Samstag, 2. März 2013

Am und über dem Limit durch die Cardamons

Nach einem Ruhetag in Koh Kong sollten wir wieder soweit hergestellt sein, dass wir die Etappe über die Cardamon-Berge hinter uns bringen könnten. In Koh Kong hatte ich im Internet noch einen Bericht über die Querung gefunden, leider konnten wir im Hotel nicht auf die GPS-Daten zugreifen. Im Internetcafé war jedoch zu sehen, dass die Route genau der von mir in google earth gezeichneten Route entsprach. Sie lief unter dem Namen Smuggler Trail. Um der Hitze ein bisschen zu entkommen, standen wir um 5:30 auf und fuhren im Morgengrauen los. Viel war noch nicht los auf den Strassen Koh Kongs, dafür war die Luft halbwegs angenehm, der Wetterbericht gab als Minimum 24 Grad an. Die  Piste führte am Flughafen vorbei und machte einen guten Eindruck. Mittlerweile war auch einiger Verkehr unterwegs, Mopeds und normale Autos. Die Piste scheint recht frisch angelegt zu sein, zumindest macht der erste Berg noch einen guten Eindruck, die Regenrinnen sind noch intakt und die Fahrbahn nicht zerrunst. Beim Radeln muss ich an die vielen Minen denken, die hier wohl noch in der Erde schlummern und dass wir daher nicht gross abseits der Wege unterwegs sein dürfen. Die ganze Rote Khmer Ära ist ein zu trauriges Kapitel um an sie während der Reise zu denken, sonst würde man jeden Kambodschaner nur als Opfer sehen.
Nach den ersten Kilometern hat es immer noch landwirtschaftlich genutzte Flächen (Eukalyptusplantagen) und sogar ein paar kleine Läden am Wegesrand. Wir genehmigen uns hier ab und zu ein gekühltes Getränk. Diese befinden sich in eisgekühlten Plastikboxen. Wenig später kommen wir an eine Wegkreuzung, nach rechts geht mein gezeichneter Track ab, nach links die grosse gut fahrbare Piste. Ich hatte aufgeschnappt, dass wir immer nach "Oasom" fragen sollten oder nach "Pro Mouy". Die Leute im Laden an der Abzweigung (in dem ich sogar eine eisgekühlte grosse Cola fand), geben uns an, dass wir nach links müssen. Das bedeutet zwar den Track zu verlassen, aber auf der OSM-Karte ist sowohl mein Track als auch der Weg nach links eingezeichnet, so dass wir nicht ganz orientierungslos sind. Damit fahren wir wohl doch nicht den Schmugglerpfad, sondern eine sehr neue Verbindungspiste. Diese hat ihren Ursprung wohl in chinesischen Kraftwerksprojekten, welche hier hinten am entstehen sind. Die ganze Strasse entlang führt zudem eine neue Stromleitung, von der momentan nur die Masten stehen. Die neue Strasse führt leider wieder nach unten, fast auf Meeresniveau, so verlieren wir unsere 300 Höhenmeter wieder. Nahe am Fluss hat es wieder ein einfaches Wellblechcamp, dem noch weitere Baustellencamps, teils mit festen Häusern folgen. Das hat den Vorteil, dass man dort meist auch ein gekühltes Getränk oder Wasser bekommt. Leider macht Dina die Mittagshitze wieder ziemlich zu schaffen, so dass wir um 11.00 das Mittagslager beziehen.

Aufbruch in die Cardamon-Berge

moeglichst frueh geht es los

Erster Zahnzieher

Kurze Rast
Es wird gruen

Diesen Abbruch umgeht die Piste

rote Lateritpiste

Mit grossem Aufwand angelegt
Hier wurde noch mehr weggefraest

Neue Bruecke

Die zweite Bruecke wurde nicht fertig gestellt

Es fliesst fast nichts
Fluss am Mittagsplatz
auch er fliesst nicht wirklich

Als sich mal Wolken vor die Sonne schieben versuchen wir noch ein Stück weiter zu fahren. Wir kommen noch in ein Baustellencamp, wohl die unterste Kraftwerksstufe, doch am nächsten Berg wollen die Wolken nicht mehr und so bleiben wir an einem schattigen Plätzchen im Strassengraben liegen. Zum Glück geht manchmal ein laues Lüftchen. Die Abendetappe ist dann wieder mühsam, da es weiter den Berg rauf geht und Dina immer kurz vor dem Wegkippen ist. So machen wir immer wieder Pausen. Nach dem Berg geht es wellig weiter und wir gelangen an das Hauptcamp, wo ich noch ein bisschen Benzin kaufe. Hier geht die Piste nach Oasom nach links ab, wieder den Berg rauf. Da Dina nun endgültig am Ende ist, schlagen wir unser Zelt am Strassenrand auf, von hier hat man eine gute Aussicht auf das Bauarbeiterdorf unten. Eigentlich wollten wir nur das Innenzelt aufstellen, da jedes bisschen Lüftung notwendig ist, uns steht das Wasser immer noch auf der Haut, aber es gewittert ein bisschen, so dass es sicherer ist noch ein Aussenzelt zu haben. Im Nachhinein wäre wohl nur das Innenzelt auch gegangen. Ich werfe noch den Kocher an, eine Premiere für den Urlaub und für den Kocher. Er will zwar am Anfang nicht so, aber mit noch ein bisschen mehr Pumpen und Vorheizen dröhnt er ordentlich vor sich hin, so dass die Nudelsuppen schnell gemacht sind. Nach der üblichen Rädervorsorge können wir uns ins Zelt verkriechen. Hier ist Malariagebiet, daher hatten wir uns am Abend noch eingeschmiert und auch die Mückenspiralen angezündet. Letztere konnten wir in Trat noch im Supermarkt kaufen, ich habe sie aber sogar hier in kleinen Läden am Strassenrand gesehen. Oasam ist wohl noch 50 km weg, das sollte bis am morgigen Abend schaffbar sein. Bei der Hitze hier wird man bescheidener in den Kilometeransprüchen.

Steigung nach der Mittagspause

Unser Uebernachtungsplatz am Strassenrand (Minenfrei und halbwegs eben)
Die Nacht verläuft ruhig, und am morgen ist es fast mal auszuhalten. Zum Schlafen braucht es nicht einmal den Seidenschlafsack und eigentlich auch keine Kleidung, so wenig kühlt es ab. Eine Dusche hat es leider nicht am Schlafplatz, am Morgen beim Losradeln stellen wir jedoch fest, dass nur 100 m oberhalb ein kleines Rinnsal im Strassengraben herunterläuft, ein bisschen Waschen wäre also drinnen gelegen. Ansonsten sehen wir unterwegs nicht viel Wasser, selbst die grossen Flüsse hier sehen nur dort wo sie natürlich zurückgestaut sind gross aus, sonst rinnt es auch nur marginal zwischen den Felsen. Andere Bäche sind ganz ausgetrocknet. So sind wir froh, als wir in der Früh am ersten Laden einen grossen Pack Halbliterflaschen kaufen können. Zudem gibt es ein Cola und Multivitgetränk. Unterwegs sehen wir immer wieder Arbeiter hoch oben in den Strommasten hängen, ansonsten machen sich die Baustellen vor allem durch Verkehr bemerkbar. Heute kommen wir sogar am Kraftwerkshaus einer Kraftwerksstufe vorbei, es folgt natürlich ein steiler Anstieg. Nach einem weiteren Flachstück kommen wir auch endlich am Stausee an, der jedoch nicht so gross erscheint. Das Kraftwerk dürfte überwiegend als Laufkraftwerk fungieren, momentan läuft aber noch nichts, es fehlen Wasser und die Stromableitung. Die Projekte werden von Chinesen vorangetrieben, entsprechend sind alle Schilder hier zweisprachig, bzw. zweischriftig, d.h. chinesisch und kambodschanisch. Im GPS wartet nun auf uns ein sehr kurviger Abschnitt, zu Glück sind es doch nicht die befürchteten Berge sondern die Anlage der Piste entlang des Stausees. Hier müssen alle Buchten umfahren werden. Nach ein paar Kilometern sehe ich das nächste Bauarbeiterdorf. Nach der nächsten Kurve steht plötzlich eine mächtige Staumauer vor uns. Es ist nun schon kurz nach 11 und daher Zeit für die Hitzepause. Oben an der Staumauer finden wir an einem Torbogen ein bisschen Schatten eines grossen Urwaldriesen. Wir bleiben erst einmal hier, und nachdem dort sogar ein Wasserhahn steht gibt es eine ordentliche Waschsession. Die Einheimischen machen das auch hier. Wir bleiben also zu Mittag und kochen noch ein paar Thunfischnudeln.
Wir werden nur ab und zu durch LKW gestört, die den Wasserhahn auch nutzen um ihre Maschinen zu kühlen.

Drueckende Schwuele bereits am Morgen
Da hilft auch ein kurzes Leibli nicht
Morgennebel

Holztransporter
Mopedversammlung vor dem Kiosk

Der Wald ist eindruecklich
Mastenbau in Kambodscha
Hier stehen noch Urwaldriesen
Die Piste wuerde schnell zuwachsen
Ab in die Berge
Kraftwerkshaus der Mittelstufe
Nun geht es rauf
Aeltere Bruecke?
Schoener Fluss, fehlt nur noch Wasser

Gefaelle wird ueberwunden
Da ist der Fluss wieder
Staudamm der Mittelstufe, die Chinesen bauen hier eifrig
Links: Haeuser fuer die Chinesen, Mitte: uebler Luftverpester

Wir folgen der Spur der Zement-LKW
Ende der Mittagspause
Nachdem das Schrankenhäuschen wieder bewohnt ist fahren wir weiter zum nächsten Schatten und warten dort ab, bis sich mal wieder eine Wolke vor die Sonne schiebt. Dann geht es weiter, am Wasserhahn hatte man uns erzählt, dass Oasom nur 10 Kilometer weg ist, also nur ein Katzensprung, in der Hitze hier kann das aber auch noch eine Nachmittagsaufgabe sein. In der Ferne sehen wir eine Rauchsäule, ist das noch eine Baustelle? Nach ein paar Kilometern ist klar, woher der Rauch kommt - Brandrodung. Die ist noch sehr frisch, daher schmoren und kokeln noch Reste der ursprünglichen Vegetation vor sich hin. Ein paar Hütten hat es auch schon und die schwarzbraune  Fläche ist schon durch die Grüntöne von kleinen Bananenstauden durchsetzt. An der Kreuzung von der neuen Strasse zu unserem ursprünglich geplanten Track steht eine neue grosse Unterstation mit herrschaftlichem Haus. Kurz davor kaufen wir noch ein Süssgetränk in einem der Keinstläden die hier alle paar Kilometer am Strassenrand zu finden sind. Nach Oasom geht es recht eben dahin, so dass wir doch schon vor 16 Uhr da sind. Das sehr gut herrgerichtete Guesthouse schlagen wir aus, da wir noch ein paar Kilometer Richtung Promoy machen wollen, wir gehen noch von einigen Bergen aus, das veranschaulichen auch die Handbewegungen der Einheimischen. In einem Laden werden noch Nudelsuppen und Wasser gekauft, sogar eine Zwiebel findet sich und wenig später Gurken. Das Wasser ist hier leider fast ausschliesslich in Halbliterflaschen zu finden, die aber in 12er Packs verkauft werden. Wir füllen diese meist gleich am Laden in unsere grösseren Flaschen um. Um Oasom sind die Brücken teils noch in Bau, für Zweiräder hat es an einer Furt aber einen kleinen Steg und für die Regenzeit sogar ein Floss. Noch bevor wir in die Berge kommengeht es nochmal durch ein langgezogenes Strassendorf. Es macht einen sehr ärmlichen Eindruck, die Gegend hier im Westen soll Kambodschas ärmste Region sein, dabei ist Kambodscha bereits eines der ärmsten Länder der Erde. Nach dem Dorf beginnt dann eine ordentliche Steigung, welche in der Nachmittagshitze uns noch einige Körner kostet, so dass wir  am Berg oben hinter zwei Mobilfunkmasten das Nachtlager aufbauen. Wie immer recht nah an der Strasse, jedoch einigermassen uneinsichtig. Beim Zeltplatz sondieren laufe ich noch in ein kleines Wespennest und bekomme einen Stich ab. Der schmerzt aber weniger als der Bienenstich heute. In meiner Hose hatte etwas gekribbelt, was dann zerdrückt wurde. Beim herunterrutschen im Hosenbein hat die Biene dann noch ihren Stachel in den Unterschenkel gebracht.
vermummte Dina
Weiter durch Wald
Erste Spuren der Brandrodung
Hier rollt es sich gut
traurige Ueberreste
Flussquerung vor Oa Son

Fluss hinter Oa Son, das Floss ist fuer die Regenzeit

Fuer Zweiraeder gibt es einen Steg
Fahrt in den Abend
Zeltplatz
In der Nacht gibt es noch ein paar Tröpfchen, am Morgen sogar einen kleinen Schauer. Nach der Erfahrung von letzter Nacht haben wir aber das Zelt mit Aussenzelt aufgestellt. Die Nacht verläuft ruhig, auf der Strasse hat es fast keinen Verkehr. Am Morgen sind wir erst einmal ganz enttäuscht, dass es steil herunter geht, die Strasse ist teils recht ausgewaschen. Dennoch kommen die Toyota Camry hier gut durch. Von den normalen PKW ist das die einzige Sorte, welche wir sehen, für den Mechaniker dürfte die Modellmonotonie das Leben einfacher machen. Wir sind wie gestern auch, früh weggekommen, da wir noch eine grosse Steigung befürchten, auf meinem Track vermute ich noch ein Maximum von 800 m. Das stellt sich im Nachhinein als falsche Vermutung heraus, es geht nach dem steilen Abhang in eine Ebene über, in welcher wieder ein grösseres Dorf liegt. Wir vermuten, dass die Dörfer hier alle Neugründungen sind, da weite Bereiche des Waldes gerade erst brandgerodet wurden. Zudem sieht man fast ausschliesslich junge Familien.
Als es nach dem Dorf nicht mehr bergauf geht, sehen wir, dass wir doch recht früh in Pro Mouy sind, da hätten wir also gestern doch in das schöne Guesthouse von Oasom einkehren können. Nun fahren wir in Pro Mouy zu einem Guesthouse um die Dusche nachzuholen, wir sind schon ganz klebrig und unsere Kleidung rotgetüncht. Für einen Dollar ist es kein Problem den Waschraum nutzen zu können, wo man sich Wasser aus einem Zuber scheffeln kann. Im Anschluss wird noch schnell die Kleidung gewaschen.

Noch einmal intakter Wald
improvisierte Bruecke
Ende Dschungel
Bruecke bei Pro Mouy (Pramoy)

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