Mittwoch, 6. November 2013

Dienstag, 29. Oktober 2013

Reiseabschluss: Der Küste entlang nach Antalya

Im LKW verbringe ich eine ruhige Nacht, doch Sertac will ebenfalls früh los, so dass wir uns schon vor 7 Uhr aufmachen. Es wäre wohl doch eine Schnapsidee gewesen hier zwischen den Städten zu übernachten, extrem viel Verkehr ist hier auf der Autobahn und die Küstenebene intensiv genutzt. Irgendwo im Industriegebiet von Mersin werde ich nun herausgelassen und verabschiede mich herzlich von meinem Gastgeber. Für mich soll es nun die Küste weitergehen, eine Strecke, die wohl LKW für die langen Strecken eher meiden und die stattdessen die grosse Autobahn nehmen, die durchs Landesinnere geht.
Es dauert allerdings recht lange, bis ich endlich das erste Mal einen Blick auf das Meer werfen kann. Die Strasse führt nämlich noch ewig durch lange Reihen von gesichtslosen Hochhäusern. Da kommen einem schon Zweifel an der Überbevölkerung, welche hier in modernen Wohnhöhlen haust. Auch hinter Mersin geht es verstädtert weiter. Erst in Kizkalesi kann ich mal kurz das Meer geniessen, dort liegt auch die Insel der Jungfrauen und eine ansehliche Festung. Die Landschaft bessert sich nun etwas, doch erst hinter Silifke kommt Küstenfeeling auf. Während der Wind bis Silifke zwar nicht günstig war, wird er nun zum Fiasko, er frischt richtiggehend zu einem Gegensturm auf. Zum Glück nimmt er hinter Silifke leicht ab, das Tal scheint dort einen Düseneffekt zu haben, doch weitere Düsen warten auf mich. So gestaltet sich der Nachmittag anstrengender, als erwartet. Dabei muss langsam schon der Schlusspunkt angepeilt werden, der Flug ab Istanbul steht, nur noch nicht der Ort ab dem ich per Bus nach Istanbul fahre. Das kann Antalya oder Konya sein. Konya würde noch einmal einige schöne Inlandspässe bedeuten, doch bei dem Vorankommen dürfte der Zeitplan nicht mehr zu halten sein, zumal ja unbekannt ist, wann die Busse fahren. Hinter Siflike tritt nun endlich die Besiedelung teils vollständig zurück. Es hat nun vor allem Ferienanlagen, bei einem Ort wird man durchgeleitet, da die Hauptstrasse in Bau ist, kurz darauf die nächste Baustelle, eine riesige Mole wird gebaut, in ihr soll zukünftig eine Pipeline nach Nordzypern geführt werden. Von hier fahren auch Fähren ab, besonders interessant ist das Angebot, welches in den Libanon führt. Die Strasse steigt nun häufig mal stärker an und führt durch Wälder. Doch nicht mehr lange, teils werden riesige Tunnels gebaut, welche die starken Zwischensteigungen abkürzen und wohl dereinst für mehr LKW-Verkehr sorgen werden. Dieser ist hier stark zurückgetreten. Gerade als ich über einen Pass komme, gibt es einen lauten Knall, im Tal weit unter mir steigt Staub auf, es wird für die Strasse gesprengt.
Nach schneller Abfahrt auf neuer Strasse führt die Strasse endlich mal wieder am Meer entlang, natürlich hat es nun auch wieder touristische Einrichtungen, so dass es im Restaurant Abendessen und WLAN gibt. In der Türkei haben wir uns keine SIM-Karte geleistet, da man eine sehr teure Registrierung vornehmen muss, so dass es sich für die zwei Wochen nicht lohnt. Zudem scheint die Freischaltung nicht immer zu klappen. Schon erstaunlich der Unterschied zu den zentralasiatischen Ländern.











Eigentlich will ich jetzt einen Schlafplatz in Meeresnähe finden, doch nachdem ein sehr einfacher Campingplatz in Sicht kommt, lenke ich auf diesen ein. So gibt es sogar noch eine einfache Dusche und einen Aussichtsplatz über dem Strand. Neben mir sind die einzigen Gäste ein deutsches Pärchen, bzw. ein deutsch-türkisches Pärchen, die Frau ist ursprünglich aus der Türkei. Mit ihnen unterhalte ich mich noch lang, sie sind mit einem zum Wohnmobil umgebauten VW-Bus unterwegs und wollen noch weiter in den Osten. Der Mann träumt noch von Kirgistan, allerdings erst nächstes Jahr. Da sie öfter hier Urlaub machen, erfahre ich noch einiges Nützliche. Der Wind der mich heute so gequält hat, scheint in der Gegend berüchtigt zu sein und kann mehrere Tage anhalten. Die neue Strasse stört den Mann, sie nimmt viel Charakter von der Landschaft, zum Glück sind erst wenige Stücke fertiggestellt. Am Strassenrand hatte ich tagsüber manchmal Kräuterstände gesehen, die Frau klärt mich auf, dass das Adacaye ist, ein Tee aus lokalen Kräutern. Nachdem es eine Dusche hat, springe ich noch kurz ins Meer.
Der Wind hat am nächsten Morgen leider noch nicht nachgelassen und so ist das Vorankommen mühsam, zumal die Berge es nicht leichter machen. Dadurch fällt die Idee flach, noch ins Landesinnere nach Konya zu fahren. Da muss wohl mal wiedergekommen werden, nachdem das deutsch-türkische Pärchen so sehr von dieser Gegend geschwärmt hat. Im Internetcafé in Anamur werden noch Busse studiert, doch ist davon auszugehen, dass ein Transport von Antalya nach Istanbul eine Ubiquität ist. Das Auf und Ab der Küstenstrasse geht weiter, so dass mein neue anvisiertes Ziel, morgen schon in Antalya zu sein, gefährdet wird. So wird dann einfach in die Nacht hineingefahren, viel Verkehr hat es ja nicht. Doch irgendwann will dann doch geschlafen werden. Irgendein steiler Feldweg macht mir Hoffnung einen Platz zu finden, sonst hat es hier im Steilgelände fast keine Gelegenheiten, doch letztlich muss auf dem abschüssigen Feldweg selber campiert werden.















Das erste Schild am Morgen zeigt mir noch über 200 km nach Antalya an, also ein sportliches Vorhaben dort noch am Abend anzukommen. Dafür darf der Wind nicht zu böse sein. In der Früh komme ich gut voran, ohne gross Wind. Von Gazipaza nach Antalya wird entgegen der Ausschilderung die reine Küstenvariante gewählt, die wunderbar verkehrsfrei ist, es ist die alte Strasse. Hier hat es ein paar nette Ferienhäuser, der Kontrast kommt dann in Alanya, das so aussieht, wie man sich die Touri-Bettenhochburgen vorstellt. Immerhin hat es hier nun auch mal wieder Radler. Schon kurz hinter Gazipaza war mir ein ganzes Peloton auf abgesperrter Strasse entgegengekommen, wohl ein Rennen. Und auch hier finden sich einige Rennradfahrer in Trikots. Es ist eigentlich ganz abwechslungsreich durch so eine reine Tourismuslandschaft zu fahren, neben den Apartmentburgen gibt es auch verschieden gelungene architektonische Entwürfe von Hotelbauten. Interessant ist, dass neben den Deutschen auch die Russen eine wichtige Zielgruppe sind, fast am häufigsten sind nun Stände in Russisch angeschrieben. Bis Manavgat bleibt es touristisch, dann folgt vor allem flaches Landwirtschaftsland und ich muss nochmal die Reserven mobilisieren, schlieslich geht es auf die 200 km zu. Wann ich in Antalya bin, kann nicht genau festgestellt werden, zu ausgeufert ist die Stadt bereits. Im Stadtgebiet selber versuche ich erst einmal den Busbahnhof zu finden, der einige Kilometer vom Stadtzentrum wegliegt und dessen Ausschilderung mich fast wahnsinnig macht. Zumal am Ort des Busbahnhofes der Zugang überhaupt nicht klar ist. An der Schalterhalle werde ich gleich wegen Ticket angesprochen und habe ziemlich sofort ein Ticket für den nächsten Abend. Nun kann es ins eigentliche Stadtzentrum gehen. Dieses ist hübsch herausgeputzt und hat seinen Charakter bewahrt, natürlich ist alles für die Touristen hergerichtet. Nachdem ein Zimmer in der Herberge bezogen ist und die Dusche benutzt wurde, streunere ich noch einige Stunden durch die Altstadt, man kann sich hier wunderbar verlaufen.









Der nächste Tag wird mit weiterem Verlaufen zugebracht und langsam an die Rückkehr gedacht, ein Friseur stellt die Ordnung wieder halbwegs her.
Mit der Busgesellschaft habe ich wohl keine so gute Wahl getroffen, unser Bus in Diayarbakir war deutlich komfortabler. Als wir in der Früh in Istanbul sind, will ich schon am südlichen Ufer aussteigen, doch der Busfahrer meint ich solle noch drinnen bleiben, der Busbahnhof wäre zentraler. Denkste. Am schönsten wäre es gewesen mit der Fähre zum goldenen Horn zu fahren, nun umfahren wir dieses Städtemonster Istanbul fast noch eine Stunde um zum nicht gerade zentral gelegenen Busbahnhof zu gelangen, von dem aus ich mich durch unzählige stark befahrene Strassen zurück ins Zentrum kämpfe. Kurz wird Basarluft geschnuppert, aber mit Rad darf man ja eh nicht rein. So geniesse ich am Ufer des Bosporus die Oktobersonne und schaue den unzähligen Schiffen zu, die die Stadt passieren. Im Anschluss wird noch ein Outlet-Center angesteuert um einen Anzug zu kaufen, was auch zu vollster Zufriedenheit gelingt. Der Preis ist zwar nicht billig aber für die Qualität ganz angemessen. In der Früh hatte ich schon Schuhe besorgt und dabei laut ausrufen müssen, als im selben Laden ein Kirgise mit dem typischen Kirgisenhut auftauchte. Kleine Welt.
Der einzige Stress ist nun zum Flughafen zu kommen, letztlich führt nur eine Autobahn dort hin, in der Dämmerung sorgt die Querung der drei Spuren um links (sic!) abbiegen zu können
für einen ordentlichen Adrenalinflash. Am Flughafen wird dann noch alles für den morgendlichen Abflug parat gemacht. Die Radschuhe, die 8 Monate durchgehalten haben, werden nun gegen die frisch gekauften Lederschuhe getauscht und erstere entsorgt. Das Rad bekommt nurmehr einen spärlichen Schutz, kommt aber gut durch die Abfertigung. Der Flug verläuft problemlos und ich freue mich, dass Dina mich am Flughafen abholen kommt, so waren wir nur eine gute Woche getrennt unterwegs.


Mittwoch, 23. Oktober 2013

Über Kappadokien ans Meer

Der nächste Tag beginnt noch mit Nachwehen des gestrigen Regens, es ist bedeckt und eher kühl. Wir machen uns erst gegen Mittag zum Flughafen auf, Busse scheinen eher unregelmässig zu fahren, so dass wir die Strecke radeln, mit ordentlichem Gegenlüftchen.
Der Flughafen scheint wenig betriebsam zu sein, ein paar wenige Abflüge nach Ankara. Dafür klappt es mit der Gepäckaufgabe gut, das Rad kostet nicht extra, wenn man unter dem Freigepäckgewicht bleibt. Das ist bei Turkish normal anders.
Der Abschied fällt recht schwer, obwohl er nur für recht kurze Zeit ist. In den Abend hinein geht es noch zur Hauptstrasse zurück, entlang von kleinen Landwirtschaftswegen, welche durch die Aprikosenplantagen führen, für welche die Gegend um Malatya so bekannt ist. Auf der Autobahn ist dann wieder richtig Verkehr und ich hoffe fast, dass ich noch mit einem Bus oder LKW per Anhalter mitfahren kann. Doch ausser an ein paar Aprikosenständen hält kein Fahrzeug. Dafür hat sich das Wetter nun beruhigt und Regen droht nicht mehr.
Obwohl es auf einer Autobahn weitergeht finde ich die nächste Zeit kein Restaurant für ein Abendessen, noch nicht mal einen kleinen Supermarkt. Das ändert sich nicht, zumal infolge einer permanenten Steigung nicht viele Kilometer gemacht werden können. So kommt die Dämmerung, so dass ich mich immer mehr auf den Randstreifen verkrieche, bevor ich das Licht installiere. Erst als es stockdunkel ist, kommt der nächste Ort, wo ein kleiner Laden mit übersichtlichem Sortiment ein paar Chips für das Abendessen bietet.
Nach dem Einkauf wird rasch ein Schlafplatz gesucht, im Dunkeln auf der Autobahn ist nicht so gut zu fahren. Kurz hinter dem Ort bietet es sich an, auf einem stillgelegtem Autobahnabschnitt zu schlafen, man ist zwar nur 15 m von der Fahrbahn weg, doch infolge der dazwischen aufgeschütteten Erdwälle bekommt man nicht viel von ihr mit. Einziges Problem bietet die Verankerung des Zeltes auf der alten Asfaltdecke. Da der Wind in der Nacht zunimmt muss mit Steinen nochmals abgespannt werden.




Das nächste Ziel ist Kapadokien, welches aber nicht auf der Autobahn erreicht werden soll. Zum Glück gibt es noch kleinere Fernstrassen. Zunächst muss am nächsten Tag erst einmal der Pass überwunden werden. Erst nach einer ordentlichen Abfahrt findet sich der Abzweig nach Elbistan und damit eine recht kleine Strasse, die zunächst einem Tal entlang führt um dann in offenere Landschaft überzuleiten. Dort wird Höhe gewonnen und wieder verloren, doch insgesamt ist das Vorankommen nicht schlecht.
In Elbistan selbst gibt es den obligatorischen Döner, die nächsten Tage das Hauptnahrungsmittel. Danach setzt leider Gegenwind ein. Das merkt auch der einheimische Radler, welchen ich kurz hinter Elbistan überhole und der mir noch lange folgt. Ein paar Kilometer hinter Elbistan überholt mich ein Traktor mit mehreren Anhängern. Da er nicht so schnell ist, kämpfe ich mich in seinen Windschatten. Damit lässt sich wieder mit vernünftigem Tempo gegen den Wind fahren. Leider gibt es immer mal wieder leichte Zwischensteigungen, bei denen der Traktor mich abhängen kann. Nach der zweiten längeren Steigung kann der Abstand leider nicht mehr zugefahren werden und so geht es gegen den Wind weiter. Die Strecke wird dafür langsam wieder interessanter, da es mehr in die Berge geht. Herbsthimmel und Herbstluft sind heute einmal mehr besonders klar. Erst am Abend ist Göksun erreicht, wo noch eingekauft und Döner konsumiert wird. Nun heisst es einen Schlafplatz finden. Die ersten Versuche ergeben keinen sichtgeschützten Platz, doch wenig später in eigentlich relativ offenem Gelände klappt es, auch wenn die Strasse recht nah vorbeiführt.












Die Nacht ist kalt und die Hänge ringsum nehmen einen Reifpanzer an. Zum Glück geht es erst einmal weiter bergauf, so ist die Luft nicht ganz so kalt. Die OSM-Karte erlaubt wenig später eine spontane Abkürzung, die dann allerdings ungeteert ist und auf der einem erstaunlich viele schwere Bau-LKW entgegenkommen. Die Pfützen in den zahlreichen Schlaglöchern sind noch alle gefroren. Die vermeintliche Abkürzung schlängelt sich doch recht windungsreich durch die Gegend, welche die Ernte schon erfahren hat. Nur ein grösseres Dorf liegt am Strassenrand. Nachdem wieder die Hauptstrasse erreicht wurde, wird bald der nächste Alternativweg ausprobiert, leider mit weniger Erfolg. Die Wege im GPS entsprechen nicht ganz der Realität, so dass ein bisschen umher geirrt werden muss, bis endlich die Strasse gefunden ist, die schlussendlich erhöht über der weiten Fläche am Hang entlang geführt wird. Es geht nun wieder in die Berge mit richtigen Pässen. Verkehr ist nun fast keiner mehr vorhanden, dafür gibt es knackige Steigungen. Vom letzten Regenfall, d.h. dem den wir in Malatya hatten, sind noch die ganzen Bergspitzen weiss. Auf dem Hauptpass angelangt muss festgestellt werden, dass die Strasse ab hier voll in Bau ist. Somit wird nichts aus der rasenden Abfahrt auf perfektem Asfalt, Schotter ist der Belag der Stunde. Entschädigt wird dafür mit einem gewaltigen Panorama mit über 4000 m hohen Bergen. Der Vulkan Ercyes Dagi kündigt schon die Nähe zu Kappadokien an. Das Ziel heute noch bis nahe an Göreme zu gelangen ist jedoch utopisch, es wird zwar wieder in die Dunkelheit hineingefahren, doch findet sich auf der sehr ebenen Fläche eines Salars doch noch ein Sichtschutz in Form der Seitenwälle eines Kanals. Zum Glück ist die Hauptstrasse nicht so befahren, so konnte ich noch lange ohne Licht in der Nacht fahren.














Der nächste Tag sollte dann endlich Kapadokien bringen. Dazu musste noch einmal ein kleiner Pass überwunden werden, der aus der grossen Fläche herausführte. Die folgende lange flache Abfahrt bringt schon eine prima Einstimmung, die ersten Felsnadeln sind am Wegesrand und auch Höhlen sieht man allenthalben. Aber es wird auch touristischer, die ersten Pensionen tauchen in den Orten auf, den Vogel schiessen dann Ürgüp und Göreme ab, kein Wunder bei den Touristenmassen, das erreicht locker Dimensionen von Angkor Wat, unzählige Busladungen werden hergekarrt. Jetzt im Oktober scheint aber wenigstens Nebensaison zu sein. Ob der ganzen Touris plane ich ein möglichst reduziertes Programm, zunächst geht es zu den Felskirchen, der Hauptsehenswürdigkeit. Die Gegend war im übrigen vor nicht einmal 100 Jahren noch griechisch besiedelt, wie man teils an Anschriften auf den Häusern sehen kann. Immer mal wieder taucht ein Aussichtspunkt auf, von dem man auf verschiedene Felsformationen blicken kann. An den Felskirchen ist dann natürlich Trubel. Es hat recht viele von diesen Höhlenkirchen, am eindrucksvollsten sind aber nur ein paar, die noch gut erhaltene Fresken haben.
Göreme wird dann nur kurz besucht und das nächste Ziel, eine Felsenstadt, angepeilt. Diese ist ein paar Kilometer südlich und hat einen anderen Zweck als die Felskirchen. Es waren richtig gehende Fluchtorte, in denen die Einwohner sich für Wochen mit Vorräten einschlossen.
Am späten Nachmittag geht es nunmehr wieder in Richtung Berge, das Mittelmeer ist das nächste Ziel. Dazu müssen erst mal die Flächen von Kapadokien hinter sich gelassen werden. Wieder wird es spät und spontan wird noch einmal umgeplant, da eine Variante im GPS noch einen Nebenweg über die Berge verspricht. Hinter dem letzten Dorf muss nur noch ein Schlafplatz gefunden werden, was nicht so einfach ist, da doch immer mal wieder ein Fahrzeug auf einsamer Strecke daherkommt. Schlussendlich wird doch ein exponierter aber von den Feldwegen wenig einsehbarer Platz gefunden. Kaum ist das Zelt aufgestellt, als noch einige Traktoren vom Feld heimfahren. Und auch im Anschluss verirren sich hier ins Niemandsland immer noch ein paar Fahrzeuge.






























Am nächsten Morgen stelle ich fest, dass es weiter hinten noch einen Steinbruch gibt, vielleicht kamen die Fahrzeuge von dort her. Auf jeden Fall wird es nun viel einsamer, aber die Strasse geht immer noch asphaltiert weiter. Unklar ist ob ich wie beabsichtigt, wirklich ins andere Tal komme. Während ich einsam dahinradle, tauchen auf einmal oberhalb zwei Hunde auf, doch sind diese wieder gar nicht aggresiv, sondern nur auf Ausschau nach einem Herrchen und folgen mir so noch ein paar Kilometer, bis ein Auto entgegen kommt und mich ablöst.
Kurz vor dem Pass kommt nochmals ein Dorf, dann geht es endlos runter ins andere Tal, zunächst noch frisch, wird es nach unten immer wärmer. Im Haupttal geht es auf einer fetten aber unbefahrenen Hauptstrasse weiter, bis nach einiger Zeit die Autobahn der kilikischen Pforte erreicht ist. Kurz davor erwischt es mich leider mit einem Platten, der die bisher perfekt laufende Fahrt unterbricht. Etwas unwillig wird schnell geflickt um dann noch die letzten Kehren zur Autobahn zu fahren. Es ist brutal, was hier an Lastwagen unterwegs ist. Darauf gibt es im nächsten Ort erst einmal ein Mittagessen. Ich muss wieder etwas warten, die Restaurantbetreiber bauen gerade um und so wird erst einmal der Ofen für den Fladen angeschmissen. Dafür mundet der ofenfrische Fladen ganz gut, endlich mal kein Döner. Zum Glück kann ich mich bald von der Autobahn verabschieden und auf die normale Hauptstrasse ausweichen. In den Kiefernwäldern steht heute allerdings die Hitze, so dass mir der Schweiss in Strömen rinnt, zumal es unerwartet viel bergauf geht. An einem kleinen Bächlein wird noch eine Waschsession eingelegt, nachdem ich in Kappadokien ja keine Herberge genommen hatte, ist das auch mal wieder fällig.
Mein heutiges Ziel ist Tartessos, bzw. peile ich einen Übernachtungsplatz zwischen Tartesos und Mersin an, vielleicht ginge ja sogar was am Meer? Nur zieht sich die Strecke viel länger als erwartet, da immer mal wieder ein Zwischenpass ansteht. Am späten Nachmittag bin ich aber aus dem schönen Gebirge draussen und es wird immer landwirtschaftlicher. Als ich auf der Autobahn kurz vor Tartesos bin winkt mich ein LKW-Fahrer zu sich und bietet mir an, dass ich bei ihm übernachten könnte. Es ist Sertac, er kommt von Tartesos und wir laden schliesslich das Rad in den leeren Anhänger. Anscheinend nimmt er gerne mal Touristen mit, zumindest erzählt er gleich von seinen zahlreichen Bekanntschaften. Er lernt wohl gerne Englisch und so ist es angenehm endlich mal mit einem Einheimischen in Konversation zu kommen.
Für mich ist es aber auch ein kleiner Kulturschock, da jetzt auf einmal die Kurden die Bösen sind. Anscheinend gibt es hier richtige Ghettos und bei ihm kommen die Kurden nicht gut weg, alles Terroristen. Bevor wir bei ihm zu Hause sind, gibt es noch eine Spezialität, verkokelte Gedärme, ich hoffe da ist nichts ungesundes drinnen.
Früher ist er vor allem international gefahren, d.h. bis nach Usbekistan und kennt daher alle Kaukasus-Länder aber vor allem Irak, Iran und Turkmenistan. Das gibt mir eine gute Gelegenheit zu erfahren, wie die Grenzabwicklung ist. Sie ist wohl auch der Grund, warum er seinem Chef gesagt hat, dass er nur noch innertürkisch fahren will. Insbesondere beim Irak muss die Grenze reine Willkür sein und die LKW-Fahrer müssen tagelang warten, bis die Grenzer bei Lust und Laune sind, sie durchzulassen. Georgien nennt er da als Musterland.
Der LKW wird vor der Haustüre geparkt, zu Hause geht es lautstark zu, aber ich kann mich dennoch auf die Bank im Garten setzen. Schliesslich wird der LKW noch für die Nacht präpariert, der Anhänger kann hydraulisch in der Höhe verstellt werden. Damit kein Benzin geklaut wird, klemmt mein Sertac mit Hilfe von Holz ein Hohlgefäss über den Tankdeckel, durch die hydraulische Verstellung kann man so als normalkräftiger Mensch nicht mehr an den Tank.
So ein Besuch muss dann natürlich gleich mit Freunden geteilt werden, so dass noch zwei Kollegen zu ihm kommen, einer muss aber als Feuerwehrmann gleich auf seine Schicht.
Die Nacht kann ich dann im LKW im Fahrerbett verbringen.