Dienstag, 5. März 2013

Wir folgen dem Weg der Brandrodung nach Battambang

Nachdem es in Pro Mouy noch nicht einmal 11 Uhr ist, geht es nach einer Portion Reis weiter, wir wollen Richtung Battambang, allerdings nicht über die Provinzhauptstadt Prusat, sondern über eine kleine Piste direkt nach Norden, diese sollte nochmals durch ein Waldgebiet gehen. Kurz nach dem Abweig machen wir Mittagsruhe, es ist wieder zu heiss. Heute war allerdings bislang ein recht angenehmer Tag, es hatte meist Wolken am Himmel, welche es uns ermöglichen auch am Nachmittag nicht zu spät unterwegs zu sein. In der Mittagspause gelingt es uns noch den gezeichneten Track über die Russenkarte zu legen, so sehen wir, dass es doch nicht mehr so bergig wird. Die Piste geht zwar durch Bergland, ist aber durch eine weit ausholende Routenwahl nicht so bergig. Die Piste hier ist dennoch ganz nett im kupierten Gelände geführt, bei einer kleinen Siedlung gibt es nochmal ein gekühltes Süssgetränk. Danach geht es in den Wald. Dort sehen wir zum ersten Mal auch die Totenkopfzeichen, welche für Minen warnen. Hier und in der benachbarten Provinz von Pailin soll ihre Dichte besonders hoch sein. Der Wald sieht leider gar nicht mehr gut aus, es hat an vielen Orten gebrannt, die Bäume sind daher kahl und es sieht eher herbstlich aus. Nach einigen einsamen Kilometern folgt wieder ein Dorf, um das herum intensiver aufgeräumt wird, d.h. das was durch die Brandrodung noch nicht vernichtet wurde, wird mit der Motorsäge klein gemacht oder nochmals mit Feuer versucht aus dem Weg geräumt zu werden.

Trister Wald, es ist nicht Herbst
Den Bergen nah
Totenkopf warnt vor Minen, das Schild sieht man selten, es muss wohl niemand gewarnt werden
Die Piste ist steigungsarm
Nach dem Dorf geht es durch trostloses Brandrodungsland weiter. Um 17 Uhr vermuten wir noch einen Ort vor uns und wollen danach Zelten. Leider zieht sich der Ort ewig hin, so dass wir schlussendlich nach 18 Uhr bei einem Laden fragen ob wir im leeren Gebäude gegenüber zelten können. Das ist kein Problem. Beim Laden ist gerade eine kleinere Versammlung und ein paar der Leute sprechen englisch, so erfahren wir, dass sie gerade als Landvermesser hier unterwegs sind um Land für die Neusiedler zu vermessen, welches die Regierung hier wohl zur Verfügung stellt. Etwas verwundert erkundigen wir uns, ob das hier nicht Naturschutzgebiet ist. In einer unserer Karten verläuft der Track zumindest durch ein eben solches Gebiet. Das Naturschutzgebiet scheint jetzt aber wohl nur noch ganz in den Bergen drinnen zu sein, leider hat die Brandrodung auch einen Teil der Hügel aussen herum erfasst. Ganz faszinierend ist es jetzt wo es dunkel wird ein solches ringförmiges Brandgebiet oberhalb von unserer Schlafstätte am Hang zu sehen. Nachdem heute wider erwarten doch eine längere Etappe war, gibt es noch eine grosse Portion Nudeln mit Makrelen und Erbsen. Heute läuft der Kocher auf Anhieb richtig. Kurz vor dem zu Nacht gehen versuche ich noch den Feuerring mit der Kamera einzufangen, das Stativ ist leider defekt, so dass es mit Langbelichtungen schwierig ist. Auf einem geeigneten Podest gelingt mir doch noch eine 60 Sekunden-Aufnahme.

Abendstimmung
Das Dorf will nicht enden
Waldbrand hinter unserem Uebernachtungsplatz
Unser Uebernachtungsplatz
Im Ort hatte man uns schon gesagt, dass nun die nächsten 10 km eher schlecht sind, das bewahrheitet sich am Morgen, die Piste ist hier nicht mehr schön eingeebnet, sondern durch die Regenzeit gezeichnet. Wir haben aber schon die kleine Passhöhe erreicht, in der Abfahrt ist die Strecke einfacher zu meistern. Hier hat es noch auf wenigen Kilometern so etwas wie die natürliche Vegetation, da radelt es sich gleich viel besser. Doch kurze Zeit später liegt ein Baumstamm quer über der Piste, sein Wurzelstrunk kokelt noch, so dass man nicht drum herum fahren kann. Wir helfen dem Moped, das uns gerade erst überholt hatte, beim Heben über den Baumstamm. Als Gegenleistung wird bei unseren Rädern geholfen, so dass wir das Gepäck nicht abnehmen müssen. Leider fängt hier wieder die Brandrodungsregion an. Der Pfad ist weiter eher ein Singletrail, der durch die Mopeds ausgefahren ist. An einer deutlichen Kreuzung verlassen wir leider unseren Track, da auf ihm nur wenige Mopedspuren weitergehen und wir in der OSM-Karte eine Routenalternative sehen. In wenigen Kilometern soll dort der Pfad breiter werden. In der Tat erwartet uns im nächsten Ort eine frisch geschobene Piste, der wir nun nach Batambang folgen wollen. Leider führt diese doch wieder zum Ursprungstrack zurück, damit haben wir mindestens 10 Kilometer Umweg gemacht. Da das GPS zwischendurch hängengeblieben ist, konnten wir nicht feststellen ob wir einen Abzweig verpasst haben. Zumindest war die frisch geschobene Piste doch nicht in der OSM-Karte eingezeichnet. Dafür ist die Gegend hier nun nicht mehr so stark brandgerodet (das ist hier schon länger her), sondern stark landwirtschaftlich genutzt, in der Trockenzeit sieht das aber natürlich auch nicht wunderschön aus. Ein bisschen Brand können die Leute hier aber auch nicht sein lassen, die abgeernteten Felder werden nochmal mit Feuer überzogen. Als wir beim nächsten Ort auf eine Teerstrasse einbiegen, wird dort noch eingekehrt, Reis mit Gemüsepampe und etwas Fleischknochen. Danach suchen wir uns den Schatten für die obligatorische Mittagspause. Wir finden eine schöne Baumgruppe, die einen guten Schatten spendet. Nebenan baden die Jungen im braunen Wasser, welches in Eintiefungen der Entwässerungsgräben übrig geblieben ist. Natürlich wecken unsere Räder die Neugier, so dass wir bald ein Grüppchen um uns versammelt haben.
Sonnenaufgang
Schöne Strecke am Morgen
Leider nur ein kurzer Abschnitt der Wegstrecke
Nett zu fahren
Wir sind ueber den Minipass
Noch stehen einige Urwaldriesen
Dieser Riese wurde gezielt umgebrannt und versperrt den Weg
Wir helfen ruebertragen
Im Gegenzug wird uns mit unseren Raedern geholfen
Durch die Mopeds gut ausgefahren
Rinnsal
Wieder auf der guten Piste
Der Verkehr laeuft fast ausschliesslich ueber Mopeds
Auch diese Landwirtschaftsmaschinen werden als Zugmittel viel gebraucht

Neugierige Jungs bei der Mittagspause
Update: Durch den Umweg haben wir eine Stunde verloren und wissen noch nicht ob wir heute noch nach Battambang kommen. Ich hatte zwar einen recht direkten Weg dafür gezeichnet, am Schluss müssen wir aber auch einigen Zick-Zack-Kurs in Kauf nehmen. Wir brechen daher trotz relativer Hitze gegen 15 Uhr auf. Durch den starken Gegenwind ist es gerade noch erträglich zu fahren. Wir fahren weiter an einem Bewässerungskanal entlang und gelangen nach 10 Kilometern in den nächsten Ort. Die Ortsnamen sind uns alle unbekannt, da unsere Karte hier fast keine Orte hat. Von hier würde es nach Osten zur Teerstrasse gehen, 14 Kilometer ohne Annäherung an Battambang. Wir fahren daher doch lieber den Ursprungstrack weiter. Kurz vor der Stadt kreuzt ein gigantischer Bewässerungskanal, der in Bau ist, die Strasse. Auch hinter der Stadt gelangen wir mit unserem kleinen Weg wieder auf solch einen Kanal und müssen erst einmal eine Brücke finden. Unsicher ob es so nach Battambang geht, sind wir froh, als ein Motorradfahrer uns auf Englisch ansprich, wo wir hin wollen. Es ist oft so in Kambodscha, dass wir gerade auf der Suche nach dem richtigen Weg, von jemandem auf Englisch angesprochen werden. Er beschreibt recht genau, wie wir auf dem direkten Weg ohne die Teerstrasse nach Battambang kommen. Das scheint auch recht genau meinem Track zu entsprechen. Nun ist es ganz spannend dem nächsten Bewässerungskanal zu folgen, der auch in Bau ist. Hier wird alles in Handarbeit gemacht, kleine Betonmischer rühren den Beton an, und an vielen Orten werden die Betonplatten von einigen Arbeitskräften gegossen. Nahe dem Ende des Kanals geht es kurz nach Osten um dann wieder Richtung Battambang zu fahren, unterwegs genehmigen wir uns immer mal wieder ein kühles Getränk, einmal halten wir auch ein Moped an, welches eine Kühlbox aufgeschnallt hat, es hat süsse chinesische Ananasdrinks im Angebot. Zum Glück ist die Hitze heute halbwegs erträglich und die Nachmittagssonne nach 16 Uhr nicht mehr so heiss. So nähern wir uns kontinuierlich Battambang und nehmen auch mal eine unkartierte Abkürzung in Kauf, die uns noch direkter zur Teerstrasse bringt. Die 8 Kilometer nach Battambang gelangen wir noch in die Dämmerung, die wie üblich rasant einfällt. Um unsere Räder etwas transportfähiger erscheinen zu lassen, nutzen wir noch einen Motorradwaschstand, welchen wir zufällig am rechten Strassenrand sehen. Ein bisschen müssen wir aufpassen, da der Hochdruckreiniger (Schlauch mit Pumpe) die Lager schädigen kann. Nun ist nur noch Hotelsuche angesagt, wir navigieren im Halbdunkel bei stärkerem Verkehr in das Stadtzentrum und kommen in einem einfacheren Hotel unter. Die Räder bleiben unten bei der Rezeption. Nach der ersten Dusche seit 4 Tagen geht es noch schnell was Essen. Wir sind allerdings so spät dran (20 Uhr), dass viele Stände schon zu haben. In einem Pub werden wir fündig, es ist zwar nicht ganz billig, aber Dina freut sich schon auf eine Portion Pommes, die wir als Beilage zu den Khmergerichten nehmen. Zudem haben wir Wifi. Hier in Battambang sind wieder ein Haufen westlicher Touristen unterwegs, es soll Nr. 4 im Ranking der touristischen Bedeutung in Kambodscha haben, vor allem dank der französischen Kolonialarchitektur.
Motorradbus
Bewaesserungskanal wird in Handarbeit gebaut
Ueber einige Kilometer folgen wir den Arbeiten
Radlerbegegnung auf der kleinen Nebenstrasse nach Battambang

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