Dienstag, 1. Oktober 2013

Kleine Schleife durch Armenien

Gleich hinter der Grenzstation findet sich ein Geldautomat, so dass wir Geldsorgen los sind. Der Grenzverlauf ist hier etwas verschlungen, am anderen Ufer des Baches, an dem es nun entlang geht, befindet sich noch Georgien. Dort ist auch eine Eisenbahnlinie, die allerdings wenig befahren aussieht. Es scheint vor allem Güterverkehr zu sein, der hier langfährt. Im Internet finden wir noch eine Angabe zu einem Personenzug, der fährt hier um Mitternacht durch und verbindet Jerevan mit Tiblissi. Ab der Grenze hat die Landschaft wieder Talcharakter, den wir die letzten Tage in Georgien schon vermisst hatten. Viel Raum wird den Menschen hier nicht gelassen, dennoch war das Tal dicht besiedelt. Das fällt uns auch in den Folgetagen auf, in Armenien finden sich an allen Ecken und Enden Hinterlassenschaften, die auf eine intensive Nutzung schliessen lassen.
Ebenfalls verbreiteter als in Georgien oder Aserbaidschan sind in Armenien die Brunnen, insbesondere an Sterbetafeln, auf denen die Verstorbenen bildlich dargestellt sind, ist oft ein Brunnen zu finden. Um diese Jahreszeit sind allerdings viele der Brunnen ausgetrocknet. Nach einigen Kilometern verengt sich das Tal immer mehr, wir sind nun im Debed Canyon, welcher uns auch morgen noch begleiten wird. Er ist eine der interessantesten Strecken des Landes und in unmittelbarer Nähe befinden sich einige wichtige armenische Kulturdenkmäler. An den Strassenständen werden verschiedene Baumfrühchte angeboten, u.a. Feigen und Walnüsse. Das erste Kulturdenkmal auf dem Weg, ein bekanntes Kloster lassen wir links liegen, leider muss man dazu die Schlucht verlassen und eine steile Strasse hinauffahren. Uns beschäftigt aber zunächst die Schlafplatzsuche. In diesem engen und viel genutzten Tal ist die gar nicht so einfach und so fahren wir bis in die Dämmerung und nehmen einen Abzweig, der jenseits des Flusses auf ein verlassenes Industriegelände führt. Unterhalb davon finden wir einen ebenen geteerten Platz, wir realisieren erst verspätet, dass das wohl ein ehemaliger Rückhalteteich ist. Etwas gespenstisch ist das Gelände hier schon, zu Sowjetzeiten war es sicher noch in Betrieb und wucherst seitdem zu.


In der Nacht werden wir einmal mehr zum Glück nicht gestört und sind schon früh wieder auf der Strasse. Das Tal mit seinen Schluchtabschnitten ist weiter interessant und etwas später am Vormittag treffen wir sogar eine Schweizer Radfahrerin, Suzette aus Lausanne, die sich von einer NGO eine 3wöchige Tour zusammenstellen hat lassen, bei der sie jeden Tag in einer Familie unterkommt. Das ist auch eine interessante Herangehensweise, schränkt jedoch in der Flexibilität ein, dafür muss kein Übernachtungszeug mitgenommen werden. Wir unterhalten uns noch eine Weile, sie scheint schon überall auf der Welt unterwegs gewesen zu sein.
Für uns geht es noch eine Weile im Tal weiter, bis wir zu der Stelle kommen, an der der Reiseführer einen kleinen Geheimtipp hat, eine alte Kirche, die von den Dorfbewohnern in Eigenregie wiederaufgebaut wird. Dazu muss jedoch ein kleiner Pfad genommen werden, der nicht ganz eindeutig verläuft. Doch per Zufall ist die Routenwahl auf Anhieb richtig. Die alten Gemäuer sind tatsächlich idyllisch im Wald, weit oberhalb des Talgrundes gelegen. Es sind sogar noch ein paar Fresquen im Gemäuer der Kirche erhalten, obwohl das Dach eingestürzt ist. Provisorisch ist zumindest der Altarraum überdacht, damit diese nicht weiter Schaden nehmen. Zufällig sind sogar ein paar Einheimische am Gebäude nebenan am Arbeiten, eine neue Kuppel wird erstellt. So viel Eigeninitiative beeindruckt, daher wird noch eine kleine Spende dagelassen.
Bis zum nächsten grossen Hauptort, Vanadzor, ist es noch viel weiter als gedacht, die Strecke führt entlang der Bahnlinie weiter durch nun immer grünere Landschaft, die Bäume dominieren und die vorher so dichte Besiedelung tritt etwas zurück. In hat Christian das Bedürfnis nach einem neuen Tretlager zu schauen, sein Lager nackelt schon nach 1000 km wieder etwas stärker. So machen wir uns auf den Weg zum Basar, der jedoch nichts verwertbares beherbergt, auch der nahe liegende Radladen ist nur für den Verkauf von Billigrädern eingerichtet und hat keine Ersatzteile. Vor dem Laden werden wir von einem Einheimischen auf einem Rad angesprochen, der noch einen Tipp für uns hat, eine Basterlwerkstatt irgendwo in einem anderen Stadtviertel. Zum Glück beschreibt er uns recht genau den Weg und wir schreiben noch die groben Angaben auf. Die Werkstatt ist nämlich wirklich ziemlich versteckt, so dass wir noch mehrmals nachfragen müssen. Schon in der Nähe, fragen wir bei einem Handwerker, der daraufhin gleich erkennt, wer gemeint sein könnte. Anscheinend wartet er auch auf die Reparatur vom Rad seiner Tochter, so dass er Christian mit dem Auto den Weg  vorfährt. Wie beschrieben ist der Radmechaniker tatsächlich auch ein bisschen Behindert, er kann sich nur noch schlecht bewegen. In das Werkstattzimmer geht es aber noch, dort stehen einige alte Räder zum Ausschlachten herum und viele Kisten mit Ersatzteilen. Natürlich hat es kein Patronenlager, von so etwas hört er zum ersten Mal. So wird für den grössten Notfall noch ein Konuslager mit offenen Ringen gekauft. Der Preis ist stolz, doch haben wir nicht viel Wahl. In so einer grossen Stadt hatten wir auf eine ganz andere Ersatzteilversorgung gehofft. Mit der Ersatzteilsuche ist wieder viel Zeit vergangen.
Wir machen uns nun auf den Weg Richtung Sevan-See, der einzige von den grossen Seen in der Gegend, der den Armeniern noch ganz verblieben ist. Die anderen im ehemaligen armenischen Siedlungsgebiet gelegenen Seen gehören zum Iran und zur Türkei (Van-See). Zunächst geht es noch durch einige heruntergekommene Stadtviertel, bis wir an den Beginn einer Steigung kommen. Der Verkehr ist zum Glück übersichtlich. Am Ende der langen Steigung liegt ein Militärgelände, davon gibt es einige hier. Man merkt, dass Armenien sich umgeben von Feinden fühlt, so viel Militär war nicht mal in Georgien zugegen gewesen. Zum Glück finden wir, nachdem es nun schon Abend ist, ein bisschen Wasser. Wie üblich, wenn man in der Stadt nicht füllt, waren alle darauffolgenden Brunnen trocken gefallen. Nun kann es an die Schlafplatzsuche gehen. Diese ist nicht ganz trivial, da wieder viele Dörfer an der Strasse liegen. Wir schieben schliesslich bei Lermontov einen Absatz hoch, der zwar keine Deckung bietet, doch von den Dörfern aus wird man nicht direkt gesehen. Die Wiese war sowieso gerade abgeerntet worden. Die Abendstimmung war traumhaft, die umliegenden Berge sind rotgetüncht.














Auch der Morgen ist speziell, die Nacht war eher kühl und so hängt schwerer Nebel in der Luft. Da wir nun zunächst ein ganzes Stück hinabfahren müssen wird es eine frostige Angelegenheit. Nach schier endloser Abfahrt sind wir froh als wir endlich in Dilijan sind. Die Läden sind noch nicht offen, so dass es zügig weitergeht. Beim Bergauffahren wird es wenigstens wieder warm und an einem kleinen Laden am Wegesrand kaufen wir die Zwischenmahlzeit für den Weg zum Sevan. Es wartet noch einmal ein längerer Pass auf uns, doch vorher kommt uns noch ein slowenischer Radfahrer entgegen. Er hatte an einer Kehre vom Pass übernachtet, gleich neben einem Strassenstand, von dem er noch am Abend eingeladen worden war. Er ist nach Osten unterwegs, muss aber noch ein bisschen an den Visa feilen. Leider hatte er sich da nicht vorher schlau gemacht und hatte einige günstige Gelegenheiten verpasst. Diese Gelegenheiten sind die oft laxeren Konsulate in Städten, durch die er sowieso gefahren war. Nun wartet er noch auf das Iranvisum. Die Steigung lässt sich gut radeln, so dass wir bald am Scheideweg sind. Eigentlich führt die Hauptstrasse durch einen längeren Tunnel zum Sevan-See, doch gibt es auch noch die alte Strasse, die ganz über den Pass führt. Da wir Landschaft über Geschwindigkeit stellen, geht es natürlich über die unbefahrene alte Strasse. Am Pass hat es ein Dorf (Semjonovka), zwar etwas heruntergekommen, aber belebt. Sicher war noch mehr los, bevor der Tunnel fertiggestellt wurde. In der Ferne glitzert nun schon der Sevan-See, an dessen Ufer wir Mittag machen wollen. Dafür geht es wieder steil hinunter, in der Abfahrt macht sich leider eine Cola-Flasche selbstständig und es gibt eine Colafontäne auf der Strasse, die Plasikflaschen sind hier noch labriger als sonst. Dafür hatten wir gestern ein besonderes kulinarisches Getränk, Hagebuttenlimonade. Mit ihrem hohen Fruchtanteil war sie sehr schmackhaft, leider stossen wir später nicht mehr darauf. Auch sonst werden Hagebutten am Wegesrand verkauft. Am See angekommen, suchen wir uns einen Platz am Ufer. Der See selbst wurde zu Sowjetzeiten verkleinert (abgesenkt), so konnte etwas Land gewonnen werden und zudem wird Strom produziert. In der Gesamtanlage sieht er zwar nett aus, doch lädt das Ufer nicht so sehr zum Baden ein, Algen. Im Anschluss geht es noch zum kulturellen Höhepunkt am See, auf der Halbinsel Sevanavak hat es einige ältere armenische Kirchen, welche eines der Standardpostkartenmotive Armeniens sind. Entsprechend touristisch ist es hier, wir sind aber wohl nicht mehr zur Hauptsaison hier, im Sommer ist mehr los. Wir wussten noch nicht, wie weiter am See, evtl. einmal herum, doch die Botschaften empfehlen das eher nicht, da auf der östlichen Uferseite die Strasse nur wenige Kilometer von der Aserbaidschanischen Grenze entlang führt und wohl schon Schusswechsel vorkamen. Alternativ könnte man auch am Westufer runter fahren, das auf der Karte aber weniger interessant aussieht. So entscheiden wir den See wieder zu verlassen und Richtung Arragats/Jerevan zu peilen. Vorher machen wir noch ein paar Besorgungen in Sevan, dem Hauptort hier, der aber nicht direkt am See liegt. Unter anderem gibt es noch einmal eine SIM-Karte, die ist spotbillig hier und auch der Internet Flat-Tarif ist super günstig. Dafür verfahren wir uns beim AusdemOrtfahren etwas, bis wir schliesslich doch auf der Autobahn landen. Dort winkt uns bald ein Verkäufer von der Fahrbahn und überredet uns Hagebuttensaft zu kaufen. Wenig später geht es wieder runter von der Autobahn, wir müssen mal wieder einen Schlafplatz suchen, ausserdem verspricht eine kleine Nebenstrasse dem Ausfluss des Sevansees entlang interessanter zu werden. Zunächst domnieren aber erst einmal die zahlreichen Kühltürme des Kraftwerkes Hrazdan die Landschaft. Es wird wieder einmal spät, bis endlich ein Platz gefunden ist, zu besiedelt ist die Gegend. Nach einem Dorf schlagen wir einen Feldweg in die Berge ein und hoffen dort einen halbwegs ruhigen Platz zu finden.
Doch weit gefehlt, dieser Feldweg scheint bei den Einheimischen ein beliebter Off-Road-Abstecher zu sein. Als es schon dunkel wird, fahren mehrere Jeeps in unsere Richtung, nehmen aber dann zum Glück eine Abzweigung vorher die steile Piste, welche den ganzen Berg hinaufgeht. Wir sind sehr verwundert, dass dort noch ein Weg hinaufgeht, die Jeeps müssen sich aber auch ziemlich abmühen und die Motoren jaulen immer mal wieder auf. Später kommt auch noch ein Nachzügler. Wahrscheinlich treffen sie sich zum Saufen. Erst spät in der Nacht hören wir sie wieder, unser Zelt steht gerade so, dass sie uns beim Hinunterfahren gerade nicht sehen. Doch als sie am Abzweig sind, wird noch eine Weile diskutiert und eines der Fahrzeuge nimmt unseren Feldweg. Sie scheinen uns aber übersehen zu haben. Erst als sie nach einiger Zeit wieder zurückfahren und wieder ohne zu Halten passieren, können wir ruhig schlafen.
















Am nächsten Tag soll es Richtung Arragats gehen, das ist der höchste Berg von Armenien, nicht zu verwechseln mit dem Arrarat. Letzterer ist zwar auch der höchste armenische Berg, aber er steht in der Türkei. Zunächst geht es noch auf einsamer Strecke dem Fluss entlang weiter, dieser hat sich hier tief eingeschnitten, nur wenige Plätze sind für Dörfer geeignet. Viel Wasser führt der Fluss nicht, er wird vom Sevansee über ein Wasserkraftwerk gespiesen. Auf der Karte haben wir einen dirketeren  Weg zum Aragats entdeckt, so dass wir nicht über Jerevan fahren müssen, so geht es querfeldein über die Dörfer, das GPS sekundiert. Ein Dorffriedhof sieht interessant aus, dort ist die Statue eines Generals als Grabstein ausgeführt, welcher Stalin sehr ähnlich ist. Nur der andere Name klärt auf, zumal ja stalin kein Armenier sondern Georgier war. Das GPS führt uns nun auf eine absolute Nebenstrecke, der Belag fehlt und der Verkehr auch. Dennoch führt sie ans Ziel, Mittags wollten wir in Ashtarak verbringen. Auch hier ist der Fluss stark in die vulkanischen Gesteine eingeschnitten. Um mehr Sehenswürdigkeiten zu sehen, nehmen wir die alte Strasse, die ganz hinunter zur alten Brücke führt. Nach der Gegensteigung gibt es wieder eine richtig alte armenische Kirche zu bestaunen. Wenn wir dem Fluss weiter folgen würden, kämen noch mehrere Orte mit ebenso alten Kirchen. Eigentlich wollen wir nun Mittag machen, doch in der ganzen Stadt findet sich kein offenes Restaurant, so dass wir einen grossen Supermarkt plündern, bei dem wir uns auch gleich für den Abstecher zum Aragats verpflegen.
So gestärkt geht es zum Bergfuss. Die Stichstrasse zum Observatorium führt bis über 3000 m. Zunächst geht es noch durch Dörfer nach oben, hier treffen wir gehäuft auf wandernde Touristen, ein älteres deutsches Pärchen, das zwar nicht auf den Gipfel will, aber auf dem Weg zu einer Festung am Berg. Drei Iraner mit leichten Rucksäcken überholen wir auch, sie wollen zum Observatorium. Das ältere Pärchen ist gut zu Fuss, so dass wir sie unterwegs immer wieder einmal sehen. Hinter dem letzten Ort kommen uns lauter Kühe entgegen, welche gerade in den Stall getrieben werden. Als wir uns langsam in die Büsche schlagen wollen, sind an den geeigneten Stellen ausgerechnet ein paar Jugendliche am Grillen und Trinken. So müssen wir doch noch am Observatoriumsgelände vorbei, es hat hier mehrere Observatorien am Berg. Dieses hier hat sogar ein Hotel, das zu allem Überfluss noch ein gutes Stück eingezäunt ist. So wird es schon dämmerig, als wir endlich einen kleinen Pfad einschlagen um von der Strasse herunterzukommen. Der gefundene Platz hat dafür eine tolle Aussicht. Nur noch wenig Verkehr ist hier unterwegs, hinter dem Zeltplatz befindet sich noch eine Abzweigung welche eine Alternativabfahrt bietet. Der Blick auf die hell erleuchtete Ebene von Jerevan ist grandios, auch der Ararat ist immer gut zu sehen, sowie die wenigen drumherum liegenden türkischen Stützpunkte.













In der Früh geht es an den langen verbleibenden Anstieg, das deutsche Pärchen ist schon vorbei, sucht aber noch nach dem Abzweig zu der Festung. Weiter oben passieren wir noch einen Hirtenstützpunkt mit einigen Hunden. Nach der Morgenruhe setzt Verkehr ein, auch Kleinbusse machen sich auf den Weg nach oben. Gleich nach dem letzten Abzweig finden wir den ersten Brunnen am Weg. Doch etwas vorschnell geht es ans Wasser, einen schlafenden Hund am Brunnen übersehen wir zunächst. Doch als er aufwacht, ist er nicht agressiv, sondern verängstigt und sucht das Weite. Die Vegetation ist hier schon deutlich spärlicher geworden, nur noch Grasland, das Gestein zeugt zudem von seinem vulkanischen Ursprung. Ganz einfach ist es heute nicht, der Wind pfeift sehr stark, so dass wir die nächste Pause nur im Windschatten einer alten Hütte machen können. Kurz darauf treffen wir wieder auf die Iraner, mit denen wir für später abmachen, da sie auch am See vom Observatorium übernachten wollen. Allerdings wird danach nichts daraus.
Am See angekommen, stehen alle Fahrzeuge und Busse von heute da, es ist doch Einiges los. Das Restaurant hofft schon auf zahlungskräftige Kundschaft, als wir fragen, wo man ein Zelt aufstellen könnte werden wir kommentarlos weitergeschickt. So schieben wir zur Meteostation, welche sich etwas oberhalb befindet. Dort wartet schon der Haushund auf uns und markiert mit lautem Bellen sein Quartier. Der interessierte Meteorologe kommt natürlich gleich heraus und bietet uns an bie der Meteostation zu zelten, wir müssten nur einen kleine Obolus zahlen. Natürlich will er wissen, warum wir auf die Idee kommen, hier zu zelten. Ganz einfach in der OSM-Karte hat hier jemand eine Zeltmöglichkeit eingezeichnet. Wegen des starken Windes müssen wir das Zelt besonders gut abspannen. Nachher geht es noch kurz in die Meteostanzia, wir werden noch auf ein kleines Essen eingeladen. Der Meteorologe ist aus dem Dorf vom Fusse des Berges, übrigens das ganze Jahr über hier im Einsatz. Immerhin gibt es auch Internet und Mobilfunkabdeckung an seinem Standort.
Nach dem Essen bereitet Christian noch kurz seine 7 Sachen vor und macht sich ohne Rucksack auf den Weg zum Gipfel des Aragats. Es ist nur der meistbegangene Gipfel, denn der Südgipfel ist nicht der Höchste. Das wäre der Nordgipfel, zu dem es jedoch noch ein gutes Stück weiter ist. Am Anfang kann man noch Fahrspuren folgen, dann sind nur noch leichte Wegspuren zu sehen. Vor uns waren schon einige Leute am Berg unterwegs, nicht alle gelangen an den Gipfel. Wahrscheinlich ist auch der starke kühle Wind ein Grund dafür. Der kürzeste Weg ist nach und nach ausgemacht, es geht über grobe Blöcke nach oben, bis wieder ein Rücken des Berges erreicht ist, an dem auch wieder ein Pfad weiterführt. Der eigentliche Weg holt etwas weiter aus. Nun sieht man sogar eine kleine Hütte hier oben, die jedoch nur noch aus einer etwas grösserne Seitenwand besteht. Gerade kommt noch eine grössere Gruppe hinunter, Bekleidung und Schuhwerk sind nicht über alle Zweifel erhaben, im Nachhinein erfahren wir, dass wohl mit Kleidung ausgeholfen wurde. Denn die Gruppe hat sich einem Isländer mit seinem Führer angeschlossen, die ein bisschen Ausrüstung teilen können. Zum Gipfel ist es nun nicht mehr weit. Auch dort befinden sich noch Gemäuer, allerdings ohne Dach. Zumindest kann man so etwas windgeschützt einen Riegel verdrücken. Vom Gipfel sieht man die anderen Erhebungen des Aragats, der Nordgipfel wäre in der Tat noch ein Stück, es geht weiter unten über einen Pass. Der Abstieg geht wieder sehr schnell vonstatten. Die Gruppe von vorher hat sich verfranst und ist in eher ungünstiges Gelände gekommen, obwohl sie mit Führer unterwegs sind. Jetzt müssen sie schauen, dass sie nicht die sehr steilen Schneerinnen hinuntergehen.
Am Zelt zurück hat Dina schon Freundschaft mit dem Hund von der Meteostation geschlossen, er scheint ein ganz lieber zu sein und bewacht schon unser Zelt. Kaum kommen Wanderer vorbei, wird gebellt. Nach einiger Zeit kommt die Gruppe vom Berg doch noch. Führer und Isländer schlagen ebenfalls ein Zelt bei uns auf.
Am Abend werden wir noch in die Meteostanzia eingeladen, dort kocht der Meteorologe fein auf. Der Führer des Isländers scheint ein guter Freund zu sein, und kommt wohl öfters. Der Isländer hat eine Konferenz in Russland zum Anlass genommen noch eine Woche Ferien in Armenien dranzuhängen. Neben den Beiden ist noch ein polnisches Pärchen dabei, welches hier seinen Rucksack zwischengelagert hatte. Vom Führer erfahren wir noch, dass er sich mit dem GPS sehr engagiert und die halbe OSM-Karte von Armenien gezeichnet hat, auch der Zeltplatz hier ist von ihm verbrochen. Da die Meteostanzia seit kurzem auch ein GPS zur Verfügung hat, versuchen wir dem Meteorologen zu erklären, was er damit alles anstellen kann, u.a. will er eine Karte auf sein GPS bekommen. Der Versuch schlägt jedoch fehl.
Der Abend vergeht schnell und als es schon auf Mitternacht zugeht kommt Bewegung in die Gesellschaft. Führer und Meteorologe machen sich auf, da am Berg weit oben noch Lichter sind. Anscheinend hat sich eine Gruppe verlaufen oder sonst ein Problem gehabt, dass sie jetzt erst kommen. Das polnische Pärchen war wohl mit dieser Gruppe unterwegs gewesen, hatte sich aber abgeseilt und war gerade noch rechtzeitig gekommen. Nach einer guten Stunde trifft ein grosser Haufen ein, insgesamt waren es wohl fast 30 Leute. Sie waren heute mit einem Kleinbus hinaufgefahren und erst nach 10 Uhr losgegangen, auf den Nordgipfel. Das Ganze war wohl organisiert von einem Bergführer. Den hätte man wohl mal ziemlich zusammenstauchen sollen. Die meisten Teilnehmer seiner Gruppe hatten sich wohl überschätzt und auch keine gute Ausrüstung dabei, nur jeder 5. hatte eine Taschenlampe. Es verwundert, dass bei dem starken Wind und den Temperaturen keiner auf der Strecke geblieben ist.
Nachdem die Aufregung sich gelegt hat, gehen wir langsam ins Bett. Der Isländer und sein Führer planen morgen auch auf den Nordgipfel zu gehen, wir radeln lieber weiter.














Am nächsten Morgen erfahren wir, dass die Mitternachtsgruppe nicht die Letzte war. Anscheinend kam ein Kleingrüppchen erst gegen 3 Uhr hinunter. Sie waren unabhängig unterwegs und hatten noch nicht mal Taschenlampen. Als sie vom Nordgipfel zurück zum Südgipfel gefunden hatten, konnten sie sich wenigstens am Positionslicht der Meteostation orientieren. Wir finden das starken Tobak und würden uns nicht wundern, wenn hier ab und zu jemand auf der Strecke bleibt.
Die Nacht hatten wir mit unserem neuen Zelthund verbracht. Dieser hatte Unterschlupf in der Apsis gesucht und sich eng ans Innenzelt geschmiegt, da der Wind so stark war. Am nächsten Morgen schlafen wir aus, dieweil sich der Isländer und sein Führer auf den Weg machen. Der Wind hat deutlich nachgelassen. Es zeigt sich nun noch ein weiterer Hund, aber was für ein Gegensatz zum relativ kleinen Zelthund. Er ist fast so gross wie unser Zelt, doch scheint er ein guter Freund von unserem Wachhund zu sein. Der ist verrückt vor Freude mit dem grossen Hund zu spielen und umgekehrt geht auch der grosse Hund äusserst zärtlich mit ihm um. Eigentlich hatten wir gedacht, dass der Hund zur Meteostation gehört und daher auch kein Essen gegeben. Doch am Morgen erfahren wird, dass die beiden wohl erst seit zwei Monaten da sind. Zumindest kriegen sie vom Meteorologen ab und zu etwas zu essen.
Als wir aufbrechen folgen uns die Hunde natürlich. Erst nach längerer Abfahrt können wir sie abschütteln, Dina hätte an sich gerne den kleinen Hund mitgenommen. Die Abfahrt auf der Teerstrasse macht richtig Spass, man muss zwar dem schlechten Strassenbelag Rechnung tragen, doch dafür hat man heute ein super Panorama, mit dem klaren Kegel des Ararat über dem Taldunst. Das Tal hat uns schneller wieder, als uns lieb ist, der Gegenwind auch. Wir wollen nun möglichst direkt wieder nach Georgien, um in die Türkei zu kommen. Leider gibt es keinen direkten Übergang zwischen Armenien und der Türkei, die beiden Länder sind sich immer noch nicht grün. Bei den Konflikten mit Aserbaidschan waren wohl auch türkische Offiziere auf der Gegenseite im Einsatz. Erdogan hatte zwar in der Vergangenheit Entspannung antönen lassen, getan hat sich jedoch nichts.
Die Hauptstrasse ist zunächst mässig interessant, das Einzige was uns vorwärts treibt ist die Aussicht auf ein gutes Essen im nächsten grösseren Ort. In Aparan hat es dann tatsächlich einen gut sortierten Supermarkt mit guter Bäckerei. Es wird sogar öffentlich Brot gebacken, ganz traditionell, werden die Teigfladen in einem grossen Tonkessel an die Wand gedatscht. Der Erfolg auf der Strasse gibt dem Konzept recht, die meisten Leute laufen mit frisch gekauften Fladen herum. Der Wind am Nachmittag ist nicht viel freundlicher, dafür gibt es noch eine längere Abfahrt auf Jrashen zu, von wo aus wir wieder eine kleine Nebenstrasse nehmen um einen Schlafplatz zu finden.
Am Pass oberhalb von Lernavan ist leider schon besetzt, ein ganzes Rudel Hunde scheint dort aufgeregt ein Beutestück zu verzehren, so dass Abstand geboten ist. Auf der Abfahrt finden wir noch eine kleine Terasse, welche uns minimen Blickschutz gewährt, aber Verkehr hat es sowieso kaum noch.









Am Abend wird noch studiert, wie es am Folgetag weitergehen könnte. Es bietet sich eine kleine Nebenstrasse an, deren Existenz nicht jede Karte kennt. Wie wir am Folgetag feststellen hat das einen guten Grund. Die Piste ist fast nicht mehr in Gebrauch. Dafür geht es nochmal steil zur Sache, zum Leidwesen von Dina. Wir sind also froh, als wir auf der anderen Seite wieder auf eine grössere Piste treffen, auch wenn die Landschaft hier toll war. Nun müssen wir aus dem Nebental wieder herauskommen. Auf dem Weg bekommen wir von einem älteren Pärchen noch einiges an Obst und Gemüse geschenkt, sowie den Hinweis auf den nächsten Brunnen. Den brauchen wir, da es noch einmal über einen kleinen Pass geht, bei dem uns sogar ein einheimischer Radler überholt. Nun ist es nicht mehr weit zur Grenze. Nachdem wir den Teer erreicht haben fahren wir noch durch eher vernachlässigte Ortschaften, klar Grenzgebiete haben oft Aufmerksamkeitsprobleme. Die Ausreise gestaltet sich wieder problemlos, nur das neue Grenzgebäude ist noch nicht in Betrieb.










2 Kommentare:

  1. bravo pour votre périple à travers toutes les pistes d'Asie... bon courage pour le retour...
    nous venons d'arriver en France depuis une dizaine de jours et rentrons en Alsace le 26 octobre.
    à bientôt et au plaisir de vous revoir... à quand le retour pour vous ?

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    1. Salut Dominique et Martine

      on est déjà de retour depuis la semaine dernière, notre voyage se terminait à Antalya, et bientôt la vie normale commence. Pour le moment nous ne somme basés pas trop loin de vous près de Frick.
      Vous savez que par hazard on a rencontré encore une troizième fois Kilian? C'était à Sary Tash après le Irkeshtam, il était en chemin poir le Pamir (quelque chose vous devez encore répéter, après la troisème fois au Pamir, nous n'en avons pas encore assez de cette région impressionnante.

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