Dienstag, 16. April 2013

Von Dali nach Norden in die Berge

Als wir in der Nacht in Dali angekommen waren, hatten wir gar nicht bemerkt, wie hoch das eigentlich ist, die Stadt liegt knapp unter 2000 m und ist umrahmt von Bergen und einem grösseren See. Zur Weiterfahrt nach Norden müssen wir nun einen neue Route finden. Vom Nujiang wären wir gerne zum Mekong gewechselt und schauen nun, wie wir auf anderem Wege dort hinkommen. Wir müssten auf jeden Fall wieder einige Kilometer nach Norden machen. Von Dali wählen wir ein Tal, das nach Westen führt. Das scheint die Hauptverkehrsverbindung hier zu sein. Es führen die Autobahn und die alte Fernstrasse durch das Tal, welches tief eingeschnitten ist und daher wenig Platz für anderes lässt. Dennoch sind gerade Arbeiten für eine neue Eisenbahnlinie im Gange, das scheint die Linie an die burmesische Grenze bei Ruili zu sein, wie uns unser Atlas zeigt. Der Wind in Dali hatte gegenüber dem Nujiang gedreht, bei der Rückfahrt hatten wir Gegenwind und als wir in das Tal einbiegen blässt uns ein richtiger Sturm entgegen, so dass wir absteigen müssen. Zum Glück ist der Wind nur an exponierten Stellen so heftig, sonst würden wir obwohl es stark bergab geht, auf 20 Kilometern verlieren wir 500 Höhenmeter, gar nicht vorankommen. Da die Autobahn eine Mautstrasse ist, hat es auf der alten Strasse viel Vermeidungsverkehr auch schwer beladene LKW. Diese müssen immer wieder an den Seitenrand fahren und spritzen an eingerichteten Stellen ihren Motor mit einem Wasserstrahl zur Kühlung ab. Das Tal macht einen Eindruck wie die stark genutzten Transitstrecken in den Alpen, die durch enge Täler führen, z.B. Brenner oder die Verbindung von Frankreich nach Turin. Durch den vielen Verkehr ist die alte Strasse in schlechtem Zustand, teils kommt das alte Kopfsteinpflaster wieder zum Vorschein. So sind wir froh, als wir wieder nach Norden in ein Nebental biegen können. In diesem verlief früher die Hauptverbindung nach Dali, aktuell wird eine neue Hauptverbindung gelegt, die Eisenbahn. Die Strecke an sich ist noch nicht im Bau, nur die Hoch-und Tiefbauten, d.h. Tunnels und eindrucksvolle Brückenpfeiler, hier wird mal wieder ein Monument von Chinas Machtdemonstration gefertigt, zum Teil quer durch die Ortschaften durch.

Einer der vielen Transporte von einer Mine

Schwertransport
Die Stützen stehen
In der hoteltechnisch anvisierten Stadt werden wir schnell fündig, mit 40 Yuan ist es das bisher billigste Hotel. Dafür nimmt man ein paar Renovierungsschäden in Kauf. Diese scheinen wohl zum guten Ruf hier zu gehören. Anders ist nicht zu erklären, dass die Tür voller weisser Zimmerfarbe ist und auch der Spiegel Einiges abbekommen hat. In anderen Hotels wird die Zimmerfarbe auch gerne beim Renovieren auf dem Boden verteilt. Es könnte alles so schön sein, findet Dina. Am Abend geht es in ein übliches Restaurant, wir nehmen nochmals Käse als Beilage. Schon Mittags hatten wir in Alt-Dali fritierten Local Cheese probiert, leider wurde eine Menge Zucker darüber geschüttet, so dass er nicht so geniessbar war.
Der nächste Morgen beginnt leider sehr verregnet, so dass wir ausschlafen und noch ein bisschen Blog nachholen können. Leider klappt das Abschicken am Rezeptionsrechner nicht, unser Wordfile ist nicht lesbar und ein entsprechendes Sprachupdate wollen wir nicht machen. Auf den Zimmern hat es teils sogar Ethernetanschluss, so auch hier, aber unser kleiner Reiserechner hat leider keinen entsprechenden Anschluss, auf unseren Reisen hatten wir bisher nur die Erfahrung gemacht, dass WLAN verbreitet ist und hatten gar nicht damit gerechnet, dass in China die Ethernetkabel Standard zu sein scheinen. Um 10 Uhr hat es schliesslich aufgehört zu regnen, schneller als gedacht und schon bald zeigt sich blauer Himmel. Wir fahren aus Yangbi heraus und befinden uns nun auf einer kleineren Strasse, da wohl nicht mehr so wichtige Orte kommen. Sie ist teils nur ein bis eineinhalbspurig, so dass Lastwagen bei Gegenverkehr Probleme bekommen. Im Gegensatz zum Nujiangtal ist dieses Tal lieblicher und Dörfer und Landwirtschaft erscheinen noch ursprünglicher. Was auch auffällt sind die vielen alten Leute, denen wir am Strassenrand begegnen, oft sind sie noch voll am Arbeiten, d.h. schleppen in ihren Körben Feldfrüchte, Holz oder Mist. Die Körbe werden hier oft mit einem über die Stirn gelegten Band getragen und scheinen beachtliche Gewichte zu erreichen. Selbst in Dali sah man die Körbe noch im Einsatz, dort aber mehr für den täglichen Einkauf. Im unteren Tal waren einige Getreidefelder schon abgeerntet, weiter hinten ist man wohl kurz vor der Ernte, nur bei wenigen Feldern liegen die Ähren schon gebündelt am Boden. Am Strassenrand hat dafür der Frühling Einzug gehalten, zumindest blühen einige Bäume und Büsche. Auch dieses Tal ist durch die Wasserkraft stark erschlossen, teils scheinen die Bauten aber unfertig oder inaktiv, weil ein neueres Kraftwerk das Wasser schon nutzt. Weiter hinten im Tal bemerken wir blaue Zelte, welche neben Häusern herumstehen, am Anfang nur vereinzelt später immer mehr, bis bei einem Ort jedes Haus mehrere solche Zelte zu haben scheint. Wir vermuten ein Erdbeben als Ursache. Das wird bestätigt als wir im Hauptort ein Plakat mit den Schäden des Bebens und den folgenden Aufräumarbeiten sehen. Bei einigen Häusern sieht man noch die Ruinen und dahinter schon den Neubau. Das Erdbeben scheint schon ein bisschen her zu sein, da man nicht so offensichtlich die Schäden bemerkte und die meisten Häuser wieder stehen. Die drauffolgenden Orte haben wieder fast keine Zelte und wohl auch weniger Schäden gehabt.

Znüni mit Blick auf schönes Dorf
Auch hier dominieren Terassen
Die Strasse steigt angenehm
Das Tor zu einem traditionellen Dorf
Fast der gleiche Kopfschmuk wie Christian
Tannenwald beginnt
Die Felder werden vorbereitet
Es wird gebaut
Blick über die Hügel

Die blauen Zelte werden immer mehr
Der Wiederaufbau ist noch nicht abgeschlossen
Informationsplakat über das Erdbeben
Friedhof
Eine schöne Saubande
Wasserbüffel
Schon viel wurde wieder aufgebaut
Stausee
Es geht aufs Feld
Heiterer Sonnenschein
Nachdem unser GPS im nächsten Ort zwei Hotels anzeigt, versuchen wir unser Glück dort, da wir für die Nacht Regen erwarten. An der ersten Lokalität ist das Hotel wohl ausgezogen, dafür werden wir 100 m weiter an ein anderes Hotel verwiesen. Die Zimmer scheinen uns aber für 80 Yuan nicht angemessen bepreist und so sind wir froh, dass wir im zweiten Hotel des Ortes für 50 Yuan unterkommen (für 20 Yuan hätte es sogar ein Zimmer ohne Bad gegeben). Dina kann sich einmal mehr über die Sauberkeit der Chinesen amüsieren, die Fliessen im Bad wurden wohl schon seit Jahren nicht geputzt. Leider wissen wir nicht, wie man auf Chinesisch "Putz mich" schreibt. Das wäre im anderen Hotel aber leider auch nur marginal besser gewesen. Am Morgen lässt uns das Regengeräusch noch etwas faul im Bett liegen, unsere Wetterapp hat für heute Regen in Dali im Programm. Doch es hört schon bald auf, so dass wir uns rasch aufmachen und noch vor 8 Uhr loskommen. In den Läden hier ist es immer schwieriger an Wasser zu kommen, wahrscheinlich kann man hier das Wasser doch meist trinken. Michi hatte uns in Puer dringend von Hahnwasser abgeraten, doch hier in den Bergen dürfte es tatsächlich besser sein. Die Luft ist in der Früh noch kühl, was mit dem aufkommenden blauen Himmel aber ein schönes Fahrgefühl ergibt. Am Ortsausgang werden wir von einem alten Herren freudig begrüsst, der wohl Christians gekonnte Spuktechnik bestaunt (wir passen uns ja an). Nach 5 Kilometern geht unsere Nebenstrasse weg. Diese war zwar nur in unserem Yunnanatlas eingezeichnet aber eine Erkundigung bei Einheimischen ergibt zustimmendes Nicken zu unseren gezeigten Schriftzeichen der nächsten grösseren Stadt. Die Strasse ist nicht geteert sondern als Kopfsteinpflaster ausgeführt. Unterwegs treffen wir sogar einen Bautrupp, welcher neues Kopfsteinpflaster auslegt, Bauen ist auch hier Frauensache. Die Piste ist wohl auch deshalb gut im Schuss, weil der Fluss wieder stark genutzt ist, einige Wasserkraftwerke liegen am Weg. Heute fällt uns auch ein spezielles Charakteristikum der chinesischen Wasserkraftwerke auf. Das Wehr ist meist ohne bewegliche Teile ausgeführt, nur der Oberwasserkanal ist mit einem Tafelschütz zu schliessen. Es wird also zunächst alles Wasser in den Oberwasserkanal abgeleitet, die Druckleitung ist aber meist eher klein dimensioniert, so dass gar nicht alles Wasser verarbeitet werden kann. Das Überschusswasser fliesst dann als Wasserfall in Kraftwerksnähe wieder herunter.Das enge Tal ist im Talgrund nicht gross landwirtschaftlich genutzt, nur in Höhenlagen sieht man Felder. Später weitet sich das Tal und idyllische Orte säumen den Weg, hier sieht alles noch recht ursprünglich aus, Pferde schleppen Baustoffe heran und die Felder werden in Handarbeit bestellt. Eine Besonderheit fällt hier auf, die neu bepflanzten Felder werden mit Plastikfolien abgedeckt. Wir vermuten, dass die angepflanzten Feldfrüchte Salate sind, bei den rauen Mengen, die gesetzt werden ist aber Tabak plausibler. Im Hochtal sind sonst noch nicht so viele Feldfrüchte am wachsen, so dass wir die ausgewachsenen Pflanzen nicht sehen. Nach der Einmündung unserer Nebenstrecke auf die Hauptstrasse kommt eine grössere Stadt wie gerufen für die Mittagsrast. Zunächst erstaunt uns der ursprünglich gebliebene Charakter der Stadt, andernorts hatten selbst kleinere Städte einen Haufen Neubauten, hier sind diese auf den Bereich um die Fernstrasse beschränkt. Die Häuser um den Marktbereich sind oft noch aus Holz und anders als wir bisher in China angetroffen hatten. Auch die Bevölkerung ist vielfach noch in Tracht unterwegs. Ab dem Mittag drohen wieder einige Schauerwolken aus dem Westen, die hohen Berge sind verhüllt und haben schon Neuschnee abbekommen. Auf der Strasse kommen wir dank leichtem Rückenwind noch gut voran, in der nächsten Stadt finden wir sogar lange Schuhbänder und da Christian nicht passend zahlen kann, gibt es sie um den halben Preis, so reicht das Kleingeld. Wir wundern uns über eine riesig gebaute neue Strasse, für die beträchtliche Teile eines Hanges befestigt werden mussten, wo es doch hier im Hochtal so viel ebene Fläche gibt. Sie stellt sich als Ortsumfahrung heraus. Diese ist wohl durchaus notwendig, da der nächste Ort sich als Rohstoffzentrum entpuppt. Sogar schicke Hotels und riesige Supermärkte hat es hier. Zu viel für uns und so sind wir froh wieder eine Nebenstrecke einschlagen zu können. Es geht Richtung Hexi, schon nach der ersten Stadt, in der wir einen Regenschauer abwarten, wird die Strasse aber ziemlich schlecht, der Asfalt fehlt und wenig später kommt sogar Kopfsteinpflaster zum Vorschein. Die Strasse wird wohl intensiv von LKW genutzt, die hier Gestein von weither transportieren, so bleibt die Strasse ein abwechselndes Gemisch von Schotter, Kopfstein und kaputtem Asphalt. Dafür führt sie durch ein wunderschönes Flusstal, das nun wieder tiefer eingeschnitten ist und viele Nadelbäume beheimatet. Da es immer wieder kleine Gegen steigungen hat und der Belag uns nicht wirklich schnell rollen lässt, kommen wir langsamer als gedacht voran, so dass wir noch einmal einen Regenschauer abbekommen. In Hexi selbst suchen wir ein Hotel an der Hauptstrasse auf, die Damen an der Rezeption sind aber mehr mit sich selbst beschäftigt und am tratschen, so dass es einiger Zeit bedarf, um ihnen klar zu machen, dass wir im Hotel gerne übernachten würden. Manchmal fragt man sich, ob das nicht selbstverständlich ist. Die Sache mit dem Pass erscheint zu kompliziert, so dass wir den Teil überspringen können auch ein Depot ist wohl nicht einfach zu erklären. Nach einem langen Tag geschafft freuen wir uns noch auf ein gutes Abendessen.
Mistverladen
Wieder einmal Bsetzistein
Durch das Baggertor
Friedliches Tal
Es geht hoch
Die Bsetzisteine werden neu gelegt
Auch wenns holpert eine wunderschöne Strasse
Es ist wieder bewohnt, am Anfang der Hochebene
Dorf zu Beginn der Hochebene
Die Landwirtschaft dominiert die Landschaft
Plastikplannen dominieren die Felder
Baumplantage
Marktgasse
Die Strasse hat schon bessere Zeiten gesehen
Es wird "schluchtig"
Plakat um Leitungsdiebe abzuhalten

Abendstimmung

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