Mittwoch, 15. Mai 2013

Von Batang zurück ins Hochland auf der Touristenroute

Kurz nach uns kam gleich ein weiterer Pulk Radfahrer an der Herberge an, so dass wir leider doch nicht die Waschmaschine nutzen konnten, sondern per Hand unsere Wäsche wuschen. Batang ist eigentlich ein ganz nettes Städtchen, wir waren positiv überrascht von den noch ursprünglichen Häusern um das Stadtzentrum herum. Das Zentrum sind eher Hochhausblocks, dafür gibt es eine Fussgängerzone, durch die noch etwas Wasser plätschert, was auch zum Kleiderwaschen verwendet wird. Wir machten uns gleich auf die Erkundung der Einkaufsmöglichkeiten. Die Shopping Mall stellte sich als Markthalle heraus, welche wie bei allen Städten bisher ein ordentliches Obst und Gemüseangebot hatte. In einem Laden dort fanden wir sogar Olivenöl aus Italien und gönnten uns den Luxus. Für Radteile fanden wir leider keinen Laden, dabei hatten wir damit gerechnet auf diesem wichtigen Etappenort für die Route Chengdu-Lhasa doch ein Geschäft zu finden. Am Abend füllte sich der Ort immer mehr mit Radfahrern, die von Chengdu her kamen. Gut dass wir schon früh ein Zimmer gefunden hatten. Am nächsten Tag wurde weiter eingekauft und ein bisschen Radpflege betrieben. Als Christian in der Apotheke nach Hustenbonbons suchte, wurde er zwar nicht fündig, konnte aber beobachten, wie die chinesischen Radfahrer sich mit Sauerstoff für die weitere Reise versorgten. Im Hotel war der Strom am Vormittag abgestellt, interessanter Weise funktionierte um diese Zeit auch der Mobilfunk nur noch eingeschränkt, Batang ist halt doch schon weit ab vom Schuss. Entgegen unserer Befürchtungen, der Reiseführer schrieb etwas von besonders argwönischer Polizei, da Tibet so nahe ist, hatten wir keinen Kontakt mit ihr. Unser Hotelbetreiber winkte ab, nachdem wir unsere Pässe zeigten, das war ihm zu umständlich uns zu melden. Natürlich nutzten wir die Zeit auch um den Reisebericht wieder fortzusetzen, da hatten wir etwas Rückstand. So war der Erholungstag schnell vorüber. Beim Essen muss man hier ziemlich aufpassen, die Restaurantbetreiber würzen oft sehr scharf, so dass das Essen unbekömlich für unsere zarten Mägen wird.
Am nächsten Morgen versuchen wir noch Geld abzuheben, nachdem dies am Vortag nicht ging, doch bei allen drei Bankomaten funktionierte es nicht. Zum Glück ist unsere Reserve von Xiangcheng her gross genug. Nun konnte es auf die 318 gehen, wir waren schon gespannt auf die ganzen Radfahrer die uns entgegenkommen würden. Zunächst ging es etwas rauf und runter, bis wir vor einem Tunnel standen. Dort war am Tunnelportal auch ein Wärterhäuschen. Die beiden Wärter boten uns heisses Wasser an, welches wir gerne in unsere Thermoskanne abfüllten. Gerade als wir an den Tunnel kamen, passierte der erste Militärkonvoi diesen. Es waren immer durchnummerierte LKW, die aus der Gegenrichtung kamen. Die Konvois haben alle zwischen 40 und 50 Fahrzeuge. Wir atmeten schon auf, als endlich ein LKW mit grosser Tafel durchkam, da wir dachten, dass er das Ende markierte. Trugschluss, das war der erste LKW des nächsten Konvois. Als wir schliesslich durch den Tunnel fuhren, war die Luft trotz Belüftung entsprechend schlecht. Kurze Zeit später kam der nächste Tunnel, just in dem Moment passierte der dritte Konvoi. Leider war die Belüftung im Tunnel aus, so dass die Luft noch schlechter war, der Tunnel war 1.2 km lang. Wir wussten dass uns weiter vorne noch ein deutlich längerer Tunnel erwarten würde, doch gab es Alternativen. Die alte 318 fährt dort über einen Pass, der zusätzliche 600 Höhenmeter bedeutet. Noch ein anderer Weg führt den Fluss entlang der eine grosse Schleife macht und durch Tunnel oder Pass abgekürzt wird. Wir folgten hier zunächst der Hauptstrasse und wollten eigentlich über den Pass, bis wir sahen, dass dieser ungeteert war und einige Bau-LKW's diesen benutzten. So blieb nur der Weg durch den Tunnel, für den wir eigentlich Auto stoppen wollten. Ausser den Konvois ist aber gar nicht so viel Verkehr hier und der meiste kam aus der Gegenrichtung.

Haupteinkaufsgasse in Batang
Heutransport
Auf ins Tunnel
Erster chinesischer Radlerkollege von diesem Tag
Nachdem der Tunnel doch nur 3.4 km war und zudem recht eben geführt aussah, beschlossen wir durchzufahren. Anscheinend fahren auch die ganzen Radfahrer aus der Gegenrichtung durch. Letztlich war es dann doch eine unproblematische Passage, da nur 3 Fahrzeuge entgegenkamen. Die Beleuchtung funktionierte zwar nicht, dafür die Belüftung. Auf der anderen Seite sah man, dass Bauarbeiten an der alten Trasse im Gange sind, wahrscheinlich wird diese auch noch geteert. Kurz darauf kam der nächste Tunnel, der an sich wenig Sinn machte, da er nur parallel zu einem engen Talabschnitt führte. Wir nahmen die alte Trasse, welche durch Steinschlag unbrauchbar geworden war, an einer Stelle musste man mal wieder über einen Kieskegel schieben. Dafür war das Tal ein deutlich schönerer Anblick als eine weitere Tunneldurchfahrt, so dass wir hier gleich noch Mittag machten. Wir mutmassten schon, dass wir nun alle Radfahrer verpassen, doch gerade als wir zur Hauptstrasse zurückkamen fuhr eine grössere Gruppe in den Tunnel ein. Bis zum Abend sahen wir noch einige von ihnen, gezählt haben wir natürlich nicht. Es scheint aber, dass die Strecke auf der 318 von Chengdu nach Lhasa so ungefähr der chinesische Donauradweg ist, d.h. wohl eine der beliebtesten Radfernwanderrouten. Die Radfahrer erkennt man ja oft schon an ihren neongelben Satteltaschenüberzügen. Mittlerweile haben wir auf diesen Überzügen auch eine Zeichnung entdeckt, es ist das Höhenprofil dieser Strecke.

Mit der alten Strasse lässt sich der Tunnel umfahren
Die Umfahrung geht aber nur noch für Zweiräder
G
Die Bäume haben frisches Grün
Grössere chinesische Radlergruppe
Irgendwie erinnern die Häuser hier an Wildwest-Filme
Und nochmals eine schöne Tunnel-Umfahrung
Hier geht es ab
Im nächsten grösseren Ort (wir bezeichnen sie als Punktorte, weil in der Karte so abgebildet) wird noch einmal eingekauft, es hat sogar Gemüse. Nun folgt noch einmal ein zu umfahrender Tunnel, hier ist die Kiespiste in besserem Zustand. Dann nehmen wir eine Kehrbrücke, d.h. eine 360 Grad-Kurve die als Brücke ausgeführt ist und direkt in einen kleineren Tunnel mündet. Der nächste Punktort folgt, doch ohne Laden. Dafür sind ausnahmsweise Schulkinder zu sehen, welche auf der Strasse herumalbern und uns neugierig bei einer Pause beobachten. Dafür schieben sie uns noch kurz am Berg an als wir weiterfahren. Das Tal ist weiterhin eng, so dass wir genauer für einen Schlafplatz schauen müssen. Zudem ist hier immer noch Besiedelung. Im nächsten sehr kleinen Ort hat es noch einmal einfache Geschäfte. Bei einem tanken wir den Benzinkocher noch auf und müssen noch nicht einmal dafür zahlen. Gerade hier passieren uns einmal mehr zwei LKW-Konvois. Insgesamt sind es heute 8 Konvois, d.h. über 300 Fahrzeuge. Ein paar Kilometer weiter finden wir doch noch einen guten Schlafplatz, direkt am Fluss und doch blickgeschützt. Nachdem gekocht ist (Nudeln mit Gemüseomlette), zieht noch ein kleines Gewitter auf.

Eindrückliche Brücke um Höhe zu gewinnen
Auf der Brücke
Tunnel
Fahrhilfe aus dem Dorf
Heiliger Ort
Auch wenn wir es nicht lesen können sieht es schön aus
Die chinesischen Radler sind meist gut vermummt
Wunderschöner Zeltplatz
Dennoch wachen wir am nächsten Morgen ausnahmsweise ohne Schnee, nur mit Reif auf. Es ist wolkenlos. Entsprechend motiviert sind wir auf den Pass zu kommen. Wenige Kilometer weiter werden wir mit einem Wahnsinnspanorama entschädigt, lauter spitze verschneite Felsberge geben einen wunderschönen Anblick, davor liegen Seen und kurz darauf kommt auch der erste Militärkonvoi. Beim nächsten Konvoi können wir das Schlussfahrzeug fragen, ob sie von Yaan zurückkommen. Sie bejahen, d.h. sie waren im Katastrophendienst wegen des dortigen Erdbebens und fahren nun wohl in ihre Kasernen zurück. Nun ist es nicht mehr weit zum Pass, welcher mit 4685 m angegeben wird und wie immer reich mit Fahnen geschmückt ist. Wir sind die ersten Radfahrer oben und machen uns an eine geniale Abfahrt. Die Strasse ist perfekt, zunächst noch Beton, dann am Fusse der Hauptabfahrt neuester Flüsterasphalt. Mit dem Rückenwind sausen wir wie der Pfeil hinunter, berauscht vom grossartigen Panorama, welches sich hier fortsetzt. Die entgegenkommenden chinesischen Radler begrüssen wir entsprechend euphorisch, nicht immer wird der Gruss erwiedert (vielleicht verständlich, wenn man schon mehrere Tage bei dieser Völkerwanderung mitmacht und gerade vom Gegenwind genervt den Pass hochschiebt). Manchmal halten die Entgegenkommenden aber auch und man kann sich kurz unterhalten, einige haben es heute schon von Litang hierher geschafft. Neben Radfahrern hat es auch Motorradfahrer, welche auf dem Weg nach Lhasa sind und heute sehen wir auch zum ersten Mal Fussgänger, die wohl auch der Strasse nach Lhasa folgen. Im nächsten Punktort wollen wir noch einkaufen, doch scheint der doch nicht so gross zu sein. Bei einem Regierungsgebäude bekommen wir dafür noch einmal heisses Wasser. Als wir an einem beschilderten Gebäude vorbeikommen, sind dort schon 30 Radfahrer versammelt. Wir werden hergerufen, das sei das Restaurant. Es gibt einfache Nudelsuppe mit Yakfleisch. Die Radler hier sind vor allem an Photos interessiert. Von einem werden wir angesprochen, wie das mit den Beschränkungen für Ausländer hier sei. Als wir meinen, dass das vor allem für Tibet gelte, streckt sein Kollege den Daumen hoch. Wir gehen mal davon aus, dass der Grund mangelnde Englischkenntnisse sind.
Kurz darauf finden wir in einem Bretterverschlag doch noch einen Laden, so dass wir noch ein paar Nudelsuppen als Reserve haben. Am Ortsausgang hat es ein Hotel, wo gerade eine Radlergruppe von Litang her ankommt und wohl schon Feierabend macht. Wir laufen dem gesattelten Pferd im Innenhof als Attraktion den Rang ab und alles stürmt heraus um noch ein Photo mit uns zu bekommen. Wir sind froh, dass wir die 318 in einem Kilometer verlassen, wir sind nun endlich wieder an unserem Track angelangt.

Alpsiedlung beim See vor dem Pass
Das Licht ist wieder einmal sehr schön
Bilderbuch Bergsee
Die Gegend lädt zum Wandern ein
Schöne Felswände
In der letzten Steigung vor dem Pass
Die Strasse ist gut genutzt (genau hinschauen)
Pass erreicht
Der Wind bläst stark (für uns in die richtige Richtung)
Die Berge sehen obwohl 5000er klein aus
Die ersten Häuser nach dem Pass sind bescheidener
Familientöff
Auf der Hochebene
Diese zwei chinesischen Radler sind sportlich Unterwegs
Berge wie wir sie lieben
Schön in Reih und Glied
Perfekter Asphalt
Christian am Segeln
Dina kanns auch
Erste Radlerbeiz hinter dem Pass
Alter und freundlicher Hirtenhund
Chinesische Radler auf dem Pferd
Doch wir sind interessanter
Auch zu Fuss wird die Strecke nach Lhasa in  Angriff genommen

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