Gleich hinter der Grenzstation findet sich ein Geldautomat, so dass wir Geldsorgen los sind. Der Grenzverlauf ist hier etwas verschlungen, am anderen Ufer des Baches, an dem es nun entlang geht, befindet sich noch Georgien. Dort ist auch eine Eisenbahnlinie, die allerdings wenig befahren aussieht. Es scheint vor allem Güterverkehr zu sein, der hier langfährt. Im Internet finden wir noch eine Angabe zu einem Personenzug, der fährt hier um Mitternacht durch und verbindet Jerevan mit Tiblissi. Ab der Grenze hat die Landschaft wieder Talcharakter, den wir die letzten Tage in Georgien schon vermisst hatten. Viel Raum wird den Menschen hier nicht gelassen, dennoch war das Tal dicht besiedelt. Das fällt uns auch in den Folgetagen auf, in Armenien finden sich an allen Ecken und Enden Hinterlassenschaften, die auf eine intensive Nutzung schliessen lassen.
Ebenfalls verbreiteter als in Georgien oder Aserbaidschan sind in Armenien die Brunnen, insbesondere an Sterbetafeln, auf denen die Verstorbenen bildlich dargestellt sind, ist oft ein Brunnen zu finden. Um diese Jahreszeit sind allerdings viele der Brunnen ausgetrocknet. Nach einigen Kilometern verengt sich das Tal immer mehr, wir sind nun im Debed Canyon, welcher uns auch morgen noch begleiten wird. Er ist eine der interessantesten Strecken des Landes und in unmittelbarer Nähe befinden sich einige wichtige armenische Kulturdenkmäler. An den Strassenständen werden verschiedene Baumfrühchte angeboten, u.a. Feigen und Walnüsse. Das erste Kulturdenkmal auf dem Weg, ein bekanntes Kloster lassen wir links liegen, leider muss man dazu die Schlucht verlassen und eine steile Strasse hinauffahren. Uns beschäftigt aber zunächst die Schlafplatzsuche. In diesem engen und viel genutzten Tal ist die gar nicht so einfach und so fahren wir bis in die Dämmerung und nehmen einen Abzweig, der jenseits des Flusses auf ein verlassenes Industriegelände führt. Unterhalb davon finden wir einen ebenen geteerten Platz, wir realisieren erst verspätet, dass das wohl ein ehemaliger Rückhalteteich ist. Etwas gespenstisch ist das Gelände hier schon, zu Sowjetzeiten war es sicher noch in Betrieb und wucherst seitdem zu.
In der Nacht werden wir einmal mehr zum Glück nicht gestört und sind
schon früh wieder auf der Strasse. Das Tal mit seinen
Schluchtabschnitten ist weiter interessant und etwas später am Vormittag
treffen wir sogar eine Schweizer Radfahrerin, Suzette aus Lausanne, die
sich von einer NGO eine 3wöchige Tour zusammenstellen hat lassen, bei
der sie jeden Tag in einer Familie unterkommt. Das ist auch eine
interessante Herangehensweise, schränkt jedoch in der Flexibilität ein,
dafür muss kein Übernachtungszeug mitgenommen werden. Wir unterhalten
uns noch eine Weile, sie scheint schon überall auf der Welt unterwegs
gewesen zu sein.
Für uns geht es noch eine Weile im Tal weiter,
bis wir zu der Stelle kommen, an der der Reiseführer einen kleinen
Geheimtipp hat, eine alte Kirche, die von den Dorfbewohnern in
Eigenregie wiederaufgebaut wird. Dazu muss jedoch ein kleiner Pfad
genommen werden, der nicht ganz eindeutig verläuft. Doch per Zufall ist
die Routenwahl auf Anhieb richtig. Die alten Gemäuer sind tatsächlich
idyllisch im Wald, weit oberhalb des Talgrundes gelegen. Es sind sogar
noch ein paar Fresquen im Gemäuer der Kirche erhalten, obwohl das Dach
eingestürzt ist. Provisorisch ist zumindest der Altarraum überdacht,
damit diese nicht weiter Schaden nehmen. Zufällig sind sogar ein paar
Einheimische am Gebäude nebenan am Arbeiten, eine neue Kuppel wird
erstellt. So viel Eigeninitiative beeindruckt, daher wird noch eine
kleine Spende dagelassen.
Bis zum nächsten grossen Hauptort,
Vanadzor, ist es noch viel weiter als gedacht, die Strecke führt entlang
der Bahnlinie weiter durch nun immer grünere Landschaft, die Bäume
dominieren und die vorher so dichte Besiedelung tritt etwas zurück. In
hat Christian das Bedürfnis nach einem neuen Tretlager zu schauen, sein
Lager nackelt schon nach 1000 km wieder etwas stärker. So machen wir uns
auf den Weg zum Basar, der jedoch nichts verwertbares beherbergt, auch
der nahe liegende Radladen ist nur für den Verkauf von Billigrädern
eingerichtet und hat keine Ersatzteile. Vor dem Laden werden wir von
einem Einheimischen auf einem Rad angesprochen, der noch einen Tipp für
uns hat, eine Basterlwerkstatt irgendwo in einem anderen Stadtviertel.
Zum Glück beschreibt er uns recht genau den Weg und wir schreiben noch
die groben Angaben auf. Die Werkstatt ist nämlich wirklich ziemlich
versteckt, so dass wir noch mehrmals nachfragen müssen. Schon in der
Nähe, fragen wir bei einem Handwerker, der daraufhin gleich erkennt, wer
gemeint sein könnte. Anscheinend wartet er auch auf die Reparatur vom
Rad seiner Tochter, so dass er Christian mit dem Auto den Weg vorfährt.
Wie beschrieben ist der Radmechaniker tatsächlich auch ein bisschen
Behindert, er kann sich nur noch schlecht bewegen. In das
Werkstattzimmer geht es aber noch, dort stehen einige alte Räder zum
Ausschlachten herum und viele Kisten mit Ersatzteilen. Natürlich hat es
kein Patronenlager, von so etwas hört er zum ersten Mal. So wird für den
grössten Notfall noch ein Konuslager mit offenen Ringen gekauft. Der
Preis ist stolz, doch haben wir nicht viel Wahl. In so einer grossen
Stadt hatten wir auf eine ganz andere Ersatzteilversorgung gehofft. Mit
der Ersatzteilsuche ist wieder viel Zeit vergangen.
Wir machen uns
nun auf den Weg Richtung Sevan-See, der einzige von den grossen Seen in
der Gegend, der den Armeniern noch ganz verblieben ist. Die anderen im
ehemaligen armenischen Siedlungsgebiet gelegenen Seen gehören zum Iran
und zur Türkei (Van-See). Zunächst geht es noch durch einige
heruntergekommene Stadtviertel, bis wir an den Beginn einer Steigung
kommen. Der Verkehr ist zum Glück übersichtlich. Am Ende der langen
Steigung liegt ein Militärgelände, davon gibt es einige hier. Man merkt,
dass Armenien sich umgeben von Feinden fühlt, so viel Militär war nicht
mal in Georgien zugegen gewesen. Zum Glück finden wir, nachdem es nun
schon Abend ist, ein bisschen Wasser. Wie üblich, wenn man in der Stadt
nicht füllt, waren alle darauffolgenden Brunnen trocken gefallen. Nun
kann es an die Schlafplatzsuche gehen. Diese ist nicht ganz trivial, da
wieder viele Dörfer an der Strasse liegen. Wir schieben schliesslich bei
Lermontov einen Absatz hoch, der zwar keine Deckung bietet, doch von
den Dörfern aus wird man nicht direkt gesehen. Die Wiese war sowieso
gerade abgeerntet worden. Die Abendstimmung war traumhaft, die
umliegenden Berge sind rotgetüncht.
Auch der Morgen ist speziell,
die Nacht war eher kühl und so hängt schwerer Nebel in der Luft. Da wir
nun zunächst ein ganzes Stück hinabfahren müssen wird es eine frostige
Angelegenheit. Nach schier endloser Abfahrt sind wir froh als wir
endlich in Dilijan sind. Die Läden sind noch nicht offen, so dass es
zügig weitergeht. Beim Bergauffahren wird es wenigstens wieder warm und
an einem kleinen Laden am Wegesrand kaufen wir die Zwischenmahlzeit für
den Weg zum Sevan. Es wartet noch einmal ein längerer Pass auf uns, doch
vorher kommt uns noch ein slowenischer Radfahrer entgegen. Er hatte an
einer Kehre vom Pass übernachtet, gleich neben einem Strassenstand, von
dem er noch am Abend eingeladen worden war. Er ist nach Osten unterwegs,
muss aber noch ein bisschen an den Visa feilen. Leider hatte er sich da
nicht vorher schlau gemacht und hatte einige günstige Gelegenheiten
verpasst. Diese Gelegenheiten sind die oft laxeren Konsulate in Städten,
durch die er sowieso gefahren war. Nun wartet er noch auf das
Iranvisum. Die Steigung lässt sich gut radeln, so dass wir bald am
Scheideweg sind. Eigentlich führt die Hauptstrasse durch einen längeren
Tunnel zum Sevan-See, doch gibt es auch noch die alte Strasse, die ganz
über den Pass führt. Da wir Landschaft über Geschwindigkeit stellen,
geht es natürlich über die unbefahrene alte Strasse. Am Pass hat es ein
Dorf (Semjonovka), zwar etwas heruntergekommen, aber belebt. Sicher war
noch mehr los, bevor der Tunnel fertiggestellt wurde. In der Ferne
glitzert nun schon der Sevan-See, an dessen Ufer wir Mittag machen
wollen. Dafür geht es wieder steil hinunter, in der Abfahrt macht sich
leider eine Cola-Flasche selbstständig und es gibt eine Colafontäne auf
der Strasse, die Plasikflaschen sind hier noch labriger als sonst. Dafür
hatten wir gestern ein besonderes kulinarisches Getränk,
Hagebuttenlimonade. Mit ihrem hohen Fruchtanteil war sie sehr
schmackhaft, leider stossen wir später nicht mehr darauf. Auch sonst
werden Hagebutten am Wegesrand verkauft. Am See angekommen, suchen wir
uns einen Platz am Ufer. Der See selbst wurde zu Sowjetzeiten
verkleinert (abgesenkt), so konnte etwas Land gewonnen werden und zudem
wird Strom produziert. In der Gesamtanlage sieht er zwar nett aus, doch
lädt das Ufer nicht so sehr zum Baden ein, Algen. Im Anschluss geht es
noch zum kulturellen Höhepunkt am See, auf der Halbinsel Sevanavak hat
es einige ältere armenische Kirchen, welche eines der
Standardpostkartenmotive Armeniens sind. Entsprechend touristisch ist es
hier, wir sind aber wohl nicht mehr zur Hauptsaison hier, im Sommer ist
mehr los. Wir wussten noch nicht, wie weiter am See, evtl. einmal
herum, doch die Botschaften empfehlen das eher nicht, da auf der
östlichen Uferseite die Strasse nur wenige Kilometer von der
Aserbaidschanischen Grenze entlang führt und wohl schon Schusswechsel
vorkamen. Alternativ könnte man auch am Westufer runter fahren, das auf
der Karte aber weniger interessant aussieht. So entscheiden wir den See
wieder zu verlassen und Richtung Arragats/Jerevan zu peilen. Vorher
machen wir noch ein paar Besorgungen in Sevan, dem Hauptort hier, der
aber nicht direkt am See liegt. Unter anderem gibt es noch einmal eine
SIM-Karte, die ist spotbillig hier und auch der Internet Flat-Tarif ist
super günstig. Dafür verfahren wir uns beim AusdemOrtfahren etwas, bis
wir schliesslich doch auf der Autobahn landen. Dort winkt uns bald ein
Verkäufer von der Fahrbahn und überredet uns Hagebuttensaft zu kaufen.
Wenig später geht es wieder runter von der Autobahn, wir müssen mal
wieder einen Schlafplatz suchen, ausserdem verspricht eine kleine
Nebenstrasse dem Ausfluss des Sevansees entlang interessanter zu werden.
Zunächst domnieren aber erst einmal die zahlreichen Kühltürme des
Kraftwerkes Hrazdan die Landschaft. Es wird wieder einmal spät, bis
endlich ein Platz gefunden ist, zu besiedelt ist die Gegend. Nach einem
Dorf schlagen wir einen Feldweg in die Berge ein und hoffen dort einen
halbwegs ruhigen Platz zu finden.
Doch weit gefehlt, dieser
Feldweg scheint bei den Einheimischen ein beliebter Off-Road-Abstecher
zu sein. Als es schon dunkel wird, fahren mehrere Jeeps in unsere
Richtung, nehmen aber dann zum Glück eine Abzweigung vorher die steile
Piste, welche den ganzen Berg hinaufgeht. Wir sind sehr verwundert, dass
dort noch ein Weg hinaufgeht, die Jeeps müssen sich aber auch ziemlich
abmühen und die Motoren jaulen immer mal wieder auf. Später kommt auch
noch ein Nachzügler. Wahrscheinlich treffen sie sich zum Saufen. Erst
spät in der Nacht hören wir sie wieder, unser Zelt steht gerade so, dass
sie uns beim Hinunterfahren gerade nicht sehen. Doch als sie am Abzweig
sind, wird noch eine Weile diskutiert und eines der Fahrzeuge nimmt
unseren Feldweg. Sie scheinen uns aber übersehen zu haben. Erst als sie
nach einiger Zeit wieder zurückfahren und wieder ohne zu Halten
passieren, können wir ruhig schlafen.
Am nächsten Tag soll es
Richtung Arragats gehen, das ist der höchste Berg von Armenien, nicht zu
verwechseln mit dem Arrarat. Letzterer ist zwar auch der höchste
armenische Berg, aber er steht in der Türkei. Zunächst geht es noch auf
einsamer Strecke dem Fluss entlang weiter, dieser hat sich hier tief
eingeschnitten, nur wenige Plätze sind für Dörfer geeignet. Viel Wasser
führt der Fluss nicht, er wird vom Sevansee über ein Wasserkraftwerk
gespiesen. Auf der Karte haben wir einen dirketeren Weg zum Aragats
entdeckt, so dass wir nicht über Jerevan fahren müssen, so geht es
querfeldein über die Dörfer, das GPS sekundiert. Ein Dorffriedhof sieht
interessant aus, dort ist die Statue eines Generals als Grabstein
ausgeführt, welcher Stalin sehr ähnlich ist. Nur der andere Name klärt
auf, zumal ja stalin kein Armenier sondern Georgier war. Das GPS führt
uns nun auf eine absolute Nebenstrecke, der Belag fehlt und der Verkehr
auch. Dennoch führt sie ans Ziel, Mittags wollten wir in Ashtarak
verbringen. Auch hier ist der Fluss stark in die vulkanischen Gesteine
eingeschnitten. Um mehr Sehenswürdigkeiten zu sehen, nehmen wir die alte
Strasse, die ganz hinunter zur alten Brücke führt. Nach der
Gegensteigung gibt es wieder eine richtig alte armenische Kirche zu
bestaunen. Wenn wir dem Fluss weiter folgen würden, kämen noch mehrere
Orte mit ebenso alten Kirchen. Eigentlich wollen wir nun Mittag machen,
doch in der ganzen Stadt findet sich kein offenes Restaurant, so dass
wir einen grossen Supermarkt plündern, bei dem wir uns auch gleich für
den Abstecher zum Aragats verpflegen.
So gestärkt geht es zum
Bergfuss. Die Stichstrasse zum Observatorium führt bis über 3000 m.
Zunächst geht es noch durch Dörfer nach oben, hier treffen wir gehäuft
auf wandernde Touristen, ein älteres deutsches Pärchen, das zwar nicht
auf den Gipfel will, aber auf dem Weg zu einer Festung am Berg. Drei
Iraner mit leichten Rucksäcken überholen wir auch, sie wollen zum
Observatorium. Das ältere Pärchen ist gut zu Fuss, so dass wir sie
unterwegs immer wieder einmal sehen. Hinter dem letzten Ort kommen uns
lauter Kühe entgegen, welche gerade in den Stall getrieben werden. Als
wir uns langsam in die Büsche schlagen wollen, sind an den geeigneten
Stellen ausgerechnet ein paar Jugendliche am Grillen und Trinken. So
müssen wir doch noch am Observatoriumsgelände vorbei, es hat hier
mehrere Observatorien am Berg. Dieses hier hat sogar ein Hotel, das zu
allem Überfluss noch ein gutes Stück eingezäunt ist. So wird es schon
dämmerig, als wir endlich einen kleinen Pfad einschlagen um von der
Strasse herunterzukommen. Der gefundene Platz hat dafür eine tolle
Aussicht. Nur noch wenig Verkehr ist hier unterwegs, hinter dem
Zeltplatz befindet sich noch eine Abzweigung welche eine
Alternativabfahrt bietet. Der Blick auf die hell erleuchtete Ebene von
Jerevan ist grandios, auch der Ararat ist immer gut zu sehen, sowie die
wenigen drumherum liegenden türkischen Stützpunkte.
In der Früh
geht es an den langen verbleibenden Anstieg, das deutsche Pärchen ist
schon vorbei, sucht aber noch nach dem Abzweig zu der Festung. Weiter
oben passieren wir noch einen Hirtenstützpunkt mit einigen Hunden. Nach
der Morgenruhe setzt Verkehr ein, auch Kleinbusse machen sich auf den
Weg nach oben. Gleich nach dem letzten Abzweig finden wir den ersten
Brunnen am Weg. Doch etwas vorschnell geht es ans Wasser, einen
schlafenden Hund am Brunnen übersehen wir zunächst. Doch als er
aufwacht, ist er nicht agressiv, sondern verängstigt und sucht das
Weite. Die Vegetation ist hier schon deutlich spärlicher geworden, nur
noch Grasland, das Gestein zeugt zudem von seinem vulkanischen Ursprung.
Ganz einfach ist es heute nicht, der Wind pfeift sehr stark, so dass
wir die nächste Pause nur im Windschatten einer alten Hütte machen
können. Kurz darauf treffen wir wieder auf die Iraner, mit denen wir für
später abmachen, da sie auch am See vom Observatorium übernachten
wollen. Allerdings wird danach nichts daraus.
Am See angekommen,
stehen alle Fahrzeuge und Busse von heute da, es ist doch Einiges los.
Das Restaurant hofft schon auf zahlungskräftige Kundschaft, als wir
fragen, wo man ein Zelt aufstellen könnte werden wir kommentarlos
weitergeschickt. So schieben wir zur Meteostation, welche sich etwas
oberhalb befindet. Dort wartet schon der Haushund auf uns und markiert
mit lautem Bellen sein Quartier. Der interessierte Meteorologe kommt
natürlich gleich heraus und bietet uns an bie der Meteostation zu
zelten, wir müssten nur einen kleine Obolus zahlen. Natürlich will er
wissen, warum wir auf die Idee kommen, hier zu zelten. Ganz einfach in
der OSM-Karte hat hier jemand eine Zeltmöglichkeit eingezeichnet. Wegen
des starken Windes müssen wir das Zelt besonders gut abspannen. Nachher
geht es noch kurz in die Meteostanzia, wir werden noch auf ein kleines
Essen eingeladen. Der Meteorologe ist aus dem Dorf vom Fusse des Berges,
übrigens das ganze Jahr über hier im Einsatz. Immerhin gibt es auch
Internet und Mobilfunkabdeckung an seinem Standort.
Nach dem
Essen bereitet Christian noch kurz seine 7 Sachen vor und macht sich
ohne Rucksack auf den Weg zum Gipfel des Aragats. Es ist nur der
meistbegangene Gipfel, denn der Südgipfel ist nicht der Höchste. Das
wäre der Nordgipfel, zu dem es jedoch noch ein gutes Stück weiter ist.
Am Anfang kann man noch Fahrspuren folgen, dann sind nur noch leichte
Wegspuren zu sehen. Vor uns waren schon einige Leute am Berg unterwegs,
nicht alle gelangen an den Gipfel. Wahrscheinlich ist auch der starke
kühle Wind ein Grund dafür. Der kürzeste Weg ist nach und nach
ausgemacht, es geht über grobe Blöcke nach oben, bis wieder ein Rücken
des Berges erreicht ist, an dem auch wieder ein Pfad weiterführt. Der
eigentliche Weg holt etwas weiter aus. Nun sieht man sogar eine kleine
Hütte hier oben, die jedoch nur noch aus einer etwas grösserne
Seitenwand besteht. Gerade kommt noch eine grössere Gruppe hinunter,
Bekleidung und Schuhwerk sind nicht über alle Zweifel erhaben, im
Nachhinein erfahren wir, dass wohl mit Kleidung ausgeholfen wurde. Denn
die Gruppe hat sich einem Isländer mit seinem Führer angeschlossen, die
ein bisschen Ausrüstung teilen können. Zum Gipfel ist es nun nicht mehr
weit. Auch dort befinden sich noch Gemäuer, allerdings ohne Dach.
Zumindest kann man so etwas windgeschützt einen Riegel verdrücken. Vom
Gipfel sieht man die anderen Erhebungen des Aragats, der Nordgipfel wäre
in der Tat noch ein Stück, es geht weiter unten über einen Pass. Der
Abstieg geht wieder sehr schnell vonstatten. Die Gruppe von vorher hat
sich verfranst und ist in eher ungünstiges Gelände gekommen, obwohl sie
mit Führer unterwegs sind. Jetzt müssen sie schauen, dass sie nicht die
sehr steilen Schneerinnen hinuntergehen.
Am Zelt zurück hat Dina
schon Freundschaft mit dem Hund von der Meteostation geschlossen, er
scheint ein ganz lieber zu sein und bewacht schon unser Zelt. Kaum
kommen Wanderer vorbei, wird gebellt. Nach einiger Zeit kommt die Gruppe
vom Berg doch noch. Führer und Isländer schlagen ebenfalls ein Zelt bei
uns auf.
Am Abend werden wir noch in die Meteostanzia
eingeladen, dort kocht der Meteorologe fein auf. Der Führer des
Isländers scheint ein guter Freund zu sein, und kommt wohl öfters. Der
Isländer hat eine Konferenz in Russland zum Anlass genommen noch eine
Woche Ferien in Armenien dranzuhängen. Neben den Beiden ist noch ein
polnisches Pärchen dabei, welches hier seinen Rucksack zwischengelagert
hatte. Vom Führer erfahren wir noch, dass er sich mit dem GPS sehr
engagiert und die halbe OSM-Karte von Armenien gezeichnet hat, auch der
Zeltplatz hier ist von ihm verbrochen. Da die Meteostanzia seit kurzem
auch ein GPS zur Verfügung hat, versuchen wir dem Meteorologen zu
erklären, was er damit alles anstellen kann, u.a. will er eine Karte auf
sein GPS bekommen. Der Versuch schlägt jedoch fehl.
Der Abend
vergeht schnell und als es schon auf Mitternacht zugeht kommt Bewegung
in die Gesellschaft. Führer und Meteorologe machen sich auf, da am Berg
weit oben noch Lichter sind. Anscheinend hat sich eine Gruppe verlaufen
oder sonst ein Problem gehabt, dass sie jetzt erst kommen. Das polnische
Pärchen war wohl mit dieser Gruppe unterwegs gewesen, hatte sich aber
abgeseilt und war gerade noch rechtzeitig gekommen. Nach einer guten
Stunde trifft ein grosser Haufen ein, insgesamt waren es wohl fast 30
Leute. Sie waren heute mit einem Kleinbus hinaufgefahren und erst nach
10 Uhr losgegangen, auf den Nordgipfel. Das Ganze war wohl organisiert
von einem Bergführer. Den hätte man wohl mal ziemlich zusammenstauchen
sollen. Die meisten Teilnehmer seiner Gruppe hatten sich wohl
überschätzt und auch keine gute Ausrüstung dabei, nur jeder 5. hatte
eine Taschenlampe. Es verwundert, dass bei dem starken Wind und den
Temperaturen keiner auf der Strecke geblieben ist.
Nachdem die
Aufregung sich gelegt hat, gehen wir langsam ins Bett. Der Isländer und
sein Führer planen morgen auch auf den Nordgipfel zu gehen, wir radeln
lieber weiter.
Am nächsten Morgen erfahren wir, dass die
Mitternachtsgruppe nicht die Letzte war. Anscheinend kam ein
Kleingrüppchen erst gegen 3 Uhr hinunter. Sie waren unabhängig unterwegs
und hatten noch nicht mal Taschenlampen. Als sie vom Nordgipfel zurück
zum Südgipfel gefunden hatten, konnten sie sich wenigstens am
Positionslicht der Meteostation orientieren. Wir finden das starken
Tobak und würden uns nicht wundern, wenn hier ab und zu jemand auf der
Strecke bleibt.
Die Nacht hatten wir mit unserem neuen Zelthund
verbracht. Dieser hatte Unterschlupf in der Apsis gesucht und sich eng
ans Innenzelt geschmiegt, da der Wind so stark war. Am nächsten Morgen
schlafen wir aus, dieweil sich der Isländer und sein Führer auf den Weg
machen. Der Wind hat deutlich nachgelassen. Es zeigt sich nun noch ein
weiterer Hund, aber was für ein Gegensatz zum relativ kleinen Zelthund.
Er ist fast so gross wie unser Zelt, doch scheint er ein guter Freund
von unserem Wachhund zu sein. Der ist verrückt vor Freude mit dem
grossen Hund zu spielen und umgekehrt geht auch der grosse Hund äusserst
zärtlich mit ihm um. Eigentlich hatten wir gedacht, dass der Hund zur
Meteostation gehört und daher auch kein Essen gegeben. Doch am Morgen
erfahren wird, dass die beiden wohl erst seit zwei Monaten da sind.
Zumindest kriegen sie vom Meteorologen ab und zu etwas zu essen.
Als
wir aufbrechen folgen uns die Hunde natürlich. Erst nach längerer
Abfahrt können wir sie abschütteln, Dina hätte an sich gerne den kleinen
Hund mitgenommen. Die Abfahrt auf der Teerstrasse macht richtig Spass,
man muss zwar dem schlechten Strassenbelag Rechnung tragen, doch dafür
hat man heute ein super Panorama, mit dem klaren Kegel des Ararat über
dem Taldunst. Das Tal hat uns schneller wieder, als uns lieb ist, der
Gegenwind auch. Wir wollen nun möglichst direkt wieder nach Georgien, um
in die Türkei zu kommen. Leider gibt es keinen direkten Übergang
zwischen Armenien und der Türkei, die beiden Länder sind sich immer noch
nicht grün. Bei den Konflikten mit Aserbaidschan waren wohl auch
türkische Offiziere auf der Gegenseite im Einsatz. Erdogan hatte zwar in
der Vergangenheit Entspannung antönen lassen, getan hat sich jedoch
nichts.
Die Hauptstrasse ist zunächst mässig interessant, das
Einzige was uns vorwärts treibt ist die Aussicht auf ein gutes Essen im
nächsten grösseren Ort. In Aparan hat es dann tatsächlich einen gut
sortierten Supermarkt mit guter Bäckerei. Es wird sogar öffentlich Brot
gebacken, ganz traditionell, werden die Teigfladen in einem grossen
Tonkessel an die Wand gedatscht. Der Erfolg auf der Strasse gibt dem
Konzept recht, die meisten Leute laufen mit frisch gekauften Fladen
herum. Der Wind am Nachmittag ist nicht viel freundlicher, dafür gibt es
noch eine längere Abfahrt auf Jrashen zu, von wo aus wir wieder eine
kleine Nebenstrasse nehmen um einen Schlafplatz zu finden.
Am Pass
oberhalb von Lernavan ist leider schon besetzt, ein ganzes Rudel Hunde
scheint dort aufgeregt ein Beutestück zu verzehren, so dass Abstand
geboten ist. Auf der Abfahrt finden wir noch eine kleine Terasse, welche
uns minimen Blickschutz gewährt, aber Verkehr hat es sowieso kaum noch.
Am Abend wird noch studiert, wie es am Folgetag weitergehen
könnte. Es bietet sich eine kleine Nebenstrasse an, deren Existenz nicht
jede Karte kennt. Wie wir am Folgetag feststellen hat das einen guten
Grund. Die Piste ist fast nicht mehr in Gebrauch. Dafür geht es nochmal
steil zur Sache, zum Leidwesen von Dina. Wir sind also froh, als wir auf
der anderen Seite wieder auf eine grössere Piste treffen, auch wenn die
Landschaft hier toll war. Nun müssen wir aus dem Nebental wieder
herauskommen. Auf dem Weg bekommen wir von einem älteren Pärchen noch
einiges an Obst und Gemüse geschenkt, sowie den Hinweis auf den nächsten
Brunnen. Den brauchen wir, da es noch einmal über einen kleinen Pass
geht, bei dem uns sogar ein einheimischer Radler überholt. Nun ist es
nicht mehr weit zur Grenze. Nachdem wir den Teer erreicht haben fahren
wir noch durch eher vernachlässigte Ortschaften, klar Grenzgebiete haben
oft Aufmerksamkeitsprobleme. Die Ausreise gestaltet sich wieder
problemlos, nur das neue Grenzgebäude ist noch nicht in Betrieb.
bravo pour votre périple à travers toutes les pistes d'Asie... bon courage pour le retour...
AntwortenLöschennous venons d'arriver en France depuis une dizaine de jours et rentrons en Alsace le 26 octobre.
à bientôt et au plaisir de vous revoir... à quand le retour pour vous ?
Salut Dominique et Martine
Löschenon est déjà de retour depuis la semaine dernière, notre voyage se terminait à Antalya, et bientôt la vie normale commence. Pour le moment nous ne somme basés pas trop loin de vous près de Frick.
Vous savez que par hazard on a rencontré encore une troizième fois Kilian? C'était à Sary Tash après le Irkeshtam, il était en chemin poir le Pamir (quelque chose vous devez encore répéter, après la troisème fois au Pamir, nous n'en avons pas encore assez de cette région impressionnante.