Sonntag, 12. Mai 2013

Auf Entdeckungsreise durch das Tal von Bomi

Zongza verlassen wir in der Früh ohne Wehmut, der Ort hat nicht viel zu bieten, ausser einige kleine Läden mit jeweils vergleichbarem Sortiment und ein Hotel, welches ausser Strom nicht mehr zu bieten hat als unser Zelt. Die Strasse nach Yarngang ist erstaunlicher Weise sogar asfaltiert, so malen wir uns einen ähnlich grossen Ort wie Zongza aus, und wähnen uns zu Mittag im Restaurant. Wenn die Strasse hier asfaltiert ist, so wird wohl die Strecke zwischen Zongza und Batang wohl auch geteert sein. Die auf der Karte vermutete dichte Besiedlung hinter Zongza erweist sich grösstenteils als Ruine, auch hier gibt es wohl eine Landflucht, viele Lehmhäuser verfallen hier. Neues entsteht wieder einmal im Bereich der Wasserkraft, auch hier am Fluss hat es zwei Kraftwerke, ein neues in Bau, dessen Fassung nach dem Prinzip des Tirolerwehrs konzipiert ist (und das bei einem Talfluss) und ein Älteres. Die Ortschaften liegen hier allerdings eher weit oberhalb des Talgrundes, so dass uns auch die Strasse in Kehren bald weg vom Fluss führt. Schon kurz hinter Zongza hatten wir einen Einheimischen gesprochen und uns über den Weg nach Bomi erkundigt. Wir hatten in google earth eine ziemlich klare Piste ausgemacht, welche das Tal von Yarngang mit jenem von Bomi verbindet und die einige Kehren in steilem Gelände versprach. Auch unser Atlas hatte diese Piste verzeichnet, allerdings mit einem wirren Linienzigzag, eine Signatur, welche wir noch nicht selbst ausprobiert hatten. Der Einheimische bei Zongza war jedenfalls gar nicht der Meinung, dass wir da lang fahren sollten, er meinte wir sollten lieber über Batang fahren und von dort nach Bomi. Diese Strecke war gar nicht auf unserem Radar, zumal es einen unvorstellbaren Umweg bedeutete, gerade so wie wenn man von Bern nach Thun über Luzern fährt oder von München nach Garmisch über Lindau. Als wir andeuteten, dass wir auch Abschnitte zu Fuss gehen könnten, schien er den Plan für nicht mehr ganz so verwegen zu halten. Verunsichert und noch mit guter Mobilfunkverbindung schauten wir uns noch einmal das Satellitenbild an, die entscheidenden Passagen liegen dort in Wolken, doch an den Flanken beider Täler waren deutlich Kehren zu erkennen. Erst das Nachfragen bei einem nächsten Passanten zerstreute die Zweifel, er verwarf nicht die Hände über dem Kopf ob unseres Planes. Nachdem wir durch die Steigung den Hang herauf nicht so schnell vorankamen, freuten wir uns schon auf ein Mittagessen in Yarngang. Doch wir sollten bald lernen, dass nicht alle Punktorte ( im Atlas hat es die kleinen Orte mit Kreis, während etwas grössere Orte im Kreis noch einen Punkt haben) eine gute Versorgung haben. Die Läden in Yarngang waren grossteils geschlossen und die wenigen offenen hatten ein überschaubareres Sortiment, Obst und Gemüse fanden wir nicht und auch Reis musste erst einmal aus einem Vorratsraum beschafft werden. Dafür waren es dann fast zwei Kilo Reis. Leider gab es auch kein offenes Lokal. Dafür merkte man hier zum ersten Mal in China so etwas wie Gastfreundschaft, die Dame vom Laden drückte uns noch zwei Halbliter Wasserflaschen in die Hand und auch einen Fladen Brot schenkte sie uns dazu. Als wir aus dem Ort herausfuhren, kamen wir an einem weiteren Laden vorbei in dem wir nichts einkauften, dessen Besitzer uns aber zum Essen einer einfachen Fleischsuppe einlud, auch hier mundete das Brot wunderbar. Zufällig kam noch ein hier arbeitender Chinese vorbei, welcher auch ein bisschen Englisch sprach. Mit seiner einheimischen Kollegin fertigte er noch schnell eine Routenskizze nach Bomi an. Er wunderte sich nur, warum wir diesen Weg und nicht den Weg über Batang einschlugen. Unsere Antwort war, dass wir vermuteten er sei interessanter. Gleichzeitig kamen uns leichte Zweifel an der Wahl auf, irgendetwas muss an dem Weg wohl faul sein.

Typisches Haus an der Hauptstrasse in Zongza
Irgendwie muss es wohl zum guten Ruf gehören den Lichtschalter ja nicht zu reinigen
Kraftwerk hinter Zongza
Vorerst hat es noch Teer
Hier sind die Häuser meist rötlich
Auch der weisse Strich scheint für die Gegend typisch zu sein
Zwischensteigung vor dem letzten grossen Ort
Noch mehr gestreifte Häuser
Die Leute gehen betend im Kreis
Interessante Kopfbedeckung der zwei Frauen
Häuser bei Yarngang
Vor dem Landen unseres Gastgebers
Hinter Yarngang wurde noch schnell die obligatorische Nudelsuppe gekocht, ein schwer beladener LKW mit Kies mühte sich derweil unsere Strecke hinauf nach Yarngang, kurz hinter dem Ort war ein Kieswerk. Viel Verkehr hatte es bis Yarngang aber sowieso nicht und weiter hinter ins Tal sowieso nicht. Es folgte noch ein Dorf am anderen Flussufer und dann eine lange einsame Strecke, auf der das Tal wohl zu eng für Siedlungen war, dort begegnete uns nur ein Mann, der sein Yak talaus trieb. Während die Gegend um Zongza noch mit Hügelland umschrieben werden konnte, wurde es nun wieder richtig bergig, steile Felsgipfel krönten teils die Talflanken und einige mächtige Schuttreissen zogen zum Fluss. Der Frühling setzte hier auch erst langsam ein, so dass die Flanken mit abgestorbenen Bäumen (Waldbrand) besonders traurig aussahen. Die Strasse musste einige Engstellen passieren, an denen immer wieder Gegensteigungen eingebaut waren, so dass wir nicht so schnell voran kamen, wie am Morgen gedacht. Nach dem langen Engtal, weitet sich das Tal wieder und es hat einige Ortschaften, die hier recht abgelegen liegen, immerhin führt wohl seit wenigen Jahren eine Stromleitung bis hierher, so dass auch ein Mobilfunkmast betrieben werden kann. Auch heute war das Wetter wieder durchwachsen, als das Tal sich weitete kamen dicke Regenwolken aus Westen auf und erwischten auch uns. In einem etwas verwahrlosten Dorf (viel Müll) stellten wir uns unter das Vordaches eines Häuschens, in dem eine Gebetstrommel untergebracht war. Wir mussten noch weiter dem Tal folgen, die Russenkarte hatte eine Höhe von 3800 m angegeben, d.h. ca. 3600 m, dort hinten lag der Ort, welchen wir auch heute Mittag in die Routenskizze eingetragen bekommen hatten. Kurz vor dem Ort ging dann entsprechend unserem GPS-Track tatsächlich die Passstrasse ab. Kurz davor konnten wir noch die Flaschen füllen, man weiss ja nie wo wieder Wasser ist. Es ist schon fast Abend, aber ein paar Höhenmeter wollen wir noch machen. Der Weg führt durch dichten Wald, der hübsch anzuschauen ist. Er ist gut geschoben worden, doch wohl nicht mehr sehr intensiv in Nutzung, nur fünf Mopedspuren erscheinen uns frisch. Im unteren Bereich hat es noch andere ältere Fahrzeugspuren, es wird hier wohl für den Winter geholzt. Die teils am Wegesrand liegenden Bretter zeugen aber auch von der Gewinnung von Baumaterial. Die Piste ist meist gut fahrbar vom Untergrund und relativ flach, Zweispurfahrzeuge hätten aber wohl Mühe, da die runter gefallenen Steine nicht mehr weggeräumt wurden. Die Schlafplatzsuche ist nicht ganz einfach, doch nachdem es mal wieder nach Regen aussieht schlagen wir das Zelt einfach im Auslauf einer Kehre auf, ein Fahrzeug wird hier wohl in nächster Zeit nicht durchkommen. Die Entscheidung war gut, da kurz danach stärkerer Schneegraupel einsetzt und wir so Gepäck und uns trocken halten können. In einer Niederschlagspause wird noch gekocht. In der Nacht fällt weiterer fester Niederschlag, so dass die Landschaft am Morgen einen weissen Schleier hat, der hier zum Glück nicht kräftig ausfällt, auf der Piste schmilzt der Schnee sowieso erst noch weg, nur die Pflanzen bleiben weiss.

Gleich Hinter Yarngang
Ein Kloster wäre leicht erhöht am Hang hinter Yarngang
Hier hat eine Schlamlawine gewirkt
Aufgegebene Häuser
Noch hat es Stromleitungen
Nicht mehr wirklich eine Strasse
Christian possiert vor Berg
Kurz vor dieser Siedlung geht die Strasse rechts weg
Der Abzweig, wohl nur noch mit Motorräder befahren
Nochmals der schön geformte Berg
Für Zweiräder gut zu befahren
Sehr schöner Wald
Doch es wird auch gehlozt
Denn für die typischen Häuser braucht es sehr grosse Stämme
Etwas Sorgen machen wir uns dennoch, da der Pass oben längere Zeit in grösserer Höhe geführt sein dürfte, die Russenkarte erweckt den Eindruck einer Höhe bis zu 4800 m. Da die Sonne unser Zelt wohl doch nicht trocknen wird, befreit Dina es vom Gröbsten Schnee und Nass, so dass wir uns nicht zu spät aufmachen. Der Untergrund ist nicht zu matschig geworden und so kämpfen wir uns über eine Kehrenkombination in die Höhe zu einer längeren Traverse, welche teils in den Fels gehauen wurde. Der Himmel ist immer noch verhangen, doch man hat schöne Tiefblicke in unser Ausgangstal. Die Strasse ist nun Hangparallel auf 4300 m geführt, bis wir unerwartet eine kleine Zwischenabfahrt machen, welche uns zu einem kleinen Hochtal führt, in dem ein kleines Bächlein plätschert. Im Sommer ist hier wohl ein Alplager, aktuell treffen wir aber weder Tier noch Mensch am Pass an. In der folgenden leichten Steigung liegt der Schnee leider auf der Strasse, welche hier oben schon schlechter fahrbar war, da der Niederschlag sie doch durchweicht hatte. So wechselt Schieben und langsames Fahren ab, zum Glück pappt der Schnee nicht zu sehr an den Rädern, so dass diese nicht blockieren. Mittag wir auf der Strasse Nudelsuppe gekocht, ein kurzer Graupel zieht schnell vorüber. Auf dem Pass sind wir schneller als gedacht, bzw. auf dem höchsten Punkt, welcher bei gut 4500 m liegt, von dort aus geht es in den eigentlichen Übergang hinunter. Trotz des durchzogenen Wetters war der Pass landschaftlich sehr schön, eigentlich eine echte Panoramastrecke und nach Mittag lässt sich auch die Sonne ab und an Blicken, im Nu sind die jeweils angeschienen Hänge vom Schnee befreit und auch wir haben ab der Passhöhe keinen Schnee mehr.

Zeltplatz in einer Strassenkuve
Es hat geschneit
Hier ist die Strasse wieder richtig breit

Der Schnee ist nass und die Sonne drückt
Man meint sich schon fast oben
Hallo Sonne
Immer geht es noch weiter durch die Schneelandschaft
Der Strassenbelag beginnt an den Rädern zu kleben
Da ist manchmal Schieben schneller
Oder doch Fahren?
Blick zurück auf die Strasse
Wolken gegen Sonne

Eigentlich eine wunderschöne Strasse
Der Schnee nimmt zu
Kühle Mittagspause
An der Gegenseite hat es schon weniger Schnee
Wir sind die ersten und heute wohl auch die einzigen
Schön in der Spuhr bleiben
Die Wolken sehen bedrohender aus als sie sind
Wieder einmal zieht sich der Weg in der Höhe
Seitenwechsel und somit weniger Schnee
Das Panorama ist wieder sehr schön
Nur noch einmal ums Eck und dann gehts runter
Der Pass ist erreicht
Hier geht es ohne Schnee runter
Frühlingsboten I
Frühlingsboten II
Noch schnell die Bremsen richten
Die andere Passseite hat einen deutlich anderen Charakter. Schon bei der Routenfindung hatten wir uns gewundert, dass in so einem steilen Gelände eine Passstrasse ist. Hier wurde sie zuoberst über ein langes Stück in den Fels gehauen und quert auch einige Schuttkegel. So fällt oft ein Stein auf die Strasse, die regelrecht von Felsbrocken übersät ist. Gerade als wir die steilen Felsen passieren donnert es laut, ein Gewitter war unbemerkt aufgezogen und es gab noch einmal einen ordentlichen Graupelschauer. Erstaunlicher Weise klarte es nach Durchzug der Gewitterwolken so sehr auf, wie noch nie heute, so dass man eine schöne Fernsicht hatte. Nur der Genieberg, ein heiliger 6000er Berg wollte sich nicht zeigen. Nach der Felspassage schon im Wald hat ein Schuttkegel die Strasse wieder ganz zugeschüttet, wie zu besten Baupistensprengabschnitten am Mekong. Da aber doch ab und zu ein Moped durch muss, ist ein kleiner Sims sichtbar, über den wir das Rad schieben können. Nun ist klar, PKW oder LKW kommen hier nicht durch, auch wenn sie an anderen Stellen schon improvisieren müssten (Steine wegräumen, Löcher zuschütten). Der Tiefblick ins Tal ist teils gewaltig und gemahnt zur langsamen Fahrt. Schnell geht aber aufgrund des Belages sowieso nicht, sonst knallt man mit dem Rad in einen Felsbrocken. Durch den kiesigen Belag wäre diese Seite auch mühsamer in der Hochfahrt. Die vielen Kehren ziehen sich endlos ins Tal, denn die Piste ist immer noch recht flach geführt. So ist es immer noch später Nachmittag, den wir auf Abfahrt sind. Eigentlich würden wir gerne vor dem Talgrund übernachten, da sich dort Dorf an Dorf bis Bomi reiht. Leider ist hier aber überhaupt kein Wasser zu finden. So fahren wir doch ganz bis ins Tal. Bei der Einmündung auf die Talpiste staunen wir nicht schlecht, als dort gerade eine Pferdekaravane vorbeizieht. Es scheinen zwei Touristen mit 4 einheimischen Begleitern zu sein. Sehr vorsichtig überholen wir sie um nicht die Pferde scheu zu machen. Zwischen zwei Dörfern finden wir an einem Seitenbach doch einen geschützten Platz auf einer Pferdewiese. Ausser einem Hund hat uns niemand gesehen und der verschwindet auch als er einsieht, dass er von uns wohl kein Essen bekommt.

Das Gelände ist weniger strassenfreundlich
Hier kommen wohl immer mal wieder Steine runter

Helm ist angebracht
Nicht sonderlich gut zu fahren
Blick ins Tal wo wir wieder auf den Fluss Dingqu treffen werden
Die Strasse schlängelt sich
Einer der Gründe warum nur Zweiräder
Die Bremsen werden im Geröll ziemlich beansprucht
Ohne Gepäck wäre die Strecken sicher einfacher zu fahren
Definitiv zu viel grober Schotter
Das war einmal...
Touristischer Ausflug
Die Nacht bringt nur leichten Regen, da wir auf der falschen Talseite sind, brauchen wir die Sonne in der Früh aber gar nicht erst abzuwarten, es ist sowieso bewölkt. Gespannt geht es in den Punktort Bomi. Der scheint allerdings nur gerade einen Laden zu haben, der bei Bedarf geöffnet wird. So suchen wir uns im Sortiment aus, was wir für die nächsten drei Tage brauchen können und bekommen sogar Benzin für den Kocher. Im Anschluss werden wir vom Ladenbesitzer noch zum Tee eingeladen. Es gibt wieder Buttertee, der aromatischer schmeckt, als der Letzte in Kase. Zudem werden noch in Streifen geschnittene Kartoffeln serviert und wir bekommen sogar eine Banane zum Essen geschenkt. Leider war im Laden sonst kein Obst oder Gemüse zu finden, bis auf abgepacktes Scharfes.
Von Bomi wollten wir nun das Tal weiter aufwärts folgen, allerdings war im Satellitenbild kein klarer Weg zu erkennen gewesen, welcher die nächste Engstelle passierte. Da wir aber von vielen Seiten den Weg von Batang her nahe gelegt bekommen hatten, musste es wohl doch eine gute Verbindung geben, welche sogar in unserem Sichuanatlas abgebildet war. So war die Herausforderung um Bomi nicht die Schlucht, sondern der Pass vom Vortag, der einfach ausgesehen hatte. In der Schlucht waren auch Reste von einem alten Pferdepfad zu sehen, die Brücken waren noch in Fragementen vorhanden, die neue Piste hingegen war ordentlich geschoben. Ein bisschen Regen erwischte uns heute immer wieder. Die letzten Tage hatten bei uns wohl einige Körner gekostet und so erschien das Vorankommen heute wieder etwas mühsam. Nach der Engstelle hinter Bomi sollte noch ein letzter Ort im Tal kommen, der sich Zeit damit liess. Der Ort ist eher eine Streusiedlung mit einigen Hofgruppen. Völlig überraschend sind die Häuser, bzw. Hütten, hier nicht aus Lehm, sondern aus Holz, das hatten wir in Sichuan bisher noch nicht in dem Ausmass gehabt. Die Gehöfte machten allerdings meist einen verlassenen Eindruck, obwohl das Tal hier noch einen teils spätwinterlichen Eindruck machte, waren die Einwohner wohl mit den Tieren schon auf anderen Weidegründen unterwegs. Einen Laden würde man hier wohl nicht finden.

Ein neues Tal = anderer Baustil
Die Frauen
Die Männer ( vor dem Laden)
Der Nachwuchs

Gerüst für die Heuaufbewahrung
Das Tal wird wieder enger
Leider verschlechter sich das Wetter...
und es tröpfelt immer mal wieder
Das Tal öffnet sich wieder....
... und Weideland beginnt
Es herrscht sehr wenig Verkehr
Kletterberge?
Das war mal eine Brücke
Leitplanke konkurriert mit Gebetsfahnen
Von diesem Ort aus kann man dem Fluss weiter nach Norden folgen, Christian hatte sich da einen Track in google earth zusammengeschustert, der allerdings manchmal nur sehr vage zu erkennen war. Da sowohl die Russenkarte als auch der Sichuanatlas eine Fahrverbindung enthielt, schien uns die Route machbar. Schon am Abzweig nach Batang wurde der Weg deutlich unbefahrener. Es wurde nur noch ein grosser Weiler bei einem Kloster bedient. Hinter dem Weiler in den Wolken versteckte sich noch ein gewaltiger Berg, wohl wieder der Genieberg, der sich aber nicht völlig frei zeigte. So fuhren wir ein paar Mopedspuren folgend weiter nach Norden. Immerhin waren auf der Wiese noch Raupenspuren zu sehen, so dass wir annehmen konnten, dass die Piste wohl zum Teil geschoben war. Nach einer grösseren Hofgruppe war jedoch schon zum ersten Mal Wegfindung angesagt, die Mopedspuren bogen zum Fluss ab und wir folgten den teils tief ausgetretenen Viehspuren, welche sich auffädelten und mit den Packtaschen nicht immer einfach zu befahren, bzw. zu beschieben waren. Nachdem die Mopedspuren wieder dazukamen wurde ein kleiner Seitenarm des Flusses überquert, nur um wenige 100 Meter weiter wieder über ein paar Stämme zurück zum Ufer zu kommen. Das Tal wurde nun enger und bei den Engstellen steilte der Weg meist auf, um daraufhin wieder an Höhe zu verlieren. Es war nun meist Schieben angesagt. Wohl ziemlich überrascht traffen wir hier noch drei Mönche die talaus wanderten. Bei einer Wiese mit Yaks schlugen wir unser Nachtlager auf, ein paar Hirten hatten ihr Zelt etwas weiter oben am Hang aufgeschlagen. Noch während wir das Zelt aufbauten, graupelte und schneite es ziemlich, so dass wir mit Kochen warten mussten. Nach dem Schauer mit sich lösenden Wolken sah die Landschaft besonders spektakulär aus.

Die grossen Weissen über 5000 m
Stupas weisen den Weg
Bachquerung erfolgreich gefahren

Wieder eine Verengung
Noch sind Reifenspuren klar zu sehen

Weitere Stupa
Auf der Wiese geht es noch gut voran
Kleiner Teich mit Wasservögeln
Dina bevorzugt den Bach
Bei zwei Stämmen lässt sie sich dann doch überzeugen
Nur noch ein Wanderweg
Interessante Steinhaufen
Schöner Zeltplatz...
doch schon am Abend mit etwas Weiss...
was wohl der Morgen bringt?
Am Abend setzte nochmals Schnee ein und wir machten uns Sorgen wegen des Passes. Es klarte jedoch später in der Nacht auf, was zu ziemlich tiefen Temperaturen führte. In der Früh hatten wir jedenfalls keine Eile, die Fahrräder waren mit einer ordentlichen Schneekruste überzogen und die Ketten richtig steif gefrohren. Nachdem die Sonne sich Zeit liess, ergriffen wir die Initiative und befreiten das Zelt von Schnee und Eis um langsam aufzubrechen. Doch als wir gerade gepackt hatten und los fahren wollten, hatte sich die Schneekonsistenz schon geändert, er war nun pappiger, so dass die Räder gleich stollten. Wir wollten schon Abwarten, als Dina auf den Weg vorschaute und feststellte, dass dort die Schneeschicht viel dünner war und wir wohl ohne grosse Stollen vorankommen würden. So konnten wir in der Früh doch noch in Richtung Pass weiterfahren. Wir hatten als Wegpunkt im Satellitenbild eine Brücke ausgemacht, welche noch 4 Kilometer weg sein sollte. Der Weg blieb allerdings mühsam, mit vielen Schiebe und kurzen Tragstrecken (über Stein oder Grasoden), zudem war er ziemlich schlammig durch den schmelzenden Schnee. Dafür entlohnte die Landschaft, die hier richtig alpin war, ein traumhaftes Tal. Ein einsamer Hirte hatte uns wohl erspät und passte uns noch am Weg ab. Mit Zeichen zeigte er uns wie wir weiter zu gehen hätten, wohl immer rechts halten. Wir schauten aber vor allem auf die Mopedspuren und erreichten noch vor Mittag die Brücke. Es ging nun einen Kilometer weiter, bis die Motorradspuren durch eine Furt wieder das andere Ufer gewannen, der rechte Weg ging jedoch durch ein Blockgeröllfeld. Eine Erkundigung zu Fuss ergab, dass dieses wohl etwas länger ging und für uns zu mühsam zu queren wäre. So blieb als Alternative nur die Furt. Da wir nicht so schnell vorankamen, wie gedacht, hätten wir aber in jedem Fall vor dem Pass noch eine Nacht verbringen müssen, der noch ca. 11 Kilometer entfernt war. Christian hatte sich allerdings etwas verkältet und konnte nicht versprechen, dass er am Folgetag noch zu etwas zu gebrauchen wäre. Ein weiterer Tag vor dem Pass wäre aber langsam kritisch in Bezug auf die Vorräte geworden, zumal wir die Wetterentwicklung nicht kannten. Daher fassten wir schweren Herzens den Entscheid umzukehren und den einfacheren, bzw. klar sichtbaren Weg nach Batang über die Piste zu nehmen. Christian ging noch über den Bach um den weiteren Wegverlauf zu erkunden und eventuell noch Hirten zu fragen (es grasten einige Yaks am Gegenhang). Doch war niemand zugegen. Die Motorradspuren schienen wiederum nach ein paar hundert Metern wieder den Fluss zu queren, aber ein klar gemachter Weg war weiterhin nicht zu sehen.

Natürlich Schnee
Schneeräder
Da stand mal unser Zelt
Weiss in Weiss
Auf schmalem Pfad geht es weiter das Tal hinter
Am Anfang lässt sich noch viel fahren
Doch der Schnee macht es schwieriger
Wie viel es wohl weiter oben hat?
Steinig
Die Wolken hängen immer noch tief
Nicht abstehen
Die Sonne hat schon einigen Schnee vertrieben
Brücke auf die rechte Seite
Leider wird es vermehrt schlammig
Und auch auf sonst fahrbaren Stücken muss geschoben werden
Wir sollten wohl die Redewendung Stahlross nicht immer so ernst nehmen
Mit den grossen Blöcken wir es sehr mühsam...wir kehren um
Blümchen, Blümchen....
Kommt nun das schöne Wetter?
Die Luft ist sehr schön klar
Radlerglück
Yakherde in der nähe unseres Zeltplatzes von letzter Nacht
Der Hirte der Herde
Rückzu ging es nur etwas schneller, da man manchmal den einfacheren Weg einschlagen konnte. Wir unterhielten uns noch etwas mit den Hirten an unserem Nachtlager und fuhren/schoben dann noch ein bisschen weiter talaus. Die Hirten hatten uns, wie am Vortag auch schon, vor wilden Tieren gewarnt, es soll hier wohl noch Bären haben. Daher zündeten wir am Nachtlager noch ein kleines Feuer an.

Yaks beim furten
Kleine Wuschel-Yaks
Unser Platz für die Nacht
In der Nacht gab es wieder etwas Schnee, das scheint hier Standard zu sein, so dass wir nicht ganz früh losfuhren. Heute sollte es über den Pass nach Batang gehen. Noch wenige Kilometer talaus, dann ging die Piste nach rechts ab. Sie schien wohl frisch geschoben zu sein und das recht breit. Von ihrem Verlauf wussten wir nichts, bis auf dass die Russen hier eher hohe Pässe eingezeichnet hatten, sogar noch 200 m höher als unseren zuerst anvisierten Pass. Der erste Hang wurde flach mit vielen Kehren gewonnen, dann steilte es wieder auf, so dass zum Teil geschoben werden musste. Schon am Vortag hatten wir staunend in das Tal geschaut in dem die Piste verschwindet, da sich dort schöne Berggestalten zeigten. Am heutigen Tag hatte wohl bisher nur ein Fahrzeug die Piste genommen, nach dem Mittagessen kam noch ein weiterer Jeep entgegen und ein Moped, das war es mit dem Verkehr. Zudem sah man die Spuren eines monströsen Gefährts, wohl ähnlich einem russischen Kamaz, der hier wohl vor einem oder zwei Tagen durchgefahren war. Bei den vielen Kehren am Anfangshang hatte er einfach die Direttissima gerade den Hang hinunter genommen (ähnlich wie die Spuren eines Raupenbaggers, der wohl auch einfach quer durch die Vegetation fuhr um möglichst wenig die Strasse zu nehmen.

Und wieder hat es am Morgen Schnee
Gebetsfahnen im Wind
Es ist noch kühl aber die Sonne
Die Strasse ist relativ frisch befestigt
Dinas Rad
Dina gut getarnt
Wo ist nur die Sonne hin
Gut zugedeckter Laster
Es beginnt zu schneien

Die Nudelsuppe machten wir uns während eines leichten Regenschauers. Dina meinte noch, dass es zum Glück immer nur kurz graupelt und dass wir ja doch noch ein bisschen Sicht haben heute. Doch in der Weiterfahrt kommt noch einmal ein stärkerer Graupelschauer auf. Da diese erfahrungsgemäss nicht so lange dauern, ziehen wir zunächst nur den Annorak an, doch dieser ist hartnäckiger und so muss noch die Überhose her. Da der Wind ziemlich stark aus der Fahrtrichtung kommt, fahren wir gebeugt, mit Blick auf die Strasse. Der Graupel verwandelt sich in nassen Schneeschauer und dauert an. So kämpfen wir uns eine lange Gerade das Tal hinter. Bislang war der Schnee nicht auf der Strasse liegen geblieben, doch hier, weiter oben setzt er sich nun fest. Das geht am Anfang gut, doch irgendwann kann nicht mehr gefahren, sondern nur noch gestossen werden. Immer wieder stollt der Schnee am Reifen und die Räder blockieren. Christian macht zuerst sein Vorderschutzblech ab, dann wird es bei Dina abgeschraubt. Eigentlich sind wir schon auf 4900 m, der von uns geschätzten maximalen Passhöhe, doch vom Pass ist noch nichts zu sehen, die Strasse macht weiter ihre Kurven und geht sogar von dem von Christian gesetzten Wegpunkt für einen Pass der Gegend weg (es war doch ein anderer Pass, über den wohl auch ein Pfad führte). Die anvisierte Gipfelzeit von 16 Uhr haben wir schon hinter uns und der Schnee wird immer tiefer. Anscheinend liegt hier auch Altschnee darunter, da man die Spuren vom Monstertruck und dem heutigen Jeep noch teils sieht. Ohne diese Spuren wäre Schieben hier wohl auch nicht mehr gut möglich. Als schliesslich nochmals Kehren auftauchen, diskutieren wir noch unsere Optionen, Umkehren bedeutet weiteres Schieben und ist nicht unbedingt schneller. Zur Not könnten wir hier auch auf 4900 m übernachten, Benzin und Essen hätten wir ja noch, doch wenn es weiter schneit ist das ungünstig. Wir schieben also weiter in der Hoffnung, dass der Pass nach den Kehren und einer Felswandquerung endlich kommt. Gerade in der Querung kommt auch noch ein Donner dazu, ein kleines Gewitter zieht vorbei. Zum Glück ist nach der Querung dann auch gleich der Pass erreicht. Das GPS zeigt 5027 m, wieder eine neue Gipfelhöhe für Dina, und Christian war auch nur in Bolivien am Uturunco mit dem Rad höher, allerdings ohne viel Gepäck.

Sich gut einpacken ist die Devise

See schon relativ weit oben am Bomi-La
Dort rüber müssen wir
Der Schneefall nimmt weiter zu
Die Strasse ist schon stellenweise schneebedeckt
Im Windschatten lässt es sich noch gut Radeln
Doch dann wird der Schnee immer tiefer
Leider ist er klebrig und somit Schieben anstrengend
Wo ist die Strasse hin
Da wären die Skis besser
Und immer ist der Pass noch nicht in Sicht
Mit Verkehr können wir wohl zur Zeit nicht rechnen
Zum Glück hätten wir gute Ausrüstung zum Bivakieren, nur die rund 5000 m wären für den Schlaf nicht ganz förderlich
Und dann kommt sie doch noch die andere Seite
Runter stösst es sich schon besser
Christians Abkürzung endete in einem Überschlag
Hoffentlich wird es nicht allzu schlammig
Wir haben Glück es liegt bald weniger Schnee
Auch der Matsch ist noch nicht allzu klebrig
Manchmal geht auch Höhe verlieren langsam
Das Tal ist nun steil eingeschnitten
Christian hat Dinas Mütze erobert
Wir hoffen, dass die Passstrasse nun schnell Höhe verliert, doch zunächst bleibt sie in der Höhe und der Schnee pappt weiter. Nun werden auch die hinteren Schutzbleche abmontiert, so dass es sich besser schieben lässt. Als es endlich wieder stärker runter geht, probiert Christian noch eine Abkürzung zwischen zwei Kehren. Das war jedoch eine Schnapsidee, das Rad wird immer schneller und überschlägt sich samt Christian. Der Altschnee hier ist tückisch. Wir sind froh als es dann wenig später doch wieder weniger Schnee in den Fahrspuren hat und wir langsam wieder runter rollen können. Nach und nach befreit sich das Rad von seinem Schneeüberzug und wir versuchen vor Einbruch der Dunkelheit noch möglichst tief zu fahren. Dabei überhitzten die Scheibenbremsen. Zum Glück kann man diese mit dem am Rande liegenden Schnee gut kühlen. Kurz vor 20 Uhr überholt uns ein Motorrad mit Hirten, die zu ihrem Lager fahren und uns einladen ihnen Gesellschaft zu leisten. Wir fahren also noch bis zu den Yaks und schlagen schnell unser Zelt auf. Dann setzt wieder Regen ein, der zwischenzeitlich aufgehört hatte (die Wetterstimmung sah eher tief dunkel aus, doch in der Nacht folgte kein weiterer Regen).
Am nächsten Tag mussten wir nur noch bis Batang abfahren, wo wir gegen Mittag ankamen und uns für einen Ruhetag einrichten wollten. Doch zuerst gab es noch eine langwierige Hotelsuche. Sichuan scheint deutlich teurer als Yunnan zu sein, nachdem wir alle bekannten Adressen abgeklappert hatten, steuerten wir in eine Seitenstrasse hinein. Dort war noch ein Schild mit Radlern drauf und in der Tat steckte dahinter eine Herberge, welche noch dazu einen akzeptablen Preis bot. Da schon Nachmittag war und Vieles zu erledigen, beschlossen wir noch eine weitere Nacht in der Herberge dranzuhängen.

Unser Zeltplatz

Kraftwerksleitungen erzeugen Wasserfälle


Flechten
Schöner Halo
Immer wieder sind Pausen notwendig für die Bremskühlung

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