Montag, 6. Mai 2013

Gen Sichuans Westen (Von Sumdy nach Zongza)

Hey, es schneit, stellt Dina erstaunt fest, als sie am Morgen aus dem Fenster schaut. Und tatsächlich liegt Weiss auf dem Innenhof und von oben fallen grosse, schwere, nasse Flocken. Auch die die drei LKWs die gestern noch spät gekommen sind scheinen es nicht pressant zu haben. Zumal es über einen 4700er Pass gehen soll schlüpfen wir schnell wieder ins Bett. Wir denken schon an einen Ruhetag, als um Neun die Niederschläge doch noch nachlassen und es vom Schmelzen nur noch gross von den Dächern tropft. Nichts wie los. Die Strasse steigt angenehm gegen den Pass und ist bis kurz vor dem Vorpass und unmittelbar danach wieder geteert. Zuerst geht es einem kleineren Bach entlang das Tal mit Buschwerk bewachsene und wiesendurchzogene Tal hoch. Ein paar grosse weissliche Hühner die durch die Büsche stolziern erweitern unser gesehenes Tierspektrum. Als das Tal steiler wird, geht die Strasse in grossen Kehren dem Vorpass zu. Das Wetter ist noch immer wechselhaft, mal hebt sich die Wolkendecke und gibt Sicht auf weisse Berge frei, mal graupelt es und die Landschaft verschwindet im Nebel. Der Verkehr ist angenehm spährlich, und besteht vorwiegend aus LKWs. Zum Unterhalt der Strasse gibt es sogar mehrere Strassenwärtereien am Wegesrand. Schon bald ist der Vorpass erreicht, neben der Strasse liegt noch Schnee, sie selbst ist aber seit dem Teerende kurz davor brauner, noch fahrbarer Matsch. Kleine steinerne Alphäuschen stehen geduckt im Tal vor dem kurzen Schlussanstieg. Aus einem steigt Rauch auf, Tiere sind keine zu sehen. Am Pass hat Dina ihre neue Dienstgipfelhöhe erreicht, er ist etwas über 4700 m hoch, die Chinesen schreiben Namen und Höhe bei wichtigen Pässen auch an, auch auf Englisch, XY mountain. Nach den ersten grossen Abfahrtskehren, winkt Christian plötzlich ins Tal und ruft erstaunt, da kommen andere Tourenradler und dem Gepäck nach sind es Europäer. Gespannt fahren wir weiter ihnen entgegen, am Talanfang hat es wieder ein für touristische Hirtenbeobachtung erbautes Modelldorf, das ziemlich ausgestorben wirkt, auch das kleine Hotel mit Schwimmteich und Spielplatz scheint trotz Frühlingsferien geschlossen. Wir stellen unsere Räder bei einem kleinen Schutzhäuschen am Dorfrand ab um Mittag zu machen. Da kommen auch schon die erspähten Radler, es sind das Franzosenpärchen und Kilian (ebenfalls Franzose), die wir schon in Shangri-La getroffen haben. Gross ist die Überraschung und leicht verwirrlich für sie, dass wir aus der Gegenrichtung kommen. Beim gemeinsamen Mittagessen wird das in der Zwischenzeit erlebte ausgetauscht. Sie fahren weiter nach Litang und entscheiden dann über die weitere Route.
Unsere Unterkunft in Sumdo

Die Strasse ist noch feucht vom nächtlichen Schneeregen
Die Strassenmeisterei
Sehr schön, da angenehme Steigung, ist die Strasse zum hochfahren
Vorpass, Dina versäumt es natürlich nicht einen Stein beizutragen
Auf der Ebene Richtung Hauptpass
Nur kurz ist kein Teer

Wieder kommt Winterfeeling auf
Da nicht viel Wind sind die Temperaturen angenehm
Schon fast Gipfelgefühl
Geschafft, verdiente Pause auf dem Pass
Der Pass
Es geht auf die kurvige Abfahrt (siehe Links)

Blick ins Tal, kommen da nicht Radfahrer?

Wiedersehen mit Kilian, Martine und Dominique
China ist ja so klein, da muss man sich schon zwei Mal sehen
Auf dieser Seite wird das Tal bald enger und steiler, die Strasse führt eindrücklichen Felswänden entlang und immer wieder gibt es Tiefblicke. Sobald das Haupttal, welchem wir nach Xiangcheng folgen in Sichtweite ist, wird die Landschaft trockener, weisse burgartige Lehmhäuser mit grünen Feldern bieten Abwechslung fürs Auge. Weiterhin ist auffällig wieviele Schilder den Strassenrand säumen, welche auf touristische Sehenswürdigkeiten aufmerksam machen, sei es ein schöner Blick auf ein Dorf oder ein besonders fischfreundliches Kraftwerk (diese sind meist mit "first fish pass am Yangtse" angeschrieben). Solche sind auch weitere im Bau und grosse Stollen werden dafür in den Berg getrieben. Starker Gegenwind und immer wieder leichte Gegensteigungen lassen den Weg runter dem Fluss entlang nach Xiangcheng mühsamer werden, dafür führt sie überraschend nochmals durch eine schöne Schlucht. Nach Xiangcheng geht es noch einmal eine längere Steigung den Hang hinauf, dann können wir uns endlich auf Hotelsuche machen, wir hatten von den Franzosen schon einen Tip bekommen. Leider scheint sich der Preis zwischenzeitlich fast verdoppelt zu haben, wahrscheinlich weil nur noch das grösste Zimmer frei ist. Daher schauen wir erst noch bei anderen Hotels vorbei, die allerdings noch nobler sind. Am Schluss geht es doch zurück in das erste Hotel und der Preis ist noch etwas verhandelbar, dennoch sind die 110 Yuan zu teuer dafür dass das wesentliche Merkmal ein Wifi ist. Dusche und restliche Räume liegen eher auf 60 Yuan-Niveau. Zum Shoppen ist die Stadt irgendwie nicht so geeignet, unsere Wunschprodukte sind in den kleinen Läden eher nicht auffindbar, so müssen wir ohne Haferflocken weiterfahren.
Das "Feriendörfchen" mit Spielplatz
Gebetsfahnen bei markanter Kurve
Leichte Gegensteigung
Dank guter Strasse kann man's fahren lassen
In diesem Tal sind die Häuser weiss
Der Gegenwind nimmt zu
Der Talboden ist erreicht, auf der Gegenseite ist eine grosse Kraftwerksbaustelle
Schöne Hängebrücke
Im Gleichschritt
Nicht nur die Häuser sondern auch die Kraftwerke sind imposant
Wir lassen uns Zeit am Morgen, denn das Wifi des Hotels erlaubt es für einmal sogar Bilder ins Netz hochzuladen und Einkäufe müssen auch noch getätigt werden. Auf der Strasse treffen wir auf Bruno aus Basel, der ebenfalls mit seiner Partnerin durch China radelt. Schön mal wieder Schweizerdeutsch zu hören. Unterdessen ist schon Mittag und wir nutzen es nochmals in der Stadt gut zu essen. Gestärkt gehen wir den Pass hinter der Stadt an. Gute 1300 Höhenmeter sind zu überwindende, für uns als positive Überraschung auf Teer. Die Strasse führt in einer langen Kehre zuerst dem Hang entlang in ein Tal und dann zurück oberhalb zur Stadt (schöne Aussicht) um dann nach kurzen Kehren in einer längeren Gerade auf den Pass zu führen. Leider hat sich das Blau des Himmels im Laufe des Tages immer mehr in Grau verwandelt, kurz vor dem Pass setzt Graupel hinter dem Pass zudem noch ein sehr kalter Wind ein. Auf dem Pass hat es für Genauhinschauende weiss blühende Steine, Polsterpflanzen. Die Abfahrt ist extrem kalt. Und so sind wir froh, einen guten, geschützten Schlafplatz bei einem kleinen Steinbruch zu finden, er muss mit kurzem, steilem Hochschieben verdient werden. Am Abend wundern wir uns, dass relativ nahe mal immer wieder Autotüren und Stimmen zu hören sind, am Morgen sehen wir die Lösung, nicht allzu weit von unserem Schlafplatz ist eine Quelle an der Strasse, die erste richtige seit Xiangcheng.

Zu unserem erstaunen hat es Teer
Zuerst geht es lange in eine und dann lange wieder in die andere Richtung
Bananenpause
Sicht auf die fruchtbaren Flächen am Gegenhang von Xiangcheng     
Hier nochmals zu sehen die grosse Kurve der Strasse sowie links ein Krafwerk     
Blumenstein kurz vor dem Ma'anshan Pass
Zarte Blüten
Unser Zeltplatz am Rande eines kleinen Steinbruchs

Heute sind kleinere Pässe angesagt. Das Tal in welches wir kommen, ist grün, der Frühling ist hier schon angekommen. Der erste grössere Ort, dann eine positive Überraschung, es gibt eine richtige Einkaufsgasse entlang der Hauptstrasse und sogar Gemüse und Früchte lassen sich finden, auch Übernachten scheint möglich zu sein, jedenfalls werden wir von einer Frau dazu angesprochen. Nach der Ortschaft geht es einen kleinen Pass hoch, unweit der Stadt ist gerade eine grosse Saufamilie auf der Strasse am Promadieren, weiter oben brüllt ein Stier nach einer Gemahlin. Tannenwald lässt das liebliche Tal, welches die Strasse hoch führt leicht nach Jura ausschauen.
Die Abfahrt ist dann wesentlich länger und da steiler und steiniger auch spektakulärer, die Teerstrasse von den LKWs (kommen wohl von einer Mine oder so) wesentlich mitgenommen.
Im Tal erreichen wir den Fluss Ding Qu, welchen wir später noch weiter oben besuchen werden, vorerst fahren wir aber ihm entlang nach unten. Uns erinnert das Tal an Tadjikistan, wo kein Wasser, ist es okernfarben trocken, wo bewässert wird spriesst leuchtendes grün, nur die Häuser sind in Tadjikistan wesentlich bescheidener. Traumhaft glitzernd fliesst der Fluss klar durch die schöne Landschaft. Dann wird er wieder verlassen, die Strasse führt wiederum einen Pass hoch, zuerst mit schöner Aussicht auf das Tal und die umliegenden Hügel, dann tauchen sogar Schneeberge auf. Der Pass selbst sieht fast parkmässig aus. So gibt es einen künstlichen See und einzelne schöne Bäume auf der Wiese. Wir beschliessen oben zu übernachten, und nicht im nahen Ort auf ein Hotel zu spekulieren. Ein versteckter Platz ist schnell gefunden, erst in der Früh rauscht das erste Moped vorbei.
Sonnig aber kalt
Traditionell gekleidete Frau
Gerade auf einem kleinen Spaziergang
Seilwinde
Im Vergleich für einmal sehr bescheidene Häuser
Der Dingqu Fluss
Noch relativ naturbelassen
Mit Wasser betriebene Gebetsmühle
Hängebrücke über den Dingqu
Pause im Schatten
Wo Wasser ist wirds Grün
Kleine heillige Stätte beim Anstieg zum Pass vor Ciwuxiang
Buschflecken
Unser Nachtplatz auf dem Pass unweit von Ciwuxiang

Auch Weisse gibt es zu sehen
Die Abfahrt ist sehr kurz, schon bald ist der Ort erreicht, die Einkaufsmöglichkeiten sind nicht riesig, evtl. hätte es aber eine Unterkunfstsmöglichkeit gehabt und die Ortschaft ist mit ihrer Sauberkeit und den typischen Häusern nett anzuschauen. Für uns ist hinter dem Ort wieder Passfahren angesagt, wir verlassen die Hauptstrasse nach Derong. Zuerst geht es noch kurz auf Teer zu einem kleinen Stausee, dann auf Schotterpiste den steilen Berg hoch. Das Wetter ist ein Wechselspiel zwischen heissem Sonnenschein und Graupel, schönes knorriges Gehölz steht am Wegesrand. Auf dem Pass dann die Überraschung, flachgewelltes grünes Hügelland mit weissgezuckerten runden Bergen und weidenden Yacks. Von der Topografie der Russenkarte hatten wir schon Hochebene erwartet der Wechsel war aber dennoch gewaltig. Doch das Mongoleifeeling bleibt nicht sehr lange, schon bald geht es steilen Tannenwald in ein nächstes Tal, welches nach Zongza führt runter. Ein Dorf mit grossen Lehmhäusern reiht sich ans nächste bis Zongza. Entsprechend belebt ist dann auch diese Stadt, mit vielen kleinen Läden und Restaurants. Vom Hotelangebot sind wir leider nicht begeistert, leider nur ein Zimmer mit Gemeinschaftsbad mit einfacher Duschgelegenheit über dem Stehklo mit Schöpflöffel, etwas angenehmer macht es das warme Wasser aus einem grossen Thermoskrug, das Zimmer selbst ist aber ok.
Müllverbrennung
Gleichberechtigung
Spazieren mit mit Yaks
Gut ausgebaute Nebenstrasse
Im Tal hat es einen kleinen Stausee
Wassertanken
Neu erstellte Leitplanken

Mittagessenkochen mit Aussicht
Höhe wurde gewonnen
Auf dem Pass mit Blick zur Hochebene
Unerwartete Hochebene

Schöner Kontrast bieten die frisch verschneiten Berge
Das Gras ist noch sehr kurz und erst wenige Tiere sind zu sehen
Verfolgungsjagt
Und Dina ist immer noch voraus
Von der Hochebene in den Tannenwald
Auch hier wird fleissig gebaut

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