Montag, 19. August 2013

Zurück nach Ishkashim

Nachdem wir zunächst keine Rückfahrgelegenheit hatten und wir nicht sofort zurückradeln wollten, beschlossen wir zunächst den Sonntag in einem Homestay zu verbringen. In Sarhad gibt es derer drei, doch unsere Wahl musste natürlich auf das Guesthouse unseres Veloverwahrers fallen. Die Räder waren noch genauso, wie wir sie abgestellt hatten. Es war sicherlich gut gewesen, dass der Guesthouse-Besitzer noch eine Folie über sie drüber gelegt hatte, so regenlos, wie wir annahmen war die Gegend ja nicht. Den englischsprechenden Jungen fragten wir noch nach anderen Touristen, doch aus seinen Antworten wurde man nicht schlauch. Zwar hätte es solche Touristen, jedoch wären keine mehr da. Wir dachten insbesondere an Moritz, der aber wohl schon nach Ishkashim abgefahren war. Zunächst räumten wir unsere Sachen aus und überlegten die Alternativen. Schon vor dem Hineinfahren hatten wir beschlossen, nur einen Weg zu radeln, so dass wir nun auf eine Mitfahrgelegenheit angewiesen waren. Andererseits wollten wir hier auch nicht ewig mit Warten zubringen, so dass wir entschieden waren, bereits am nächsten Tage herauszuradeln, wenn es keine Fahrgelegenheit geben würde. So kämen wir wohl immerhin bis Sargaz, wo es mehr Autos geben sollte. Noch während wir herumräumten sahen wir draussen auf der Dorfstrasse einen weissen Toyota-Jeep entlangfahren, mit Antenne, wie ihn die Hilfsorganisationen oft verwendeten. Christian wurde losgeschickt um ihn auszukundschaften, er war zum hintersten Guesthouse gefahren. Dort sassen ein paar Männer vor dem Haus, nach einiger Zeit verstanden sie das Begehren und riefen den Fahrer des Jeeps heraus. Der war tatsächlich ein Einheimischer, welcher von Kepkut hergekommen war um seiner Arbeit für eine Hilfsorganisation nachzukommen. Entsprechend konnten wir uns in Englisch unterhalten, er wollte allerdings erst in 3 Tagen wieder zurückfahren.
Im Anschluss probierte Christian noch das Thermalbad im Ort aus. Dort gab es einen gut hergerichteten Schuppen mit einem Becken drinnen, welches mit warmen leicht schwefeligen Wasser gefüllt werden konnte.
Nach dem Bad hörte man schon das nächste Fahrzeug daherkommen, es hielt nur wenig entfernt von unserem Guesthouse. Also wurde auch dorthin eine Erkundungstour unternommen und die brachte unerwartetes zu Tage. Abdelhamid stand vor dem zweiten Guesthouse, welches nur 200 m neben unserem Guesthouse stand. Das hiess wohl, dass Moritz doch noch da ist. Ein Blick ins Guesthouse bestätigt den Verdacht. Allerdings sind sie nun eifrig am Packen, anscheinend geht es gleich los. Sie waren vor über zwei Tagen hier angekommen und warten seither auf eine Mitfahrgelegenheit, doch ist noch niemand gefahren. Eigentlich hatte der grosse Adab Shah, dessen Agentur alles organisiert höchstpersönlich versprochen, dass er abgeholt würde. Doch war bislang kein Auto für Moritz nach Sarhad durchgedrungen. Wie er uns nachher erzählte, musste sein Übersetzer ein paar Kilometer talaus zu einer Krankenstation gehen, welche ein Funkgerät hat, mit dem das Krankenhaus in Ishkashim angefunkt werden kann. Von dort aus konnte man Adab Shah fragen, wann denn mit dem Auto zu rechnen sei, immerhin erwartete Moritz seine Tourgruppe bald in Ishkashim. Doch Adab Shah hatte die beiden vergessen und gab ihnen Bescheid, dass kein Auto kommen würde und sie sich selbst zu helfen hätten. So organisierten sie sich lokal einen Jeep, d.h. von einem Einheimischen aus Ishkashim. Dieser stand nun vor der Türe. Eine besondere Pointe bei der Geschichte war, dass zwei Kunden von Adab Shah am Tag an dem Moritz in Sarhad eintraf, mit einem von Adab Shah geschickten Auto zurück fahren konnten, sie hatten sich wohl nur um wenige Stunden verpasst. Natürlich interessierte es uns nun, ob wir da auch noch Platz haben würden. Doch mussten wir das wohl mit dem Fahrer aushandeln, da Moritz meinte sie hätten einen speziellen Deal, der beinhalte nur sie beide. Wir verstanden zwar nicht, warum damit nicht das ganze Fahrzeug gemietet war, zumal der Preis entsprechend hoch war, doch so musste mit dem Fahrer verhandelt werden. Der war allerdings von einer seltenen Logik, so dass das Verhandeln überhaupt nicht einfach war. Zunächst wollte er für die Strecke nach Ishkashim 500 $ haben, und das obwohl die anderen Beiden ihm diesen Lohn schon zugesprochen hatten. Normal kostet ein Auto 450 $. Schliesslich wurde klar, dass wohl nur bis Krot gefahren würde, d.h. dort wo der Baba Tangibach hinunter kommt. Für diese Strecke wollte er nun 200 $, wir schlugen geradewegs aus und gingen schon hinaus. Normalerweise erweicht so etwas den Händler, doch dem Fahrer schien das egal zu sein. Als wir draussen beim Fahrzeug standen, wurde noch einmal ein Versuch unternommen, letztlich war das letzte Angebot 100 $ für die Strecke bis Krot, dabei zahlten die beiden Anderen schon 200 $. Man sieht, dass hier von Logik keine Spur mehr ist und gerade diese Preise für den Transport eigentlich jedweden Tourismus hier zunichte machen sollten. In Tajikistan, wo der Transport auch nicht billig ist, hätte man für diese Strecke sicher nicht mehr wie 60 $ gezahlt, hier sind es zusammengenommen 300 $. Nun mussten wir schnell unsere Sachen packen, so eine frühe Mitfahrgelegenheit hatten wir nicht erwartet. Rad und Taschen werden zum Jeep gebracht. Doch während wir die Räder parat machen, laden die Afghanis natürlich schon die Taschen ein. Ihr Unvermögen in Sachen Beladung ist himmelschreiend und Christian entsprechend auf der Palme. Natürlich müssen zunächst die Räder eingepackt werden, sonst passen diese nicht mehr hinein. Nachdem etwas mehr Struktur hineingebracht wurde kann auch alles transportiert werden. Nur Moritz macht sich Sorgen, ob wir noch den Kiwi Alick hineinbringen. Er meint, den würden wir unterwegs noch treffen, nachdem er sich zu Fuss nach Sargaz aufgemacht hatte um schnellstmöglich seiner Tee/Brot-Diät zu entkommen. 
Der Fahrer ist schon älter und hat keine Daumen mehr, dennoch kommt er gut auf der ruppigen Piste zurecht. Die kühlen Tage haben zu deutlich geänderten Pistenverhältnissen geführt, alle Bäche sind deutlich kleiner und auch die Schiebestrecke durch das stehende Wasser ist nun trocken. Nachdem auch der Wakhan niedriger ist, wollen Moritz und Abdulhamid lieber auf der rechten Seite bleiben, also dort entlang, wo wir auf dem Hinweg kurz durch den Wakhan mussten. Doch der Fahrer bleibt starsinnig und es entspannt sich ein heftiges Wortgefecht zwischen den Beiden. Abdulhamid erzählt erst kurz vor der Brücke den eigentlichen Grund, ihnen wird wohl ein Taxi von Kala e Panja bis nach Sargaz geschickt, das ist noch ein paar Kilometer weiter als Krot und viele Fahrer fahren nur bis zur Furt des Baba Tangibaches. So auch unser Fahrer, welcher dort alle ausladen will, doch Moritz und Abdulhamid würden dort einfach in der Öde stehen und müssten ihr Gepäck schleppen, so kehren sie um zum nächsten Guesthouse und wir steigen als Einzige aus. Gegenüber steht immer noch ein LKW, so wie bei der Hinfahrt, die Fahrer machen uns Handzeichen, zum Herkommen und auch um den Weg zu zeigen. Nur wenige Meter oberhalb der Furt hat es eine einfache Brücke über den Bach, die wohl die letzten Tage gebaut wurde. So kommen wir zum LKW, welcher gerade noch Wassermelonen auslädt. Der Fahrer beginnt sogleich eine Konversation, anscheinend fährt er morgen zurück und würde uns mitnehmen. Das hört sich gut an, doch natürlich muss auch ein Preis verhandelt werden. Die Kommunikation ist zwar nicht ganz einfach, doch mit ein paar Wiederholungen verstehen wir auch die Details. Der LKW fährt wohl morgen los und braucht drei Tage bis Ishkashim, d.h. mit Übernachtungen in Kala-e-Panja und Qasideh. Der zunächst vorgestellte Preis ist etwas hoch, einige hundert Dollar, zumindest kennen wir jetzt die Zahl für hundert gut. Nach langem Herumverhandeln einigen wir uns jedoch auf 100 $, allerdings scheint die Zahl nicht immer fix zu sein, da der Fahrer plötzlich wieder mehr will. Wir werden noch auf eine Wassermelone eingeladen und suchen uns einen Zeltplatz gleich an der Furt, um in der Nähe des LKW zu sein. Doch als wir das Zelt aufgebaut haben und kochen, fährt der LKW plötzlich weg. An Bord sind drei Fahrer, so dass wir nicht sicher sind ob unseres Verhandlungserfolges. Wir haben zumindest einen schön gelegenen Zeltplatz, gleich neben dem Baba Tangibach und mit guter Aussicht auf eine eindrucksvolle Steilstelle des Wakhan, der auch bei niedrigem Wasserstand noch gehörig Lärm macht. Als wir am nächsten Morgen uns schon recht früh aufmachen wollen, ist das Wetter immer noch uneindeutig, es gibt sogar wieder leichten Regen. Auf den Baba-Tangibach folgt als nächster Ort Kesget, eine Streusiedlung mit grosser zusammenhängender grüner Fläche und einigen Bäumen. So sehen wir den LKW von gestern hier nicht direkt und fahren weiter in der Annahme, dass er uns schon einholen wird. Auf Kezget folgt der nächste Bach, der einen grossen Schuttkegel geschüttet hat und bei dem die Routenführung nun eine andere ist, da der direkte Weg verschüttet ist, ein wenig mühsam, so früh am Morgen. Nun ist es nicht mehr weit zur Brücke von Sargaz. Als wir nach einer kleinen Gegensteigung zur Brücke herunterrollen kommt uns, welch Überraschung, Moritz sein Übersetzer, Abdulhamid, entgegen. Wir sollten eigentlich in Sargaz nach dem Taxi für Moritz fragen, doch anscheinend ist Abdulhamid schon vorgeschickt worden. Mit dem Fernglas hatten wir schon ein Auto nahe dem Guesthouse von Sargaz stehen sehen, Christian prustete lauthals los, als er es identifizieren konnte, es war ein Toyota Corolla. Gestern bei der Fahrt nach Krot hatten wir uns schon mit Moritz über Autos unterhalten und wir hatten ihm unsere Beobachtung mitgeteilt, dass hier sogar normale Corollas von Ishkashim bis nach Sargaz verkehren könnten. Sein Kommentar war, dass sie das aber nur einmal machen würden. Und nun darf er selbst Platz in einem Corolla nehmen. Sämtliche Nichtgeländefahrzeuge im Wakhan sind Toyota Corolla. Der Grund ist anscheinend, dass es in Pakistan eine Fabrik hat, in der Toyota Corolla hergestellt werden, die also auch den Weg nach Afghanistan schaffen. Der Corolla in Sargaz wurde anscheinend von einem Soldaten aus Kala e Panja hergeschickt. Als wir die Brücke überquert haben, kommt uns schon der Guesthousebesitzer entgegen, er will natürlich gleich ein Zimmer los werden. Zudem erzählt er davon, dass Alick bei ihm untergekommen ist. Wir schauen daraufhin noch bei ihm vorbei. Er liegt aber noch im Schlafsack, der Tag gestern war wohl anstrengend. Von Sarhad hatter er nur 2 Tage bis Sargaz zu Fuss gebraucht und will heute per Motorrad zurück nach Sarhad. Wir machen uns nun auch weiter auf, doch kaum einen Kilometer hinter Sargaz kommt uns ein Toyota Hiace Geländebus entgegen und der Fahrer steigt gleich auf eine Preisdiskussion ein. Zunächst liegt er bei 400 und 300 Dollar bis Ishkashim. Eigentlich hatten wir nur ein Budget von 250 $ veranschlagt, von denen noch 150 $ übrig sind. Damit scheinen wir allerdings auf keinen grünen Zweig zu kommen, so bewilligt Dina noch weitere 50 $, die Christian allerdings sogleich in die Verhandlung wirft. Doch nach ein paar Verhandlungsrunden können wir uns auf 210 Dollar bis Ishkashim einigen. Wir sind uns nicht sicher, mit wie vielen anderen Leuten wir den Bus teilen werden, doch nachdem der Fahrer recht suboptimal packt (die Räder kommen in den Bus und nicht auf den grossen Dachträger), wird uns schnell klar, dass wir soeben den ganzen Bus gechartert haben. Dafür passt der Preis fast, auch wenn wir mit einem 3 Tage langsameren Transport die Hälfte zahlen würden. Doch nach den Verhandlungen gestern war uns nicht klar, ob der LKW bei seinem Preis bleiben würde. Der Hiace hat sogar einen kleinen Bildschirm und so laufen leider die ganze Fahrt über, irgendwelche indischen Musikclips. Auf halbem Weg steigt noch ein Fahrgast zu, nachdem wir zahlen werden wir aber um Erlaubnis gefragt. Die Strecke ist uns schon bekannt, interessant ist vor allem der Wakhan, der auch hier deutlich geschrumpft erscheint. In Kala e Panja müssen wir uns noch nicht einmal ins Buch eintragen lassen, allerdings werden wir gefragt ob wir nicht einen Soldaten mitnehmen können. Kein Problem, nach ein paar Minuten kommt ein Soldat in voller Montur mit, jetzt haben wir auch einen bewaffneten Aufpasser. Der Soldat an der Sperre ist immer noch der Gleiche, wie bei der Hinfahrt, ein Englisch sprechender Wakhi aus Sost. Bislang hat der Hiace keine besonderen Geländeschwierigkeiten gehabt, die kommen erst hinter Khandud, wo drei Bäche ohne Brücke auf uns warten. Zwischen Kala-e-Panja und Khandud nehmen wir drei LKW wahr, welche mitten in der Wiese stehen, einer von ihnen ist ein grosser LKW-Kran. Wir wundern uns, was dort gebaut wird, bis wir daran vorbei fahren. Zwei LKW sind hier in der matschigen Wiese liegen geblieben und der Kran soll wohl helfen, diese wieder hinaus zu bekommen.















In Khandud fahren wir an der unbesetzten Polizeisperre vorbei und bleiben am Bazar stehen. Unser Fahrer diskutiert mit anderen Leuten, wir denken uns schon, dass es ums Mittagessen gehen könnte, doch dann kommt er wieder und gibt uns Bescheid auszusteigen, wir müssen das Auto wechseln. Er hat uns wohl an einen anderen Fahrer verschachert, unser neues Gefährt ist ebenfalls ein Corolla, dabei kommen die schwierigen Stellen doch erst. Wir zahlen den halben Preis und machen uns ans umladen. Anscheinend will unser Fahrer schnell zurück nach Sarhad, er hatte sich mit entgegenkommenden Fahrern unterhalten, wir vermuten dass sie auf die Gruppe von Jeff spekulieren, die auch demnächst aus Sarhad heraus muss. Der Corolla hatte zum Glück einen Dachgepäckträger, so dass dort die Räder unterkamen, das Gepäck kam in den Kofferraum. Zu viert (der Soldat ist noch an Bord) geht es nun Richtung Ishkashim. Schon am Ortsrand machen wir Stop, ein weiterer Soldat, bzw. Polizist hält uns an und will ein Stück mitgenommen werden. Es wird nun enger, doch verwehren können wir es ihm nicht, so haben wir nun zwei bewaffnete Begleiter. Unterwegs sehen wir noch einen Soldaten die Strasse entlanggehen, der weniger Glück mit einem Auto hatte, er hatte sicher schon 15 km hinter sich. Eigentlich wollte der zweite Polizist nur bis Pigish mit, doch als er dort ist, überlegt er es sich anders und fragt ob er nicht bis Ishkashim mitgenommen werden kann. Nun gut, es dauert etwas, da er sich noch zu Hause umzieht, ein Gewehr weniger im Auto. Christian wird derweil schon ungeduldig, eigentlich hatten wir für heute nichts speziell geplant, d.h. wenn wir bis Ishkashim kommen ist es gut, doch wir liegen so gut in der Zeit, dass wir es vielleicht sogar über die Grenze schaffen könnten, wir wissen nur nicht wie lange sie üblicher Weise offen ist. Unser neuer Fahrer ist zwar nicht viel langsamer als der Hiace (dessen Fahrer die Möglichkeiten bei weitem nicht ausreizte), aber dennoch versucht er möglichst behutsam mit dem Fahrzeug umzugehen. Das ist insbesondere bei den Flussquerungen von Vorteil, dort wird möglichst weit unten am Schwemmkegel eine Route gesucht, mit der tiefes Wasser vermieden werden kann, natürlich hat es schon Spuren. In Khandud waren wir von Alick auf dem Motorrad überholt worden, wir sahen ihn nun immer als kleinen Punkt vor uns. Aber auch mit anderen Corollas gab es Wettrennen, bei denen unser Fahrer das Nachsehen hatte. Immerhin konnte er vermeiden, dass wir wie der vor uns fahrende Corolla, in einem Sandstück schieben mussten. Nachdem die Flüsse überquert sind, stoppt unser Fahrer plötzlich, steigt aus und nimmt auf der Rückbank Platz: Now police is driving. Der mitgenommene Polizist hatte den Fahrer wohl überreden können auch einmal ans Steuer zu dürfen. Das hätte er sich wohl besser überlegen sollen. Zwar bekommt der Polizist zunächst nicht die richtigen Gänge hinein (und das bei einer Automatik), doch als dann der Drive-Gang drinnen ist, geht die Post ab, der Polizist fährt ungefähr das doppelte Tempo und nimmt grosszügig einige Geländeschwierigkeiten. Gleich am Anfang kracht er erst einmal in einen grossen Stein, Christian mahnt ihn ab und zu bei den Bewässerungsgräben abzubremsen. So überholen wir natürlich wieder den anderen Corolla und sind dichter an Alick dran. Ob diese Fahrweise tatsächlich schneller ist, wissen wir allerdings erst, wenn wir ohne Panne bis Ishkashim kommen. Vor Quasideh verabschiedet sich der Soldat aus Kala-e-Panja und es gibt wieder einen Fahrerwechsel, wir fahren wieder gemächlich. So wird es knapp mit der Grenze, der Polizist meinte etwas von 16 Uhr, so lange hätte die Grenze offen. Um das zu schaffen müssten wir allerdings mit dem Taxi dorthin fahren, mit dem Fahrer hatten wir ja noch keinen fixen Ort ausgemacht, so wird kurzerhand die Grenze als Ziel definiert. Je näher wir kommen, desto knapper wird es zeitlich, es wäre traumhaft schon heute rüber zu kommen, in Ishkashim auf der tajikischen Seite gäbe es wieder eine Schaurma und echte RC-Cola. Die Minuten schwinden, doch endlich taucht der erste Posten auf, es ist 5 Minuten vor 4. Doch die Posten winken ab, wir verstehen jedoch nicht warum, wahrscheinlich ist es doch schon zu spät. Sie schicken aber nach jemand englisch sprechendem und nach ein paar Minuten taucht der Geschenke-Typ auf. Er sagt uns in seinem mehr indisch klingenden Englisch, dass heute zu ist, holiday, die Afghanen feiern ihren Nationalfeiertag. Wir sollen morgen kommen, da sei sicher offen. So müssen wir noch eine Nacht in Ishkashim verbringen. Wir beschliessen in ein Guesthouse zu gehen. Unser Taxifahrer wird von uns schon bezahlt, nimmt uns aber noch ein Stück mit rauf. Kurz vor dem Ort steigen wir aus und radeln selbst hinein. Die Suche nach dem Guesthouse ist dann nicht so einfach, wir treffen noch Alick, der im Marco Polo Guesthouse untergekommen ist, der Preis hört sich für uns zunächst teuer an. Doch es stellt sich heraus, dass wir gar keine andere Alternative haben, ein angeschriebenes Guesthouse ist verschlossen und die von den Einheimischen angegebenen Guesthouses stellen sich wieder als das Marco Polo Guesthouse heraus. Die Strasse dorthin ist so übel, dass wir stossen müssen, doch schliesslich gelangen wir dort doch an. Kurz vorher unterhalten wir uns noch mit jemandem von der Aga Khan Stiftung, er betreibt ein kleines Handarbeitszentrum in der Nähe des Guesthouses und lädt uns ein doch dort zu bleiben. Doch wir schauen erst beim Guesthouse vorbei, wo schon Alicks Maschine steht. Ein akzeptabler Preis ist schnell ausgehandelt und so schauen wir danach noch schnell wieder ins Zentrum von Ishkashim.


Sonntag, 18. August 2013

Ausflug in den "Little Pamir"

Es war ein schönes Gefühl endlich in dieser hinteren Oase angekommen zu sein und es trotz der Seitenflüsse noch an diesem Tage geschafft zu haben. Der erste Bauer den wir um Sarhad trafen, war natürlich gleich interessiert, was wir vorhatten und bot auch gleich einen Esel an. Als wir aber von zwei Pferden sprachen, meinte er, dass es gar keine Pferde mehr hier hätte, die wären alle mit Touristen mitgegangen, er könnten uns aber ein Pferd und einen Esel besorgen. Das wiederum war uns nicht so recht, doch zunächst hiess es Schlafplatz finden. Der Bauer war uns dabei behilflich und noch während wir aufbauten, kamen weitere Neugierige dazu. Auch unser Bauer kam wieder zurück, mit zwei weiteren Leuten und versuchte uns weiter einen Esel und ein Pferd schmackhaft zu machen. Anscheinend ist es hier doch nicht so schwer Tragetiere zu bekommen. Wir bestanden jedoch weiter darauf zwei Pferde zu wollen. Wenig später kam noch ein englischsprachiger Junge dazu, mit dem es sich besser diskutieren liess und so einigten wir uns darauf, dass er schaut ob wir morgen früh zwei Pferde haben könnten, ansonsten müssten wir noch einen Tag warten.
Natürlich wurde auch versucht uns ein Homestay schmackhaft zu machen, doch Christian bevorzugte das Zelt, auch angesichts der kolportierten Übernachtungspreise, die drei Mal teurer als in Tajikistan sind. 
Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich erst einmal unser Sachen vom Rad in den Rucksack packen, doch schon um 7 Uhr war allerlei Volk um uns herum versammelt und es ging natürlich gleich um die Pferde. In der Tat hatten sich zwei Reiter einbefunden, so dass dieses Problem gelöst schien. Unsere Vorstellung, alleine mit den Pferden in den Pamir gehen zu können, zerschlug sich erwartungsgemäss sofort. Es ist sogar so, dass zu jedem Pferd eine Begleitperson gehört. Erstaunlicher Weise hat das keinen Einfluss auf den Preis, dieser liegt bei 800 Afghanis für Pferd oder Yak, bzw. 400 Afghanis für Esel oder Träger. Da wir daraus schlossen, dass die Begleitpersonen im Zweifel zu Fuss gehen mussten, war auch klar, dass wir keine echten Reitetappen machen konnten. Ursprünglich hatten wir befürchtet, dass wir den Begleitern noch Essen und ein Zelt stellen müssten, doch das wurde verneint, wir konnten also ganz mit unseren Lebensmitteln haushalten. Nun fragten wir uns, wie wohl die Etappenlänge aussehen könnte. Und nachdem als Antwort kam, dass wir nach Bosoi Gumbez, unserem vorläufigen Ziel im kleinen Pamir, 4 Tage bräuchten, war auch klar, dass es keine so langen Tage würden. So mussten wir auf eine andere Strategie umschwenken. Statt zum Reiten sollten die Tiere nur noch zum Gepäcktragen eingesetzt werden, die kurzen Tagesetappen auf dem Pferd würden sonst nur langweilig werden. So plädierten wir auf einmal nur noch für ein Pferd. Wahrscheinlich wäre sogar nur ein Esel gegangen, aber dann wären wir über das Gewichtslimit gekommen, zudem fanden wir den Lohn von 7 $ pro Tag inklusive Begleitperson dann schon als nicht mehr zumutbar. Natürlich herrschte nun erst einmal geringere Begeisterung, doch schliesslich wurde akzeptiert, dass wir nur mit einem Pferd losgehen wollten. Ob des ganzen Verhandelns waren wir natürlich noch ziemlich hinten nach mit Packen und durften nun mit der ganzen Zuschauerschaft noch einen Schnellpackdurchgang machen. Natürlich passte nicht alles in unsere Rucksäcke, so dass Zelt, Schlafsack und Isomatte extra gingen. Zum Glück hatte unser Horseman für diesen Fall grobe Kartoffelsäcke, in die alles zusammen verpackt wurde und im Anschluss je ein Sack auf jede Seite festgeschnürt wurde. Nun ging es ins Dorf, wo wir zunächst noch bei der Polizei unseren Brief abgeben sollten. Die Polizisten machten keinen sonderlich interessierten Eindruck und als wir fragten ob wir das Rad bei ihnen einstellen könnten, wurde klar, warum. Sie lehnten ab, da in zwei Tagen der Polizeichef abgelöst würde und sie nicht für den neuen Polizeichef bürgen könnten, so dass wir Rad und Ausrüstung lieber in einem Guesthouse abstellen sollten. So suchten wir eines der drei Gasthäuser, die wir gestern noch verschmäht hatten, auf und konnten problemlos die Räder im Stall unterstellen. Sie wurden sogar noch mit einer Plane bedacht, dabei meinten wir noch, dass es hier wohl kaum regnen würde. Im Anschluss galt es noch Brot aufzutreiben. Es wurde munter im Dorf herumgefragt und so konnten wir von 5 verschiedenen Häusern einen Fladen nehmen, die wir auch bezahlten. Die Läden in Sarhad waren verwaist, der Besitzer der drei Schränke sollte wohl in Faizabad weilen. Nun war endlich alles beisamen und unser Horseman Laili auch schon etwas ungeduldig. Er war von extrem hagerer Gestalt und hatte nur einfache Halbschuhe zum Wandern dabei. Anfangs war er immer sehr bedacht uns ja vom Pferde fernzuhalten, wir vermuteten, dass das Pferd wohl schreckhaft sei, doch anscheinend hatte er mal einen Zwischenfall, bei dem das Pferd einem Touristen auf die Füsse getreten war. Das linke Auge schien recht gereizt zu sein, mit der Dauer sahen wir, dass es darauf wohl blind war. Ansonsten sind die Pferde hier oft nur an den Vorderbeinen beschlagen, obwohl sie einiges an Steinen wegstecken müssen. Die verstreuten Häusergruppen von Sarhad erstrecken sich noch eine Weile dem Hang entlang und auch die Getreidefelder liegen noch deutlich über der Talebene, alles natürlich nur dank Bewässerungswasser, welches wie überall hier in grösseren Systemen über die Hänge verteilt ist. Die Leute hier haben weniger Berührungsängste als auf dem Weg nach Sarhad, da sie hier ja relativ häufig Touristen sehen. 
Am ersten Tag galt es den Daliz-Pass zu überschreiten, welcher das Tor zum hinteren Pamir ist. Der Weg ist nicht entlang des Wakhan geführt sondern nimmt eine ordentliche Steigung in Kauf, ca. 1000 m, um einer Schlucht auszuweichen. So scheint dort auch keine direkte Verbindung zum Broghilpass zu sein. Während wir nach oben gehen, kommen uns noch einige Eselskaravanen entgegen, welche teils mit Heu und teils mit getrockneten Kuhfladen unterwegs sind. Die Rückblicke ins Wakhantal von Sarhad sind wunderschön und lassen schon eine schöne Rückkehr erahnen. Nachdem wir erst spät losgekommen sind, haben wir bis zum Mittag noch nicht viel Wegstrecke gemacht, hinter dem ersten Vorpass wird daher an einer Quelle Pause eingelegt. Das Pferd darf auch ein bisschen grasen, da scheinen die Wakhis etwas liberaler zu sein, unser letztes Pferd in Kirgistan hatte tagsüber strenge Diät. Nachdem wir schon geglaubt hatten über dem Pass zu sein, folgt doch noch einmal ein steiniger Anstieg.













Unterwegs sind immer wieder verlassene Hirtenstellen zu sehen und einmal auch ein paar Ziegen. Die Ausblicke werden erst im Abstieg interessanter, dann sind wieder Blicke über das Wakhantal hinweg in die Grenzkette zu Pakistan möglich. Die dortigen Täler sind natürlich absolut einsam, da quasi unzugänglich, es hat keine Brücken. Dafür sieht es dort deutlich wilder aus, als auf unserer Seite. Es werden wieder viele Höhenmeter im Abstieg vernichtet, die Seitentäler des Wakhan sind meist tief eingeschnitten. An diesem Seitental liegt bereits ein erster möglicher Übernachtungsplatz, Showr genannt. Er bietet viel Platz, ist jedoch nicht ganz eben. Zudem hat es noch ein Lehmhaus, in dem wohl die Pferdebegleiter unterkommen können. Insgesamt ist das Tal hübsch anzuschauen, hat dafür aber weniger Panorama. Nicht ganz ohne Hintergedanken drängen wir unseren Begleiter dazu, dass wir noch nach Boharak weitergehen, das ist der nächste Übernachtungsplatz, der eine knappe Stunde weiter sein soll. Dafür muss zunächst der Seitenbach gefurtet und im Anschluss ein kurzer steiler Anstieg überwunden werden. Auf der folgenden kurzen Hochebene kommen uns schon wieder ein paar Esel samt Begleiter entgegen. Nach Boharak ist es nun nicht mehr weit. Der Platz ist allerdings deutlich kleiner als Shower und hat auch nur wenige flache Stellen. Zunächst befürchten wir, dass hier kein Wasser ist, doch ein kleines Rinnsal ist doch zu finden, bei Showr hatte es eine mächtige Quelle gehabt. Es ist noch vor 18 Uhr und so haben wir genügend Zeit für das Abendessen und auch um selbst ein bisschen zu ruhen, die Vornacht war ja nur kurz gewesen. Obwohl es eine Hütte hat, will Laili draussen schlafen. Nachdem wir das Zelt aufgebaut haben, zeigen wir ihm noch, dass er wenn es kalt wird auch unter das Vorzelt kommen kann. Vergeblich, aber er ist ja nicht zum ersten Mal hier unterwegs. Die Übernachtungsplätze hier haben eine Menge Feuerstellen, so dass auch der Hobo einen perfekten Stand bekommt. Laili macht sich natürlich auch sein eigenes Feuer, allerdings nur für seinen  Tee, zu dem er von uns noch ein bisschen Zucker bekommt. Ansonsten gibt es bei ihm nur ein bisschen Brot zum Abendessen. Uns tut es leid, dass wir ihn nicht noch mit durchfuttern können, doch per Rad hätten wir kaum mehr Essen herbeischaffen können. In ihren Regelungen ist allerdings vorgesehen, dass die Horsemen selbst für Kost und Logis sorgen. 















Die Nacht ist klar und erwartungsgemäss frisch. Zu recht früher Stunde kommt schon eine kleine Eselskaravane vorbei, sie wollen wohl früh in Sarhad sein. Laili schläft aber einigermassen aus, dennoch schaffen wir es gegen 8 Uhr loszukommen. Beim Beladen darf nun Christian behilflich sein, das Gepäck wird ja zusammengebunden und dann in einem über das Pferd gelegt. Der schmächtige Laili schafft das natürlich nicht alleine und gestern beim Beladen waren viele Hände behilflich. Zunächst geht es wieder runter zum Wakhan, wo noch einmal eine grössere Fläche als Lagerplatz geeignet wäre, auch ein paar Lehmhütten hat es hier. Nun stand uns die Flussquerung bevor, die wir schon mit Spannung erwarteten. In Khorog vom Touristinfo und auch schon am Akbaital von den Slowenen, hatten wir eine Broschüre in die Hand gedrückt bekommen, in der die wesentlichen Trekkingrouten im Wakhan beschrieben waren. In den Little Pamir gab es im wesentlichen zwei Routen, die "obere" und die "untere" Route, d.h. jene über die Pässe und jene dem Wakhan entlang. Allerdings wurde letztere im Prospekt nur als Winterweg oder als Weg bei niedrigem Wasserstand beschrieben. Wir waren nun allerdings nahe den sommerlichen Höchstständen. Beim Aushandeln der Pferde war dieser Umstand jedoch gar nicht zur Sprache gekommen, so dass wir davon ausgingen, dass es doch kein Problem sei. Wir hatten ursprünglich angenommen, dass der nun hinter Boharak folgende grosse Fluss ohne Brücke sei und daher das Problem darstellte. Allerdings würde die Pässeroute erst hinter diesem den gemeinsamen Weg verlassen. So hatten wir uns lieber für ein Pferd als Lasttier entschieden, zum einen, damit es gewichtsmässig keine Probleme gäbe und zum anderen, damit wir auch Flüsse gut queren könnten. Von Eseln wurde gesagt, dass sie Angst vor Wasser hätten und der zu querende Bach wäre wohl zu gross für sie gewesen. Vor dem Bach wird jedoch taleinwärts abgebogen und noch ein kurzer steiler Kamm erklommen. Von diesem aus sehen wir, dass die Befürchtungen umsonst waren, es hat eine solide Brücke über den Bach, welcher momentan so viel Wasser führt, dass es selbst mit Pferd nicht sicher war hinüber zu kommen. Hinter der Brücke zweigte ein Weg nach oben ab, es ist dies der zu den Pässen führende Weg. Auch unser Weg führt nun steil nach oben, denn der Wakhan floss hier in einem schluchtartigem Tal. Wie schon unser Pferd in Kirgistan, war auch jetzt im Anstieg unser Pferd schneller als wir. Nun begann auch der aussichtsreichste Abschnitt des unteren Weges, mit schönen Ausblicken in den pakistanischen Grenzkamm. Von dieser Aussichtsterrasse sollte es jedoch bald wieder hinunter zum Wakhan gehen. Als wir unten waren kam uns eine mittelgrosse Eselskarawane entgegen, deren Treiber Laili schon von weit her Zeichen machten. Wir nahmen an, dass es darum ging, dass wir warten sollen, da die Stelle sehr eng war. Doch wahrscheinlich bedeuteten sie ihm abzuladen, so wie sie es taten. Das ganze Gepäck der Pferde und Esel wurde nun zu Fuss durch die Engstelle gebracht. Der Fluss hatte wohl zu seinem Höchststand dafür gesorgt, dass der Weg abgerutscht war und nun nur noch notdürftig frei gehalten wurde. Die Passage war allerdings so eng, dass die Esel mit ihrem Gepäck anstossen mussten, so dass dieses abgenommen wurde. Nachdem wir eine Weile gewartet hatten, nahm auch Laili die Säcke ab und trug einen durch die Engstelle, während Christian den Anderen nahm. Zum Glück blieb dies die einzige Tragepassage für uns. Laili hatte uns schon am Vorabend eröffnet, wo wir heute Nachtlager beziehen würden. Wir hatten nicht extra einen Übersetzer angeworben, so dass die Kommunikation natürlich eher beschränkt war. Aber nachdem Laili schon öfter mit Touristen unterwegs war, konnte er einzelne Wörter Englisch. Für einen Nachtplatz sagte er einfach "sleep" und für eine Mittagspause "Chai". Oft hörte man natürlich auch das Wort "meschkil", welches eine Unmöglichkeit oder ein Nichtdürfen ausdrückte. So hatte er uns eröffnet, dass wir in XY übernachten würden, ein Ort der laut den Entfernungstafeln von Showr nur 4 h von Boharak liegen sollte. So würden wir nur einen halben Tag gehen und insgesamt 4 Tage nach Bozoi Gumbaz brauchen. Wir versuchten ihn am Vorabend zu überzeugen, dass er die 4 Tage Lohn bekäme, auch wenn wir in 3 Tagen da wären. So waren wir gespannt, ob er diesen Vorschlag annehmen oder auf das "Programm" beharren würde. Wir waren allerdings heute schon vor 12 Uhr an dem für die Übernachtung vorgesehenen Platz, so dass es wohl auch Laili einsah, dass es zu früh wäre hier zu übernachten.Wir machten also Mittag und gingen dann weiter, ein kleiner Regenguss störte nur kurz. 



















Neben dem grossen Fluss, der per Brücke überquert wurde, waren heute einige weitere mittelgrosse Flüsse zu queren. Am während der erste von ihnen noch springend zu überwinden war, musste Dina am zweiten schon die Schuhe ausziehen, während Christian sich in grösseren Sprüngen versuchte. Am Ende des Tages führte der Pfad wieder vom Fluss weg und wir erwarteten bald in Langar einzutreffen, dem nächsten möglichen Nachtplatz Es zog sich allerdings noch etwas, bis wir endlich in diese Wakhi-Wintersiedlung gelangten. Dort hatten wir eigentlich erwartet ein paar Hirten zu treffen, doch der Ort war völlig verlassen. Neben einem Friedhof stand nur noch ein kleines Häusschen herum. Dafür war es um Langar ausgesprochen grün, da hier viele Quellen zu Tage traten. Bis hierher war es eigentlich immer nur um die Wasserläufe grün gewesen, sogar Büsche und Bäume hatte es noch gegeben, in Langar waren letztere schon deutlich kümmerlicher. Nachdem wir vor 17 Uhr in Langar waren, blieb noch etwas Zeit für Waschen übrig. Abends wurde wieder Hobo gekocht, um das Benzin noch zu sparen, Laili kaute wie üblich ein paar Brocken Brot. Die Abendstimmung und die Aussicht von Langar aus war noch besser als jene von Boharak.








Für den nächsten Tag stand wieder eine lange Etappe an, wir wollten bis Bozoi Gumbaz und damit zu den Kirgisen. Hinter Langar wartete nun noch der grösste Fluss ohne Brücke auf uns. Nachdem es heute kühler war und das Furten dauerte (die Steine waren sehr glitschig), froren die Füsse regelrecht ein. Der Weg verlief nun in einiger Entfernung vom Wakhanfluss und es kamen die ersten Steinhäuser der Kirgisen in Sicht welche wohl auch für den Winter bestimmt waren, andere Leute sahen wir nicht. Nur in einiger Entfernung am Gegenhang jenseits des Wakhan waren nach einiger Zeit die ersten Jurten zu sehen. Wir folgten nun einer ebenen Fläche, welche durch hineinfliessende Quellen sumpfig geworden war. Von hinten drückte bereits schlechtes Wetter hinein, in der Grenzkette waren schon einige Schauer zu erkennen und bei uns fing es auch an zu nieseln. So blieben heute Pausen sehr beschränkt, wie wir überhaupt meist nur eine kurze 5 Minuten-Pause am Vormittag und Nachmittag einlegten. Nach der Ebene führt der Weg noch einmal zum nun deutlich kleiner gewordenen Wakhan, der Bach vom Irshad Uween (wichtiger Grenzpass nach Pakistan) bringt einen signifikanten Zufluss. Für Mittag hatten wir uns nun Kash Goz als Ziel vorgenommen, wohl auch eine Kirgisensiedlung, welche  in der Brochure das eigentliche Ziel im Little Pamir ist. Eventuell hatten wir da beim Aushandeln den falschen Ortsnamen genannt, aber nachdem wir Bosoi Gumbaz mit Laili abgemacht hatten, rüttelte er nicht mehr daran. Von ihm erfuhren wir auf dem Weg dahin, dass es in Kash Goz ein Guesthouse geben soll, da sind wir mal gespannt darauf. Die Karte zeigt den Standort zu nahe am Fluss, der weg führt jedoch schnurstracks landeinwärts mit noch einer kurzen giftigen Steigung. Kash Goz versteckt sich aber bis zum Schluss, dann tauchen die Jurten auf. Es hat eine ganze Menge davon, ein richtiges Jurtendorf. Draussen sind die Frauen am waschen und Wasser zu holen, sie sind recht knallig angelegt mit ihren roten traditionellen Gewändern mit grosser Kopfhaube. Der Jurtenplatz selbst ist recht dreckig, lauter Müll liegt herum, noch schlimmer sieht das Guesthouse aus, in das wir sofort geführt werden um Mittag zu machen. Dieses ist einfach eine Metalljurte, welche etwas abseits liegt, wohl um Ruhe von den Touristen zu haben. Die Teppiche in der Jurte sind wohl schon länger nicht mehr gereinigt worden, wir wollen gar nicht wissen, wieviel Ungeziefer in ihnen ist. Nach einer Weile lässt sich doch wieder ein Kirgise blicken und bringt uns Tee und Brot. Draussen hat starker Regen eingesetzt, der nun durch das grosse Loch in der Spitze der Jurte gelangt, wir sitzen zum Glück richtig. Wenig später kommt Laili mit ein paar Kirgisen zurück. Einer von ihnen hat eine dunkel getönte Brille mit geklebten Bügeln, sowie ein Palästinensertuch um den Kopf geschlungen. Es ist Kyrgyzbay, der hier das Sagen zu haben scheint. Wir gehen davon aus, dass sie nun wegen der Pferde verhandeln wollen, von Sarhad wissen wir, dass die Pferde bei den Kirgisen gewechselt werden müssen. Die Verhandlung setzt aber nur sehr stockend ein. Wir wollen ja zunächst nach Bozoi Gumbaz, von wo aus verschiedene Exkursionen möglich sind. Bei uns hat sich der Gedanke verfestigt, das Wajirtal zu erkunden, dieses zieht zum Wahjirpass, der nach China führt, ein südlicher Pass ist der Dilisangpass nach Pakistan. Auf der Karte sieht dieses Tal noch am interessantesten aus. Wir machen unser Begehren klar, doch die Kirgisen scheinen sich nicht so sehr dafür zu interessieren und es wird anderweitig weiter geplaudert. Erst am Schluss kommen wir wieder darauf zu sprechen. Sie kommen erst mit ihrer Preisvorstellung, welche 1000 Afghanis pro Pferd und Tag beträgt, also sich nicht an der festgeschriebenen Rate hält. Für uns wäre das kein Problem, sofern wir nur die Pferde kriegen. Laili hatte heute schon in der Früh angefangen uns zu erzählen, dass es in Bosoi weder Kirgisen noch Pferde gäbe. So geben wir den Kirgisen nun zu verstehen, dass wir die Pferde morgen früh in Bozoi bräuchten. Das scheint kein Problem zu sein und so funkt Kash Goz nach Bosoi Gumbaz, allerdings scheint da niemand zu antworten. Nachdem es langsam aufhört zu regnen, machen wir uns nun auf zur letzten Etappe nach Bosoi. Laili muss uns mehrfach wieder auf den richtigen Weg setzen, hier in der Ebene hat es verschiedene Pfade. Zwischendurch treffen wir auf den ersten Touristen hier, es ist ein Neuseeländer, der von seinem Führer auf dem Pferd durch die Gegend gezogen wird. Er heisst Alick und ist mit dem Moped ins Wakhan gefahren. Nachdem er auch am Baba Tangi-Bach Probleme hatte, hat er sein Motorrad in Sargaz abgestellt und ist zu Fuss nach Sarhad. Sein Horseman wartet nicht gerne, so dass das Gespräch nur kurz ist. Ein weiteres Jurtenlager wird passiert, doch das ist noch nicht Bozoi Gumbaz. Das taucht erst hinter Stacheldrahtverhauen auf. Zudem sehen wir hier noch alte Fahrspuren und Erdaufhäufungen. Bozoi war ein alter Sowjetstützpunkt während der sowjetischen Besatzungszeit. Von daher liegen auch noch ein paar verrostete Tankfässer herum. Von den Zäunen sind nur noch die Stachdeldrahtverhaue übrig, die Pfosten wurden wohl längst als Baumaterial oder Brennmaterial verwendet. Es ist auch nicht ungewöhnlich hier grosskalibriger Patronenhülsen am Boden zu finden, allerdings sollen hier wohl keine Kämpfe stattgefunden haben. In Bozoi hat es sogar feste Häuser, das am besten gebaute Haus ist die Schule, welche am südlichen Ende liegt. Ansonsten stehen einige Jurten herum und draussen ist deutlich mehr los, als in Bozoi Gumbaz. Wir verziehen uns erst einmal nach Norden um wenig oberhalb des Ortes unser Zelt aufzuschlagen. Immerhin ist es hier nicht so dreckig, wie in Kash Goz, abgesehen vom Viehdreck. Sympathisch ist, dass wir zunächst alleine gelassen werden und nur wenige Zuschauer haben. Später lassen sich noch die Lehrer der Schule sehen, welche eigentlich aus Ishkashim sind. Zudem schaut ein etwas komischer, bzw. verwirrter Mann vorbei, aus dem wir nicht so recht schlau werden. Der Schule statten wir später noch einen Gegenbesuch ab. Die Lehrer sind nur in der kurzen Sommerzeit hier, während der unterrichtet werden kann, d.h. ca. 4 Monate. Einer von ihnen spricht auch etwas Englisch, so dass die Kommunikation halbwegs klappt. Sie sind an Geographie recht interessiert, so dass wir die Weltkarte durchgehen und nachher noch die Pamirkarte zücken, welche auch immer für eine längere Betrachtungszeit sorgt, insbesondere die Rückseite mit den Photos. Hier sollen über 60 Kinder unterrichtet werden, durch alle Jahrgangsstufen hindurch, so dass es viel Einzelunterricht gibt. Wir sehen zunächst nicht, wo die Kinder alle untergebracht sind, doch zur Schule gehören auch noch ein paar Jurten, die als Klassenzimmer dienen. Von den Lehrern erfahren wir, dass die drei Kirgisen aus Bishkek schon da waren und nun in Manora verweilen würden, den Ort können wir allerdings nicht zuordnen. Am Nachmittag hören wir, dass der deutsche Tourguide Moritz auch in Bozoi Gumbaz ist und so statten wir ihm einen Besuch ab. Sie waren heute zum Chakmaktynsee gegangen, doch nachdem es regnerisch war und kein Küchenzelt dabei war sind sie wieder nach Bozoi zurückgekommen. Sein Urteil ist ziemlich vernichtend, was die Landschaft angeht, er ist etwas enttäuscht, wegen dem Sumpftümpel so viel Mühen auf sich genommen zu haben. Wir unterhalten uns lange und nachdem Regen einsetzt verziehen wir uns noch zum Tee in die von den Kirgisen bereitgestellte Jurte, die nun als Küchenzelt dient. Moritz ist hier nur zum erkunden, er soll, kaum zurück, eine Tourgruppe hierher führen. Die Agentur, für die geführt wird, setzt aber voraus, dass der Leiter schon einmal die Route gemacht hat. So ist er nun zu einer Privatexpedition gekommen, welche mehrere Köpfe umfasst: einen englisch sprechenden Jungen, Abdul Hamid, welcher als Übersetzer dient und auch einiges organisiert, er war schon mit dem Auto aus Ishkashim dabei. Zudem gibt es einen Koch aus Sarhad und die Horsemen, welche die Esel führen. Wir erfahren, dass die englische Agentur eigentlich nicht so viel organisieren muss, sondern dafür eine Partneragentur in Ishkashim hat, welche die eigentliche Arbeit macht. Aus dem Geschimpfe von Moritz schliessen wir, dass das nicht so gut klappt. Im Prinzip sorgt die englische Agentur also dafür, dass die afghanische Agentur ein bisschen camoufliert ist. Vor dem Essen verabschieden wir uns wieder, obwohl genug Nahrung dabei gewesen wäre, die Hälfte haben sie wahrscheinlich wieder hinuntergeschleppt. 




















Der Regen der am späten Nachmittag eingesetzt hat, hört am Abend leider nicht auf und geht auch die ganze Nacht durch weiter, bis es dann doch endlich leiser wird. Noch in der Nacht bemerken wir den Grund, der Temperatursturz hat für Schnee gesorgt. Das würde zwar eine schöne Landschaft sprechen, doch als wir am Morgen raus schauen ist es immer noch neblig und schneit weiter. Eigentlich bleibt nicht viel Schnee liegen, der Boden ist noch zu warm, nur auf dem Zelt sammelt sich etwas mehr Schnee. 
So wird erst einmal weiter im Schlafsack gedöst, doch das Wetter wird auch später nicht besser. Moritz schaut am späten Morgen noch vorbei, trotz des schlechten Wetters will er hinunter und verabschiedet sich. Erst am Nachmittag hört der Schneefall auf. So verbringen wir den ganzen Tag im Prinzip im Zelt, nur ein kurzer Besuch in der Schule und bei den namensgebenden Gräbern führt uns kurz raus. Ansonsten haben wir noch einiges mit Laili zu diskutieren, bzw. er mit uns, gestern hatten wir ihm ja den abgemachten Lohn gezahlt. Er hat jedoch Hoffnung, dass er uns wieder zurück bringen kann und will so unsere weiteren Pläne wissen. Wir hatten eigentlich vor hier 4 Tage verschiedene Ausflüge zu unternehmen, einen ins Wahjir und einen zum See. Doch er meint immer noch, dass wir keine Pferde bekommen würden. Für heute wären wir froh, wenn keine Pferde kommen, zu schlecht ist das Wetter. Und in der Tat lässt sich kein Kirgise mit Pferd blicken. Dafür scheint Laili bereit zu sein auf uns zu warten um dann mit uns über den Akbilis zurückzukehren. Den Lohn haben wir im Prinzip schon mit ihm verhandelt und so scheint es für uns abgemacht. Er kommt aber immer wieder und will sich von Neuem versichern. Anscheinend gefällt der Deal den Kirgisen nicht, denn am späten Nachmittag verabschiedet er sich trotzdem und macht sich auf den Heimweg. Wir verstehen die Organisation hier nicht, denn so ist zwar für eine Arbeitsaufteilung gesorgt, die führt jedoch zu der gleichen Anzahl an Leertouren. Tagsüber bekommen wir noch Besuch von ein paar Jungen, die sich für das Zelt interessieren, mindestens einer von ihnen ist Mongoloide, er ist jedoch der aufgeschlossendste und frechste, was unser Zelt zu spüren bekommt. Insgesamt ist Inzucht wohl ein Problem bei den Wakhan-Kirgisen, nach letzten Zählungen leben hier nur noch 700 Leute in ziemlicher Abgeschiedenheit. Die Kinder versammeln sich am Nachmittag mit den Lehrern zu einem Wurfspiel. Es werden Dosen in grosser Entfernung aufgestellt, welche von der jeweiligen Partei umgeworfen werden sollen. Alle sind mit grossem Eifer dabei.Dina schafft es derweil an diesem Schlechtwettertag ihr Buch über die Reise französischer Missionare nach Tibet fertig zu lesen. Dieweil hören wir am Nachmittag, nachdem Laili weg ist, dass es möglich ist morgen zwei Pferde zu bekommen, mit denen wir ins Wahjir wollen.








Am nächsten Morgen stehen wir schon früh auf und bereiten uns für den Ausflug vor, nur das Zelt bleibt noch stehen. Doch die Kirgisen scheinen nicht solche Frühaufsteher zu sein, erst nach 8 Uhr sieht man überhaupt jemanden draussen und bei uns kreuzt der Horseman auf, mit dem wir gestern abgemacht hatten. Er sieht gar nicht gut aus, im Gesicht hat es eine gewaltige Strieme gegeben, er meint er sei auf einen Stein gefallen. Wir verpflegen ihn mit Vitamerfen. Ein zweiter Kollege kommt auch noch und so besprechen wir genauer das weitere Vorgehen. Als wir ins Detail gehen, kommen allerdings Probleme auf. Wir hatten vor eine ordentliche Tagesetappe ins Wahjir zu gehen, dort zu zelten und dann wieder heraus zu gehen. Im Gespräch stellt sich heraus, dass die Kirgisen das Wahjir in mehr Etappen einteilen, als wir das gerne hätten und wir daher wohl nur ein kleines Stück hineinkämen. Schliesslich sagen sie uns, dass ihre Tagesetappen nur 4 Stunden lang sind. Das erscheint uns zu wenig und so wollen wir testen, was sich machen lässt. Wir schlagen als Ziel den Chakmaktyn vor und nachher allenfalls das Wahjir. Für die Kirgisen ist das allerdings eine Zweitagestour, für uns nur eine Tagestour, zumal wir von Moritz wissen, dass sie zu Fuss hin und zurück an einem Tag gegangen sind und noch nicht einmal sehr spät zurück waren. Da kein Einlenken zu erkennen ist, beschliessen wir selbst auch zu Fuss zum Chakmaktyn zu gehen, was heute zwar sicher unangenehm ist, der gefallene Schnee verwandelte den Untergrund in einen ziemlichen Batz. Dafür wollten wir das schwere Gepäck an der Schule lassen um am Abend wieder zurück zu sein. So packen wir fertig und gehen durch das Dorf zur Schule. Als wir unser Begehren den Lehrern schildern (wir wollen nur ein paar Sachen zwischenlagern), hören wir erst einmal "problem". Sie müssen wohl erst noch den "Master" fragen, der entpuppt sich als der eigenartige Mann mit Pelzkappe vom ersten Abend. Anscheinend ist der nicht einverstanden, zumindest bekommen wir beschieden, dass unsere Sachen nicht in der Schule zwischenlagern dürfen. Unter der Annahme, dass wir das sicher nicht verwehrt bekämen, hatten wir unsere Rucksäcke schon umgepackt und mussten nun wieder neu laden. Die Lehrer gaben uns zu verstehen, dass es nicht sicher wäre, dass die Sachen noch vollständig wären, wenn wir zurückkämen. Zwar boten die Kirgisen uns nun weiter an, Pferde zu stellen, doch bei solchen Geschäftspraktiken hatten wir keine Lust mehr etwas mit ihnen zu tun zu haben und beschlossen unsere Rucksäcke selbst hinaus zu tragen und auf Chakmaktyn und Wahjir zu verzichten. Die Lehrer boten uns am Schluss noch an, die Rucksäcke für die kleine Gebühr von 30 $ tagsüber zu behalten. Dankend verabschiedeten wir uns. 
Es war nun schon später vormittag, dafür war das Wetter besser als gestern, zwar noch überwiegend bewölkt aber meist ohne Niederschlag. In den tieferen Gegenden ist der Schnee schon geschmolzen, ab 4200 m ist es aber noch weiss. Wir schlagen einen möglichst direkten Weg zum Akbilis ein, der auch Kash Goz umgeht. Zwar wird immer mal wieder ein Pfad verloren, doch meist findet sich wenig später ein anderer. Unterwegs sehen wir nur einige Hirten mit ihren Herden in der Ferne herumstreifen. Ein kleiner Bach wird einfach überwunden, infolge der Kälte hat es trotz des Niederschlags weniger Wasser. Die Rucksäcke drücken schwer, so viel Gewicht hatten wir schon länger nicht getragen, wir haben immer noch einiges an Essen dabei, hatten wir doch für noch mehr Tage gerechnet. Etwas tut uns Laili leid, der nur noch einen halben Tag hätte ausharren müssen und uns dann für 5 Tage wieder als Kunden gehabt hätte, die obere Route ist etwas länger als unten herum. 
Auf dem Weg in das zum Akbilis führende Tal bekommen wir unverhofft doch noch Blicke auf den Chakmaktynsee, der in der Ferne blau glänzt und mittlerweile wieder grün umrahmt ist. Nach dem Mittag essen suchen wir etwas mühsamer den Weg und halten uns an uralte LKW-Spuren, wahrscheinlich aus Sowjetzeiten. Ohne Schnee würden diese wohl weniger auffällig sein, doch gerade dort wo der LKW den Boden verdichtet hat, schmilzt der Schnee als Erstes. Als wir uns im Tal befinden erkennen wir in der Ferne am Hang eine 5er Gruppe mit Pferd und Esel. Diese mustern uns wohl  auch, doch bleiben sie auf ihrem Weg oben am Hang, der wohl zu einem anderen Jurtenplatz führt. Wenig später gewahren wir eine grössere Gruppe, die gerade lagert. Aus der Anzahl der Tiere schliessen wir, dass es sich wohl um einen Lagerumzug handeln muss. Doch weit gefehlt, als wir nahe kommen, stellt sich die Gruppe als eine Touristengruppe heraus. Es sind wohl die Engländer, von denen Moritz erzählt hatte, die mit grosser Entourage von Packtieren aber zu Fuss unterwegs sind und eigentlich schon längst hier sein müssten. Wir unterhalten uns kurz mit dem Leiter Jeff, vor allem interessiert uns wie die Wegverhältnisse sind, da wir angesichts des Schnees für oben schlechtere Bedingungen vermuten und insbesondere Angst haben, dass der höchste Pass morgen, der Garumdee zu tief Schnee haben möge, ein paar Wächten sehen wir auf den höheren Kämmen schon. Doch sie beruhigen uns und meinen, dass sie uns den Weg ja schon gebahnt hätten. Jenseits des Akbilis gäbe es zudem ein grösseres Jurtencamp, welches wohl auch Garumdee genannt wird, dort hätten sie in einer Jurte übernachten können. Angesprochen darauf, warum sie zuerst oben herum sind, meinten sie, dass ihnen gesagt worden wäre, dass der untere Weg wegen Hochwasser schlecht gangbar gewesen wäre, das scheint allerdings eine Falschinformation gewesen zu sein, da Moritz ja zeitgleich mit ihnen kam. Wir verabschieden uns und fragen noch, wann sie zurück fahren, um eventuell eine Mitfahrgelegenheit zu haben, doch nachdem wir nun früher raus gehen, dürften sie zu spät dran sein. Der Schnee wird nun mühsamer, da wir im Schneematsch mit unseren Radschuhen stärker rutschen und auch die Rucksäcke drücken weiter. So gelangen wir heute doch nur auf den Pass, der von höheren Bergen schön eingerahmt ist, gleich darauf folgt ein See, neben dem wir unser Zelt aufstellen. Wie auch in Bozoi Gumbaz wird auch hier noch einmal Hobo gekocht, mit 4500 m ist das unser höchster Hobokochplatz. Allerdings wird das Gekoche eine mühsame Angelegenheit, da wir nur noch ein wenig Restholz haben, das zudem nicht ganz trocken ist. So müht sich Dina für die Nudeln und Christian für den Tee ab, man muss eingentlich ständig pusten, um die Glut warm genug zu bekommen, dass der Topf auch etwas abbekommt. Während wir kochen kommen zwei Reiter daher, die ebenfalls nach Westen reiten. Sie zweigen zu unserem Zeltplatz ab, es sind Wakhis, vielleicht von Jeffs Gruppe, diese mussten heute wahrscheinlich die Übergabe an die Kirgisen machen. Sie sind natürlich interessiert, ob wir nicht Pferde bräuchten. Mit unserer Wakhi-Wörterliste aus der Wakhanbrochure können wir uns auch leidlich unterhalten und kommen überein, dass sie zu zweit mit uns über den Garumdee kommen sollen. Wir würden je drei Tagessätze zahlen und sie morgen früh im Jurtenlager treffen. Zwar wäre nur ein Pferd oder jetzt sogar nur ein Esel für unser Gepäck nötig, doch so kann immer einer von uns auf dem Pferd reiten und die Wakhis müssen nicht gerennt alleine nach Hause. Den Einen von Ihnen kennen wir sogar noch von Sarhad, er wäre der zweite Horseman gewesen, wenn wir zwei Pferde genommen hätten. So haben wir doch noch einen Ersatz für die ausgefallene Wahjir-Reittour.Eine weitere Reitergruppe kommt wenig später vorbei, doch schaut sie nicht zu unserem Zelt. So verbringen wir einen stimmungsreichen Abend am See und freuen uns, dass wir morgen nicht mehr so viel Gepäck schleppen müssen.

















Am nächsten Morgen müssen wir gar nicht ganz absteigen, unsere beiden Reiter kommen uns schon entgegen. Das Packpferd ist schnell beladen und Dina darf die erste Strecke reiten. So müssen wir gar nicht zum Jurtendorf, sondern schlagen gleich nordwärts den Weg zum Pass ein. Das Tal ist relativ grün, weshalb auch weiterhin noch ein paar Jurten den Weg säumen. Kaum sind wir unten im Tal, werden wir schon von einem Trupp mit Eseln und Pferden überholt, da sind auch einige dabei, die unseren Zeltplatz gestern abend passierten. Anscheinend ist der Garumdee doch kein so selten gemachter Pass, dabei hatten wir gedacht, dass die Flussroute deutlich häufiger begangen ist, da sie schneller und weniger mühsam sein sollte. Im Unterschied zu dieser kommt man im Sommer über die Pässeroute an einigen Jurtenplätzen vorbei und kann so wohl besser übernachten oder sich auf einen Tee setzen. Letzteres macht der Trupp der uns überholt hat auch gleich und wechselt die Uferseite zu ein paar Jurten. Wir kommen gut voran und halten nur einmal kurz, damit unsere Horsemen sich mit einem Hirten unterhalten können. Das Tal hier sieht deutlich alpiner aus, als unsere bisherigen Wege in den Little Pamir und am Garumdeepass wartet wohl ein Übergang, der von einem Gletscher gesäumt ist. Wie von der Reisegruppe gestern vorhergesagt, scheint aber Schnee in diesem Tal kein grosses Problem zu sein, die Schneegrenze ist deutlich weiter oben als am Akbilis gestern. Nachdem wir den Hauptfluss überquert haben, gibt es eine Mittagspause, bei der wir von zwei Reitergruppen wieder eingeholt werden. Mit diesen zusammen geht es über den Garumdee. Beim Aufbruch suchen unsere Horsemen noch eifrig die Gegend ab, anscheinend haben sie eine Peitsche verlegt. Diese bekommen wir zwar zum Reiten auch in die Hand gedrückt, doch wird sie selbstredend nicht eingesetzt. Man merkt allerdings, dass wenn die Peitsche aus versehen einmal bewegt wird, das Pferd wieder etwas schneller läuft. Dina hat es ganz gut im Griff und als sie mal zum Trab ansetzt, bekommt sie vom Besitzer einen Szeneapplaus.Der Garumdeepass ist weiter oben recht steinig, so dass die Pferde nur langsam vorankommen und Dina mit ihrem noch langsamer, da sie mehr Rücksicht nimmt. Die Szenerie ist hier grossartig, wir sind nur 2 km von Tajikistan entfernt und der Grenzkamm ist recht felsig. Im Abstieg werden die Pferde am Seil geführt, wir bilden jetzt eine schöne grosse Karavane. Es sind die unterschiedlichsten Typen dabei, ein komischer Kauz reitet mit geschlossenen Augen oder bindet sich ein Tuch vor, vielleicht hat er Probleme mit der Schneeblindheit. Einer unserer Horsemen leistet sich einen Spass mit ihm, der aber gleich in Ernst umschlägt, so dass sie sich regelrecht in die Haare geraten. Mit einem älteren Herren kann man ein paar Brocken auf Russisch austauschen, das nutzt er gleich um sich ein Feuerzeug anzueignen. Wir verstehen nicht ganz, was die zwei Reitergruppen hier suchen, ob sie Waren zu den Kirgisen gebracht haben oder jemand besucht haben. Der Anführer eines Trupps hat sogar ein Funkgerät dabei. Ganz kommunikationslos ist die Gegend somit nicht, wobei man hier für weitergehende Verbindungen ein Satellitentelephon braucht. Lustiger Weise liefen auch in Bozoi Gumbaz die Leute teilweise mit Handys herum, so gross ist die Verbreitung. Verwendet werden kann ein Handy allerdings höchstens jenseits des Chakmaktyn, wo von Shaymak her ein tajikisches Mobilfunknetz ein bisschen in den Wakhanzipfel hineinreicht. Ansonsten ist das hier eine der abgelegendsten Gegenden in Zentralasien, in der nichts passieren darf, ein Rücktransport dauert einige Tage. Auf unseren Spot könnten wir uns hier wohl nicht verlassen, da Afghanistan in der Deckung ausgeschlossen ist. Im Abstieg ereignete sich noch ein besonderer Fang. Eine der Gruppen hatte auch einen Hund dabei, der immer munter umherschweifte, sein Fell war eher rötlich hell. Plötzlich sah man ihn in geänderter Gestalt, er war irgendwie grösser geworden. Doch der neue Zusatz war ein fettes Murmeli, welches er fassen konnte und in dessen Hals er sich festbiss. Der Kampf dauerte dennoch etwas, das Murmeli gab noch ein paar verzweifelte Laute von sich, dann wurde es noch wilder durch die Luft geschleudert.
Als wir den Pass hinter uns haben, teilt sich die Karawane wieder, ein Teil geht zu einer nahen am Berghang liegenden Jurte, wir folgen dem Fluss. Der Hund scheint allerdings an unserem Trupp gefallen gefunden zu haben und folgt uns noch eine Weile, auch Steine wissen ihn nicht zu vertreiben. Erst als seine Begleiter schon über einen Kilometer weg sind gelingt es uns ihn loszuwerden. Noch wissen wir nicht, wo unser Nachtlager sein wird. Unsere Begleiter scheinen aber einen langen Tag zu planen. So durchqueren wir einige ebene Flächen, die allerdings infolge Steinen oder Sumpf den Pferden kein rasches Tempo erlauben. Der Nachmittag wird länger und länger, bis wir endlich wieder ein Sommerlager passieren. Doch anscheinend wollen unsere Begleiter noch weiter. Als wir das nächste Lager hinter ein paar Schuttreissen sehen, ist es schon fast 18 Uhr. Da das Tal enger wird, verschwindet die Sonne bald. An diesem Schuttlager sollen wir wohl rasten, wir bitten unsere Begleiter daher das Gepäck auf eine passende Wiese davor abzuladen. So schlagen wir schnell das Zelt auf und kochen mit dem Benziner. Das war eine lange Etappe, die anderen Reiter lassen sich auch gar nicht mehr blicken. Die Einheimischen machen also nicht immer solche Mammutetappen. 








































Der nächste Tag beginnt leider wieder trübe, es regnet sogar leicht. Deshalb und weil wir ja gestern eine lange Etappe hatten, starten wir nicht so früh wie üblich. Es geht heute das Tal hinaus, bis auf die uns bekannte Flussroute. Der Bach dem wir folgen fliesst letztlich in den grossen Fluss, dem die einzige Brücke des Weges gilt. Wir sind uns nicht sicher, ob wir heute nicht sogar in einem hinausgehen könnten, doch die Entfernung nach Sarhad ist noch beträchtlich, zumal wir ja Anfangs nur quer gehen. Die Flussquerung, die nötig ist, wird von fast allen per Pferd erledigt, nur einer muss waten. Allerdings ist es möglich den Fluss trockenen Fusses zu queren, weiter flussabwärts verschwindet er auf einer kurzen Strecke unter grossen Steinen. Auf der linken Talseite folgt bald eine nächste Jurtensiedlung, an welcher uns eine grosse Karawane entgegenkommt, wahrscheinlich mit Mehl beladen. Sie führen auch einige Yaks als Packtiere mit. Christian nutzt die Gelegenheit um auch mal kurz auf so einem Tier zu sitzen. Die Packyaks, die wir bisher gesehen hatten, mussten allerdings deutlich stärker getrieben werden, als Rösser, so gut können sie also nicht angelernt werden. Durch die Nase geht ihnen ein grosser eiserner Ring, der oft blutig ist.
Wir halten erst an den nächsten Jurten, dort befindet sich wieder ein sogenanntes Guesthouse, d.h. eine wenig stilvolle Jurte aus Stahl mit üblichem Zeltstoff. Unsere Begleiter verschwinden für "Chai", doch unser Gepäck bleibt auf den Pferden, so können wir allerdings nicht Mittag machen. Nachdem es kühl windet, verziehen wir uns wohl oder übel in das Guesthouse, welches sauberer ist, als das Letzte, dafür gekommen wir keinen Tee angeboten. Der Weg führt nun  hoch über dem Fluss talauswärts, denn am Talausgang wartet eine Schlucht. Unsere Begleiter müssen allerdings ob der vielen Querspuren etwas suchen um den Weg in der richtigen Höhe einzuschlagen. Zu diesem Zweck hat es hier aber auch Steinmänner. Wir kommen nun langsam wieder zurück in die Zone, in der neben Gras auch wieder Büsche wachsen. Doch der Weg oben herum führt nun erst einmal durch recht steiniges und trockenes Gelände. Am Talausgang haben wir dann wieder vertraute Ausblicke auf die Grenzkette zu Pakistan. Nun fällt der Weg steil ab, der sandige Untergrund scheint Dina's Pferd zu liegen. Es legt ein beträchtliches Tempo an und ist schneller als die Fussgänger. Wir hatten heute die Pferde getauscht, das etwas schmächtigere Pferd bekam heute das Gepäck und der "Braune" wurde geritten. Wenig später waren wir wieder auf der Flussroute und querten die stabile Brücke über den nun deutlich kleineren Fluss. Auch hier hatte das kühle Wetter zu einem tieferen Wasserstand geführt und das Wasser zeigte sich nun in grünlicher Farbe. Nachdem wir kein richtiges Mittagessen gehabt hatten, knurrte unser Magen nun schon gewaltig. Zum Reiten nahmen wir normalerweise immer unseren Annorak und steckten ein paar Kekse und Snickers in die Taschen, zudem wurde der Wassersack geschultert.
Nach der Brücke durfte Christian nun auch einmal auf das Pferd und war froh drum, da es noch bis Showr weiterging. Dort gelangten wir zwar schon um 16 Uhr an, aber unsere Begleiter hielten es für richtig hier zu Übernachten. Auf der letzten Höhe vor Showr stiessen wir noch auf einige Kamele, welche hier weideten. Zu unserer Überraschung fanden wir noch ein einzelnes Kamel direkt an der Hütte von Showr, das Gras war hier wohl besser. Später am Abend machten wir uns noch zu diesem Kamel auf, um es auch einmal kurz fassen zu können, sein Fell war richtig flauschig und das Kamel gar nicht so scheu. In Showr konnten wir nun endlich essen und auch noch gross aufkochen, Holz hatte es hier genug. Nach drei Kochgängen (Tee, Nudeln, Griesbrei) wurde noch unser gesammelter Müll verbrandt. 















Für den Folgetag war nicht mehr so viel Wegstrecke übrig, ca. 4 h gab die Tafel in Sarhad für den Weg auf Showr an und wir mussten nur noch über den Daliz-Pass. Unsere Begleiter waren natürlich schon vor uns auf, aber um 8 Uhr waren wir dann auch so weit. Die Pferde mussten erst noch eingefangen werden, insbesondere der Braune war heute nicht so folgsam und entfernte sich häufig. Beritten war der uns bekannte Weg doch anders zu gehen, als beim Hinweg. Wir sahen nun deutlicher, wie steil das Gelände teils war und so führte Dina das Pferd häufiger als Christian lieb war. Nach dem Dalizpass öffnet sich bald das Tal so, dass man wieder in die Ebene von Sarhad sehen konnte, auch hier was das Wetter noch uneindeutig und Wolken dominierten. Die nahe Ortschaft zog uns natürlich an und so steigerte sich auch das Tempo. Christian erspähte zudem einen Geländewagen in der Dorfmitte, so dass befürchtet wurde, ein Fahrzeug könnte ohne uns abfahren. So ging das Gehen ins Joggen über und die Dorfbewohner wunderten sich wohl über den Läufer, der die Strasse entlang sprang. Obwohl es den Anschein hatte, dass das Auto sich nun mit Leuten füllte, blieb es noch eine ganze Weile neben dem Thermalbad stehen und so konnte es noch vor seiner Abfahrt erreicht werden. Es fuhr aber gar nicht talauswärts, sondern war ein lokales Auto, das wohl zum Spass bewegt wurde. Nachdem wir dort angelangt waren, stopften sich über 15 Leute in den Jeep, das Fahrzeug fuhr 400 m zu einem Haus weiter und alle stiegen wieder aus. Das Spiel wiederholte sich noch einmal und auf Nachfrage stellte sich heraus, dass wohl momentan keine Rückfahrmöglichkeit nach Ishkashim zugegen war.