Donnerstag, 6. Juni 2013

Qinghai-Querung II: Auf guter Piste zur Lhasa-Bahn

Die Nacht nahe Qumarleb war alles andere als gemütlich, ein regelrechter Schneesturm tobte lange Zeit und sorgte dafür dass die Sturmfestigkeit des Zeltes geprüft wurde. Wir mussten alle Luken schliessen um keinen Schnee hineinzubekommen. Die gefallene Schneemenge war an sich unerheblich, nur eine dünne Schicht Schnee bedeckt die Landschaft, doch am Zelt lagert sich im Wind natürlich mehr ab und auch die Hohlform in der wir zelteten hatte eine ordentliche Menge eingefangen. Während wir im Zelt rumräumen werden wir durch ein Geräusch auf eine kleine Maus mit aufgeblauschten Fell aufmerksam, die ohne Scheu in unserer Apsis rumschnuppert, sie scheint wohl das Schneefreie und die Wärme zu schätzen. Die Wetterbesserung lässt auf sich warten, so dass wir wieder spät loskommen, wie schon fast üblich gegen 11 Uhr geht es weiter. Die Strasse ist nicht schneebedeckt und so rollt es sich ganz gut zum ersten Pass, welcher wie alle folgenden feinsäuberlich auf Tafel mit Namen und Höhe angeschrieben ist. Auf der Abfahrt, dann eine Überraschung, der Strassenbelag ändert zwischenzeitlich von guter Piste zu wabenförmigen, gartenplattenartigen Betonplatten, welche sorgfältig verlegt sind, so dass es sich, im Gegensatz zu ähnlich aussehenden Holländischen Radwegen, gut rollen lässt. Schwer hängen die Wolken wieder am Himmel. Im kleinen Dorf (Ansammlung von etwa vier Häusern) fragen wir das erste mal bei einem Hof nach warmem Wasser. Wir hatten den Tipp von anderen Radlern bekommen, uns aber bis jetzt auf Restaurants beschränkt, wo wir auch assen, heute uns aber angesichts der schon wieder schwer am Himmel hängenden Wolken das Wasserkochen für die Nudelsuppe ersparen wollen. Das gefragte Mädchen meint es aber besonders gut mit uns und wir bekommen tibetischen Tee in die Kanne gefüllt. Prompt beginnt es auch während dem Essen leicht zu Schneien und fieselt immer mal wieder während wir durch ein flaches, langestrecktes Tal auf den nächsten Pass fahren um dann bei der Abfahrt in starkes Schneetreiben zu wechseln. Die Berge hier sind eher sanft und grasbewachsen (was von den Yakmäulern noch übrig bleibt).

Guten Morgen
Nach ein wenig Warten ist schon ein Teil des Schnees geschmolzen
Auf zum ersten Pass hinter Qumarleb
Glücklicherweise ist die Strasse gut verfestigt und es klebt kein Schlamm
Erster Pass hinter Qumarleb
Am Hang dieses Tals führt die Strasse weiter
Gartenplatten
Sieht ungewohnt aus, fährt sich aber ganz gut
Talboden ist erreicht
Noch zwei weitere kleine Pässe in ähnlicher Landschaft und wechselhaftem Wetter folgen, bis es dann nach dem letzten Pass vor Serwolungwa (grösserem Ort) auf wunderschön, leicht fallender Strasse in ein grosses Flusstal runter geht. Unterdessen ist Abend, und die Sonne hat sich entschieden uns doch noch zu beglücken, und so können wir in wunderschönem Licht zuerst das grüne Tal zum Fluss und dann das Flusstal mit seiner weiten Kiesebene geniessen. Vorbei geht es an den verfallenen Lehmmauern einer wohl ehemals recht stattlichen und grossen Ortschaft (in unserer Russenkarte ist das der grösste Ort weit und breit) das Tal runter, bis wir ca. 10 km vor Serwolungwa unser Zelt mit wunderschöner Sicht auf weisse Berge und das Flusstal aufschlagen. Christian versucht noch seine Vorderradnabe zu revidieren, welche seit einiger Zeit nackelt, ebenso wie das Hinterrad. Leider dreht der Inbus an der Madenschraube durch, so dass die Aktion leider schnell endet. Der Kopf scheint schon abgenutzt zu sein, so ist guter Rat teuer. Am Abend wird daher noch eine Anfrage ans Radforum geschrieben, welche beim nächsten Handymasten abgesandt wird. Mit den Antworten am nächsten Tag wird nochmals eine Bestellanfrage an Michi abgeschickt, inklusive der entsprechenden Taobao-Links. Es ist fraglich ob man die Ersatzteile unterwegs findet (selbst wenn es sie gibt, das Durchfragen ist hier sehr mühsam).

Gerade Streckenführung
Bauarbeiterbus für den Strassenunterhalt
Adlerhorst
Auf den umliegenden Hügel hat es noch Neuschnee
Unsere zwei Velos sind doch ein schönes Paar
Wildbeobachten
Es ist nicht so karg, wie es auf den ersten Blick aussieht
Eine Art von Salat
Gut eingepackt
Alte Siedlung etwa 15 km vor Serwolungwa
Unser Zeltplatz auf einer Terrasse über der Strasse
Sehr schöner Blick auf die Flusslandschaft
Für einmal gibt es keinen Niederschlag am Morgen und somit kann es nach dem der Reif von unserem Zelt getaut ist los gehen. Schon bald wird der Fluss des Tales auf grosser Brücke überquert. Die Baumeister haben es gut gemeint, denn es gibt gleich zwei paralelle Brücken und so wird es auch bei den weiteren grösseren Flussquerungen auf der Strecke immer zwei Brücken gleichen Alters haben. Sinn und Zweck davon ist uns unklar. Reserve, falls eine kaputt geht, oder zweite Fahrspuhr, wenn der Verkehr zunimmt...? Das Einkaufsvergnügen in Serwolungwa ist dann nicht besonders, womöglich ist der Nachschubslastwagen noch nicht eingetroffen, denn zwei Mal wird Christian enttäuscht, da die Ladenbesitzer ihre Ware nicht verkaufen wollen. Das eine Mal die restlichen wenigen Äpfel, das andere Mal die Eier. Zu anderen Zeiten dürfte aber auch etwas frische Ware erhältlich sein, das vorhandene Restaurant haben, wir da noch Morgen, nicht getestet. Die Landschaft ist heute vorerst änlich wie gestern, langestreckte Pässe und schneebedeckte Hügel mit zum Teil durch die Windverfrachtungen interessanten Streiffungen. Ein Gegensatz bietet dann das Flusstal bei Gyatoisangxung (grösster Ort zwischen den Teerstrassen, auch Qumar He genannt) mit seinen Sandflächen. Auch Gyatoisangxung selbst überrascht positiv, ein Gemüse/Früchteladen mit voller Auswahl begeistert, und um uns das abendliche Kochen zu ersparen gehen wir obwohl eher früh, noch eine frisch gemachte Nudelsuppe essen, um danach noch hinter den Pass nach dem Ort zu fahren.

Strahlendblauer Himmel
Eine der zwei Brücken vor Serwolungwa
Für eine ungeteerte Strasse eine mächtige Brücke
Schönes Hochtal hinter Serwolungwa
Geradeaus
Geradeaus
Und immer noch geradeaus
Dünger uns Samen für die Begrünung
Garnicht scheu
Einer der kleinen Pässe
Gebetsfahnen auf dem Pass
Die Wolken sehen bedrohlich aus
Strassenreparaturmaterial liegt schön bereit
Am Chuma'er
Herde am Chuma'er kurz vor Qumahexiang
Beeindruckend ist auch die rote Farbe des Chuma'er
Hinter Qumahexiang
Zeit für einen Schlafplatz
Leider bringt die Nacht schon wieder leichten Schnee und es ist noch eisig kalt, als wir losfahren. Schon bald füllen wir unsere Wasservorräte wieder auf, denn der Italiener meinte dieses sei hier nur in grösseren Abständen zu finden, und oft nicht klar. Grosse Vorräte wären aber unserer Ansicht nicht nötig gewesen, denn viele Bäche führten Wasser und dies meist klar (ob die verschiedene Sichtweise wirklich durch die paar Tage Unterschied begründet ist, oder das genauere Hinsehen, können wir nicht sagen). Immer mehr sind auch wilde Tiere am Wegrand zu sehen: Füchse, oft auch eine Art von Rehen, Adler und Wildesel bieten Abwechslung zu den Yaks und dem sehr häufigen Maus/Meerschwein/Murmeliertreiben. Und Christian sieht sogar zwei Wölfe über die Strasse spazieren, kann sie aber trotz Nachlaufen nicht mehr fotografisch festhalten. Super ist auch unser Mittagessen, wir machen frisch gebratenen Kaiserschmarrn mit Apfelyogurtcreme, mhhhh nicht zu vergleichen mit Tütennudelsuppen. Der Nachmittag wird anstrengend, auch wenn die Strasse die Richtung ändert, der Wind scheint immer gegen uns. Und als ob er noch einen drauflegen möchte mit uns verärgern, bläst er als wir dann früher als sonst ermüdet das Zelt aufschlagen und Kochen wollen plötzlich wieder aus der von uns fürs Fahren favorisierten Richtung und natürlich fürs Kochen, da wir das Zelt noch bei anderem Wind aufgestellt haben, komplett falsch. Manchmal ist's schon hart das Radlerleben.

Unser Schlafplatz hinter Qumahexiang
Die Gipfel sind wieder neu verzuckert
Man scheint schon bald an die Wolken zu stossen
Einsamer Hof
Strassengespräch
Es rollt sich noch gut
Das Essen ist delikater als Dinas Gesichtsausdruck

Verstreute Yakherde
Wunderschön, wenn nur der starke Gegenwind nicht wäre
Fahrrad gegen LKW
Wiederbegrühnung
Im Anflug
Und gefasst?
Herde von Wildeseln
Strassenbau schafft vor Wind geschützte Zeltplätze
Um möglichst wenig unter den starken Winden vom Nachmittag zu leiden, geht es heute früh los. Es sind noch etwas über 70 km zur Hauptstrasse, welche wir heute sicher erreichen möchten. Zuerst führt uns die Strasse weiter leicht hügelig den Bergfüssen entlang um dann quer durch die Flussebene nach Norden auf die Strasse zu führen. Unweit unseres Schlafplatzes liegt an der Strasse noch ein kleines Dorf mit Einkaufsmöglichkeiten. Der erste Teil der Flussebene ist relativ grün, ab und an gibt es sogar Bäche mit durchwegs klarem Wasser und immer mal wieder sind Hirtenzelte zu sehen. Mit dem Fluss selbst beginnt der sandigere und kargere Teil. Er selbst fliesst tief rotbraun, schlängelnd durch die Ebene. Leider nimmt das Wellblech auf der Strasse hin zur Teerstrasse eher zu. Und als dann der Wind auch noch mehrheitlich von Vorne kommt wird das Vorwärtskommen mühsam und doch ist die Lhasabahn, welche die Strasse begleitet schon von weitem zu sehen. Schlussendlich sind wir froh, als wir auf der Teerstrasse sind und in der Versorgungsstelle bei der Einmündung in einem Restaurant eine gute Nudelsuppe bekommen. Denn der Benzinkocher hat für einmal gestreikt und uns somit ums geplante Essen gebracht.

Gestreift flankiert
Strassenort mit Einkaufsmöglichkeiten unweit der Brücke über den Chuma'er zur Hauptstrasse
Es geht Richtung Fluss
Staubfahne
Weite Flussebene des Chuma'er
Brücke über den Chuma'er
Leider gibts nicht wirklich Auswahl an Aussichtspunkten
Hauptstrasse G109 erreicht
Der Pass auf der Teerstrasse nach Golmud kommt dann leider nicht so prompt hinter der Einmündung wie uns im Kopf war, sondern wenns auch nur wenige Höhenmeter sind, zieht sichs. Und auch wenn die Landschaft mit den weissen 6000er, den Salzausblühungen auf den kargen Wiesen und den klaren Bächen wunderschön ist, ist zumindest Dina froh als endlich das Passschild da ist, denn die Beine sind vom Wellblech schon ziemlich ermüdet. Davor wird an einem klare Bach noch kurz gewaschen und da das Wasser erstaunlich warm ist für hier oben, gibt es für Christian noch ein Bad (das hat Dina schon am Vortag erledigt). Wahrscheinlich sorgt das Fliessen in der Kiesebene tagsüber für eine leichte Erwärmung. Auf der anderen Passseite sind die Bäche hingegen tiefbraun von der Schneeschmelze. Wir machen noch einen kurzen Teil der Abfahrt um nun den einen 6000er von der anderen Seite von unserem Zeltplatz aus bewundern zu können. Als wir schon mehrere Hundert Meeter von der Strasse weg sind um einen Zeltplatz zu finden hält auf ihr unten ein Auto aus dem Junge Chinesen uns laut zurufen und Winken. Und um ein Foto mit uns zu bekommen rennen sie sogar zu uns die Wiese hoch (irgendwie ein komisches Gefühl).

Pass Angurtaschia hinter Budongquan
Lhasaban voraus
5000er
Der Sob Gangri ist sogar leicht über 6000 m
Die Sonne steht schon tief
Dick eingepackt
Um wiederum bessere Karten mit dem Wind zu haben geht es wieder früh los. Wir sind noch etwa 150 km von Golmud entfernt und da Teer und etwa 1600 Höhenmeter runter könnte es bei nicht zu bösem Wind sogar zu schaffen sein. Die ersten Morgenstunden kommen wir sehr gut voran, da sogar Rückenwind, ab dem Rad gestiegen wird nur wenn nötig, denn der gute Wind muss genutzt werden und die Strasse ist fast so flach regelmässig fallend wie die Tibetbahngleise, die diese im Tal begleiten. Leider kommt mit der Zeit mehr rauf und runter, der Talfluss ist relativ tief eingeschnitten und die Strasse führt immer mal wieder zu diesem runter und wieder weg. Der Verkehr ist heute wesentlich stärker als noch gestern Abend, grösstenteils besteht er aus LKWs die Unmengen von Waren nach Tibet bringen. Und da die Privaten nicht genug sind fahren im Verlauf des Tages wieder sicher über 300 Militärlastwagen an uns vorbei.
Die Landschaft wird je weiter wir uns vom Pass entfernen immer karger, okernfarben ragen schön geformte Berge steil aus dem Tal. Um ca. 12 Uhr scheint unser Windglück vorbei. Kräftig blässt dieser uns entgegen. Auch die Essenspause in einem Tankstellenrestaurant bringt keine Besserung aber immerhin der Nudelsalat Stärkung. Bei einer WC Pause finden wir dann zu allem Übel auch noch die uns angekündigten Mücken, die zu unserem Erstaunen trotz starkem Wind rumsurren. Bei einer Tankstellenphase, die kommen hier meist gehäuft, setzt Regen ein, schnell flüchten wir unters Dach um dieses fast eben so schnell wieder zu verlassen - es setzt Rückenwind ein und was für welchen. In einem stattlichen Tempo bläst er uns durch die Ebene die restlichen etwa 40 km nach Golmud. Zum Glück will der Polizeicheckpunkt vor Golmud nichts von uns, in Gegenrichtung werden wohl ausländische Radfahrer rausgelesen und zurückgeschickt, denn hier ist eigentlich die Strecke nach Lhasa. Daher sind auch einige chinesiche Radler hier unterwegs, wobei wir nur am zweiten Tag welche gesehen haben, kein Vergleich zur Chengdustrecke. Golmud ist nun unsere grösste Stadt in China, so dass wir uns erst einmal zurecht finden müssen. In richtigem Sandtreiben ist die Hotel und Banksuche daher kein Vergnügen, so dass wir nicht zu wählerisch sind. Das Hotel ist dann aber doch recht ordentlich. Nur die Bank hat ein sehr niedriges Limit von 1000 Yuan zum abheben. Nun haben wir den Grossteil unserer Strecke auf dem Rad in China hinter uns gebracht und prüfen die weiteren Optionen.

Das Morgenlicht ist gut
Die Strasse fällt gleichmässig sanft
Im Hintergrund eine der vielen Brücken der Lhasabahn
Gerade kein Wasser
Traktoren auf dem Weg nach Tibet
Spiegelglatt
Immer noch fällt die Strasse sanft
Auch Boote scheinen in Tibet vonnöten zu sein
Viel Wind ist in der Luft
Raufkraxeln wäre auch was
Lhasafahrer mit leichtem Gepäck
Stausee
Das Militär fährt auch nach Tibet
Wind mit Sandstaub im Rücken

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen