Montag, 8. April 2013

Auf dem Weg zum Nujiang

Von Lincang wollten wir nun zu unserem eigentlichen Yunnanziel, dem Nujiang. Die Route stand noch nicht fest und so mussten wir noch Planungsarbeit leisten. Das erfolgte Schrittweise, zunächst gingen wir eine Strasse nach Norden an und mussten jeweils auf die grösseren Strassenkreuzungen entscheiden wo wir weiter wollten. Als wir losfuhren waren die Strassen noch nass von einem nächtlichen Schauer und auch am Morgen drohte immer wieder ein kleiner Schauer. Lincang ist eine grössere Stadt, die auch weiter intensiv am wachsen ist, einige Hochhäuser sind am entstehen. Die breite Strasse führte nun zunächst ein Tal entlang hinab, so dass wir schnell vorankamen. Die relativ neue Strasse war mit vielen schön blühenden Bougainvillien bepflanzt. An der ersten Abzweigung mussten wir uns den Weg erkämpfen, da er gesperrt war. Eine Brücke war im Neubau und daher eigentlich ein Weg durch einen Tunnel angezeigt. Durch Schieben über ein Brett kamen wir dennoch auf die richtige Strecke, die nun voll im Bau war. Baustellen in China sind eher unangenehm zu fahren, da dort der Belag meist offen und daher schlecht fahrbar ist. Das kann wohl hunderte Kilometer so gehen, an unserer Strecke war es aber nur ein kleiner Abschnitt, nicht einma 15 Kilometer. Abschliessend fuhren wir wieder die gesperrte Neubaustrecke und hatten so sogar Asphalt für uns, am Schluss musste nur ein kleiner Erdwall überschoben werden. Am nächsten Entscheidungsabzweig genehmigten wir uns erst einmal eine Nudelsuppe um uns für den kommenden Pass zu stärken, wir wollten über einen Pass fahren, der bis 2300 m ging, dabei waren wir auf 800 m. Die Routenführung am Anfang ermöglichte jedoch eine flache Steigung, die zudem aufgrund der zahlreichen Alleebäume im Schatten lag. Der Verkehr war überschaubar, anscheinend hatte die einstige Hauptverbindungsstrasse durch den Neubau anderer Strassen an Bedeutung eingebüsst. Die Geländeausnutzung war interessant, so dass wir mal in das eine Tal, dann wieder ins andere Tal blickten. Immer wieder durchfuhren wir ein Dorf und unter einem riesigem Schattenbaum wurde noch eine Siesta durchgeführt. Danach kamen wir weiter erstaunlich gut voran. Nur die letzten 300 Höhenmeter zogen sich etwas. Unterwegs fuhren wir an zahlreichen Kalköfen und weiter oben auch an Teegärten vorbei. Die Passhöhe war unspektakulär, umso schöner war ein anschliessendes Hochtal, in welchem die Strasse allerdings verlegt wurde: ein neuer Stausee, der noch weiter am Wachsen war würde die alte Strasse überfluten. Unsere OSM-Karte hatte im nächsten grösseren Ort 3 Hotels eingezeichnet, daher wollten wir gerne bis zu diesem kommen. Mit ein bisschen Schoggi war das Ziel auch zu erreichen und ein Hotel schnell gefunden.
Nach dem Abendessen und Waschen war es schon wieder reichlich spät, zumal Christian herausgefunden hatte, dass WLAN im Hotel funktioniert und am App's für das Iphone herunterladen war.
Schöne neue Strasse und sogar Oleander wurden angepflanzt
Leider erst am neu werden, eigentlich hätten wir durch den Tunel gemusst

Hauptsache die Strasse wird breit

Ohne Motor fällt man hier auf
Die alte Frau sammelt Müll
Eine provisorische Brücke aus Säcken

Eine Wasserrinne ist doch keine Strasse
Toktokdeluxe

Es ist warm

Unser Mittagsschattenbaum, schön ist der Blick auf die Terassen

Schöner Ausblick bei der Hochfahrt

Die Strasse wurde verlegt

Hier der Grund, ein neuer Staudamm

Alles eben dank Terassen

Lecker!

Am nächsten Morgen ging es daher nicht ganz so früh los, wie gewohnt, was hier aber nicht mehr so tragisch ist, auf 1900 m, wo wir geschlafen hatten, ist es dann noch recht frisch. Heute an einem Sonntag war hier die ganze Bevölkerung auf den Beinen und strömte unserem Ort zu, es war Markt. Die Frauen haben eine besondere schwarze Tracht mit einem Kopfpolster, welches wohl auch zum Schleppen der Lasten dient. Von Wumulong, unserem Übernachtungsort, führte die Strasse nun durch ein enges schluchtartiges Tal zu einem Kessel mit einem weiteren Ort, auf den ein Pass folgte. Die anschliessende Abfahrt war genial, es ging erst einmal hangparallel weiter, dann immer leicht abfallend und am Schluss über einen Kamm nach unten, so machten wir viel Strecke ohne zu grosse Anstrengung. Zu Mittags war dafür kein geeignetes Lokal am Wegesrand, so dass wir auf unsere Vorräte zurückgriffen. Die müssen auch ab und zu dezimiert werden, sonst sammeln sich viele alte Kekse an. Ab der nächsten Stadt musste wieder entschieden werden. Hier hatten sich sogar drei Optionen eröffnet, die uns teils erst kurz vorher auffielen. Neben der Umwegsbergvariante über Yongde, welche zum Ursprungstrack führte (wir mussten einen grösseren Umweg einplanen, da der Ursprungstrack wohl durch gesperrtes Gebiet geführt hätte: an der Grenze zu Myanmar gibt es wohl von China nicht kontrollierte Zonen, welche Drogenbarone kontrollieren und an deren Grenzen die Polizei einen umdrehen lässt), hatten wir eine Abkürzungsvariante ein Tal herab Richtung Nujiang gesehen und als neueste Variante, nicht in OSM und Russenkarte war uns ein Nebenstrassengewirr querbergein aufgefallen. Für letztere entschieden wir uns, zumal die Russenkarte uns weniger Höhenmeter versprach als bei häufiger Flussquerung zu befürchten war. Am Beginn der Strasse war diese auf einem Schild genau so geführt, wie wir uns die Nebenstrassen zurechtgelegt hatten. Das bedeutete noch einen knackigen Anstieg am späten Nachmittag ab Yongkan. Dieser war aber wieder sehr schön dem Gelände nachgeführt und brachte uns schnell weg aus dem breiten viel genutzten Tal. Sogar eine Hoffnung auf ein Hotel hatten wir, da der einzige grössere Ort an der Strecke in Schlagdistanz lag, sofern die Chinesen die Strasse richtig führten. Letzteres erfolgte dann, sie verwendeten tatsächlich den 1500 m Durchschlupf und jagten uns nicht über die hohen Berge. Am ersten Hotel in der Kleinstadt, welches einen neuen Eindruck machte, mussten wir erst einmal warten bis die verantwortliche Frau gerufen war. Der Preis war mit 80 Yuan angegeben. Christian versuchte noch auf 70 Yuan herunter zu handeln, was aber nicht ganz erfolgreich war, da die Frau uns dann letztendlich die Nacht für 60 Yuan anbot. Preis-Leistungsmässig war das bisher unser bestes Hotel im Urlaub, ein grosses sauberes Zimmer und letztendlich sogar warmes Wasser, was wir aber erst nach dem Duschen richtig feststellten.
Regional typische Tracht

Kleiner Mann, grosser Töff

Im Hintergrund Reisterassen
Gute Übersichtskarte für eine schöne Verbindungsstrasse

Es muss nicht immer Teer sein

Wunderschöner Blick zurück ins Tal

Obwohl wir auf 1400 m waren, fühlte sich der nächste Morgen wieder recht kühl an, was aber durch den Anstieg, der hinter dem Ort begann, gleich verflog. Wir waren wieder in schönem Bergland unterwegs, in den Tälern und an den unteren Hängen stark genutzt, daher überall terassiert, teils mikroterrassiert (quasi für eine Pflugfurche), auch Steinbrüche gab es wieder zahlreiche. In dieser Gegend werden oft am Wegesrand verschiedendste Ziegel hergestellt, Kalk-Ton und Betonziegelsteine. Wir hatten angesichts der Topographie zwei Anstiege bis zu 1800 Meter vermutet, doch die Strassenbauer hatten hier wieder eine geniale Routenführung gefunden und so ging es nur auf gut 1600 Meter und danach 1000 Höhenmeter herunter bis zum Nujiang. Von oben sah der Fluss gar nicht so gross aus und floss noch halbwegs gemächlich in seinem tief eigeschnittenen Tal. Im Sommer würde sich das ändern, man sah deutlich, dass der Wasserspiegel dann wohl mindestens 5 Meter höher lag. Der Nujiang ist vom Einzugsgebiet ein recht komischer Fluss, im Prinzip hat er nur in Tibet einige Fläche, danach ist sein Einzugsgebiet auf wenige Kilometer rechts und links von ihm beschränkt.
Bevor wir den Nujiang an einer Brücke überqueren konnten, zeigten sich am Strassenrand noch überraschend ein paar Soldaten. Wir fürchteten schon, dass hier eine Strassensperre ist, aber nach einem kurzen Blick in den Pass durften wir weiter. Es sollte noch ein kleiner Anstieg zu einem Trockental folgen, das war eigentlich eine Befürchtung gewesen, dass die Strasse hier wieder viele Höhenmeter macht, aber durch dieses Trockental, eventuell ein alter Flusslauf des Nujiang?, blieben uns diese erspart. Da uns die letzten beiden Tage einige Körner gekostet hatten, blieben wir nach dem Mittagessen in der nächsten grösseren Stadt, noch vor dem nächsten Zusammentreffen mit dem Nujiang in einem Hotel. Die Luxus-Suite hier unterschied sich von den anderen Zimmern dadurch, dass es einen PC mit langsamem Internet hatte. Dafür zahlten wir gerne einen kleinen Aufpreis. Christian machte sich noch auf Erkundungstour und fand den örtlichen Radladen ohne etwas zu kaufen, aber dafür auch ein Buchgeschäft in dem es passable Strassenkarten der Region gab. Im Supermarkt wurden wir leider wieder keines Müslis und keines Kakaos fündig, ein echter Mangel hier. Morgen geht es weiter das Nujiang tal rauf.
Die Last scheint nicht zu stören

Schöne Felsen I
Schöne Felsen II

Keine Kuhwege

Die Strasse ist wirklich super höhenoptimiert geführt

Zuckerrohr wird geerntet
Es geht runter zum Fluss Nujiang
Es geht gewaltig runter zum Nujiang
Der Nujinag
An den Ufern ist gut zu sehen, dass der Fluss zur Regenzeit einiges mehr an Wasser führt
Damit wir die Baustellen nicht vermissen

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