Freitag, 5. Juli 2013

Unterwegs in der Grenzregion

Nach dem am Markt noch unser Essensvorräte ergänzt wurden, kauft Christian in der Apotheke noch Multivit-/Mineralstofftabletten, sündhaft teuer für Kirgisen aber spezielle Zusammensetzung für Frau und Mann. Doch Dina ist beim Vergleich der Zusammensetzung der beiden Produkte nicht begeistert, warum bekommt die Frau von fast allem nur weniger? Sie soll ja in ihrem Fall die selbe Leistung erbringen (und der Preis war natürlich auch derselbe).
Schwer sind unsere Räder von den vielen Vorräten, aber reichen sollten sie uns auch für etwa zehn Tage, denn der nächste offizielle Laden ist je nach Routenwahl erst in Barskoon oder an der kasachischen Grenze.
Die gewählte Strasse auf der linken Seite des At Bashy Flusses ist auf langer Strecke kiesig mit Wellblech. Dazu kommt der starke Verkehr bis nach den ersten Orten hinter At Bashy, der riesige Staubwolken erzeugt. Ein kleiner Trost sind die Asphaltreste, welche in den Dörfern noch bestehen oder ein ab und an noch gut fahrbarer Pferdepfad neben der Strasse auf der Wiese. Leider sind diese aber oft zu Bewässerungszwecken geflutet. Die Einkaufsmöglichkeiten sind bis zur letzten richtigen Ortschaft richtig gut und wir hätten z.T. hier in einem einzigen Laden gefunden, was wir in At Bashy aus vielen Läden zusammengesammelt hatten. Im letzten Ort ist zuerst nur ein Kleinstladen offen, ein kleiner Raum mit einer quadratischen Öffnung von etwa 50 cm gegen die Strasse, durch welche man die gewünschten Produkte bestellt. Nachdem das meiste Gewünschte nicht da war, hat die Ladenfrau erbarmen mit uns und öffnet für uns den einige hundert Meter entfernten grossen Laden. Doch das Hinschlurfen lohnt sich für sie, denn kaum ist dieser offen kommt auch weitere Kundschaft.
Strassenpflege oder doch nur Transport?
Die Pferdespur geht oft besser
Die Gegend um At-Bashy wird Landwirtschaftlich genutzt
Die Gegend ist schön, die Strasse aber mühsam
Frauenversammlung war gerade zu Ende
Die Steigung ist bis zur letzten Ortschaft nur minim
Kleinstlade
Das Gras ist hier richtig hoch auch ohne Bewässerung
Der Reiseführer und das GPS hatten Wald versprochen. Dina, schon ermüdet vom vielen Wellblech und sich in der Wärme danach sehnend, beklagt sich schon wo der denn bliebe. Doch Bäume sind erst an den Hängen oben zu sehen. Erst unweit des Zusammentreffen der beiden Strassen entlang des Flusses erreicht der Wald die Strasse. Doch da die Hänge sehr steil sind mag kein wirkliches Waldgefühl aufkommen. Dafür bezaubert der Fluss mit seiner tiefblauen Farbe und die das Tal heraufziehenden grossen Herden tun das ihre zur Idylle bei. Schon längst haben wir gekocht und liegen gemütlich im Zelt, die Stimmen aus dem nahen Jugendlager sind verstummt, als Blöken im Dunkeln eine weitere Herde ankündigt und es ist nicht die letzte.
Am Morgen führt uns die Strasse noch kurz flach das Tal hinter um dann in Kehren Höhe zu gewinnen. Richtig steil wird der Pass erst auf den letzten hundert Metern und gerade auch in diesem Stück ist die Strasse schlechter, da leicht ausgewaschen. Tröstlich ist, dass auch die Autos hier kräftig zu schnaufen haben und im Gegensatz zu Dina haben sie keinen Christian, der das Fahrzeug, wenn sie müde sind hochstösst. Einen alten Lastwagen schwer mit Jurte und deren Haushalt beladen, hörten wir schon länger in der Ferne Brummen. Jetzt steht er unterhalb des steilen Stückes und wird für dieses aufgepäppelt. Erst als wir fast oben sind kriecht er an uns vorbei.

Endlich der versprochene Wald
Hier kommen die Strassen von den beiden Flussseiten des At-Bashy zusammen
Die Strasse ist nun wieder sehr gut zum Radeln
At-Bashy mit Zufluss
Unser Zelt mit Herdenzug auf der Strasse
Guten Morgen lieber Sonnenschein
Wärend Dina friedlich vor sich hin trampelt...
...unterhält sich Christian schon mal mit ein paar Pferden
Hirtenjunge  vor der Steigung zum Pass Kaindy
Er hatte lange bis er uns eingeholt hatte
Kaum ist der Pass geschafft folgt das nächste Hinderniss, der erste Kontrollposten für das Grenzgebiet. Noch von zuhause hat Christian eine Agentur für das nötige Permit für die Grenzregionen angefragt und die nötigen Unterlagen geschickt. Von unterwegs beauftragten wir es dann endgültig. Riesig freuten wir uns als wir es bekamen. Es ist ausgestellt und gestempelt von der zentralen Stelle in Bishkek und mit deren Unterschriften und Stempeln versehen. Doch die kontrollierenden Beamten erwarten den Stempel von Naryn (ihrer Region). Mehrmals wird mit ihrem Kommandanten in der Kaserne, weiter unten im Grenzgebiet gefunkt. Nein, passieren dürfen wir nicht, es bräuchte den Stempel von der Behörde in Naryn, bleiben sie hart, wir können ja nach Naryn fahren und den Stempel holen. Wir sind ziemlich aufgebracht, hatten wir doch der Agentur eine schöne Summe für das Permit bezahlt. Wenn sie uns wirklich nicht durchlassen wollen, sollen sie uns doch wenigstens den Grund schriftlich geben, damit wir uns bei der Agentur beschweren können (und natürlich auch mit dem Hintergedanken, dass sie es sich dann nochmals genau überlegen ob es nicht doch geht). Doch die Soldaten weigern sich das Begehren umzusetzen, weder wollen sie ein Schriftstück aufsetzen, noch ihren Kommandanten hineinziehen oder Namen angeben. Auch will der Kommandant anscheinend nicht in Naryn nachfragen, ob alles seine Richtigkeit hat. Christian hatte schon vor 4 Jahren Schwierigkeiten mit seinem Permit und ist dann meist mit dem Hinweis durchgekommen, dass es eben in Bishkek ausgestellt wurde. Mehr Schwung kommt erst wieder in unser Sache als ein weiterer Soldat eintrifft, und nochmals mit dem Komandanten telefoniert wird. Wir dürfen passieren bis zur Kaserne um dort beim Kommandanten das gewünschte Schreiben abzuholen. Mit gemischten gefühlen nehmen wir die mehr als zehn Kilometer runter zu der Kaserne in Angriff. Wunderschön sind die weissen Berge die gegen China aus der Ebene aufsteigen. Sollen wir sie wirklich nur so kurz sehen dürfen und den Weg wieder zurück müssen? Schnell Essen wir wenig Brot mit Käse und leider schon zerdrückter, saftenderer Tomate am Strassenrand, um nicht ganz hungrig bei der Kaserne einzutreffen.
Bei der Kaserne besteht ebenfalls ein Kontrollposten mit Schlagbaum. Das diensthabende Wachpersonal nimmt ohne gross spezielle Kommentare unsere Pässe und das Permit entgegen und betreibt mit uns den üblichen Smaltalk (woher, wohin...). Wohl mehr aus Eigeninteresse werden unsere Pässe mit ihren Stempeln und Visa genaustens durchgeblättert. Dann verschwindet einer von ihnen mit den Pässen und dem Permit in die Kaserne. Längere Zeit vergeht. Wissen sie, dass uns beim Kontrollpunkt oben wegen dem fehlenden Narynstempfel der Durchgang verwehrt wurde? Ziemlich sicher schon, doch kein Wort ist darüber gefallen. Nun kommt er wieder zurück, drückt uns die Pässe und das Permit in die Hand - Wir dürfen durch. Keine Rede mehr von dem fehlenden Narynstempel. Den Unterschied macht gemäss Erklärung eine kleine Unterschrift auf unsrem Dokument. Hoch erfreut, dass es doch noch geklappt hat fahren wir weiter und biegen unweit der Kaserne links ab um ins Tal breite Tal des Aksaj zu kommen. Die Strasse ist weiterhin relativ gut, anscheinend ist ein Firma hier am werkeln, wenn wir die Soldaten richtig verstanden haben, geht es um Mineralwasser. Jurten sind nur wenige zu sehen. Etwas nervend ist der starke Wind aus Osten. Doch der Blick auf die umliegende Bergwelt tröstet allemal. Auf der rechten Seite Richtung China, stehen majestätisch grosse Schneeberge auf der Linken nicht so hoch aber auch schön, dominiert rötlicher Fels auf Grün.Einen idealen windgeschützten und doch aussichtsreichen Schlafplatz finden wir in einer Mulde entstanden wohl beim Strassenbau. Gerade versuchen wir mit nicht idealem Brennmaterial (verholzte Blumenstängel) den Hobokocher zum Brennen zu bringen, als grosses Geblöcke einsetzt. Eine Schaf-/Ziegenherde stürmt von der oberen Kante unsere Mulde, aber eingenommen wird nur der Steilhang. Die wenigen Kräuter dort schmecken wohl besser als das saftige Gras bei uns.

Auf dem Weg vom Pass Kaindy runter zur Kaserne
Die Rohre wurden nie verlegt
Wieder mal sehr schönes Licht
Wolkenbilder
Distelflalter
In der Ebene vom Kyzyl-Bulak
Oft wird nicht mehr die alte Trasse (rechts benutzt)
Pferdeherden und weisse Gipfel, was will man mehr?
Edelweiss
Wir sind von einer Ziegenherde umzingelt
Nach kurzer Fahrt ab unserem Schlafplatz erreichen wir die letzte Ortschaft Orto Kaschkasu. Wobei es sich nur um zwei drei Häuser und einen weiteren Komplex der Grenzwacht handelt.Beim ersten Haus werden wir schnell zum Tee reingerufen. Dankend nehmen wir das Angebot an. Denn uns ist nachwievor unklar ob der geplante Weg wirklich geht, denn nach einem Landabtausch, den wir erst in China realisierten gehört ein Teil der Strasse womöglich zu China. Die Grenzer an den vorherigen Kontrollposten konnten uns dazu leider keine Auskunft geben (ist schon nicht mehr ihr Distrikt). Unser Gastgeber ist Jäger und guided als solcher im Herbst auch Jagttouren mit ausländischen Touristen. Stolz zeigt er uns Fotos davon. Die Strasse meint er zu kennen, und soll für uns mit Fahrrad auch machbar sein. Es hätte aber keine Brücken und das Wasser sei hoch. Als Christian nachfragt wie der Fluss dann gequeert werden soll ist die Antwort schwimmen. China sei aber kein Problem. Etwas erstaunt sind wir über die Aussage, dass keine Brücken bestehen schon, glaubte doch Christian im Satelitenbild klar solche erkannt zu haben. Aber auch der Wächter des Grenzkontrollpostens, der mit seiner Frau ebenfalls zum Tee da ist, pflichtet dem Jäger bei, ja es hat keine Brücken. Zudem wird ab hier die Besiedlung spärlich, noch ein zwei Hirten kämen und dann nichts mehr, eventuell sind die Jagdlager hinten bewartet, ihr Eigenes jedoch nicht, die Saison ist erst im September/Oktober. Sie wohnen hier erstaunlicher Weise das ganze Jahr, das Haus ist auch relativ gut eingerichtet dafür. Wir fahren nun weiter und ums Eck sehen wir schon die Kaserene stehen, welche wohl nur noch von einem Wächter bewohnt wird. Dieser war vorher schon bei uns beim Tee gesessen und hatte unser Permit betrachtet, ohne dass wir wussten, dass er der Wächter ist. An der Kaserne will er es wieder sehen und verschwindet erst einmal, wahrscheinlich wird zur anderen Kaserne gefunkt. Nach einiger Weile dürfen wir passieren. Nun dürfte es einsam werden. Nachdem vor Ortho-Kashka Su noch einige Jurten herumstanden, sollen nun nur noch zwei Chabane kommen, d.h. Hirtenstellen. Kurz nach der Kaserne überholt uns dennoch ein Jeep, die Buben vom Jäger, wenig später sehen wir, wie sie von umgefallenen Betonmasten Teile herausbrechen, wahrscheinlich als Baumaterial. Die Piste verzweigt sich nun, die fette Trasse macht eine Kehre, während der befahrene Teil nach rechts ziemlich direkt die Terrasse heraufgeht. Wir nehmen die gemässigte Variante und stellen fest, dass diese Grenzpiste wohl auch mit Bedacht so angelegt wurde, dass man eine gute Aussicht hat. So geht es einen Höhenrücken entlang, Spuren hat es ausser von Rössern keine mehr. Beim nächsten Bach sehen wir allerdings, dass die Piste gar nicht mehr durchgängig befahrbar ist, da hier im Einschnitt zum Bach der Hang die Piste verschüttet hat, ein schmaler Pfad führt noch zur Furt, die Brücke ist natürlich nicht mehr vollständig. So geht es im Auf- und Ab weiter, bis wir wieder zu einem grösseren Bach hinunterfahren. Dort begegnet uns schon ein älterer Herr, welcher sich mit uns unterhaltend zu seiner Hütte geht und uns dort auf ein Beshbarmak einlädt. Ein ganzes Schaf köchelt dort im grossen Topf vor sich hin und wir bekommen noch einmal ordentlich Fleisch. Er begleitet uns beim Essen, die Knochen werden bis aufs Letzte abgeschabt und auch von den Innereien dürfen wir probieren, es gibt mal wieder Hörnlinudelinnereien. Er ist mit seiner Frau hier wohl 6 Monate, vom Mai bis Oktober, d.h. auch wenn es schon wieder etwas kälter wird. Sonst leben sie auch in einem Dorf nahe At-Bashy. Hier sei nun die letzte Hirtenstelle, danach kann es nur sein, dass in einem der Jägerlager Leute sind. Vom Weg her empfiehlt er uns auch den Weg die Grenze entlang, ist dort aber wohl nicht in letzter Zeit gewesen, allerdings fehlen dort die Brücken. Der Grund für den Beshbarmak ist die Einladung der Nachbarn, am anderen Flussufer hat es ebenfalls eine einfache Lehmhütte.

Jäger und Führer für Jagttouristen mit seinen beiden Söhnen
Hinter diesen Bergen ist China
Es hat Auswahl an Strassen
Hirten
Die Strasse ist gelb gesäumt
Die Bäche sind für das, dass zum Teil noch Schnee liegt erstaunlich klar
Monument aus Sowjetzeiten
Das Flusstal liegt ruhig da
Sogar so etwa wie ein Bewässerungsgraben hat teilweise die Strasse
Bei ihnen erhielten sehr gutes Schaf zum Mitagessen
Die Nachbarn von unserem Gastgeber und das letzte richtige Haus, hier erhielten wir Kymus

Als wir uns verabschieden, strömen schon die ersten Leute herbei und empfehlen uns noch Kymus an der Hütte zu zapfen, was wir dann auch machen. Ein angebotenes Entgelt wird allerdings nicht angenommen. Die Grenzpiste war bis zur letzten Hirtenstelle noch recht befahren, nun hat es nur noch zwei drei Spuren auf ihr, so dass die Steine manchmal nicht so schön von der Fahrbahn gefahren sind. Wenig nach den Hirten sehen wir noch einmal einen Container in der Landschaft, das ist wohl das erste Jägerlager, welches unbesetzt ist und am Akbaital-Fluss liegen soll. An dem Fluss nutzen wir das warme Wasser (langgezogenes flaches Tal) um uns noch einmal zu waschen, dann geht es die einsame Piste weiter. Neben der Piste ist meist in ein bisschen Abstand ein weiterer Streifen zu erkennen, welcher wohl künstlich angelegt war, es ist wohl der ehemalige Stacheldrahtzaun, der mittlerweile komplett abgebaut ist, dessen Patrouillenweg aber noch auf dem Boden zu sehen ist. Ab und zu liegt auch noch ein Rest Stacheldraht auf der Piste herum, so dass vorsichtig gefahren werden muss. Die Stromleitung, welche früher ebenfalls die ganze Grenze entlang ging ist am Anfang ebenfalls nicht mehr zu sehen, erst mit einigem Abstand zur Hirtenstelle fangen die Pfosten wieder an. Wahrscheinlich wurden die alten Holzpfähle zum bauen oder heizen verwendet. Nur manchmal kommt die Piste dem grösseren Fluss Ak-Sai nahe, dieser hat ein exrem breites Kiesbett und beachtliche Schmelzwassermassen. Das ewige Auf- und Ab ermüdet etwas, dafür haben wir heute endlich mal einen guten Rückenwind erwischt, so dass wir noch etwas in den Abend fahren. Erst an einem grösseren Stein machen wir Schluss, der soll als Windschutz für Zelt und Kocher dienen. Wir nehmen heute wieder den Hobo, obwohl wir knapp auf 3800 m sind, sollte das gehen. Leider ist das heute gesammelte Holz nicht so gut, so dass es mit Essen etwas dauert, zumal der Wind dann doch noch etwas dreht. Die Abendstimmung ist hier natürlich genial, wir sind nun schon nahe dem Kokshal-Too-Massiv, mit dem Fastsechstausender Pik Dankova. Wir hoffen nur, dass das Wetter noch weiterhin etwas hält, wir hatten einen Reisebericht von Ukrainischen Radlerkollegen gesehen, welche hier oben am Plateau im Juli mit ziemlichen Neuschnee konfrontiert waren, so dass sie sogar zwei Tage pausieren mussten. Hier oben ist es tatsächlich ungut, da ein schneller Rückzug schlecht möglich ist, die Piste ist nun recht flach auf den Pass zugeführt.

Wunderschön ist dieser Mohn
Beruhigender Blick
Die Furten sind einfach
Es hat auch am Fluss ncoh wenig Schnee
Paar Meter geht es steil hoch
Permafrostboden
Die oberste Schicht ist getaut, aber zum Glück sind nur kurze Stücke schlammig
Der grosse Stein gab uns Windschatten
Blick vom Zeltplatz I
Blick vom Zeltplatz II
Blick vom Zeltplatz III

Am nächsten Morgen wachen wir jedoch wieder mit blauem Himmel auf und auch der Wind vom Vortag unterstützt weiter. So gelangen wir bis gegen 11 Uhr an die Verzweigung. Geradeaus geht die Piste weiter als Grenzstrasse, während nach links eine Piste ins Tal des Flusses Karakol führt. Wir müssen nun entscheiden, welchen Weg wir einschlagen wollen. Christian wäre gerne noch die Piste erkunden gefahren, während Dina lieber den relativ sicheren Weg zum Fluss Karakol nehmen will. Letzterer wird ab und zu von Radlern genommen, die Schwierigkeiten (vor allem zwei Flussquerungen) sind bekannt, allerdings sind wir recht früh unterwegs, so dass der Fluss wohl noch etwas viel Wasser führen könnte. Da eine Umkehr bei der anderen Piste wieder einige Höhenmeter bedeuten würde und zudem viel Gegenwind, entscheiden wir uns für den Weg zum Karakol. Die anfängliche Piste ist noch in passablem Zustand, da im Tal ein Jagdlager liegt, der Pass ist erstaunlich schnell gewonnen und die Abfahrt zwar rau, aber dennoch sind wir um Mittag am Lager. Es ist bewohnt, Altinbek und seine hochschangere Frau sowie ihre zwei Kinder passen im Sommer auf. Wir werden noch auf einen Tee eingeladen, er meint, dass wir heute sowieso nicht mehr über den Fluss kommen, da er zu viel Wasser führen würde, am Morgen sei es günstiger, dann ist der Wasserstand etwas niedriger. Er erzählt von einem deutschen Pärchen, welches letzten August ebenfalls mit dem Rad da war und nach zwei Tagen wieder umkehren musste, da sie nicht über den Fluss kamen. Der Weg wird noch genau beschrieben, wir dachten eigentlich, dass wir nur einmal über den Karakolfluss müssten, doch leider sind es zwei Mal und zudem der grössere Nebenfluss, wobei der weniger Probleme machen soll. Altinbek bietet uns an in der Früh mit dem Pferd mitzukommen und uns dann überzusetzen. Wir sind jedoch relativ gespannt, wie die Furten aussehen möchten und setzen daher gleich die Fahrt fort. Zum Abschied wird noch ein Päckchen Zigaretten da gelassen, die waren wohl gerade alle.

Der Morgen beginnt fast wolkenlos
Bildunterschrift hinzufügen

Pik Dankova
In den Kokshaltoo gezoomt I
In den Kokshaltoo gezoomt II
auf der Fläche hat es immer wieder kleine Tümpel
Ziele von Expeditionen
Bei dem rechten grossen Stein geht unser Weg nach Links ab
In den Kokshaltoo gezoomt IV
In den Kokshaltoo gezoomt V
Die Sonne wärmt
Es sind Wagenspuren zu sehen
Das Wegstück zum Pass Kubjurgenty ist steinig
Der Pass Kubjurgenty
Kurz hinter dem Pass Kubjurgenty
Das Jagtlager
Es ist weiterhin eine Piste zu sehen, zu Sowjetzeiten wurde hier echt einiges gebaut, was nun allerdings nicht mehr fahrbar ist, nur am Anfang sind noch Spuren zu sehen, doch die Brücken sind auch hier weg. So fahren wir noch ein Stück, Christian will einen möglichen Alternativweg begutachten. Erst als wir oberhalb einer kleinen Schlucht stehen, sieht man die Variante, welche zwar hier gehen würde (Flussquerung schon hier oben), jedoch weiter unten durch steiles Gelände vereitelt würde. So halten wir uns an die alte Trasse und folgen den Pferdespuren. Diese führen bald hinunter zum Fluss und diesen entlang, bis wir am grossen Seitenfluss dem Dschagalmai stehen. Dieser vereinigt sich hier mit dem kleineren Dschangidscherfluss zum Karakol. Wir verstehen nun, warum Altinbek meinte er sei kein Problem, er fliesst in einem breiten Kiesbett in mehreren Armen, so dass man relativ seicht durchschieben kann. Am anderen Ufer steht noch einmal ein grüner Container, wie jene im Jagdlager, wir hätten dort übernachten können, ziehen aber den Weiterweg zur Furt vor. Hier hinten im Tal hat es einige Kühe, welche wohl ganz einsam sind, zumindest strömen sie neugierig zu uns. Wir müssen jetzt erst einmal wieder die Terrasse erklimmen und folgen nun keinem eindeutigen Weg. Unterhalb der Terrasse nehmen wir wenig später jedoch wieder ein breites Muster wahr, die Piste scheint wohl bis hierher geschoben worden zu sein. So folgen wir dieser Piste, bzw. ihren Überresten, es ist so steinig, dass geschoben werden muss. Schon vorher hatten wir noch in einiger Entfernung Hirten ausgemacht, welche gerade Schafe oder Kühe hineintrieben. Da wir die Terrasse wieder verliessen, passierten wir sie, ohne dass wir uns sahen. Als wir uns umschauen und sie in einiger Entfernung gewahren, machen sie Anstallten umzudrehen und zu uns herabzukommen. So gehen wir ihnen ebenfalls entgegen. Sie kommen wohl gerade aus Karakolka und treiben die Kühe hinein, welche hier oben unbeaufsichtigt den Sommer über grasen können. Sie bieten uns an mit ihnen im Container zu übernachten, doch wollen wir nun nicht unbedingt umkehren sondern noch nach der Furt ausschau halten. Diese hatten wir anscheinend aber schon passiert. Nach einiger Diskussion mit den beiden Hirten (Bolot und Nurbolot) nehmen wir unsere Räder und schieben zur von ihnen vorgeschlagenen Furt. Dort scheint das Wasser aber arg schnell, so dass wir noch ein Stück nach oben deuten, dort fliesst der Fluss in zwei Armen und wäre vielleicht in der Früh furtbar, jetzt am späten Nachmittag hat es zu viel Wasser. Doch Nurbolot nimmt sein Pferd und versucht die Furt, anscheinend ist sie per Ross machbar. Die Beiden bieten uns also an, gleich jetzt noch über den Fluss zu setzen.
Hier gabs mal eine Brücke
Bevor sich das Tal verengt
Blick zurück
Von der Fahrstrasse ist nicht mehr so viel geblieben
Der Fluss Dschangaschir

Trasse
Es geht runter
Blick ins Tal
Talboden erreicht
N ur noch wenig Platz neben dem Bach
Zum Glück kleiner als erwartet
Durchschieben
Bei noch mehr Wasser kann der Dschagalmaj sicher mühsam werden
Die Gegend ist einfach nur schön
Frei weidende Rinder
Sie sind neugierig uns kommen uns betrachten
Terasse
Eigentlich hatten wir ja vor in der Früh zu Fuss oder per Boot hinüberzukommen, doch das Angebot ist natürlich auch interessant, so etwas hatten wir vorher ja noch nie probiert. So wird noch ein Preis verhandelt, bzw. sie bestehen darauf, dass wir ein Angebot machen, und sie scheinen zufrieden mit unserem vorgeschlagenen Preis. Nun werden die Radtaschen hinter dem Sattel festgemacht und Nurbolot macht die erste Querung. Das Wasser spritzt ganz schön unter dem Ross, dank seines Gewichtes kommt es aber gut durch. Bolot nimmt Dinas Radtaschen und beim nächsten Transport wird das Rad genommen. Sattelstütze ab und das Rad verkehrt herum vor den Reiter auf den Sattel funktioniert es ganz gut, wahrscheinlich war das nicht die erste Furt mit Pferd und Rad für die Beiden. Am Schluss setzen wir uns noch jeweils hinter den Reiter auf das Pferd und kommen wohlbehalten drüben an. Das war mal wieder Werbung fürs Reiten, das Dina bei Christian gerne noch populärer machen würde. Wir bedanken uns bei den Beiden, sie meinen, dass sie uns bei der nächsten Furt unten wiedersehen würden. Nun schieben wir wieder steil die Terrasse rauf, können im Anschluss aber noch gut auf der Terrasse fahren, bis diese nach oben verlassen werden muss, wo wir dann bald das Nachtlager aufschlagen. Mit der Furt hatten wir richtig Glück, dass wir die beiden Hirten getroffen haben, sonst hätte es wohl etwas länger gedauert.

Es sind noch alte Fahrspuren zu sehen
Unsere Fähre
Radtransport mit Pferd
So ist Fuhrten angenehm
Das Wasser kommt ziemlich hoch
Unsere netten Helfer
Singele Track
Mal enger ...
...mal steil...
... mal auf weiter Wiese geht es das Tal vor
Der Bewuchs nimmt zu
Das Abendlicht ist schön
Halme im Wind
Unser Platz für die Nacht oberhalb des Flusses Karakol
Der nächste Morgen weckt wie üblich mit blauem Himmel und so sind wir zuversichtlich heute aus dem Tal herauszukommen, nur die untere Furt dürfte noch das letzte grosse Hindernis sein. Zudem hatte uns Nurbolot vor engen und gefährlichen Wegen gewarnt. Das sind Stellen, an denen der Weg teils abgerutscht ist, weil z.B. der Bach erodiert hat. Doch zunächst müssen wir weiter ansteigen, der Weg führt hoch über dem Fluss um dann doch wieder runter zu kommen zu den gefährlichen Wegstellen. Diese sind jedoch von den Kühen passabel ausgetreten, so dass man die Wegführung zumindest erkennt. Diese Wegstücke sind die mühsamsten hier im Tal, wie auch die wenigen Seitenbachquerungen. Doch schon bald kommen wir wieder auf besser fahrbares Terrain und können die Terrassenfläche entlang fahren. Nun fragen wir uns nur, wo die Furt sein wird. Zwar könnten wir auch ganz vor fahren, dort soll es wohl mehr Leute haben und Bolot meinte die würden einen sogar mit Fahrzeug übersetzen. In der Russenkarte ist jedoch eine noch frühere Furt eingezeichnet, so dass man einen direkteren Weg nach Karakolka einschlagen kann. Doch auch als auf der anderen Uferseite das erste Gebäude zu sehen ist, welches mit Strasse angebunden ist, sehen wir keine gute Furtstelle, bzw. keine Spuren über den Bach ziehen. So geht es linksufrig weiter, bis wir ein weiteres Jagdlager gewahren, welches auf unserer Flusseite liegt. Doch bevor wir dorthin gehen fällt Christian noch eine gute Stelle zum Übersetzen auf. Der Fluss fliesst hier einmal gleichmässig schnell über die ganze Flussbreite und das über eine Länge die zum Übersetzen mit dem Alpacka geeignet scheint. So packen wir noch vor dem Mittagessen die letzte Furt an, die Piste vom ersten Hof führt wenig oberhalb vorbei. Erstaunlicher Weise hat es hier jedoch kaum Viehspuren, welche auf eine Furt hinweisen würden. Bevor wir das Boot aufblasen probiert Christian zunächst noch den Fluss aus, problemlos kann man zum anderen Ufer gehen. Der Fluss ist an dieser Stelle nicht nur über die ganze Breite gleich schnell, sondern auch nahezu gleich tief. So beschliessen wir die einfachste Variante zu wählen und Christian bringt schon einmal beide Räder über den Fluss. Im Anschluss gehen wir zusammen mit dem Gepäck rüber. Das war einfacher als befürchtet. Nach dem Mittagessen schieben wir auf der Piste weiter. Diese geht leider zunächst recht steil hinauf, um dann wieder Höhe zu verlieren um dann den nächsten Aufschwung zu nehmen. Der Wind hatte schon bei der Furt recht stark geblasen und kommt nun leider von vorne, so dass wir ziemliche Mühe haben. Wir hätten wohl doch noch auf der anderen Uferseite bleiben sollen, das wäre weniger steigungsreich gewesen. Im vermeintlichen Jagdlager sehen wir zudem recht viele Leute, wahrscheinlich Touristen, die wohl mit dem Auto übergesetzt wurden. Endlich erreicht unsere Piste nun auch ihren Scheitelpunkt, nämlich beim Einmünden in eine alte Trasse, welche wohl die Fortsetzung der breit geschobenen Trasse des oberen Karakoltales ist. Leider ist sie vor Steinen fast nicht fahrbar. Erst als von links Spuren dazukommen geht es besser, zudem schiebt nun der Wind auch ein bisschen mit an. Mittlerweile sind auch Wolken aufgezogen und es tröpfelt leicht. So sind wir froh als wir die Brücke über den Naryn in den Blick bekommen. Bolot hatte uns gesagt, wir sollen doch bei ihm vorbeischauen, er wohne im ersten Haus nach der Brücke, welches recht gross sei.

Der Karakol
Picksend und fast so hoch wie Dina
Hier ist das Gelände rutschig und der Weg darum mühsam
Das Rad nicht auf die falsche Seite fallen lassen
Blockige Passage
Die Nebenbäche sind gut querbar
Dieser Mohn hat in den Steinen seinen Platz gefunden
Es glitzert der Karakol
Bikegelände
Biken am Karakol
Blick das Tal hinaus Richtung Flusstal vom Naryn
Manches Tier ist hier schon durchgezogen
Linien das Tal hinaus
Unsere Furtstelle, wie tief ist er wohl?
Christian beim Fuhrten
Auch Dina ist auf die andere Seite gekommen
Wieder auf Fahrstrasse
Es begin kurz zu Regnen
Als wir auf die Brücke zufahren, machen sich von diesem Haus auch zwei Jungen auf, welche uns an der Brücke in Empfang nehmen. Einer von ihnen ist ein Sohn von Bolot. An der Brücke können wir uns allerdings nicht wirklich unterhalten, der Sturm hat noch an Stärke gewonnen und wir haben Mühe überhaupt über die Brücke zu kommen. Doch die Einladung der Jungen bei ihnen noch vorbeizukommen, können wir trotz starkem Gegenwind doch nicht ausschlagen. Als wir an den Hof gelangen, sehen wir kleine Türmchen mit Schiessscharten, das grosse Haus war früher eine Kaserne der Grenzwacht und das Gebiet früher auch in der Grenzzone (heute nicht mehr). Bolot hatte die Kaserne vor einigen Jahren vom Staat gekauft. Auf dem Gelände liegen noch einige Rohre herum, die nicht so alt aussehen, sonst zerfällt die Kaserne zusehends. Die Rohre sind von einer chinesischen Firma, welche in der Gegend eine Lizenz zur Rohstoffsuche bekommen hatte und vor zwei Jahren eine Prospektion durchführte, seither ist es wieder ruhiger geworden. Bolot und Nurbolot sind natürlich nicht im Hause, nur die beiden Frauen und einige Kinder empfangen uns und wir werden auf einen Tee eingeladen, der mit Brot und Marmelade serviert wird. Sie leben hier natürlich das ganze Jahr, jetzt im Sommer sind die Kinder da, ansonsten sind sie bei den Grosseltern in Barskoon, dem nächsten echten Ort. Etwas enttäuscht sind sie, dass Bolot und Nurbolot wohl erst am nächsten Tag kommen, zumindest hatten sie es uns so erzählt, sie sind wohl noch jagen. Wir dürften hier auch die Nacht verbringen, draussen stürmt es noch gewaltig, doch lieber nutzen wir noch etwas den starken Wind aus, welcher uns noch einige Kilometer weit bläst. Anfangs hat es noch einige Höfe. unter anderem auch einen kleinen Ort, das Kulturzentrum. Wir hatten verschiedenes dazu gehört, u.a. dass es einen kleinen Laden hätte, zumindest meinte Altinbek das, allerdings mit dem Zusatz dass es dort nur Zigaretten und Wodka gäbe. Bolots Familie meinte hingegen, dass der Ort recht verlassen ist, der Arzt, der hier früher gewohnt habe, sei nach Barskoon gezogen. Als wir vorbeifahren sind doch noch einige Kühe um die paar Häuser herum zu sehen. Es geht noch weiter das Tal des Naryn entlang,als wir ihn überquerten sah er gar nicht so gross aus, aber er bekommt ja noch einige Nebenflüsse dazu, es ist der längste Fluss Kirgistans, an dem auch der grösste Stausee des Landes liegt (Toktogul). Nach einiger Strecke wird es doch Abend und wir suchen uns einen windgeschützten Schlafplatz. Ein Tal bietet sich an, in das die Strasse nun einmündet, leider sind genau an der Stelle auch zwei Häuser, eines davon das Haus des Strassenmeisters, dessen Aufgabe wohl vor allem darin besteht im Winter die Strasse frei zu halten. Er bringt uns am Abend noch eine grosse Portion Jogurt vorbei, neben der Strassenmeisterei hat er natürlich auch noch Kühe.

Der Naryn
Es gab mal bessere Zeiten für Karakolka
Die Bewohner der Kasernen sind nun zivil

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