Weile, bis wir abfahren können. Damit dürften wir wohl nicht mehr bei Tageslicht ankommen. Christian verzögert aber auch die Abfahrt, da er noch schnell im Basar verschwindet und mit Essen und einer stylischen Pamirimütze zurückkommt. Aber auch hinter Khorog gibt es immer wieder Pausen, es stellt sich heraus, dass die einheimischen Passagiere teilweise nur als Platzhalter mitfahren und 10 km ausserhalb noch weitere Leute zusteigen. Leider haben wir einen sehr engen Platz erwischt, selbst Dinas Beine sind zu lang, um anständig auf dem Stuhl sitzen zu können, man stösst gleich am Vordersitz an. Wenn wir mehr Zeit gehabt hätten, wäre unsere Idee gewesen einen Teil zu radeln und einen Teil mit dem LKW zu fahren, so wie vor 3 Jahren. Aber wenigstens haben wir nun einen Platz. Die Fahrt geht auf altvertrauten Strassen, Dina kam hier schon zwei Mal durch und Christian drei Mal, doch das Panjtal ist so eindrucksvoll, dass man sicher noch einige Mal mehr durchfahren kann, ohne aufkommende Langeweile. Die Tschechen haben eine Tour im uns gut bekannten Shoqdaratal gemacht und im Anschluss auch noch die Bachor-Schleife. Letztere ist aber wohl ins Wasser gefallen. Entsprechend war die Stimmung nicht die Beste, bzw. der Checker der Gruppe verbreitete Stimmung, während die andern Beiden eher ruhiger waren. Christian vermutete gleich, dass ihre geplante letzte Tour wohl kritisch werden könnte. Nicht alle wollen 2 Tage Fahrt aufwenden um noch einen kurzen Trek in den Fan Mountains zu machen. Die Nacht kommt über uns als wir gerade das Panj-Tal verlassen. Es gibt Neuigkeiten am Pamir-Highway, es wir eifrig gebaut an der Strecke von Khalaikum nach Kulyob, allerdings ist noch kein weiterer Teer dazugekommen. Doch dürfte es in absehbarer Zeit schneller in den Pamir gehen. Obwohl wir nun mitten durch die Nacht fahren, ist an Schlaf nicht wirklich zu denken, man kann ja keine angenehme Ruheposition einnehmen. Wir kommen erst gegen 2 Uhr Nachts in Dushanbe an, Hotelsuche dürfte nun schwierig werden. Die Tschechen lassen sich gleich zum Taxistand für die Fanskys nehmen, der gut 10 km weg auf der anderen Seite der Stadt ist. Bis sie auch wirklich den letzten Somoni aus ihrem Taxifahrer verhandelt haben, dauert es etwas. Wir kratzen derweil die Reste unserer Ausrüstung aus dem Bus. Alles ist völlig eingestaubt, Dina ist gar nicht begeistert. Nun müssen wir aber erst einmal ein Hotel finden. Das erste Hotel das wir ansteuern ist das Vanch, scheint aber nur noch ein Bett im Schlafsaal zu haben. So müssen wir doch auch durch die ganze Stadt fahren, zum Glück hat noch ein Stand offen, der Schaurma anbietet (Kebab in Fladen). Die Polizei ist diesesmal auf der Rudaki ganz friedlich, so können wir ruhig durch die Nacht rollen, bzw. bergaufstrampeln, die Stadt liegt am Fuss der Berge und die Hauptmagistrale Rudaki ist entsprechend geneigt. Zum Glück haben wir schon im Pamir den Tipp bekommen im Adventurers Inn abzusteigen, auch wenn es etwas versteckt liegt, finden wir es ganz gut. Aber mitten in der Nacht ist natürlich alles ruhig und die Türe verschlossen. Wir haben aber grosses Glück, dass noch ein kauziger älterer Reisender aus Österreich die Nacht durchmacht und uns nach zartem Klopfen öffnet. So schlagen wir im Hof noch unser Zelt auf.
Viel Schlaf finden wir nicht, wegen des Visas müssen wir früh raus, Dina übernimmt die Rolle als Antreiberin. Auf dem naheliegenden Basar lassen wir noch unsere Visa für Usbekistan und Aserbaidschan kopieren, Christian vertrödelt noch etwas Zeit mit Bart abrasieren. Das wird wie üblich bei einem Friseur gemacht, bei dem man sich den Bartschneider borgt. So sind wir nicht ganz pünktlich an der Botschaft. Dort warten schon 5-6 Leute, also nicht zu viele. Doch der Prozess ist hier extrem langsam, wie wir noch erfahren. Neben uns wartet noch eine Chinesin, welche für ihre 18-köpfige Gruppe ein Transitvisum will. Sie sind mit Jeeps auf dem Weg von Peking nach Istanbul, den Papierkram haben sie allerdings nicht ganz im Griff und wohl etwas einfache Vorstellungen von so einer Reise. Der Plan war usrprünglich über Kirgistan, Tajikistan, Usbekistan, Turkmenistan und Iran in die Türkei zu fahren. Da die usbekische Botschaft in Peking schwierig getan hat, und sie daher kein Visum bekamen, haben sie aber umdisponiert und wollten von Tajikistan durch Afghanistan in den Iran. Zum Glück hat da ihre eigene Botschaft nicht mitgespielt. Im Gegensatz zu der afghanischen Botschaft in Khorog will die Botschaft in Dushanbe ein Bestätigungsschreiben des Heimatlandes, dass man ein Visum haben darf. Das haben sie nicht bekommen, so dass sie nun doch noch das usbekische und turkmenische Visum in Dushanbe machen müssen. Es ist erstaunlich, wie langsam der Prozess ist, der Erste der hinein gegangen ist, war nur da um die fertigen Visa abzuholen, doch braucht es über eine halbe Stunde, bis er wieder herauskommt, er wurde wohl vom Botschaftspersonal noch in die Mangel genommen. So braucht es bis nach 12 Uhr bis die restlichen 5 Personen abgearbeitet sind. Wir schaffen es gerade noch so vor Schliessungszeit in die Botschaft, dabei mussten wir unsere Plätze gegen ein paar ältere Damen behaupten, welche nach uns gekommen waren, aber vor uns hinein wollten. Der Konsul ist dann überraschend entgegenkommend. Das Ausfüllen ist schnell getan und mit Hinweis auf unser knappes Tajikistan-Visum meint der Konsul, dass wir auch schon einen Tag früher kommen könnten um das Visum abzuholen. Er hätte auch noch eine Variante gehabt, bei der das Visum an der Grenze ausgestellt wird und wir nur ein Mail von ihm vorweisen würden. Bei allem was wir von dem Land gehört haben, erscheint uns das zu riskant. Wir hätten von ihm aus sogar 7 Tage Transit bekommen, doch wir haben von einem Radfahrer gehört, dessen Visumsdauer an der Grenze von 5 auf 3 Tage reduziert wurde, da den Grenzern der Zeitraum lang genug erschien um durch das Land zu kommen. So bleibt es bei 5 Tagen. Nach dem erfolgreichen Antrag kümmern wir uns noch um die eigene Botschaft, wo wir uns noch bedanken wollen, da wir ja ohne sie noch an der tajikischen Grenze warten würden. So machen wir am Nachmittag noch einen Besuch und bekommen sogar noch einen dicken Tajikistan-Führer geschenkt. Franz hatte den gleichen Schinken die ganze Zeit im Rucksack dabei, es ist nicht so sehr ein Reiseführer als vielmehr ein Kultur und Geschichtsführer. Danach wird noch schnell für den nächsten Tag eingekauft, es soll ja in die Fanskys gehen. Dafür müssen wir auch noch packen, insbesondere lassen wir einen Grossteil der Ausrüstung in der Herberge. Es ist dort zum Glück nicht so viel los, wie in Bishkek, aber schräge Typen schauen auch vorbei, etwas ein Iraker, der unbedingt nach Afghanistan will. Er hat dann doch festgestellt, dass die Verbindung Überland nach Kabul zu unsicher ist und einen Hin-und Rückflug nach Kabul gebucht. Da der nur einmal die Woche geht, bleibt er eine Woche in Kabul.
Da wir noch
am Morgen einiges erledigen wollen geht es nicht allzu früh los. Nur das zum
Wandern nötige haben wir in unsere Rucksäcke gepackt. Touristen mit Rucksack
scheinen in dieser Gegend der Stadt vor allem ein Ziel zu kennen die
Fanmountains und dies ist auch unseres. Denn kaum sind wir bei den Taxis beim
Bazar Varsob werden wir schon mit Fahrerangeboten bestürmt auch an der unweiten
Bushaltestelle für den dreier Bus, der zum Zementwerk führt, von wo die
Sammeltaxi in die Richtung fahren, werden wir bestürmt. Auch dass wir in den
Buss einsteigen scheint die Fahrer noch nicht zu überzeugen, dass wir nicht
doch bereit sind einen eigenen Wagen zu mieten, denn einer kommt sogar zum
verhandeln mit rein.
Beim
Zementwerk haben Glück und Christian findet ohne lange Diskussionen ein Auto zu
einem ansprechenden Preis, dass uns bis zum Abzweig nach Iskanderkul mitnimmt.
Es ist ein Chinesenjeep mit Sitzbank anstelle von Kofferraum, aber praktischem
Dachgepäckträger. Die hintere Sitzbank ist fast eine Liege da sehr tief, und
wir haben sie ganz für uns alleine, was für ein Luxus nach den einengenden
Verhältnissen von Khorog hierhin.
Die ersten
paar Kilometer geht es nur langsam voran, mehrere Male muss unser Fahrer anhalten
an Polizeikontrollen, die Polizisten scheinen sich hier mit den kleinen
Beträgen mit denen ihr Wohlwollen gestärkt wird einen guten Bazen zu verdienen.
Dina ist leicht nervös, durch den Anzob solls einen Horrortunnel mit stehendem
Wasser und hervorschauenden Armierungseisen geben. Die Galerien zum aufwärmen
sind noch ganz in Ordnung, der Tunnel zuerst auch. Doch der Zustand wird
schlimmer, immer wieder muss unser Fahrer kurz warten, damit entgegenkommende
Fahrzeuge um tiefe Pfützen fahren können, auch die besagten Eisen sind zu sehen
und ab und an muss auch riesigen Lüfter ausgewichen werden, die aber nicht mehr
funktionieren. Froh sind wir als hell das Tunnelende sich ankündigt. Da scheint
wohl den Iranern, sie haben den Tunnel erstellt, vor der Fertigstellung das
Geld ausgegangen zu sein. Da der Tunnel schon fast auf Passhöhe ist, geht es
ihn mehreren Kehren steil hinunter, bis das Enge Haupttal erreicht ist. Glück
haben wir dann am Abzweig, wo wir aussteigen und uns einen weiteren Transport
suchen müssen. Kommt doch genau in dem Moment als unser Fahrer Rechts ranfährt
ein Lada Niva aus dem Tal gefahren. Zur Freude beider Fahrer und auch uns
können gleich die Passagiere getauscht werden. Da staunt Dina nur noch, hatte
sie doch mit längeren Wartezeiten gerechnet und darum fast zum eigenen Fahrzeug
tendiert. Die Strasse zum Iskanderkul See ist in besserem Zustand als erwartet
und ausser paar wenigen Ausnahmen geteert. Praktisch finden sie auch die
Bauern, die diese als Trocknungsplatz und wahrscheinlich auch zum Dreschen
verwenden. Das Tal ist angenehm weit, der Bach in seinem natürlichen Lauf blau
sprudelnd und nicht nur die bewässerten Felder sind fruchtbar sondern es gibt
auch grüne Wiesen. Früher als gedacht erreichen wir so den See. Schön unter
Bäumen stehen dort die Holzhäuschen einer Tourbasa. In der Hoffnung vielleicht
eine Karte zu finden geht Christian rein. Nicht nur eine akzeptable Karte des
Gebietes lässt sich kaufen, sondern auch noch ein gutes günstiges und
grosszügiges Mittagessen, der gebratene Pouletschenkel ist so gross, dass es
sogar Christian zu viel ist. Eine bunt gemischte Ausländerschar ist im schön
hellen mit Holzausgekleideten Esssaal anwesend. Amerikaner, Osteuropäer und
auch Tajiken. Doch da noch einiges an Zeit bleibt am Nachmittag wollen wir
weiter. Zuerst führt unser Weg auf einer schmalen Fahrstrasse ans andere
Seeende. Extrem wenig los ist, nur eine kleine Kuherde mit Hirten kommt uns
entgegen, als wir schon fast Hinten sind noch ein Uazik wohl mit Touristen.
Gespannt sind wir auf das Haus des Präsidenten, dass hier am See noch stehen
soll. Gegen ein kleines Entgelt darf man auch am Privatstrand baden. Der
Präsident ist wohl eher selten dort, da er ja noch unzählig andere Häuser hat
und dies nicht eines seiner luxuriösesten ist, wäre da nicht der
Helilandeplatz, könnte es auch als Landhaus bei uns durchgehen. Sehr schön sind
die grossen alten Bäume, mit ihren knorrigen dicken Stämmen, die auf der
anderen Strassenseite stehen, auch ein Picknick Platz und Wasser gib es. Der
Präsident ist natürlich nicht da, dafür einige Aufpasser, eine allzu grosse Touristenüberdosis
scheinen sie die Saison noch nicht abbekommen zu haben, denn freudig wird mit
uns geplaudert und uns einer Plastiktüte reichlich gefüllt mit Trauben, Birnen
und einem Brot gefüllt mit gebratenem Fleisch als Wegzerrung in die Hand
gedrückt. Vorerst noch auf Fahrstrasse geht es ins Haupttal hinein. Wir
entscheiden uns für die linke Seite, bald wird Höhe gewonnen, wir steigen auf
sehr steiler Abkürzung den Hang hoch. Wieder auf der Strasse wird es auch schon
bald Flach, schönes Weideland, doch Tiere sind keine zu sehen, dafür das Dorf
Sarymag und dahinter eine riesige schlossartige Villa. Ein weiteres
Präsidentenhaus? Richtig schön grün ist es hier, und weiter so geht es links in
das Tal hinein. Meist führt der Weg alten Bewässerungskanälen entlang, in der
nähe des Baches Arg, mal durch schönen Wald, dann wieder auf Wiesen, von
Steinen gesäubert, mit Bewässerung, aber wohl nicht mehr wie früher genutzt.
Auch wenn auf unserer Karte der Weg so gezeichnet ist, dass keine Querung des
Arg notwendig ist, geht es doch plötzlich nicht mehr weiter auf unserer Seite,
und da die ehemalig aus Zweigen und kleinen Stämmen gefertigte Brücke durch
Hochwasser komplett weggerissen ist, müssen wir doch noch furten. Die Steine
sind rutschig und das Wasser so tief, dass trotz Hochkrempeln Dinas Hosen
wieder mal komplett nass werden. Doch in der Abendwärme trocken sie schnell am
Körper. Auch die Brücke zurück ist aus leichten Stämmen und Ästen gefertigt und
zudem noch mit Steinen belegt, einfaches aber gutes Handwerk und sie steht zu
unserer Freude noch.
Nachtlager
machen wir ungefähr an der vorgesehenen Lagerstelle. Ein traumhafter Platz
unter Parkartigen grossen knorrigen Bäumen auf leichter Wiese. Sogar eine
ruhige Badestelle geschützt durch einen grossen Felsbrocken gibt es im Bach.
Das Bad ist erfrischend kühl. Um Gewicht zu sparen ist für ein mal nur das
Aussenzelt dabei.
Nicht weit
von unserem Schlafplatz sehen wir den ersten Hirten im Tal mit seiner
Schafherde, wohl auf dem Weg hinaus, später kommt uns noch eine zweite laut blökend
entgegen. Für kurze Zeit führt der Weg durch für die Gegend feuchten Wald,
einer kleinen Pferdeherde scheint das saftige Gras besonders gut zu schmecken.
Vor der
Einmündung des zweiten Baches auf unserer Seite wird das Tal enger und der Weg
führt zum Seitenbach hoch und über einen kleinen Rücken. Einsam bewacht ein
einzelner Esel den ebenen Lagerplatz auf dem Rücken. Die Bäume werden kleiner,
reichen aber über 3000 m ü. M hoch. Schnell wird noch etwas Holzvorrat für
unseren Holzkocher an den Rucksack gepackt. Ein wenig später steht ein riesen
Stein auf der Wiese und siehe da er ist sogar bewohnt, gegen unten verjüngt er
sich, und der so entstehende Vorsprung wird als Dach genutzt, zum zusätzlichen
Schutze sind noch einfache Seitenwände gemauert. Zu hause ist gerade niemand,
aber die schön aufgehängten Kübel lassen vermuten, dass zur Zeit noch ein Hirte
hier ist.
Das
Mittagessen ist verspiesen und Christian gerade auf der Toilette, als sich von
oben aus dem Tal eine Wandergruppe nähert, es gibt also doch noch andere
Wanderer, und es werden immer mehr, auf beiden Seiten des Baches kommen immer
noch neue daher, insgesamt eine Gruppe von fast 30 Leuten aus der Ukraine.
Unser
Weg auf den Pass Kaznok zweigt nun
rechts ab und führt zuerst durch Gelände mit kleinen Blöcken steil gerade den
Hang hoch. Oben wird’s noch steiler, und so liegt auf der Erde nur noch
leichtes Geröll, gar nicht Dinas Lieblingsgelände, da rutschig und der Fall
wohl erst wieder am Bergfuss zu ende wäre, zum Glück gibts bis ziemlich weit
hoch, noch das trockene Bachbett, das subjektiv mehr Halt verspricht. Hier hoch
hatten wir einen deutlicheren Weg erwartet, wird er doch auch von Ziegen und
Schafherden begangen, aber da kein klarer Weg angelegt ist, steigen wohl diese
breit verstreut den Hang hoch und runter. Der Abstieg ist erfreulicher weise
wesentlich weniger lang steil und rutschig, schon bald ist der mit Schutt
bedeckte Gletscher erreicht, ist zwar nicht weniger Mühsam aber nicht
schwindelerregend. Der Weg ist nur vereinzelt mit Steinmändlein markiert, mal
wieder Wegspuren, dann gehen wir wieder nach Gefühl frei durchs Gelände, erst
kurz vor dem ersten See im Tal wird der Weg wieder klarer. Und hier finden wir
auch einen Zeltplatz von Vorwanderer kräftig Steine geräumt hatten und grosse
Kochstellen eingerichtet hatten. Froh sind wir um das von drüben mitgebrachte
Holz, denn der Pass hatte viel Zeit in Anspruch genommen, so dass wir froh
sind, heute nicht mehr weiter hinunter zu müssen.
Noch kühl
ist es beim Losgehen, da die Sonne noch nicht über die imposanten,
vergletscherten, spitzigen Gipfel aufgestiegen ist. Schon bald glitzern in der
Ferne unten die tiefblauen Alaudinskieseen. Doch der Abstieg zieht sich, schön
sind die kleinen, glasklaren Seen ohne Ausfluss, dass Wasser versickert um
später wieder aufzutauen um in einen anderen kleinen Gumpen zu fliessen. Die
Alaudinskieseen haben aus der Ferne nicht zu viel versprochen, wunderschön klar
und blau grün schimmernd ist ihr Wasser, eine kleine Wiese lässt zum verweilen
ein, am liebsten würde Dina gleich wieder Zelten. Christian versucht es mit
Baden, die Steine sind aber glitschig und das Ufer lange flach. Am Ende des
Sees geht unserer Weg wieder den Hang hoch, der Abzweig ist uns zuerst unklar,
es führen viele Wege hinauf, erst weiter oben vereinen sie sich zu einem
klaren, guten Weg, schön sind die Blicke zurück auf die Seen. Ein interessanten
Schattenplatz zum Mittagessen bietet uns ein vorstehender grosser Gesteinsblock
mit Gebüsch. Der Weg bleibt gut über den Pass Alaudinskji nur kurz, im grasigen
ist man sich nicht ganz einig. Wunderschön sind die knorrigen Tujas. Viele
kleine Holzsplitter liegen rum, da die Bäume über die Jahre zersplittern, man
möchte am liebsten einen Grossvorrat für den Hobokocher mitnehmen. Bei einem
Hirtenplatz verpassen wir wahrscheinlich den Weg der zum eigentlich
vorgesehenen Biwakplatz führ, denn nur von der anderen Seite oben sehen wir an
etwa dem vermuteten Ort ein Touristenzelt stehen. Mit unserem Weg landen wir
direkt am Kulikalon See. Gerade als wir den von Christian schon von weitem
erspähte Zeltplatz erreichen kommt uns eine grosse Herde entgegen, sie ziehen
weiter auf die andere Seite des Sees. Die Einladung zum Essen bei ihnen
schlagen wir aus, zu müde sind nach dem langen Tag die Glieder. Im Dunkeln
sehen wir noch ihr grosses Feuer im Dunkeln fackeln.
Für noch
gross eine Runde zu gehen reicht, die Zeit nicht mehr, denn wir wollen rechtzeitig
fürs Abholen unseres Turkmenistantransitvisas zurück sein. Da wir nicht genau
wissen ob und wann Transportmöglichkeiten im nächsten Dorf bestehen brechen wir
früh auf. Nach dem See verengt sich das Tal und es geht zuerst im Zickzack
steil runter. Dann wird schon bald das Artusch Alplager erreicht mit seinen
Touristenunterkünften. Interessant ist eine grosse Hangarartige Halle, den
Zweck erraten wir nicht von Landwirtschaftlicherlager- bis zu Kletterhalle
gehen die Ideen. Ab hier ist die Strasse mit Jeeps befahrbar, ein solcher
Transport wird uns auch gleich angeboten, doch wir ziehen es vor in der schönen
Landschaft noch weiter Richtung des ersten richtigen Dorfes zu gehen. Kurz vor
dem Dorf stoppt Christian ein Auto, da er das Gefühl hat, dass dieser wohl bis
ins Tal fährt. Sie sind sich auch bald über einen Preis einig, doch zuerst
müssen wir noch zu dem Fahrer nach Hause zum Tee. Er hat ein stattliches Haus
im ersten Dorf mit grossem Gemüsegarten. Aus dem Pamir kommend sehen die Häuser
des ganzen Dorfes stattlich und reich aus. Ob der Mann wirklich eh ins Tal
wollte, oder nun nur runter fährt um mit uns etwas Geld zu verdienen ist uns
unklar. Was sich allerdings klärt, ist warum der Preis im Verhältnis zur
anderen Seite wo wir hochfuhren eher hoch ist. Aus der zuerst noch guten
Strasse wird bald eine löchrige, grobkiesige Piste auf welcher man nur noch
langsam voran kommt. Mehrere Wasserkraftwerke kombiniert mit
Bewässerungssystemen lassen sich bestaunen. Einen weiteren Transport auf der
Hauptstrasse Richtung Dushanbe zu finden gestaltet sich schwieriger als
gedacht, doch wir sind nicht die einzigen, und nach etwas warten finden wir
einen Privaten der uns und einen Einheimischen gegen Entgelt bis vor den
Abzweiger beim Ikanderkul mit nimmt. Auch die Hauptstrasse nach Aini ist
schlecht und oft nicht mehr geteert, doch Besserung wird bald kommen Chinesen
sei dank. Schön und kunstvoll sind die Mauern und Häuser aus grossen
Flusskieselsteinen, die hier oft zu sehen sind. Auch das Weiterkommen nach
Duschanbe ist schwieriger als auf dem Hinweg, Fahrer wären zwar vorhanden,
wollen aber einen sehr hohen Preis. Es ist heiss und das Warten ohne Schatten
anstrengend, als uns wieder zusammen mit dem Einheimischen ein Durchfahrender
für einen kleinen Preis mitnimmt. Das Auto ein Kombi wurde soeben als Occasion
importiert. Und ein zweites Mal erwartet uns der Anzob-Tunnel. Dieses Mal
quellt schon Abgasdunst aus dem Tunnel hinaus, zu allem übel entschliesst sich
unser Fahrer erst im Gestank vor dem Tunnel zu warten um sein Auto zu checken.
Obwohl der Tunnel keine Lüftung hat, lassen die Einheimischen die Fenster
offen. Schlecht ist die Sicht durch den Qualm. Unser Fahrer eines der ersten
Male im Tunnel, vorsichtig Tastet er sich voran. Die Fahrt scheint Ewigkeiten
zu dauern, wieder und wieder muss angehalten werden, damit Lastwagen von der
Gegenrichtung dröhnend passieren können. Ist gerade kein anderes Fahrzeug in
der unmittelbaren Nähe ist es stock dunkel, bis wieder Scheinwerfer durch den
Abgasnebel dringen ... einfach keine Panne haben, nur schnell raus hier. –
Autotransport kann noch anstrengender als Radfahren sein.
Dies mal
ist mehr los, in unserer Unterkunft in Dushanbe, alle Zimmer ausgebucht und
auch schon Zelte stehen, doch gerade unser gewünschter Schattenplatz ist noch
frei.
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