Sonntag, 14. April 2013

Quer durch Yunnan auf Kurbelsuche

Am nächsten Morgen macht Christian sich erst einmal auf Radladen suche. Zwar nicht sehr optimistisch, da wir gestern noch in einem Reisebericht eines anderen Radlers gelesen hatten, dass er hier keinen Radladen gefunden hatte und dabei konnte er recht gut chinesisch, da in Kunming wohnhaft. Mit Hilfe der Wörter Laden und Fahrrad klappt es aber ganz gut. Die Rezeptionistin führt mich gleich nebenan in eine Motorradwerkstatt, welche einen Laden zu kennen scheint. Mit der Wegbeschreibung der Rezeptionistin ist der Laden schnell gefunden. Es ist ein gemischter Laden, auf der einen Seite werden Gitarren verkauft, auf der anderen Seite des Ganges Fahrräder. Nicht sehr hochwertige zwar, aber als ich mein Problem beschreibe, gehen wir in den hinteren Teil des Hauses, wo in einem Kämmerchen Radteile gelagert sind. Leider ist es nur ein einfaches Sortiment und mit Keilkurbeln komme ich an meinem Fahrrad nicht weiter. So ist klar, dass wir in Fugong wohl nicht an eine geeignete Kurbel kommen. Am Busbahnhof wird sich daher noch schnell erkundigt, wann der nächste Bus nach Liuku geht, um 9.55 ist zu früh, bis dahin haben wir nicht gepackt, der darauffolgende geht um 11.10. Wir entscheiden, dass es keinen Sinn macht mit der defekten ausgeschlagenen Kurbel weiter zu fahren und packen daher unsere 7 Sachen. Interessanter Weise bekommen wir kurz nach 10 doch noch einen Bus, der dann um 10:30 losfährt. Die Räder machen aber erst einmal ein Problem. Der Busfahrer möchte sie nicht aufs Dach tun, obwohl es einen Gepäckträger hat. Mit ein bisschen Hartnäckigkeit können wir ihn doch dazu überreden und wuchten die Räder selbst nach oben. Die Strecke, für die wir einen guten Tag gebraucht haben, fährt der Bus in 3,5 Stunden. Sehr schnell kommt er auch nicht voran, die Strasse ist kurvig und hat Gegenverkehr. Zudem liegen immer mal wieder Steine auf der Fahrbahn.
In Liuku landen wir leider wieder im neuen Ortsteil, der ein paar Kilometer vom eigentlichen Zentrum weg ist. Immerhin treffen wir einen englisch sprechenden Passanten, welcher uns einen kleinen Laden beschreibt und meint, dass es halt nur ein small shop ist, da Liuku eine small town ist. Wir sind uns nach den bisherigen Erfahrungen mit Radläden in Städten aber sicher, dass wir hier ein Geschäft finden müssen, welches uns weiter helfen kann. Im Zentrum ist der Laden aber nicht schnell gefunden, wir fragen noch zahlreiche weitere Passanten und stärken uns zwischenzeitlich im chinesischen McDonalds, hier gibt es Pommes und Burger für uns, das darf zur Abwechslung einmal sein. Danach finden wir mit noch weiterer Fragerei den wohl gemeinten Laden. Es ist ein Bastlershop, welcher auch Motorradreparaturen macht, aber auch einige Radteile vorrätig hat. Er kramt bei sich im Regal nach Kurbeln, aber leider kommen nur Keilkurbeln heraus, welche er mir samt einem neuen Tretlager einbauen will. Wir entscheiden recht schnell, dass das Nichts ist und wir wohl in Liuku doch nicht fündig werden. Es geht zum Busbahnhof zurück, wo wir für einmal Pech haben mit spontanen Abfahrten. Der Bus nach Dali fährt erst um 20:00 und der 16:30 Bus nach Baoshan würde nur ein Rad mitnehmen. Wir entscheiden uns doch den Nachtbus nach Dali zu nehmen. Unser GPS hat dort 3 Radläden verzeichnet und die Stadt ist gross, sowie touristisch, dort muss es sicher eine Kurbel geben. 
Blick aus unserem Fenster - der neue Ortsteil von Fugong
Radladen in Fugong
Wir packen unsere Räder wieder möglichst opimal, d.h. Vorderrad raus, Lenker ab, Schutzblech und Sattel, sowie Pedale ab, so dass sie sicher ins Gepäckfach passen. Der Busfahrer macht dann aber einfach die Klappe ganz hinten auf, wo unsere Räder ohne Probleme voll montiert hereingepasst hätten. Dieses Fach kannten wir noch von keinem Bus. Der Sleeper ist dann so seine Sache, die Platzkartwägen in Russland waren uns auf jeden Fall viel lieber. Es hat zwei Bettenebenen und verschiedene Konfigurationen, wieviel Betten in der Busbreite untergebracht sind, wir haben ein Dreierbett erwischt, auf der anderen Gangseite ist noch ein Einzelbett. Zum Glück ist der Bus nicht voll, so dass wir nicht noch mit einem weitere Gast teilen müssen. Bettbezüge gibt es natürlich nicht. Christian ist daher froh auf seiner Isomatte zu liegen, Dina möchte ihren Seidenschlafsack lieber nicht dreckig machen. Durch das Fenster können wir lüften, so ist der Fussgeruch noch erträglich. Die Fahrt ist ruhig und man bekommt so doch ein bisschen Schlaf, nur beim Checkpoint müssen wir wieder raus, dort werden wir wohl aus der Liste ausgetragen. In Dali sind wir um 1 Uhr früh, da heisst es erst einmal Hotel suchen. Das GPS ist hier wieder hilfreich und so finden wir einen unscheinbaren Hauseingang. Die Rezeptionistin müssen wir durch den Schein der Taschenlampe wecken, bekommen dann aber problemlos ein Zimmer zugeteilt, in das wir auch die Räder stellen dürfen.
In der Früh macht sich Christian auf Radladensuche. Das GPS hat Merida und Giant direkt nebeneinander. Doch bei der Ansteuerung der Beiden umrundet Christian erst einmal den Block. Das ist eine glückliche Fügung, da sich im Nachhinein herausstellt, dass die GPS-Punkte falsch oder veraltet sind.
An einer Kreuzung läuft mir jemand mit schickem Giant-Mountainbike entgegen. Als ich ihn auf den Giantladen anspreche, fällt mir auf, dass er auf seinem Giant-Pullover auch ein Giant-Namensschild hat. Er deutet auf die Schrift des Ladens neben uns, es ist der Giant-Laden und vor ihm warten noch 10 andere Mitarbeiter. Nur die Rolläden sind zu, eigentlich sollte er jetzt gerade geöffnet sein. Frohen Mutes schraube ich die Kurbel ab und zeige mein Problem, doch der hinzugezogene Chefmechaniker kommt gleich mit einem "Mei Yu", haben wir nicht. Ich verstehe nicht ganz, was er damit meint, ob etwa die Kurbel nicht zu reparieren sei. Das ist mir auch klar. Doch nach ein bisschen Diskutieren ist klar, dass er meint, die Kurbel würde ich bei ihnen im Laden nicht finden. Leider ist der Laden noch nicht offen, sonst hätte ich ihm gerne eine passende Kurbel aus einer Kiste gekramt, aber er meint, dass ich vielleicht in Kunming eine passende Kurbel finde. Das kann doch nicht wahr sein, der grösste Radladen vor Ort mit 5 Schaufenstern kann mir nicht weiterhelfen. Sie verweisen auf einen anderen Laden einen Kilometer weiter, doch die Wegbeschreibung ist zu wage, als dass ich ihn finde. Auf der Strasse spreche ich draufhin einen älteren Herren an, der wohl gerade auf Sonntagsausfahrt ist. Er hat ein Meridabike und nach Schilderung des Problems fährt er mir voraus um den Weg zu zeigen. Er steuert aber geradewegs auf den Giant-Laden zu, so dass ich ihm mit einem "Mei Yu" darauf aufmerksam mache, dass das keinen Erfolg hat. Daraufhin schlagen wir einen Weg entlang des Flusses ein und nach einiger Zeit (der Mann vom Giant-Laden hatte für den Merida-Laden ebenfalls eine zu wage Wegbeschreibung gegeben, zumal er 3 km weg sein sollte) landen wir am Merida-Laden. Der hat zwar nur zwei Schaufenster aber geht tief hinein. Im hintersten Zimmer ist die Radteilesammlung, wo es auch Vierkantkurbeln hat. Erst nach erster Montage fällt mir eine gute Vierkantkurbel von Shimano auf, welche sogar wechselbare Kettenblätter hat, die anderen Kurbeln sind genietet, wie ich es von meiner Ersatzkurbel aus Marokko kenne. Diese Kurbel wechselt für 300 Yuan den Besitzer und passt auch gut auf das Tretlager, die Achslängen sind hier das Kritische, manchmal können sie am Rahmen aufsetzen. Der vordere Umwerfer muss nicht einmal verstellt werden. Da die Pedale auch schon Nackeln (XT-Klickpedale, die endlich mal länger halten sollten), werden noch leichte Ersatzpedale gekauft, natürlich keine Klickies. Der Merida hätte sogar hochwertige, bzw. Teile des neuesten Standards, z.B. SLX-Kurbeln mit Hollowtechstandard, für ein Tourenrad ist das aber eher unpraktisch, da die Teileversorgung noch schlechter ist. So hat es hier auch nur 8fach oder 10fach Ketten, kein 9fach, für uns tun  es aber auch die 8fach-Ketten. Auf Nachfrage bekomme ich beim Merida noch einen gehärteten Imbus in die Hand gedrückt.
Beim Giant wird auf dem Rückweg noch vorbeigeschaut, dort wäre wohl tatsächlich keine Kurbel zu finden gewesen, wahrscheinlich ist der Radverkauf lukrativer, als die Reparatur.
Nach hoffentlich erfolgreicher Reparatur wollen wir nun Dali anschauen, das soll eine Topsehenswürdigkeit in Yunnan sein. Bei Betrachtung der Karte stellen wir fest, dass dieser Ort noch ein Stück weg ist, 12 Kilometer liegen Alt-Dali und Neu-Dali auseinander. Auf dem Weg dorthin finden wir im Supermarkt endlich den ersehnten Kakao, Milo von Nestle, Yeah!! Das touristische Dali ist dann wirklich touristisch, die Altstadt ist nicht klein, aber voller Boutiquen und Läden für die ganzen Horden an Touristen, die hier herumlaufen, teils werden ganze Busladungen mit Kopfhörer durch die Gassen geschleust. Die Häuser sehen aber noch schön ursprünglich aus, selbst in den Hauptmarktgassen wächst Gras auf den alten Dächern und wenn man etwas abseits geht, hat man sogar noch Einsamkeit. Westliche Touristen sieht man nur sehr vereinzelt, ein ziemlicher Kontrast zu Luang Prabang. In einem weiteren Radladen, den wir sehen, wieder ein Merida, werden nochmal Disc-Beläge gekauft, ein bisschen beunruhigt war Christian, weil diese in Neu-Dali gar nicht zu finden waren, zumindest für unsere Bremsen. Der Abstecher zum Tempelgelände (die 3 Pagoden) ist dann mässig ertragreich, den Eintritt wollen wir uns sparen und schauen daher von der Seite aufs Gelände. Dieses ist mit Bewegungssensoren und Stacheldraht abgesichert. Die Blicke über die Mauer, lassen bezweifeln ob die über 100 Yuan Eintritt gerechtfertigt gewesen wären. Auf dem Rückweg geht es noch einmal ins Getümmel der Altstadt und danach auf Neu-Dali zurück.
Nette alte Häuser gefüllt mit Souvenirs = Dali
Die Fladen auf dem Tisch sind fritierter Käse

Tempel mit schönem Vorplatz
Tempel
Eine andere Art zu Dreschen
Aussicht vom "Tempel Hügel"

Näher ran müsste mit teurem Eintritt erkauft werden

Stadttor
Noch ein Stadttor
Tschüss Dali

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