Montag, 29. Juli 2013

Murghab - die Hässliche

Am Ortseingang von Murghab, kurz vor dem Abzweig zum Flughafen begrüsst einen das LKW-Terminal. Eigentlich erwarten wir hier regen Betrieb, doch am Sonntag stehen nur einsame zwei LKW herum. Für uns geht es erst einmal Richtung Basar, da dort auch die Restaurants lokalisiert sind. Natürlich werden wir gleich angeredet und in eines der Cafés verbracht, in Murghab merkt man den Einfluss des Tourismus. Gegenüber dem letzten Mal sind noch mehr Homestays dazugekommen, doch wir wollen eigentlich nur schnell Geld wechseln und Vorräte bunkern um am Abend wieder raus zu fahren, wo wir herkamen. Im Café gibt es Kohlsuppe und Pommes, dafür dass die Kohlsuppe nur 3 Somoni kosten soll ist die Endabrechnung gesalzen, 30 Somoni und beim Rausgeben werden auch noch 2 Somoni unterschlagen. Der Sohn des Hauses bekam schnell mit, dass wir Geld wechseln wollen und meint sein Bruder könne so etwas machen. Allerdings wollen wir Yuan wechseln, von denen wir in Erwartung einer erneuten Einreise noch einige im Geldbeutel haben. Nach dem Essen machen wir uns daher erst einmal auf Yuan-Suche. Einige Leute meinen, dass man nur auf der Bank wechseln kann, aber heute ist Sonntag, bei anderen scheint das kein Problem zu sein, nur her mit den Dollars. Dollars wollen wir aber gerne sparen, nachdem wir nun seit vorgestern noch einen Abstecher in den Wakhan im Hinterkopf haben, wo man viel davon brauchen soll. Christian sucht vergeblich den Markt ab, natürlich will auch der Bruder vom Café keine Yuan wechseln, aber es solle Personen geben, die es machen. Als wir in ein spezifisches Gechäft geschickt werden, schickt uns der Ladenbesitzer zu einem anderen Café, doch von dort aus werden wir zurück ins Geschäft geschickt. Nach ewiger Suche findet sich ein Laden in dem Yuan gewechselt wird, doch der Kurs ist grottenschlecht. Laut unserer Kurzrecherche im Internet sind 1000 Yuan ungefähr 779 Somoni, im Laden gibt es aber nur 600 Somoni dafür. Für uns keine Option, da hilft uns ein Homestaybesitzer weiter, er meint wir sollen doch am LKW-Terminal schauen, da gibt es Tajiken, die nach China fahren und Yuan bräuchten, doch als wir mit dem Auto vorbeischauen ist immer noch nicht mehr los. Nachdem wir nochmal im Bazar herumgeschaut hatten und nun wohl jeden Ladenbesitzer gefragt hatten, geben wir es auf. Zwischenzeitlich findet sich noch ein LKW-Fahrer, der aber den gleichen schlechten Kurs anbietet. So schwenken wir auf Euro um und wechseln 100 Euro. Nach ein bisschen Gesuche finden wir sogar jemanden, der die besste Bankrate von Murghab bietet. Yuan hätten wir wohl auch an keiner Bank wechseln können, nur Dollar, Euro und Rubel sind dort angeschrieben. Mit dem Geld kann nun der Grosseinkauf für ein paar Tage beginnen. Gegenüber dem letzten Mal hat sich das Angebot verbessert, es gibt echte Coca Cola und Pepsi, vor drei Jahren haben wir noch nicht mal RC-Cola gefunden. Allerdings sind die Preise hier gesalzen, wie wir im Nachhinein feststellen, zudem ist viel herumzulaufen, da die Läden immer nur ein beschränktes Sortiment haben. Nach zwei Stunden sind wir fertig, haben sogar Haferflocken gefunden, auch wenn Dina beim Preis von 22 Somoni schlucken muss, das sind über 4 CHF für 400 g. Zu guter letzt schauen wir noch bei der Polizei vorbei, wir wollen eine Runde über Schaymak drehen, das liegt ganz unten im Eck, wo auch China und Afghanistan sich treffen. Im Reiseführer steht noch etwas von besonderen Erlaubnissen, daher fragen lieber noch einmal nach. Bei der Polizei wird anhand der Karte diskutiert und es scheint, dass wir keine spezielle Bewilligung brauchen, bis auf vielleicht vom OVIR. Heute Sonntag hat das OVIR wohl aber nicht offen? Doch der Mann von dieser Dienststelle wird angerufen und taucht auf dem Rad auf. Nach kurzem Blick in den Pass sagt er uns, dass wir uns noch registrieren müssen. Von der Registrierung hatten wir schon gehört, da wir aber nicht vor haben länger als 30 Tage im Land zu sein, sollten wir diese eigentlich nicht brauchen. Doch meint der OVIR-Mann, sobald das Visum länger als 30 Tage gültig ist, müssen wir uns registrieren, das ginge aber erst morgen. Vor drei Jahren hatten wir mitbekommen, wie Rückreisende ziemliche Probleme ohne diese Registrierung bekamen und teils 200 Dollar zahlen mussten, so beschliessen wir doch noch eine Nacht zu bleiben und die Registrierung zu machen. Wie gesagt, eigentlich wollten wir möglichst schnell aus dem Ort heraus, der recht reizlos ist und nur gut als Infrastrukturpunkt. Ein Gutes hatte der Aufenthalt bei der Polizei noch, ein Lada hielt vor der Station, wir dachten schon ein Verkehrssünder, der seine Strafe begleichen muss, doch als er wieder abfährt, meint einer der Polizisten, dass das die Naturparkbehörde sei und da wir auch vorhaben in den Naturpark zu gehen um zu wandern, halten wir noch rechtzeitig das Auto auf. Sie sind so nett und bringen noch die Eintrittskarten vorbei, welche eigentlich taggenau ausgestellt werden, pro Tag ist auch eine Gebühr fällig. Wahrscheinlich weiss dass fast kein Tourist hier, falls man erwischt wird könnte aber eine Strafe fällig werden. Wir zahlen für zwei Tage und bekommen einen Blankoeintritt, da wir noch nicht genau wissen, wann wir im Park sind. Einer der Polizisten kommt aus Rushan, am Eingang des Bartangs, wir erzählen von unseren Erlebnissen vor drei Jahren und er meint, dass wohl jetzt gerade ähnliches vorkommen könnte, noch ein weiterer so heisser Tag und es heisst wohl wieder Strasse unter in weiten Teilen des Bartangs.
Nach der Polizeistation fahren wir zum Homestay des Mannes, der uns vorher unentgeltlich mit dem LKW-Terminal geholfen hatte und quartieren uns dort ein. Er hätte sogar eine warme Dusche, doch nachdem die Aufpreis kostet und wir ja schon im Aksu gebadet hatten, verzichten wir darauf. Neben uns ist noch ein Basler Autostopperpärchen einquartiert, welches es gerade den Wakhan heraufgeschafft hatte und nun um Murghab noch zwei drei Tage verbringen wollte, u.a. mit Radfahren. Im Ort kann man anscheinend stabile Räder mieten um kurze Ausflüge zu unternehmen. Nach einer Wassermelone von den Baslern geht es ins Bett.
In aller Herrgottsfrüh macht sich Christian dann zum LKW-Terminal auf, in der Hoffnung noch ein paar Yuan los zu werden. Viel ist nicht los auf den Strassen, zumal es ja zwei Uhrzeiten gibt, die offizielle Tadschikische Zeit und die Murghab-Zeit, welche eine Stunde vorauseilt. Am LKW-Terminal stehen nun schon einige LKW, doch eine Frage in die Runde der LKW-Fahrer bringt keine Resonanz, keine Reaktion. Das ist verwunderlich, doch das Problem ist, es sind Chinesen, die sind mal wieder so herrlich teilnahmslos, weil ihre Sprache nicht gesprochen wird. Mit etwas mehr Nachdruck werden zwei Geldscheine herausgekramt und das Tauschgeschäft veranschaulicht, doch anscheinend will auch darauf keiner eingehen. Nur einer bietet schliesslich eine Kleinstmenge an, zum schlechten Kurs von gestern. Anscheinend brauchen die Chinesen die Somoni noch für den Zoll. Auch ein Gang ins Restaurant bringt zunächst keinen Wechselwilligen, im Hotel sitzen wieder nur Chinesen. Ein nochmaliger Gang ins Restaurant bringt dann das gewünschte Ergebnis, ein LKW-Fahrer aus Dushanbe kommt ins Gespräch und als wir auf das Geldwechseln kommen, will er alle Yuans nehmen, da er nach Kashgar fährt. Verwirrung herrscht zunächst über den Wechselkurs, der ist so gut, dass erst einmal von einem Fehler ausgegangen wird, doch schlussendlich wird fast zum Mittelkurs gewechselt und wir haben nun 2000 Somoni, leider alle in 500er Scheinen. Einer davon wird noch beim Homestay klein gemacht, der nächste für die Registrierung. Nach dem einfachen Frühstück geht es nämlich an die nächste Aufgabe, OVIR-Registrierung. Leider wird hier nach Dushanbezeit gearbeitet, so dass wir wohl erst spät loskommen. Christian hatte nahe dem Markt schon die notwendigen Kopien gemacht, das Visum samt Eintrittstempel mussten noch kopiert werden, doch am OVIR wird erst einmal vergeblich gewartet, auch wenn es schon offen sein soll. Der "Natchalnik" sei noch am schreiben und darf nicht gestört werden. Bevor wir das Geld an der Bank einzahlen, angeblich 140 Somoni pro Person (fast 30 Dollar), wollen wir aber noch einmal nachfragen, vielleicht weiss ja der Vorgesetzte, dass wir doch keine Registrierung brauchen. Doch leider sitzt als dann endlich offen ist, genau der Radfahrer von gestern abend am Schreibtisch, mit 4 Sternen an der Schulter. Die Frage erübrigt sich also. Von der Bank hatten wir schon einmal zwei Zettel mitgenommen, die wir angeblich brauchen, leider müssten wir wohl noch zwei holen. Derweil füllt der OVIR-Mann diese Scheine aus, wie sich herausstellt sind es Überweisungsträger. Netter Weise werden wir bevorzugt behandelt, die anderen Leute, die zum OVIR kommen fertigt die Sekretärin ab, immer gut gelaunt mit einem Lächeln, also ganz der Gegensatz zu unserem OVIR-Mann. Die meisten kommen hier nur wegen Pässen vorbei. Nachdem die Überweisungsträger ausgefüllt sind, geht es zur Bank. Dort muss noch jemand unterschreiben, bis am Schalter eingezahlt werden kann. Ob das schnell geht ist nicht klar, da vorher noch ein Zollbeamter da ist, der mit fetten Bündeln Geld da steht, insgesamt 25000 Somoni wollen ausgezählt werden. Doch zum Glück ist eine Zählmaschine da. Nachdem die Überweisungsbelege im OVIR sind, müssen noch zahlreiche Bücher ausgefüllt werden und eine Registerkarte mit unsere Photo angelegt werden, bis wir dann einen kleinen Zettel als Beleg für die Registrierung in den Händen halten. Insgesamt war das jetzt einige Rennerei und wir kommen natürlich viel später los, als geplant. Dafür haben wir jedoch erfolgreich die Yuan wechseln können.

Sonntag, 28. Juli 2013

Wiedersehen macht Freude - Akbaital zum Dritten

In Sary Mogul brechen wir halbwegs früh auf, um zur kirgisischen Grenze zu kommen, unsere israelischen Kollegen, welche heute trampen wollten, waren schon deutlich früher raus und hatten auch Erfolg, nach 2 Stunden hatten sie wohl schon einen Lift bekommen. Wir machten die Strecke Richtung Sary Tash, bzw. dem Grenzabzweig nun schon zum 4. Mal, so dass wir schon genau wussten, wo wir Wasser finden würden. Das wurde dann auch gleich noch als Gelegenheit zum Waschen verwendet, in den Homestays sind die Einrichtungen dazu eher beschränkt, so bezogen sich die meisten Kommentare zu Verbesserungen dort auf die fehlende Dusche.
Mit den Bergen beginnt Tadschikistan
Knaben beim Wasserholen
Am Abzweig hat es zwar eine Art Checkpoint, doch das Personal will noch nicht einmal unsere Pässe sehen. So geht es auf altem sowjetischem Asfalt der Grenzstation entgegen, das recht breite Alaital muss dazu durchquert werden, im Prinzip geht es über 25 km eine leicht geneigte Ebene hinauf. Nur selten kommt ein Fahrzeug vorbei, ein besonders langsames Fahrzeug entpuppt sich dann als norwegischer Sanitätswagen, mit dem zwei ältere Herren im Rahmen einer Charity-Tour nach Dushanbe wollen um ihn dort abzugeben. An sich wären sie drei Autos gewesen, doch die kasachischen Pisten waren zu hart für den Landrover (Rahmenbruch) und den Subaru Forester (Federung im Eimer) und so ist nur noch das schwächste Auto, ein Kleinbus amerikanischer Herkunft übrig. Wir wünschen noch viel Glück und verfolgen noch eine Weile das nicht kleiner werdende Auto, die Strecke zieht sich. An einer der letzten Jurten vor der Grenze besorgt Christian noch Korut, die getrockneten Jogurtbällchen, welche Dina zum Kochen so lieb gewonnen hat, dass wir sie nun sogar kaufen wollen (bisher hatten wir sie immer in die Hand gedrückt bekommen). Doch auch in dieser Jurte scheint unser Bedarf eher als Mindermenge angesehen zu werden, so dass wir die 7 grossen Bällchen umsonst mitbekommen. Schon in der Früh hatten wir uns noch mit Kymus vom Strassenrand eingedeckt. Kurz vor der Grenzstation verzweigt sich die Strasse, die meisten Fahrzeuge nehmen den linken Abzweig, der rechte Abzweig ist allerdings geteert und beide Stränge führen nach 2 km wieder zusammen. Vom Teer aus sehen wir, wie zwei andere Radfahrer über die Schotterpiste herunterkommen, es sind Liegeradfahrer, aus dem was sie reden entnehmen wir, dass sie Franzosen sind. Da wir aber zu weit auseinander sind, fahren sie weiter, es hat wohl genug Radler auf dem Pamir Highway. Als wir an die kirgisische Grenzstation kommen fahren von der anderen Seite gerade 4 Jeeps mit Touristen ein, so dass wir uns beeilen vor ihnen an der Migration zu sein, so viel Verkehr auf einmal ist hier selten. Wir kommen gerade vor der Reisebegleiterin den Schalter und sparen uns so die Abarbeitung ihres Stapels Pässe. Es sind Japaner, welcher mit einer tajikischen Agentur im Pamir unterwegs sind, von der Dame bekommen wir nochmals die Information, dass der Kulmapass wohl erst im nächsten Jahr für Ausländer öffnet. Dann fahren, bzw. schieben wir aus der Grenzstation raus, das tajikische Visum wurde natürlich nicht geprüft und so können wir die Nacht im Niemandsland verbringen, die Einreise ist ja erst morgen möglich. Christian muss die paar hundert Meter schieben, bis wir uns um die Räder kümmern können, am Hinterreifen ist die Luft schnell heraus, eine Stunde davor war dasselbe bei Dina passiert, Pumpen hatte jedoch geholfen. So werden die Reifen und Schläuche geprüft. Dina findet jedoch nichts bei sich, bis wir herausfinden, dass es mal wieder ein lockeres Sclaverandventil ist. Bei Christian muss geflickt werden, zudem wird auch der Ersatzschlauch geflickt, den wir eigentlich einbauen wollten, der hat beim Transport wohl ein Loch bekommen. Nun kann es noch in den Abend gehen, kurz nachdem wir am einzigen halbwegs klaren Bach Wasser genommen haben, kommt noch einmal eine mobile Grenzkontrolle, die Soldaten hausen hier teils in einfachen Supermarktzelten, welche lustig im Wind tanzen. Zum Glück haben wir Rückenwind, in Gegenrichtung wäre es trotz Abfahrt wohl anstrengend. Die Strasse verlässt bald das breite Tal um den finalen Anstieg zu beginnen. Im enger werdenden Tal finden wir noch einen schönen Schlafplatz im Angesicht von einem schönen Schneeberg auf einer blumengepolsterten Terasse, letztere ist wohl die alte Trasse.

Vor dem kirgisischen Grenzposten ist die Strasse meist geteert
Die Transalaikette hat schön vergletscherte Berge
Zwei Norweger fahren einen alten Sanitätswagen nach Tadschikistan
Berge ahoi
Weisse Transalai-Riesen I
Weisse Transalai-Riesen II
Weisse Transalai-Riesen III
Von dieser Jurte bekamen wir sehr guten Korot
Die selbe Jurte von Innen
Weisse Transalai-Riesen IV
Geradeaus zu den Bergen
Schon hinter dem kirgisischen Grenzposten
Eigentlich erwarten wir nun keinen Verkehr mehr, da die Grenzstation wohl nachts geschlossen ist. Doch anscheinend werden auch dann noch Lastwagen abgefertigt, mitten in der Nacht kommen noch zwei LKW die Strasse hinaufgekrochen.
In der Früh nehmen wir die letzten Kilometer in Angriff, etwas verdutzt sehen wir als erstes Fahrzeug die Norweger uns entgegenkommen. Diese hatten gestern am Pass die Höhe zu spüren bekommen, das Fahrzeug hatte alle Leistung verloren und musste von einem LKW nach oben geschleppt werden. Als sie sahen dass noch ein höherer Pass kommt, entschlossen sie sich zur Umkehr und müssen nun wohl über das Ferganatal nach Dushanbe, d.h. sie müssen aufpassen nicht durch usbekische Enklaven zu kommen. Die Nacht hatten sie beim Strassenwärter zubringen können, den wir wenig später treffen. Er sorgt im Winter dafür, dass der Pass offen bleibt. Anscheinend kümmert sich Tajikistan darum, da der Strassenwärter aus Karakul kommt. Gestern Abend hatten wir noch eine mögliche Alternativroute in der Karte gesehen und befragen nun den Mann dazu, allerdings kennt er nur eine Seite davon, welche gut fahrbar wäre und am Djailoo seiner Familie vorbeiführt. Die Strasse setzt nun doch noch zu ein paar Kehren an um die letzten paar hundert Höhenmeter zu überwinden, Christian kannte den Pass schon, da er ihn in Gegenrichtung vor vier Jahren gefahren war, doch ein bisschen etwas zu entdecken gab es trotzdem, irgendwie kommen Strassen einem bei der Abfahrt ganz anders vor.
Skelett eines LKWs
Hier liess sich gut Zelten
Km 222 oder Fahrradständer
Die norwegische Ambulanz kapituliert vor der dünnen Luft
Blick zurück zum Strassenwärterhaus in Richtung Kirgistan
Der Grenzpass ist erreicht
Christian für einmal ziemlich klein (haben die Chinesen abgefärbt?)
An der Passhöhe stärken wir uns noch etwas um dann die tajikische Grenzabfertigung hinter uns bringen zu können, die 2 km später auf uns wartet. Diese ist genauso schmerzlos wie die kirgisische Abfertigung, zum Teil können die Leute sogar deutsch, nachdem sie beim BKA für die Drogenpolizei ausgebildet wurden. Auch sonst hört man viele Sprachen, die Grenze wird wohl vor allem von Touristen genutzt. Von diesen warten auch zwei auf einen Weitertransport, ein Japaner und ein Pole. Im Vergleich zu vor 4 Jahren ist auf der Strasse deutlich mehr los, so dass auch Trampen wohl besser zu gehen scheint. Kaum sind wir mit der Abfertigung fertig, kommen uns ein spanischer und ein belgischer Radfahrer entgegen, sie sind etwas erschöpft von der Gegenwindfahrt der letzten zwei Tage. Wir quatschen eine gute Weile, sie wollen nach Kirgistan noch nach China und wir auf einer ähnlichen Route, wie sie gegen Westen. Als wir noch am Reden sind kommt noch der Bruder des Mannes, den wir ob seiner Schweizer Bergführerjacke angeredet hatten. Der Mann ohne Jacke ist der eigentliche Führer und kennt sich im Pamir ziemlich aus, so können wir ihn noch bezüglich einiger Routen löchern, inwieweit diese gut fürs Velo sind.
So mit guten Informationen versorgt fahren wir weiter bergab ins Tal des Markansu. Die Gegend hier gleicht eher einer Mondlandschaft, Vegetation hat es fast keine, dafür haben die blanken Geröllhänge auch ihren Reiz. In diesem Tal wurden anscheinend die ältesten Besiedelungsspuren des Ostpamir gefunden, hoffentlich haben die Siedler es dann bald in tiefere Lagen geschafft. Wir machen im Windschatten des Strassenwalls Mittagspause, die Sonne brennt schon ziemlich hier. Einige Kilometer weiter sehen wir auf grosse Entfernung schon etwas auf der Strasse entgegenkommen. Beim Näherkommen nehmen wir die Umrisse eines Rucksacks wahr, anscheinend ein Tourist zu Fuss. Der Tourist stellt sich als Franz aus der Schweiz heraus, der gerade das ganze Bartangtal hinaufgelaufen ist. Die Piste scheint im Gegensatz zu vor drei Jahren wieder voll befahrbar zu sein. Am Karakul hatte er noch eine Extraschleife eingelegt, die uns auch interessiert. Doch er rät eher ab, teils weglose steile Geröllabschnitte seien nichts für Velos. Franz hat einen interessanten Aufenthalt hier gehabt, zunächst lernte er für 6 Monate Tadschikisch und erkundet nun noch per pedes das Land. Die Ausrüstung ist allerdings sehr rustikal, ein Schweizer Militärmantel und Armeeschuhe, sowie der schwere Armeeschlafsack. Nach längerer Unterhaltung in schneidendem Wind verabschieden wir uns wieder und fahren nun gegen Karakul.

Abfahrt hinter dem Grenzposten von Tadschikistan
An den Wolken ist schon der starke Wind zu sehen
In der Fläche bei Markansu I
In der Fläche bei Markansu II
Schweizertreffen mit Wind
Ebene zwischen Bergen
Sandfläche neben der Strasse bei Kakyrkul
Nach dem nächsten Pass ist Dina begeistert vom Blick auf den See, der eine leuchtend blaue Färbung aufwies. Umrahmt von Schneebergen in dieser kargen Landschaft hat dieser über 3900 m hoch gelegene See einen besonderen Charakter. Zum Glück haben wir weiter Rückenwind, dieser trägt uns bergab auf der asphaltierten Strasse in Windeseile in den Ort. Gegenüber dem letzten Mal hat es noch einige Homestays mehr, die mit Schildern beworben werden. Wir suchen noch den Dorfladen auf, der erstaunlich gut sortiert ist. Geld haben wir an der Grenze vom spanischen Radfahrer wechseln können und gönnen uns so noch einen Saft. Sogar Snickers hätte es hier. Die Verkaufsstelle für die tajikische SIM-Karte ist auch schnell ausgemacht, seit letztem Jahr hat auch der Ostpamir eine gute Abdeckung erhalten, so dass man hier an den wenigen kleinen Orten ins Internet kommt. Am Ortsausgang hat es dann noch einmal eine Strassenkontrolle, bei der die Passdaten aufgenommen werden. Wir schlagen unser Zelt 2 Kilometer nach dem Ort nahe dem See auf, so haben wir noch einmal wunderbaren Seeblick. Am Abend stresst nur noch ein Tourist auf dem Motorrad vorbei, der wohl noch im letzten Licht in ein Homestay kommen wollte.

Blau leuchtet uns der Karakul See entgegen
Hinter dem kleinen Pass Uidulok
In Geraden nach Karakul
Gräber vor Karakul
Teer
Durch die Hitze gefährlich gewellt
Unser Zeltplatz am Strand hinter Karakul
Für den nächsten Tag steht der Akbaital am Programm, der höchste Pass des Pamir-Highway. Wir hatten ihn vor drei Jahren schon gemacht um ins Bartang zu kommen und Christian ein Jahr davor, auf seinem Weg von Dushanbe nach Almaty. So ist uns das mühsame Wellblechstück zwischen Muskol und dem Pass recht gut bekannt und eigentlich hätten wir gerne eine Alternativstrecke gewählt, nur diese gibt es innerhalb Tajikistans nicht wirklich. In der Früh hält sich der Wind noch angenehm zurück und wir geniessen das Teerstück bis Muskol. Am Fluss Muskol treffen wir noch einen Hirten, der uns auf einen Tee einladen möchte, wir lehnen dankend ab. Er wohnt in einer Kaserne, die wohl nicht mehr in Ursprungsverwendung ist und klagt über die heutigen Zeiten, das Land hat kein Geld mehr für Reparaturen, da war die Sowjetunion wohl besser. Weiter geht es an der verlassenen Strassenmeisterei Muskol vorbei, die Leute die hier leben sind momentan wohl mit ihren Jurten auf der Sommerweide. Nun fängt das ungeteerte Stück Strasse, welches kiesig und mit Wellblech versehen ist. Wir nehmen daher bald gerne eine Alternativpiste an, welche angenehmer zu fahren ist und bis kurz vor die nochmalige Querung des Muskol geht. Am Fluss machen wir Mittag, die Sonne ist immer noch sengend und der Wind nicht mehr so stark wie gestern. Der Anstieg zum Akbaital ist dann zunächst knackig, bis er in ein Hochtal mündet, an das wir uns gar nicht mehr so recht erinnern mögen. Mit sanfterer Steigung ist der Pass nun doch einfacher als befürchtet. Kurz vor der Höhe treffen wir noch Bolton aus Kanada, der hier nur unterwegs ist, weil er auch von der geschlossenen kasachischen Botschaft in Bishkek betroffen ist und nun nach Dushanbe muss, um dort ein Visum zu bekommen. Er ist im nachhinein froh, dass er zu seinem Glück gezwungen wurde. Er erzählt uns noch von den Norwegern, die er am Grenzpass getroffen hat, die nun auf einen Truck zum Abschleppen warten. Anscheinend haben sie es sich anders überlegt und fahren nun doch den Pamir-Highway. Am Akbaital wird da wohl eine weitere Abschleppaktion fällig. An der Passhöhe sehen wir Bolton wieder, wie er mit 4 Slowenen diskutiert, sie sind in Gegenrichtung unterwegs, ihre Hauptsorge ist der Verkauf ihres Autos, welches wohl offiziell dann mit einer Abgabe von 6000 Dollar belegt würde, sicher der mehrfache Wert des Autos. Sie geben uns noch ein paar Ausdrucke zu Afghanistan mit, da sie eigentlich einen Abstecher ins dortige Wakhan geplant hatten.

Der Karakul See im Morgenlicht
Die Strasse ist vorerst gut
Grenzzaun zu China
Waschpause am Muskol
Ehemals russisches Ford
Die Strasse steigt nun merklich zum Ak-Baitalpass
Blick Richtung Ak-Baitalpass
Der Pass ist schon bald erreicht
Bolton aus Kanada
Auf der Abfahrt ist die Strasse wieder durchgehend asphaltiert, allerdings mit einigen Strassenschäden, von denen ein Loch wohl für eine gerissene Speiche bei Christian sorgt. Der Schaden wird erst am Abend geflickt, wenngleich sonderbarer Weise die richtige Speichenlänge nicht bei den Ersatzspeichen dabei ist. Wir fahren ein gutes Stück in den Abend, bis wir endlich einen geeigneten Schlafplatz finden und Dina trotz starkem Wind im Windschatten der Uferkante eines ausgetrockneten Baches mit dem Hobo kocht. Hier verwenden wir zum ersten Mal die abgestorbenen Polsterpflanzen, die auch die Einheimischen brauchen. Die feinen Ästchen brennen gut und der stärkere Strunk gibt eine brauchbare Glut.

Abfahrt vom Ak-Baital
Kleine Wiese am Ak-Baital Bach für unser Alak
Für den nächsten Tag haben wir einen kleinen Abstecher geplant, über den Ort Rangkul lässt sich eine schöne Runde nach Murghab legen. Noch bevor wir richtig aufstehen gibt es aber die erste Überraschung des Tages, zu sehr früher Morgenstunde fährt die norwegische Ambulanz vorbei, die beiden Herren haben es doch über den Akbaital geschafft, sehr schön. Für uns geht es nach wenigen Kilometern von der Teerstrasse ab, wir wollen eine Abkürzung nach Rangkul nehmen und folgen den ersten weggehenden Spurbündeln. So können wir keine Brücke verwenden, sondern müssen den Akbaitalfluss furten. Der hatte am Nachmittag keinen so hohen Eindruck gemacht, doch als wir an der Furt stehen müssen wir erst einmal schlucken, das Wasser ist deutlich bräunlicher als gestern, d.h. dass er mehr Wasser führt. Christian schiebt barfuss beide Räder durch das eiskalte Wasser, der auf dem Gepäckträger befestigte Rucksack hängt dabei auf der Seite über und bekommt einiges Wasser ab. Unsere Füsse sind nun erst einmal gefroren, irgendwie hatten wir uns die Abkürzung einfacher vorgestellt. Nach drei Kilometern kommen wir auf die Hauptpiste, die ein noch ordentlicheres Wellblech als der Akbaital aufweist. So holpern wir langsam der ersten Sehenswürdigkeit entgegen, dem Shorkul, einem Salzsee, der vom Wasser des Rangkul, eines weiteren Sees gespiesen ist. Eigentlich wird dieser Abstecher vor allem für den Blick auf den Mustagh Ata gemacht und in der Tat ist dieser gut am Shorkul zu sehen, welcher zudem noch auf einer Seite mit schönen Felsmassiven bestanden ist. Da fällt der Blick auf den Rangkul sogar ein wenig ab. Der Ort Rangkul ist dann noch ein gutes Stück Wellblech von den Seen weg, so dass wir noch davor Mittag machen. Im Ort wird noch einmal eingekauft, wie schon in Karakul muss man sich hier zum Laden durchfragen, der von aussen nicht angeschrieben ist.

Der Ak-Baital hat am Morgen schon viel Wasser
Querung zur Strasse nach Rankul
Der Militärposten ist nicht mehr besetzt
Sicht auf den Mustagh Ata
Spiegelglatt leider nicht die Strasse
Vor uns liegt Rangkul
Rangkul mit Mustagh Ata
Dinas Rad wird vom Sohn der Laden-/Restaurantbesitzerin getestet
Rangkul
Vor dem Laden setzten wir uns dann noch etwas in den Schatten, die Sonne sengt weiter. Mittlerweile hatten wir auch per Handy das Wetter in Dushanbe und Khorog erfahren können, dort steigt das Thermometer dieser Tage anscheinend weit über 40 Grad, kein Wunder dass es auch hier noch recht warm ist. Lange sitzen wir nicht im Schatten, bis wir eingeladen werden im Haus zu sitzen. Dort bekommen wir Tee und Spiegelei vorgesetzt, die wir dann allerdings nach eigenem Gutdünken bezahlen, da wir noch nicht viel Kleingeld haben dürfte die Familie nicht unzufrieden sein. Der Sohn darf auch noch Dinas Rad ausprobieren.
Es ist immer noch warm als wir uns wieder auf das Rad setzen. Der Ort hatte aus der Entfernung einen recht ausgestorbenen Eindruck gemacht, doch als wir näher kamen war doch noch einiger Betrieb, einige ruinenhafte Häuser wurden gerade eifrig wieder hergerichtet, so dass wir uns fragten, ob hier nicht einige Rückkehrer am Werk waren. Um nicht den gleichen Weg zurück zu nehmen, wollten wir über einen Pass ins Tal des Aksu kommen. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten, wir wählten die mittlere davon, ein Tal, welches auch einige Quellen beinhaltete, denn Wasser ist hier recht rar, Bäche hat es eigentlich keine, Rangkul ist wohl mit die wüstenhafteste Gegend im Pamir. Die Wegspuren sind ausgefahren, so dass die Orientierung keine Probleme bereitet, nach wenigen Kilometern kommt uns ein Eselskarren entgegen, der voll mit Polsterpflanzen als Brennmaterial beladen ist, leider sind es keine abgestorbenen. Es scheint ein echtes Umweltproblem hier zu sein, dass auch grüne Polsterpflanzen geerntet werden. An einer Weggabelung nehmen wir die linke Piste, die etwas weniger ausgefahren ist, in der Hoffnung, dass es weniger Wellblech hat. Letztendlich gehen immer mehr Spuren weg, so dass die verbleibende Piste teils recht steinig ist. Die ausgefahrene Piste kommt aber nach einigen Kilometern wieder dazu. Am eigentlichen Taleingang befindet sich das erste Gebäude seit dem Dorf, es hat Leute, jedoch kein Vieh. Das befindet sich noch weiter hinten im Tal, wo uns zunächst drei Kühe begrüssen. Wenig später kommt gleich ein ganzes Jurtendorf, hier ist viel Volk unterwegs. Wir wollen noch ein wenig in den Abend fahren und nehmen die nun deutlich kleinere Piste. Hier oben im Tal ist es deutlich grüner, d.h. es hat im Talgrund auch ein wenig Gras. Weiter oben kurz bevor wir unseren Schlafplatz beziehen kommen uns nun noch einige Herden entgegen, Schafe, Yaks und Kühe. Zuletzt am Abend fährt noch ein Moped talab, das waren die einzigen Spuren eines Fahrzeugs, die wir hier oben auf der Piste sahen. Wir haben Glück mit unserem Schlafplatz, nicht nur hat es Gras, es fliesst sogar das erste Wasser seit unserer morgendlichen Furt, gleich nebenan hat es eine Quelle.

Reiten ist doch schöner als Radeln findet der Junge, und so kommt das Rad aufs Brennmaterial
Mustagh Ata
Zum Glück ist sehr wenig Verkehr
Marco Polo Geweih, häuffige Landmarke im Pamir
Umso näher beim Pass, umso grüner wird es
Nicht zu sehen die Hirtenjungen die in den Felsen klettern
Grosse Yakherde beim Jurtendorf vor dem Pass

Am nächsten Morgen sind nur noch ein paar Höhenmeter hinter uns zu bringen, da die Piste nicht so ausgefahren ist, machen uns Steine das Leben schwer, doch nach nicht einmal einer Stunde sind wir auf dem Pass. Von hier aus geht es zunächst sehr steil hinunter in eine weite Talebene, in der noch einmal eine einsame Jurte steht. Die Piste ist flott befahrbar und wenig später werden wir eine Mine gewahr. Auf der linken Talseite ziehen viele Kehren den Hang hinauf. Mit dem Fernglas ist sogar Aktivität erkennbar, wir vermuten mal, dass hier Chinesen am Werk sind. Weiter vorne im Tal, als die Piste von der Mine dazukommt hat es leider wieder viel Wellblech, welches uns bis zur Hauptstrasse begleitet. Eigentlich hatten wir hier Teer erwartet, da wir dachten die Chinesen hätten sicher den Kulmaübergang bis Murghab geteert. Doch als wir an der Einmündung ankommen sind wir enttäuscht, es ist weiter Piste, die aber so schlecht ist, dass bereits eine Alternativspur auf der blanken Erde ausgefahren ist. An einer Stelle an der der Fluss nahe an der Strasse liegt, waschen wir uns noch schnell, bevor es nach Murghab geht. Zum Glück fängt der Teer dann doch bald an, so dass wir zu später Mittagsstunde in Murghab ankommen.

Vor dem dem Bjorjuluu Bel Pass hat es viele Quellen
Der Bjorjuluu Bel Pass ist erreicht
Blick zurück Richtung Rangkul
Abfahrt vom Bjorjuluu Bel Pass
Der Weg zur Hauptstrasse vom Kulma Pass zieht sich
Zum Glück sind die welligen, weichen Stellen nur vorübergehend
Murghab
Schweizer Paar aus Basel - in Murghab kann man sogar Räder leihen