Samstag, 22. Juni 2013

Tschartasch - Über nicht vorhandene Strassen ins zentrale kirgisische Hochland

Die übliche Route nach Naryn und sein Umland führt zunächst auch auf der Bishkek-Strasse nach Dschalalabad um dann einen Nebenpass hinüber nach Kazarman zu gewinnen. In der RKH-Karte, die wir aber gar nicht dabei hatten, war noch eine weitere Verbindung ins Hochland eingezeichnet, welche Christian schon vor 4 Jahren machen wollte. Mangelnde Google-Earth-Auflösung und das verständnislose Kopfschütteln der Einheimischen hatten damals aber zu einem Schwenk nach Dschalalabad geführt. Nun mit besserer Satelliten-Auflösung konnte man neue Pläne schmieden, allerdings war partout keine durchgehende Strasse auf dem Satellitenbild zu erkennen, dafür interessante Ansätze. Von Kyzyl-Too zieht eine deutliche Piste einem Höhenrücken entlang auf den Gebirgskamm zu, um zwischendurch komplett zu verschwinden. Aber an einem hohen Berg sind noch ein paar Kehren eines Pfades zu sehen und knapp hinter dem Berg sind sehr deutliche Kehren einer ehemaligen Fahrstrasse auszumachen. Dieser Aubeck genannte Pass war daher zunächst unser Ziel. Doch von den Einheimischen auf dem Weg dorthin kannte niemand diesen Namen, so dass wir unser Ziel immer mit Narynsky Oblast angaben (über irgend einen Pass). Die Leute meinten, dass wir jedoch noch zu früh seien und die Pässe noch gar nicht passierbar, erst im August sei der Schnee weg und die Pässe offen. In ein ähnliches Horn stiess unser Gastgeber, der auch noch einen Passnamen ins Spiel brachte: Tschartasch. Er empfiehl uns, dass wir doch gleich wieder zurückgehen sollten, oder allenfalls noch hinter ins Tal schauen, wo ein schöner See wäre und zudem könnten wir bei einer Tourbasa hinter Salamalik noch fragen. Doch erst einmal schliefen wir noch eine Nacht darüber.
Der Schlaf wurde jedoch durch ein kleines Ereignis empfindlich gestört. Dina wacht auf und hat ein eigenartig schlabbriges Gefühl neben dem Zelt. Erst wird eine ausgelaufene Wasserflasche vermutet, doch bei genauerem Nachsehen, schwimmen die Schuhe. Diese werden erst einmal auf Christians trockene Seite gebracht, der erst nicht so recht reagieren will. Nachdem Dina das grössere Ausmass der Überflutung klargemacht hat, müssen wir erst einmal das Zelt evakuieren und stellen es an einem anderen Ort auf. Am Morgen sehen wir, dass wir locker in 10-15 cm tiefem Wasser standen und dabei aber nicht grossartig Wasser ins Innenzelt bekamen, der Zeltboden hält also doch etwas aus.
Wahrscheinlich war das Wasser aus einem Bewässerungskanal gekommen, hier werden die Wiesen einfach unter Wasser gesetzt, dort wo das nicht geschieht, kommt nur kümmerlich Gras.

Nach nicht so erholsamer Nacht gibt es noch einen Tee zum Frühstück, bevor wir uns nach Kyzyl Too aufmachen, dem nächsten Ort, hinter dem die Höhenstrasse weggehen soll. Im Ort werden noch letzte Einkäufe gemacht, doch weitere Informationen bekommen wir nicht. Also nehmen wir einfach den gezeichneten Track und schauen ob wir durchkommen. Gleich nach dem Abzweig kommt ein Auto daher zu seinem Hof. Der Fahrer fragt woher wir denn die Strasse hier kennen und meint, dass die hier so weiter in die Berge geht und da hinten viel Volk sein würde, das uns mit dem Weg weiter helfen könnte. Am Brunnen des Weilers wird noch einmal Wasser genommen, da wir unsicher sind ob wir auf dem Rücken Wasser finden. Der erste Kilometer ist noch halbwegs flach, doch die Strasse folgt dem Tal ohne gross Kurven zu machen, so dass es gleich ordentlich steil hinauf geht. Gar so steil hatten wir es auf der ganzen Reise noch nicht. Nach dem ersten Steilhang, auf dem uns ein Bub auf dem Rad entgegenkommt treffen wir noch einen Bauern, der sein Sonnenblumenfeld bestellt. Er bietet uns gleich einen Kymus an und meint wir sollen doch noch einen Tag ausruhen, vielleicht fährt dann auch mal ein Fahrzeug in die Richtung. Ansonsten meint er wäre es hier doch recht beschwerlich, insbesondere für eine Frau. Dafür bekommen wir noch eine Flasche mit Kymus gefüllt und stossen in der Hitze weiter. Es geht steil weiter und wir kommen nicht so wirklich voran. Dafür bleibt es schön grün hier und sehr Blütenreich. Als wir gerade mal wieder einen extrem steilen Abschnitt hochschieben, hören wir aus der Ferne Motorengeräusch, nach einiger Weile kommt ein uraltes Sovietauto herunter, ein Moscvitch. Angesichts der "Piste", eigentlich nur zwei Radspuren in der Wiese, hatten wir angenommen, dass hier nur Allradfahrzeuge durchkommen, doch selbst mit den einfachsten Fahrzeugen geht es hier entlang. Interessant wäre es gewesen dieses Fahrzeug nach oben fahren zu sehen. Nach einigem weiteren Geplage machen m Baumschatten Mittag.

Die Wasserpfütze hinten war unser Zeltstandort
Ältere Maschinen
Vor der letzten Ortschaft
Leider steil
Noch steiler
Gegenverkehr
Danke Christian fürs Hochschieben
Unterwegs hatte es zum Glück immer wieder Schattenbäume, so dass man kurz abkühlen konnte, im Ferganatal hatte es ja weiter 36 Grad. Wir hatten gerade erst 300 bis 400 Höhenmeter geschafft und waren schon ordentlich platt. Allerdings hatten wir Hoffnung bald auf die Höhenrückenstrasse zu kommen, die Zufahrt war in google earth nicht so gut zu erkennen gewesen. Und in der Tat tauchte nach dem Mittag endlich eine Kiesstrasse auf, leider mussten wir dazu wieder ein Stück herunterfahren. Doch die Kiesstrasse war keineswegs flacher, dafür waren auf ihr frische Raupenspuren zu sehen, anscheinend wird sie noch unterhalten. Da die Steilheit selbst zum Schieben für Dina mühsam ist, wird noch der Rucksack gepackt, so dass das Rad nicht so schwer ist. Die wenigen Passanten, die wir zunächst unterwegs treffen wissen zu unserem gewünschten Übergang leider auch nicht mehr, aber weiter hinten hat es schon noch mehr Leute, meinen sie. Der Verkehr beschränkt sich fast ausschliesslich auf herunterfahrende Fahrzeuge, den ganzen Tag über kommt keines in unserer Richtung. Erst als wir noch mehr Höhe gewonnen haben, zeigen sich nun auch wieder Zelte, hier scheint die Hirtenzone zu beginnen. Angesichts unseres Wasservorrates fragen wir an einem Zelt und bekommen prompt 5 l abgefüllt. Die Hirten müssen das Wasser allerdings meist selbst heranbringen, da am Kamm tatsächlich keine Quelle ist. Neben der Steilheit ist an dieser Höhenstrasse ermüdend, dass sie uns zwischendurch immer wieder Höhe verlieren lässt. Dafür haben wir manchmal den Luxus im Schatten der Bäume radeln zu können. Am späten Nachmittag kommt dann wohl endlich mal jemand mit Ahnung entgegen. Vom Aubeck hat er zwar auch nicht viel gehört, meint in der Gegend sei jedoch noch viel Schnee, aber der Tschartasch wäre ja auch noch da und zu dem hätte es eine Bliska. Für die müssten wir allerdings wieder ins Tal hinunter und ein anderes Nebental hineinfahren. Das wollen wir aber gar nicht, zu mühsam waren die bisherigen Höhenmeter. So schieben, und manchmal radeln wir sogar, in den Abend hinein. Unser Ziel bis auf 2300 m zu kommen schaffen wir jedoch nicht ganz. Unser Zeltplatz ist in Rufweite von einem Zelt und so bekommen wir natürlich gleich Besuch von zwei Jungen, von denen einer sogar ganz gut Russisch spricht. Sie rennen kurz zurück und bringen uns Jogurtbällchen und Kymus. Unser Zeltaufbau und die Kocherei werden natürlich neugierig beäugt. Leider streikt gerade der Benziner, so dass wir auf den Hobokocher umsteigen. Nach dem anstrengenden Tag entschädigt uns die Abendstimmung hier oben auf dem Kamm, auch einen Mondaufgang erleben wir. Im Hintergrund sieht man ohne zu scharfe Konturen den Hauptkamm, über den wir zu gehen gedenken. Einen weiteren Verlust hat der Tag gebracht, Christians Hose, die Dina zu Mittag noch provisorisch flickte, ist ganz zerrissen, sie hat immerhin 2 Monate gehalten, wir hatten sie ja in China in Deqin gekauft. Die Nacht verbringt Christian dann zum Teil draussen, wir hatten schon am Vortag keinen Tau, so muss der Schlafsack nicht lange getrocknet werden.

Es ist einfach zu heiss
Das grüne Kirgistan
Gratweg
Keine Seltenheit hier
Alplager
Mit sehr müden Beinen vom Vortag stehen wir auf und als wir fertig gefrühstückt haben, schallt es noch vom Nachbarzelt verabschiedend her. Es geht jetzt erst einmal weiter zum vorerst höchsten Punkt auf der Höhenstrasse, von dem aus eine längere Abfahrt ansteht, natürlich wieder mit Gegensteigungen. Wir sind weiter erstaunt über die Anzahl der Zelte hier, dementsprechend viel Weidevieh ist unterwegs. Die Abfahrten sind natürlich teils genauso steil, wie die Anstiege, immerhin machen wir einige Kilometer auf den Hauptkamm gut. Die Hirten, die wir nach dem Weg Fragen, lotsen uns weiter lieber Richtung Tschartasch, als zum Aubeck. Allerdings muss man zum Tschartasch wieder ins Tal runter und damit mehr Höhenmeter machen. Da wir vorne auf dem Kamm noch Handyempfang haben, schauen wir uns zur Sicherheit noch einmal den Tschartaschweg auf dem Satellitenbild an. Wir erkennen, dass wohl recht weit hoch eine Strasse führt, die sich dann in einen Pfad verliert. Nur auf der anderen Seite ist nicht mehr so viel Weg zu sehen. Immerhin hat unser Handy nun diese Aufnahmen im Cache, so dass sie uns später noch wertvoll werden können. Vom höchsten Punkt auf 2300 m führt es nun in einigen km auf 2000 m. Als wir aus dem Tal einen LKW herauffahren hören (man muss nicht die Höhenstrasse fahren), legt Christian noch eine rasante Abfahrt ein, um rechtzeitig an der Wegkreuzung zu sein, wo dieser vorbeikommen muss. Angesichts der steilen Anstiege und des Restprogramms haben wir schon am Vortag davon geträumt, bzw. gerechnet, dass wir wohl eine Transportunterstützung bräuchten, um über den Pass zu kommen, sei es, dass Esel Gepäck abnehmen, sei es dass ein Fahrzeug uns ein Stück mitnimmt. Wir hofften sogar einen der Hirten überreden zu können uns mit einem Jeep ein Stück mitzunehmen, gegen Bezahlung selbstverständlich. Der LKW weckte also Hoffnungen und als er auftauchte sahen wir auch, dass er nur eine grössere Box auf der Ladefläche hatte. Wir können den Fahrer auch zum Halten bewegen, es ist ein sehr geländegängier Kamaz und auf die Frage ob sie Richtung Tschartasch fahren, bejahen sie erst einmal, bis wir sie fragen ob wir mitkommen könnten. Dann heisst es, auf der Ladefläche sei Benzin und das sei viel zu gefährlich, wegen der Dämpfe, zudem kennen sie unsere Strasse gar nicht und würden irgendwo nach vorne im Tal fahren. Ohne weitere Diskussion fahren sie weiter. Wir sind ziemlich gefrustet, dass die erste Transportgelegenheit sich in Luft aufgelöst hat und wollen nur noch ein kleines Stück zu den nächsten Hirten weiterfahren, um dort noch einmal wegen Weg und eventuell Eseln zu fragen. Die meisten Leute, die wir fragten, meinten, dass wir weiter oben wohl schon Packesel finden würden. Doch bei Christian ist die Luft aus dem Hinterreifen entwichen. Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass der fast neue Schwalbereifen einen Flankenschaden davongetragen hat, wohl durch die rasante Abfahrt. Das Loch ist aber an anderer Stelle und wird schnell geflickt. Doch wenig später ist der Reifen schon wieder schlapp, in der Hitze hat der Kleber wohl nicht so gut gehalten. Als wir noch am Flicken des Reifens sind, kommt ein Pferd mit zwei Reitern darauf daher. Sie seien heute von Uzgen her aufgebrochen, können uns aber zum Weg nichts sagen, da sie auch das erste Mal hier sind. Wir sind erstaunt über die Entfernung, welche sie an einem halben Tag zurückgelegt haben, für welche wir 2 Tage brauchten. Kaum sind sie weitergegangen, kommen sie schon wieder zurück und bieten uns eine Mineralwasserflasche und Brot an. Wir können nicht ablehnen, da sie insistieren. Nachdem sie weg sind, machen wir erst einmal Mittag. Uns ist klar, dass wir so wohl nicht gut weiterkommen. Der Weg zum Aubeck ist nicht ganz klar, zudem scheint er noch nicht offen zu sein und auch die Packeselunterstützung ist nicht gesichert. Für den Aubeck bräuchten wir diese aber, da oben nur Fusspfad, selbst Pferde sollen dort ihre Probleme haben, weil so steinig, wird gesagt. Vom Tschartasch wussten wir den genauen Weg nicht, insbesondere auf der Gegenseite, dafür wurde der immer wieder genannt und soll schon offen sein. Allerdings müssten wir dann wieder auf 1700 m hinunter und den steilen Hang gegenüber hinauf. So spielen wir eine Umkehr durch und den Weg über Kazarman. Bei einer Hütte weiter unten sehen wir einen Jeep stehen, zu wenig um das Risiko zu wagen hinunter zu fahren und im Zweifel wieder hinaufzustossen. Als wir schon fast fertig mit Mittag sind, hören wir doch noch einmal ein Fahrzeug aus dem Tal hinaufkeuchen. Es muss wohl ein LKW sein, doch er hört sich so an, als ob er es nur gerade so schafft. Selbst in den flacheren Stücken scheint er Mühe zu haben. Doch nach einer Weile kommt er doch bis zu unserem Rastplatz hoch. Die Ladefläche ist voller Menschen und ein älterer Herr auf dem Beifahrersitz fängt ein Gespräch an und als er erfährt, dass wir Richtung Naryn wollen und über den Tschartasch, meint er, wir sollen doch mitkommen, genau dorthin fahren sie auch. Ohne genau zu wissen, wohin das wirklich geht, ist Christian schon am Sachen packen und die Taschen wandern auf die Ladefläche. Das Rad war gerade noch wieder zusammengeschraubt von der Reparatur. So finden wir uns doch recht plötzlich auf der Ladefläche eines uralten Sil-LKW, zusammen mit mindestens 15 anderen Leuten und einigem Gepäck.Auch Hennen und Kücken, sowie ein niedlicher Welpe sind mit dabei. Nun geht es erst einmal sehr steil bergab in das nächste Tal. Wir hoffen nun nur, dass wir damit unsere Lage nicht verschlechtern und an einem falschen Ort herauskommen. Am Fluss hat es nur eine einfache Fussgänger, bzw. Schafbrücke, die normale Brücke wurde wohl vor 3 Jahren weggeschwemmt. Doch als wir vorbeifuhren, waren Arbieter beschäftigt eine neue Brücke zu erstellen, auch ein Bulldozer fuhrwerkte hier herum. Die Mitfahrer meinten, dass es einen Minengesellschaft ist, welche Brücke und auch Piste wieder herrichtet. Australier sollen hier nach Goldsuchen und auch eine zweite Gesellschaft aus Russland. Bevor es an die Furt geht, wird erst Pause gemacht, die Herren setzen sich in den Schatten. Christian nutzt die Zeit um sich noch kurz im Fluss zu waschen, Dina bleibt bei den Damen auf der Ladefläche. Der ältere Herr, welcher uns unbedingt mitnehmen wollte unterhält sich länger mit Christian. Er meint, dass er die nächsten Tage auch über den Tschartasch queren wird, mit seinen Schafen. Heute am Samstag geht es erst einmal mit dem LKW hinauf, der LKW soll dann noch einen Tag bleiben und fährt am Montag zurück. Er selbst wolle am Dienstag aufbrechen. Mit den Rädern würde er uns den Weg allerdings nicht raten, zu viele Steine, aber wir könnten ihn dennoch begleiten, dann kämen wir schon irgendwie durch. Dina unterhält sich gut mit einem Mädchen, welches gerne Englischlehrerin werden will und daher auch ein Wörterbuch hat. Sie spricht besser als die meisten Englischlehrerinnen hier. Sie fährt für ein paar Tage zur Familienjurte hier oben. Wir erfahren zudem, dass der LKW wohl einmal die Woche nach oben fährt, wir haben mit Samstag den richtigen Tag erwischt. So sind wir auch zuversichtlich, dass er die Strecke schaffen kann, die Schwierigkeiten sollten ja bekannt sein. Nach der Pause geht es endlich wieder nach oben, wir hoffen natürlich, dass möglichst viele Höhenmeter gemacht werden. Am Anfang geht das noch gut, am ersten Abzweig, der eigentlich in unsere Richtung gehen würde, werden wir schon unsicher. Dort steigen die ersten Fahrgäste aus. Doch unsere Englischlehrerin meint, wir fahren noch weit nach hinten. Nur in der nächsten Steigung wird es dann knapp, unser LKW schafft es einfach nicht nach oben, nach drei Anläufen bleibt er erst einmal stehen und der Motor wird betrachtet, doch die Insassen meinen er müsse einfach auskühlen. So scheint es auch zu sein, denn bei einem der nächsten Anläufe klappt es endlich. Die Fahrt ist ein Abenteuer für sich, es ist immer extrem staubig, wenn der LKW sich bewegt und aufgrund der ziemlich rauen Piste werden alle auf der Ladefläche ordentlich durchgeschüttelt und versuchen sich immer bestmöglich festzuhalten. Als es bei den nächsten Jurten vorbei geht werden noch ein paar Lebensmittel abgeliefert. Die Piste hat nun endlich wieder die richtige Richtung eingeschlagen, aber es ging auch ein Stück runter. Kein Problem, meint die Englischlehrerin, wir fahren noch weit nach hinten. Plötzlich werden wir zum Photographieren aufgefordert, irgendwo am Hang hinten hat es ein Kamel, die sind wohl eher selten hier. Die nächste Steigung ist so steil, dass wir nicht daran glauben, dass unser LKW es schafft. Die Planierraupe war zwar hier schon aktiv gewesen, doch steigungsmildernde Kehren hat sie keine eingebaut. Leider scheinen wir Recht zu behalten. Der LKW kommt gerade einmal die ersten 20 m weit. Die Leute steigen alle aus und gehen zu Fuss weiter. Kein Problem meint die Englischlehrerin, der muss nur abkühlen. Wir trauen der Sache nicht so ganz und marschieren nicht den ganzen Hang hinauf. Bei der ersten Jurte gibt es ein paar Jogurtbällchen, an der nächsten Jurte werden wir zum Tee eingeladen. Vom LKW noch keine Spur. Schliesslich kommen schlechte Nachrichten, der LKW kann wohl doch nicht weiter. Wir sind etwas enttäuscht vom Fortschritt unserer Höhenmeter aber machen uns auf den Weg nach unten. Kaum an der Piste, kommt von oben ein Kamaz. Das ist ja der unfreundliche Kamaz, der uns nicht mitnehmen wollte. Anscheinend wussten sie genau wo wir hin wollten und sind auch dorthin gefahren (am nächsten Tag entdecken wir, dass sie uns bis fast zum Ende der Piste hätten nehmen können). Der Fahrer lacht höhnisch als er uns sieht und braust vorbei. Auch an unserem liegen gebliebenen LKW fährt er grusslos weiter. Ein kleines Drama hatte es noch bezüglich Dina's Sonnenbrille gegeben. In der Hektik der LKW-Besteigung muss diese wohl verloren gegangen sein, wohl aus der Hosentasche gerutscht. Christian schaut zwar während der Zwangspause noch einmal auf der Ladefläche und am Ausstiegsort, doch nichts zu sehen. Die Mitfahrer denken alle, Christian hätte sie verloren als er sich wusch und meinen nun immer wieder: immer noch keine Sonnenbrille - die musst du beim waschen verloren haben.

Die Strasse zieht sich dem Grat entlang
Die Strasse hat sich an vielen Stellen eingefressen

Pferdeherde

Mitfahrer im "Bus"
Bei ihm im Vordergrund werden wir später übernachten
Auch auf dieser Seite dominieren grüne Wiesen
Immer gut festhalten im "Bus"
Brücke über den Kargascha
Pause im Schatten am Bach Kargascha
Der LKW nimmt nicht die Brücke
Furt über den Kargascha
Immer wieder sind kleinere Reperaturen notwendig
Wir Passagiere gehen schon mal zu Fuss
Als wir fast wieder unten beim LKW sind, heisst es plötzlich, es geht doch weiter, es war wohl ein mechanisches Problem, das behoben wurde. So fahren wir noch bis auf 2300 m, wir hatten uns natürlich mehr erhofft und steigen aus. Hier ist nun grosses Hallihallo, viele Reiter und Packesel stehen herum und helfen beim Ausladen. Der alte Mann, welcher noch über den Pass geht will unbedingt, dass wir bei ihm übernachten, ein anderer älterer Herr schickt seinen jungen Sohn mit uns mit, damit wir bei ihm übernachten. Wir folgen dem Sohn. Es sei nur eine halbe Stunde zu Fuss, wir rechnen also mal mit einer Stunde. Die LKW-Fahrt hat nun fast 5 Stunden gedauert, aber hat uns immer hin 600 Höhenmeter eingebracht, davon waren wir allerdings 300 m runtergefahren. Die Steilstücke hätten wir nur ungern geschoben. Es geht nun weiter nach oben, dafür haben wir Begleitung. Der Sohn hilft Dina schieben und Christian unterhält sich mit einem Eselreiter, der gut Russisch spricht und uns weiter aufklärt. Anscheinend heisst die Gegend, wo wir sind schon Tschartasch und zur Zieljurte ist es wohl noch ein Stück, aber es liegen noch andere Jurten der Familie am Weg. Nach kurzer Zeit wird Dina ein Pferd angeboten und ehe sie sich versieht, sitzt sie drauf. Es war der etwas eigenartige ältere Herr an der Ladefläche, welcher einen betrunkenen Eindruck gemacht hatte, der sein Pferd abgab und nun bei jemandem anderen draufsitzen kann. Mein Begleiter fragt noch, ob Dina reiten kann, zum Glück kann man das bejahen. Das Pferd ist aber ein sehr liebes und so hat Dina noch einen entspannten Ritt zur nächsten Jurte. Es werden immerhin noch 300 Höhenmeter, die wir so in einer knappen Stunde zurücklegen. Mitleid haben wir nun mit dem Jungen, der zunächst alleine das schwere Rad stossen darf, bis er Hilfe bekommt.
Bei der ersten Hirtenstelle beginnt es dann schon zu dämmern, obwohl heute der längste Tag ist. Hier ist der ältere Herr zu Hause, der Dina das Pferd gegeben hat. Die Begleiter raten uns hier zu bleiben, da es noch ein Stück weiter zur Jurte des Jungen ist und so folgen wir. Hier wird nicht in einer Jurte gewohnt, sondern in einem kleinen Haus, der Meteostanzia, einer verfallenden Meteostation aus Sowjetzeiten. Wir schlagen unser Zelt etwas abseits auf und kommen noch auf einen Tee. Neben Brot und Smetana gibt es als Nachtisch noch eine Wassermelone, welche mit dem LKW transportiert worden war. Schwups ist sie schon weg, die ganze Familie scheint Heisshunger darauf gehabt zu haben. Als wir raus gehen ist die Abendstimmung fast noch grossartiger als gestern.
Über unseren Weiterweg haben wir heute nur in Erfahrung bringen können, dass wir den Raupenspuren weiter folgen sollen und dass diese eine Stunde vor dem Pass enden. Auf der anderen Seite waren die Leute von hier zwar wohl schon auch einmal, doch gibt es nur wenige Angaben dazu. Sie reichen von, dort ist eine alte Strasse bis zu nur Steine und Schnee, mit dem Rad höchst mühsam. Gespannt schlafen wir ein. Der LKW hat uns die Umkehrentscheidung abgenommen, nun aber sicher noch zu einiger Plackerei geführt, der Pass soll ja auf 3400 m liegen.
Fortsetzung folgt später.

Der LKW kommt doch noch hoch
Das gefällt Dina, Reiten mit den Kirgisen wärend ihr Fahrrad hochgeschleppt wird
Abendstimmung
Unser Gastgeber reitet sein Pferd nur mit Strick

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